Waldröschen V. Ein Gardeleutnant. Karl May
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Название: Waldröschen V. Ein Gardeleutnant

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ die jetzige Generation der Geschlechter wirklich höher zu achten sein als der bürgerlich Geborene, so bin ich wenigstens dem Ahnen vollständig ebenbürtig, und das genügt mir.«

      Eine solche Zurechtweisung war dem Reitergeneral noch nie geworden. Er kniff die Augen zusammen und versetzte mit scharfer Stimme:

      »Wie? Was? Antworten wollen Sie? Ah, das muß man sich merken! Sie sind entlassen. Gehen Sie!«

      Kurt salutierte und ging. Sein Weg führte ihn zum Obersten. Hier mußte er fast eine Stunde lang antichambrieren, obgleich sich kein Mensch im Vorzimmer befand. Endlich wurde er eingelassen. Der Oberst saß am Pult und drehte ihm in nachlässiger Weise den Rücken zu. An einem Seitentisch schrieb Branden, der Adjutant. Dieser letztere warf einen einzigen kalten Blick auf den Eintretenden und schrieb dann weiter.

      Es vergingen einige Minuten, ohne daß es schien, als ob Kurts Eintritt bemerkt worden sei. Da hustete er laut und vernehmlich, vielleicht auch ein wenig maliziös, und nun drehte sich der Oberst langsam um.

      »Wer hustet da? Ah, es ist jemand hier! Wer sind Sie?« – »Leutnant Helmers, zu Ihrem Befehl, Herr Oberst.«

      Da erhob sich der Regimentskommandeur, setzte das Monokel ein und betrachtete den Leutnant mit eisigem Blick. Als er an dem Äußeren desselben nicht das geringste auszusetzen fand, meinte er:

      »Also eingetroffen! Melden Sie Ihre Wohnung auf der Adjutantur. Ich muß Ihnen sagen, daß man bei der Garde anspruchsvoll ist. Kennen Sie die Herren Offiziere bereits?« – »Nein.« – »Hm! Werden Sie im Kasino speisen?« – »Ich wohne und esse bei Bekannten.« – »Ah so! Hm! Da weiß ich nun allerdings nicht, wie man Sie mit den Herren bekannt machen soll!«

      Kurt verstand, was man meinte, doch antwortete er in höflichem Ton:

      »Ich glaube es ist Brauch, daß stets die Herren Adjutanten es übernehmen, die Bekanntmachung der Kameraden untereinander zu vermitteln. Ich weiß nicht, ob ich annehmen muß, daß bei der Garde ein anderer Modus gebräuchlich ist.«

      Der Oberst räusperte sich sehr vernehmlich und antwortete:

      »Sie können doch nicht verlangen, daß man beim Gardekorps, welches die Elite des Adels in sich vereinigt, eine so – gelinde gesagt – bürgerliche Gepflogenheit akzeptiert – einem der infolge seiner Geburt außerhalb dieses Kreises steht, ist es nicht leicht in denselben einzudringen. Ein vernünftiger Gärtner wird niemals der gemeinen Kartoffel einen Platz anweisen neben der vornehmen Kamelie oder Rose…« – »Und doch bringt diese ›gemeine‹ Kartoffel vielen Millionen Heil und Segen, während Rose und Kamelie nur für das Auge oder die – Nase sind«, fiel Kurt schnell ein. »Ich bin überzeugt, daß selbst die vom Herrn Oberst erwähnte Elite des Adels eine geschmorte Rose oder Kamelie für ein Unding hält, während die so ordinäre Kartoffel längst den vornehmen Kreis, von dem ich soeben hörte, siegreich gesprengt hat.«

      Der Oberst kniff das Monokel fester ein, warf einen höchst erstaunten Blick auf den Sprecher und sagte in scharfem Ton:

      »Herr Leutnant, ich bin nicht gewöhnt, mich unterbrechen zu lassen; merken Sie sich das gefälligst!« Und sich zum Adjutanten wendend, fragte er: »Mein lieber Branden, werden Sie dieser Tage das Kasino besuchen?« – »Ich bezweifle es«, antwortete dieser kühl und ohne von seiner Schreiberei aufzublicken. Und mit noch größerer Kälte meinte nun der Oberst zu Kurt: »Sie hören es, Leutnant. Es wird Ihrem eigenen Ermessen anheimgestellt bleiben, sich auf irgendeine Weise den Herren Offizieren zu nähern.«

      Kurt nickte sehr gleichgültig und sagte:

      »Ich sehe mich gezwungen, den einzigen Weg zu gehen, den man mir offengelassen hat. Aber ebenso, wie der Herr Oberst gewöhnt ist, sich nicht unterbrechen zu lassen, was ich mir merken soll, so habe ich auch meine Gewohnheiten, und zu diesen gehört, daß ich meinen Weg gehe, ohne mich hindern oder gar aufhalten zu lassen, was man sich gefälligst auch merken möge! Darf ich fragen, wann ich mich zur Verfügung zu stellen habe?«

      Bei dieser kühnen Entgegnung hatte sich der Adjutant langsam erhoben; er maß den Sprecher mit einem Blick, in welchem das feindseligste Erstaunen zu lesen war. Das Gesicht des Obersten zeigte sich vom Zorn tief gerötet, doch beherrschte er sich und sagte in gebieterischem Ton:

      »Was kümmern uns Ihre Gewohnheiten! Melden Sie sich morgen Punkt neun Uhr vor der Front zum Dienst. Jetzt sind Sie entlassen!«

      Da zog Kurt das Schreiben hervor, überreichte es mit einer dienstlichen Abschiedsbewegung und sagte:

      »Zu Befehl, Herr Oberst! Zuvor aber diese Zeilen, die ich von Seiner Exzellenz den Befehl habe, zu überreichen.«

      Er drehte sich um und verließ sporenklirrend das Zimmer. Der Oberst hielt das Kuvert in der Hand, doch sein Auge ruhte auf dem Adjutanten.

      »Ein renitenter Kerl«, meinte er zornig. – »Man wird ihm seine Kartoffeln unter die Nase reiben«, antwortete dieser. – »Ich kann nicht begreifen, daß die Exzellenz ihm eine dienstliche Zufertigung anvertraut! Oder sollte der Inhalt privater Natur sein? Will sehen!«

      Er öffnete und las:

      »Herr Oberst!

      Überbringer ist von kompetenter Seite warm empfohlen. Ich erwarte, daß dies von seinen Kameraden ebenso berücksichtigt werde, wie ich bereit bin, nach Prüfung seiner Fähigkeiten dieselben anzuerkennen. Ich wünsche nicht, daß seine bürgerliche Abstammung ihn um das freundliche Willkommen bringe, das er erwarten wird.«

      Der Oberst stand, als er dies gelesen hatte, mit geöffnetem Mund da.

      »Alle Teufel!« rief er. »Das ist ja geradezu eine Empfehlung! Und noch dazu vom Minister selbst, eigenhändig geschrieben und adressiert! Aber es kann mir nicht einfallen, eine solche Bresche in unseren aristokratischen Zirkel sprengen zu lassen. Hier hört selbst die Macht eines Ministers auf. Und dieser Helmers ist mit seinem widerstrebenden Auftreten nicht der Mann, dem zuliebe man unsere alten und wohlberechtigten Regeln umstürzen möchte.«

      Kurt fuhr zum Major, bei dem gerade er zu dieser Zeit der Gegenstand des Gesprächs war. Der Rittmeister befand sich mit seiner Frau bei Majors, und außerdem gab es da noch einen jungen Leutnant, der ein Verwandter des letzteren war. Er war heute beim Abschluß der Wette und auch während des Diners zugegen gewesen, hatte sich jedoch dabei sehr schweigsam verhalten und erzählte jetzt den Vorgesetzten und ihren beiden Damen den Vorgang. Dabei kam natürlich die Rede auch auf den neuen, bürgerlichen Kameraden, dessen Eintritt in das Regiment der Adjutant verkündigt hatte. Sowohl der Major als auch der Rittmeister schlossen sich dem allgemeinen Beschluß, Helmers abweisend zu behandeln, an, aber der Leutnant sagte mit ruhiger Freimütigkeit:

      »Man sollte einen solchen Beschluß doch nicht fassen, ohne den Kameraden zuvor kennengelernt zu haben. Er ist zwar bürgerlich, aber das schließt ja doch nicht aus, ein Ehrenmann zu sein. In diesem Fall muß er sich fürchterlich beleidigt fühlen, er wird mit aller Gewalt provoziert, und es ist nicht abzusehen, welche Händel da entstehen können.« – »Pah, Sie sind zu weichherzig, mein lieber Platen«, meinte der Major. »Das ist ein Jugendfehler. In zehn Jahren werden Sie ähnliche Fälle sicher ganz anders beurteilen. Es drängt sich keine Krähe ungestraft in den Kreis der Falken und Adler ein. Plebs bleibt Plebs, ich kenne das. Dieser Eindringling wird mir heute jedenfalls seine Antrittsvisite machen, und er soll sofort merken, was er von uns zu erwarten hat.«

      Bereits während dieser Worte hatte sich das Rollen eines leichten Wagens hören lassen. Jetzt öffnete sich die Tür, und der Diener meldete den Leutnant Helmers.

      »Ah, lupus in fabula!« sagte der Rittmeister, indem er sein Gesicht in strenge Falten legte.

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