Das Naturforscherschiff. Sophie Worishoffer
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Naturforscherschiff - Sophie Worishoffer страница 23

Название: Das Naturforscherschiff

Автор: Sophie Worishoffer

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ antwortete nicht, es war ihm so sonderbar eng ums Herz, er konnte kein Wort herausbringen. Der helle Tag läßt ja jede Befürchtung, jede Unruhe leichter ertragen, die Abendschatten dagegen fallen wie Fesseln auf die Seele, im Dunkel erscheint alles Schlimme und Beängstigende doppelt quälend, doppelt schwer. Ohne zu sprechen gingen die jungen Leute schnellen Schrittes zum erwählten Nachtquartier zurück. Holm schaffte den toten Affen beiseite, holte Wasser aus einer in der Nähe vorüberfließenden Quelle und entzündete, als es gänzlich finster geworden war, eine der mitgebrachten Wachskerzen. Das Auge fand jetzt ein malerisches, nie gesehenes Schauspiel. In halben Windungen, hier enger und dort weit offen, erstreckte sich die Höhlung bis in die obersten Zweige des Baumes; keineswegs jedoch waren ihre Wände überall dicht und verschlossen, im Gegenteil sah hier und da funkelnd ein Sternchen vom hohen Himmel in das seltsame Nachtquartier der beiden jungen Leute hinein; Vögel und Fledermäuse huschten über ihre Köpfe hinweg, ziehende Schatten verhüllten die höchsten Spitzen, und je zuweilen unterbrach plötzlich eine fremdartig klingende Stimme erschreckend die Stille der anbrechenden Nacht.

      »Den Eingang können wir nicht verschließen,« meinte Holm, »daher muß einer von uns wachen, während der andere schläft. Lege dich hin, Hänschen, und sei völlig ohne Sorgen, hörst du?«

      Der Knabe widersprach nicht. Er wußte nur allzu wohl, daß kein Schlummer seine Augen umhüllen werde, und daß es ihm daher möglich sei, in jeder Minute dem etwa bedrohten Freunde zu Hilfe zu eilen, – mochte es recht still bleiben, mochte die Unterhaltung gänzlich stocken, desto besser ließ sich den eigenen schlimmen Befürchtungen nachhängen.

      Und so vergingen Stunden. Das geheimnisvolle Leben des Urwaldes regte sich und sprach und flüsterte mit tausend Stimmen. Es glitt über das Moos dahin, es lauschte durch die hohen Farn und flatterte in den Wipfeln. Zuweilen fielen reife Früchte herab, oder stürzte polternd unter den ungestümen Sprüngen einer Affenschar ein dürrer Ast auf den Boden; lautes Kreischen und Bellen bezeichnete den Weg, den die nächtlichen Plünderer genommen, hart vorüber an dem hohlen Baum wälzte sich der wilde Haufe, und durch die entstehende Stille klangen wieder die Stimmen derjenigen Geschöpfe, welche jählings aus ihrer Ruhe aufgescheucht worden waren. Da schien plötzlich der Boden selbst zu erdröhnen, wie dumpfes Rollen tönte es herüber, Zweige und Äste knackten, größere Körper bewegten sich vorwärts, offenbar dem Versteck der beiden entgegen. Holm versicherte sich seiner Kugelbüchse, – die Herannahenden konnten ja möglicherweise Bonny- oder gar Beninleute sein. —

      Hinter ihm erhob sich geräuschlos die leichte Gestalt des Knaben. »Ich schlafe nicht, Karl! Was bedeutet das sonderbare Geräusch?«

      Ein Schnaufen und Brüllen durchdrang die Luft, – Holm atmete auf. »Gottlob, wenigstens doch keine Menschen.«

      Er stellte die Büchse neben sich. Die da herankamen, waren ohne Zweifel Elefanten, also in betracht des engen Zuganges ein unschädlicher Besuch; im Gegenteil konnte man sie so recht bequem aus der Nähe beobachten. Die ersten Riesengestalten wurden im Halbschatten unter den Stämmen bereits sichtbar; dunkel und gewaltig wälzten sie sich heran, in gerader Richtung dem Versteck entgegen, pfeilschnell jetzt, feindlich wie es schien, wenigstens zwölf an der Zahl. Als das erste Tier mit gesenktem Kopfe, rasch nach einander drei laute gellende Pfiffe ausstoßend, den Baum anrannte, da konnten sich beide jugendliche Bewohner desselben doch des unwillkürlichen Erschreckens nicht erwehren, obwohl freilich der erlittene starke Anprall den alten Boabab in keiner Weise erschüttert hatte. Nun erst erkannten Lehrer und Schüler den Feind ihrer nächtlichen Ruhe. – Die Herde bestand aus glatthäutigen schwarzen Rhinozerossen mit je zwei großen Hörnern, einer Tiergattung, die zu den bösartigsten unter allen gerechnet wird, wenigstens was Kampfbegier und Stärke anbetrifft. Die gellenden Pfiffe wiederholten sich, wütende Stöße trafen den Baum, so daß Splitter und Flechten nach allen Seiten flogen, dennoch aber war keine eigentliche Gefahr vorhanden, die Wände standen wie von Eisen. Holm trat zurück und legte an. Freilich konnte die Kugel das Tier nicht verwunden, aber doch vielleicht erschrecken.

      Der Erfolg entlockte beiden Versteckten ein herzliches Gelächter. Sobald der Schuß krachte, fuhr das zunächst stehende Ungeheuer wie vom Blitz getroffen zurück, mitten in die Herde seiner Genossen hinein, alles sprengend, alles in Verwirrung setzend und dann mit lautem Gebrüll davon eilend. Hinter ihm her jagten die übrigen, als sei ihnen der böse Feind auf den Fersen.

      Holm und der Knabe lachten, wie sie es seit geraumer Zeit nicht mehr gekonnt. »Unser Glück war es, daß wir den schwarzen Riesen nicht im offenen Walde begegneten,« sagte endlich der junge Gelehrte, »sonst wäre es uns schlimm ergangen. Um diese Zeit wandern die Nashörner in ganzen Trupps auf bestimmten Wegen zur Tränke, am Tage dagegen liegen sie meistens unter dem Baum, dessen Zweige ihr Dach bilden, und lassen sich nur stören, wenn ihnen der Wind die Witterung eines Feindes – des Menschen – zuführt. Während sie weder scharf sehen noch hören, ist ihr Geruchssinn so ausgebildet, daß sie auf Hunderte von Metern das Herannahen eines Jägers mit Sicherheit erkennen. Sie stürzen sich ihm dann blindlings entgegen und fallen in die verdeckte Grube, welche zu diesem Zwecke vorher sorgfältig angelegt worden ist. Nur auf diese Weise läßt sich das gewaltige, bösartige Tier einfangen.«

      »Die schwarzen Unholde hatten eine ganz glatte Haut,« bemerkte Hans, »ihr Vetter im Hamburger Zoologischen Garten ist am Körper überall mit Falten bedeckt. Wie kommt das?«

      »Letztere Art ist die indische,« antwortete Holm. »Aber nun will ich schlafen, mein Junge. Wahrhaftig, – es muß sein, – in der nächsten Nacht werden wir ja wandern.«

      Und wieder kehrte die frühere Stille zurück. Holm schlief, Hans hörte seine tiefen Atemzüge, alles rings umher lockte zur Ruhe, zum bequemen, wachen Träumen und sich hinzugeben an das Schweigen der Nacht. Unmerklich sank des Knaben Kopf gegen die Baumrinde, unmerklich schlossen sich die Augen – er konnte ja hören, auch wenn er nicht sah! – und dann kam der sonderbare Zustand, wo wir zu wachen, zu handeln und uns zubewegen glauben, während doch der Schlaf mit siegreicher Gewalt immer mehr von unserm Bewußtsein Besitz ergreift und es endlich ganz in Dunkel hüllt. Als die beiden erwachten, erst Hans und dann, durch dessen lauten Ausruf erschreckt, auch der junge Gelehrte, da schien die Sonne hell vom Himmel herab, es mußte wenigstens acht Uhr morgens sein; Bäume und Blüten erglänzten im frischen Schimmer, ein angenehm fächelnder Wind zog durch die Laubkronen und mit ungezählten Stimmen sangen im Gezweig die verschiedenen Vogelarten. Holm und der Knabe sahen einander an. Wie nahe war vielleicht während dieser Nacht der Tod an ihnen vorübergegangen!

      »Das laß uns als gutes Vorzeichen nehmen,« rief Holm. »Wir haben geschlafen, obgleich Löwen und Hyänen uns umschlichen, wir haben Geist und Körper neu gekräftigt, ohne durch irgend eine Gefahr beunruhigt zu werden, also ist auch unsere Stunde noch nicht herangekommen. Gib acht, wir finden heute noch die anderen wieder!«

      Seine gute Stimmung belebte auch den Knaben. »Was tun wir denn jetzt zunächst, Karl?« fragte er.

      »Hm, wir schießen uns einen Braten, pflücken Früchte, holen Wasser und gehen ein wenig auf die Jagd, kurz, wir spielen Robinson zu zweien. Sobald dann das erste Sternchen am Himmel erscheint, beginnt die Heimreise.«

      »Und das denkst du durchführen zu können, Karl?«

      »Ganz gewiß, Hänschen, nur bleibt es unbestimmt, ob mir auf diesem Wege ein Dorf der Bonny streifen werden oder nicht. Unser Schiff müssen wir erreichen.«

      Während dieser Unterhaltung waren die beiden aus ihrem Versteck hervorgekommen und sahen nun von draußen die Verheerungen, welche in der letzten Nacht durch die Rhinozerosse angerichtet waren. Handgroße Holzsplitter lagen umher, Büsche und Gräser waren zerstampft, als sei eine Schlacht geliefert worden und hier und dort sogar ein junger Baum vollständig geknickt. Der Weg, den die riesigen Tiere eingeschlagen, zeigte sich als sehr leicht erkennbar.

      Holm winkte seinem jungen Begleiter. »Jedenfalls gibt es hier herum einen Flußarm oder sonstiges Gewässer, СКАЧАТЬ