Waldröschen V. Ein Gardeleutnant. Karl May
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Название: Waldröschen V. Ein Gardeleutnant

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ – »Ich habe sie zugesagt erhalten, aber man macht mir Schwierigkeiten.«

      Das war dem Kapitän willkommen. Er sagte mit der Miene eines Protektors:

      »Lassen Sie sie fahren. Ich kann Ihnen ein jedenfalls besseres Unterkommen verschaffen, wenn ich sehe, daß Sie sich nützlich zu machen verstehen. Sie müßten allerdings eine kleine Portion Schlauheit besitzen.«

      Kurt zwinkerte höchst unternehmend mit den Augen und antwortete:

      »Daran fehlt es wahrscheinlich nicht, wie Sie bald erkennen sollen.« – »Aber ich müßte erfahren, wer Sie sind und wie Sie heißen.« – »Gut. Sie sollen es erfahren, sobald ich Ihnen bewiesen habe, daß ich zu gebrauchen bin. Ich will Ihnen nämlich sagen, daß ich hier an gewissen Orten nicht gut angeschrieben stehe; das veranlaßt mich, vorsichtig zu sein.«

      Der Kapitän nickte erfreut. Er gewann die Ansicht, es hier mit einem Menschen zu tun zu haben, der in irgendeiner Beziehung mit der bestehenden Ordnung zerfallen sei und sich also zu einem fügsamen Werkzeug ausbilden lassen werde. Er antwortete:

      »Das genügt einstweilen. Ich engagiere Sie und geben Ihnen einen kleinen Vorschuß auf das Honorar für die Dienste, die Sie mir leisten werden. Hier haben Sie fünf Taler.«

      Er zog die Börse und legte die erwähnte Summe auf den Tisch. Kurt jedoch schob das Geld zurück und entgegnete:

      »Ich bin nicht so sehr abgebrannt, daß ich eines Vorschusses bedarf, mein Herr. Erst die Arbeit und dann der Lohn; das ist das richtige. Was habe ich zu tun?«

      Das Gesicht des Kapitäns zeigte, daß er sehr zufriedengestellt sei.

      »Ganz wie Sie wollen«, sagte er. »Auch ich bin ein Anhänger Ihres Grundsatzes, den wir also befolgen wollen. Ihr Schaden wird es nicht sein. Was Sie zu tun haben, fragen Sie? Zunächst haben Sie sich zu erkundigen nach dem Herzog von Olsunna, nach seinen häuslichen Verhältnissen, nach den Gliedern seiner Familie, nach allem, was er treibt und tut. Vor allem möchte ich erfahren, welche Personen seines Haushaltes den Namen Sternau führen und ob sich bei ihm jemand befindet, der Helmers heißt.« – »Das wird nicht schwer zu erfahren sein.« – »Gewiß. Sodann werde ich Sie vielleicht nach Mainz schicken, um eine sehr leichte Aufgabe zu lösen, die sich auf einen Oberförster bezieht, den ich beobachten lassen möchte. Sie scheinen mir ganz dazu geeignet zu sein.« – »Ah, Sie gehören wohl zur Polizei?« – »Vielleicht«, antwortete der Gefragte mit wichtiger, geheimnisvoller Miene. »Doch habe ich auch ein wenig mit der hohen Politik zu tun. Ich will aufrichtig sein und Ihnen einiges anvertrauen. Ich hoffe, daß ich es ohne Gefahr tun kann.« – »Richten Sie Ihre Mitteilungen so ein, daß Sie nicht Gefahr laufen können«, lachte Kurt. – »Hm, ich bemerke, daß Sie ein kleiner Schlaukopf sind, und das spricht zu Ihren Gunsten. Sie wissen, daß wir im Jahre 1866 stehen und daß Österreich von Preußen besiegt worden ist?« – »Wer wüßte dies nicht!« sagte Kurt mit ernster Miene. – »Nun, diese Frage war dumm, aber sie sollte als Einleitung dienen. Österreich ist also geschlagen und sucht nach einem Bundesgenossen, um die Scharte auszuwetzen. Diesen Verbündeten scheint es in Frankreich gefunden zu haben. Napoleon hat den Erzherzog Max zum Kaiser von Mexiko gemacht. Nun fragt es sich, ob diese Freundschaft von langer Dauer sein wird. England und Nordamerika wollen Max nicht anerkennen und zwingen Napoleon, seine Truppen zurückzuziehen. Max wird auf sich selbst und Österreich angewiesen sein, und dieses letztere ist durch den deutschen Krieg so geschwächt, daß es ihm unmöglich helfen kann. Das wird Mexiko benutzen, um den Kaiserthron umzustürzen. Dadurch werden und müssen in den gesamten politischen Kreisen Verwirrungen entstehen, welche jeder Staat für sich ausnutzen will. Sie finden darum am Hof des Siegers hier in Berlin zahlreiche geheime Emissäre, die das Terrain zu rekognoszieren haben, um ihre Regierungen in den Stand zu setzen, den geeigneten Augenblick zu benutzen.« – »Und ein solcher Emissär …«, fiel Kurt ein. – »Nun?« – »Sind auch Sie?« – »Allerdings«, nickte der Kapitän. – »Welche Regierung vertreten Sie?« – »Das bleibt Ihnen zunächst noch Geheimnis. Ich machte Ihnen diese Mitteilung nur, um Ihnen zu zeigen, daß ich imstande bin, Ihnen eine Zukunft zu geben, wenn ich Sie geschickt und treu finde. Ihre nächste Aufgabe ist, alles auszuforschen, was mit dem Namen Olsunna in Verbindung steht.« – »Und wenn ich dies getan habe, wie und wo kann ich Ihnen das Resultat mitteilen?« – »Ich sehe, daß ich Ihnen aus meinem Namen kein Geheimnis machen darf, wie Sie mir aus dem Ihrigen. Übrigens werden Sie finden, daß ich Ihnen nur so viel mitgeteilt habe, als ich ohne Gefahr konnte. Mein Name ist Kapitän Parkert, und ich logiere im Magdeburger Hof. In dieses Gasthaus kommen Sie, sobald Sie mir irgend etwas mitzuteilen haben.« – »Möglich, daß dies sehr bald geschieht«, sagte Kurt zweideutig. – »Ich hoffe es«, meinte Parkert, sein Glas austrinkend. »Ich denke, daß es zu unserem beiderseitigen Vorteil sein wird, daß wir uns kennengelernt haben. Für den Fall, daß Sie recht bald etwas erfahren, muß ich Ihnen sagen, daß ich vor zwei Stunden nicht in meinem Gasthof zu finden bin. Adieu!« – »Adieu!«

      Der Kapitän reichte Kurt die Hand hin; dieser jedoch tat, als bemerke er dieses nicht, und verbeugte sich bloß, vorsichtshalber aber wie ein Mensch, der nicht geübt ist, eine elegante Verneigung zustande zu bringen. Parkert ging, und Kurt blieb allein zurück.

      Wie kam es, daß dieser verschlagene Seeräuber so aufrichtig gewesen war? Hatte das ehrliche Gesicht Kurts ihn zu dieser unvorsichtigen Vertrauensseligkeit hingerissen? Oder war es auch hier, wie so oft der Fall, daß der Bösewicht gerade dann, wenn er meint, seinen ganzen Scharfsinn angewandt zu haben, den größten Fehler macht?

      Diese Frage legte Kurt sich vor, doch ohne sie sich beantworten zu können.

      Eins aber sah er ein: Er mußte schleunigst die zwei Stunden benutzen, um im Magdeburger Hof das Terrain zu rekognoszieren. Hier handelte es sich nicht bloß um private, sondern auch politische Machinationen.

      5. Kapitel

      Kurt erkundigte sich beim Wirt, wie das Gasthaus zu finden sei, bezahlte sein Bier und ging. Da er gesehen hatte, daß der Kapitän sich nach der entgegengesetzten Richtung entfernte, so konnte er ziemlich sicher sein, von ihm nicht überrascht zu werden.

      Er erreichte das Haus, trat in die Gaststube und verlangte zu trinken. Ein Kellnermädchen brachte ihm das Verlangte. Es fiel ihm auf, daß sie ihm mit einer erfreuten Miene zulächelte. Er sah ihr fragend in das hübsche Gesicht; sie mochte es als Aufforderung nehmen und sagte:

      »Kennen Sie mich nicht mehr, Herr Leutnant?«

      Er besann sich, und da kam ihm plötzlich eine heimatliche Erinnerung.

      »Sapperlot!« sagte er. »Ist‘s wahr? Sind Sie nicht Uhlmanns Bertha aus Bodenheim?« – »Ja, die bin ich«, lachte sie fröhlich.

      »Ich bin oft in Rheinswalden gewesen und habe Sie da gesehen.« – »Aber ich Sie nicht seit mehreren Jahren, und dies ist der Grund, daß ich Sie nicht sogleich erkannt habe. Wie aber kommen Sie nach Berlin?« – »Bei uns sind der Geschwister zu viele, und da meinte der Vater, ich solle es einmal mit einer Kondition versuchen. Ich ging in meine jetzige Stellung, weil der Wirt hier ein entfernter Verwandter von mir ist.« – »Das ist mir außerordentlich lieb. Ich freue mich sehr, gerade Sie hier zu finden.« – »Warum?« – »Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten.« – »Tun Sie es, Herr Leutnant! Wenn ich Ihnen einen Wunsch erfüllen kann, so tue ich es herzlich gern.« – »Vor allen Dingen ersuche ich Sie, es hier nicht hören zu lassen, daß ich Offizier bin. Wohnt ein Kapitän Parkert bei Ihnen?« – »Ja, seit kurzer Zeit. Er hat die Nummer zwölf.« – »Mit wem verkehrt er?« – »Mit niemand. Er geht sehr viel aus. Nur ein einziger Herr war hier, der mit ihm sprechen wollte.« – »Wer war es?« – »Er nannte keinen Namen, aber er wollte in einiger Zeit wiederkommen.« – »Konnten Sie aus seinem Äußeren nicht darauf schließen, was er sei?« – »Er kam mir vor wie ein Offizier in Zivil. Sein Gesicht СКАЧАТЬ