Waldröschen V. Ein Gardeleutnant. Karl May
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Название: Waldröschen V. Ein Gardeleutnant

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ und wortkarger Mann zu sein, so daß Ravenow es vorzog, auf eine bessere Gelegenheit zu warten.

      Seine Geduld sollte auf eine nicht zu lange Probe gestellt werden, denn er sah einen Mann drüben aus dem Haus treten, der über die Straße herüber und in das Schenklokal kam. Derselbe bestellte sich ein Glas Bier, nahm ein Zeitungsblatt, legte es aber bald wieder weg und blickte sich im Zimmer um, als suche er eine bessere Unterhaltung als diejenige, die ihm die Zeitung bieten konnte.

      Diese Gelegenheit ergriff der Leutnant Er vermutete aus der ganzen Haltung des Mannes, daß derselbe Soldat gewesen sei, und beschloß, ihn als Kameraden zu behandeln. So begann er also ein Gespräch mit ihm, und es dauerte nicht lange, so saßen die beiden beisammen und sprachen von Krieg und Frieden und allem, was auf der Bierbank Gesprächsthema zu sein pflegt

      »Hören Sie«, meinte endlich der Leutnant, »nach dem, wie Sie sich ausdrücken, scheinen Sie beim Militär gewesen zu sein.« —

      »Das will ich meinen, ich war Unteroffizier«, lautete die Antwort. – »Ah, ich bin auch Unteroffizier!« – »Sie?« fragte der andere, indem er die zarten Hände und die ganze Gestalt seines Gegenübers erst jetzt sorgfältig musterte. »Hm! Warum tragen Sie keine Uniform?« – »Ich bin beurlaubt.« – »So! Hm! Und was sind Sie denn sonst?«

      Man hörte dem Ton seiner Stimme an, daß er nicht so recht an den Unteroffizier glaubte. Ravenow trug zwar Zivil, aber der Offizier war ihm dennoch auf tausend Schritt anzusehen.

      »Kaufmann«, antwortete er. »Wie heißen Sie?« – »Mein Name ist Ludwig, nämlich Ludwig Straubenberger dahier.« – »Wohnen Sie in Berlin?« – »Das versteht sich. Ich wohne da drüben im Palais des Herzogs von Olsunna.« – »Ah, dieses Palais gehört einem Herzog?« – »Ja, einem spanischen, er hat es erst vor kurzer Zeit gekauft.« – »Hat er viel Dienerschaft?« – »Hm, nicht sehr übermäßig.« – »Heißt vielleicht einer seiner Beamten Sternau?«

      Ludwig, der alte Jägerbursche, wurde aufmerksam. Er war ein einfacher Naturmensch, aber mit dem Scharfsinn dieser Art von Leuten erriet er sofort, daß er ausgehorcht werden solle. Die vergangenen Ereignisse, die mit dem Namen Sternau zusammenhingen, waren derart, daß man vorsichtig sein mußte. Dieser Mann, der sich für einen Unteroffizier ausgab, schien mehr zu sein, und da Ludwig bereits von dem Kutscher erfahren hatte, was im Tiergarten geschehen war, so nahm er sich vor, sich nicht überlisten zu lassen.

      »Sternau?« sagte er. »Ja.« – »Was ist der Mann?« – »Kutscher.« – »Alle Teufel, Kutscher. Hat er eine Frau und eine Tochter?« – »Das versteht sich dahier.« – »Sind es die beiden Frauen, die vorhin im Tiergarten spazierenfuhren?« – »Ja.« – »Aber die sahen doch wahrhaftig nicht wie die Frau und die Tochter eines Kutschers aus.« – »Warum nicht? Der Herzog bezahlt seine Leute so gut, daß ihre Weiber und Töchter schon Parade machen können. Übrigens sind sie nicht, was man so nennt, spazierengefahren dahier. Der Sternau sollte die neuen Trakehner einfahren, und da es egal ist, ob der Wagen leer geht oder nicht, so hat er eben seine beiden Weibsen mitgenommen.« – »Donnerwetter! Ja, grob wie Fuhrmannsweiber waren sie!« entfuhr es dem Leutnant. – »Ah, grob sind sie gewesen? Haben Sie das gehört dahier?«

      Bei dieser Frage blickte Ludwig den Leutnant mit einem unendlich pfiffigen Ausdruck in das Gesicht. Dieser sah ein, daß er eine große Unvorsichtigkeit begangen habe, und versuchte einzulenken:

      »Ja, etwas habe ich gehört. Ich war im Tiergarten. Gerade vor mir hielt eine Kutsche, ein Offizier mußte aussteigen und wurde von den beiden Frauen auf das maliziöseste beschämt« – »So! Hm! Und woher wissen Sie, daß diese Frauen Sternau heißen, he?« – »Sie nannten dem Schutzmann, der dabeistand, ihren Namen.« – »Und wie kommen Sie nun sogleich hierher und fragen mich nach ihnen?« – »Der reine Zufall!« – »Zufall, schön! Da nehmen Sie sich ja in acht daß hier diese meine Hand nicht vielleicht an Ihre Backen klatscht natürlich auch bloß aus reinem Zufall!« – »Oho, was soll das heißen?« – »Das soll heißen, daß sich der Ludwig Straubenberger nicht für einen Narren halten läßt. Sie hätten mir ganz das Aussehen eines Unteroffiziers dahier! Sie sind jedenfalls der Leutnant selber, der Luftikus, dem die ›Fuhrmannsweiber‹ so hübsch heimgeleuchtet haben. Nun kommen Sie hierher, um zu spionieren und die Gelegenheit weiter zu verfolgen. Aber davon lassen Sie ab, denn Sie tragen doch weiter nichts davon, als einen tüchtigen Buckel voll Prügel dahier. In Beziehung auf Keile bin ich gleich bei der Hand, das merken Sie sich! Jetzt gehe ich fort, in fünf Minuten komme ich wieder, ich bringe den Kutscher mit und noch einige andere, die sich gern ein Gaudium machen. Werden Sie von dem Kutscher erkannt so gerben wir Ihnen Ihr Leutnantsleder, bis es Löcher kriegt Damit Punktum und adieu dahier!«

      Nach dieser kräftigen Rede erhob sich der biedere Straubenberger, bezahlte sein Bier und ging. Er war kaum drüben im Torweg verschwunden, so verließ auch Ravenow das Lokal. Er hatte nicht die mindeste Lust, sich mit dieser Art von Leuten in einen Faustkampf einzulassen, und fluchte ingrimmig in sich hinein, daß sich heute alles gegen ihn verschworen zu haben schien. Daß Ludwig ihn bezüglich der beiden Frauen ganz und gar falsch berichtet hatte, ahnte er nicht.

      Mittlerweile war die Zeit gekommen, in der die unverheirateten Offiziere sich im Kasino zu versammeln pflegten, um zu dinieren. Ravenow stellte sich auch ein. Unter den Anwesenden war bereits von seiner Wette gesprochen worden, und so wurde er mit hundert Fragen begrüßt Er suchte die Beantwortung derselben zu umgehen, als man ihm aber keine Ruhe ließ und ihn aufforderte, sein Abenteuer zu erzählen, meinte er:

      »Was soll ich weiter darüber sagen? Ich habe zwar volle fünf Tage Zeit, aber die Wette ist bereits gewonnen.« – »Beweise es, so bezahle ich sie bereits heute!« erklärte Golzen, der auch mit zugegen war. – »Beweisen?« lachte Ravenow zynisch. »Was gibt es hier zu beweisen? Man wird mir doch wohl zutrauen, die Tochter eines Kutschers zu besiegen.« – »Eines Kutschers?« fragte Golzen erstaunt. »Unmöglich!« – »Pah! Ihr Vater heißt Sternau und ist der Kutscher des Herzogs von Olsunna.« – »Das kann ich nicht glauben. Diese Dame kann unmöglich die Tochter eines Kutschers sein.« – »So gehe und überzeuge dich.« – »Das werde ich allerdings tun. Eine solche Schönheit ist es wert, daß man sich nach ihr erkundigt. Übrigens hast du Beweise zu bringen, daß du bei ihre reüssiert hast. Ich werde den Fuchs natürlich nicht ohne Beweise von mir geben.« – »Pah, so schenke ich ihn dir! Man kann nicht von mir verlangen, daß ich mich mit einem Kutschermädchen öffentlich zeige, nur um zu beweisen, daß sie mich mit ihrer hohen Zuneigung beglückt.« – »Es handelt sich um eine Wette, also um einen Gewinn oder Verlust, nicht aber um ein Geschenk. Ich muß dich wirklich bitten, den Beweis zu liefern, in welcher Weise du das tust, ist lediglich deine Sache. Eine bloße Versicherung kann keine Wette endgültig entscheiden. Was meinen Sie, Kapitän? Sie sind hier fremd und also über den Parteien.«

      Diese Frage war an einen langen, hageren Mann gerichtet, der mit am Tisch saß. Er trug zwar Zivil, war aber als Kapitän Parkert von der US-Marine in die Räume des Kasinos eingeführt worden. Er mochte bereits über sechzig zählen, hatte ein echtes Yankeegesicht und ließ verlauten, daß er vom Kongreß gesandt sei, um Einsicht in die Marineverhältnisse Deutschlands zu nehmen. Er war dem Gespräch erst mit Gleichgültigkeit gefolgt, hatte aber gelauscht, als er die Namen Olsunna und Sternau hörte. Eben wollte er antworten, als sich die Tür öffnete und ein Oberleutnant der Gardehusaren eintrat, der das Abzeichen des Adjutanten trug. Er hatte ein etwas echauffiertes Aussehen und warf seine Kopfbedeckung mit einer Miene auf den Stuhl, die deutlich zeigte, daß er sich in einer höchst verdrießlichen Stimmung befinde.

      »Holla, Branden, was ist‘s?« fragte einer der Anwesenden. »Hat es etwa beim Alten eine Nase gegeben?« – »Das und noch anderes«, antwortete der Mann mit einem Fluch. – »Alle Teufel, also doch eine Nase! Weshalb?« – »Das Regiment reitet zu kurz, hat überhaupt keine schneidigen Offiziere mehr, so meinte der Oberst. Ich soll das den Herren privatim mitteilen, damit es ihnen nicht später öffentlich vor der Front gesagt werden muß.«

      Damit СКАЧАТЬ