Old Surehand III. Karl May
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Название: Old Surehand III

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ konnte. Darum sprach keine einzige Stimme gegen mich, als die Männer der Kaneans über meine Aufnahme berieten. Jetzt bin ich der oberste Häuptling dieses Stammes.«

      »Das höre ich gern; das macht mir Freude, denn ich liebe dich. Konntest du deine Mutter nicht von den Naiini weg und zu dir nehmen?«

      »Ich wollte es thun, aber der Mann, dessen Squaw sie ist, gab es nicht zu.«

      »Der Medizinmann? Du nennst ihn nicht deinen Vater, sondern den Mann, dessen Squaw sie ist. Es ist mir schon damals aufgefallen, daß du ihn nicht lieben kannst.«

      »Ich konnte ihm mein Herz nicht geben, jetzt aber hasse ich ihn, denn er verweigert mir die Squaw, welche mich geboren hat.«

      »Weißt du genau, daß sie deine Mutter ist?«

      Er warf mir einen Blick der Ueberraschung zu und sagte:

      »Warum fragst du so? Ich bin überzeugt, daß mein Bruder Shatterhand nie ein Wort sagt, zu welchem er keinen Grund hat; alles, was er thut oder spricht, ist vorher von ihm reiflich überlegt worden; darum wird er auch ganz gewiß eine Ursache haben, mir diese sonderbare Frage vorzulegen.«

      »Die habe ich allerdings; aber sie ist nicht eine Frucht der Ueberlegung, sondern die Folge einer Stimme, welche ich schon früher in meinem Innern gehört habe und auch noch heute höre. Will mein Bruder Apanatschka mir Antwort geben?«

      »Wenn Old Shatterhand fragt, werde ich antworten, auch ohne zu begreifen, warum er gesprochen hat. Die Squaw, von welcher wir reden, ist meine Mutter; ich habe das nie anders gewußt, und ich liebe sie.«

      »Und ist sie wirklich die Squaw des Medizinmannes?«

      Er erwiderte abermals im Tone der Verwunderung:

      »Auch diese Frage verstehe ich nicht. Man hat beide, so lange ich es weiß, für Mann und Weib gehalten.«

      »Auch du?«

      »Ja.«

      »Und du liebst ihn nicht?«

      »Ich habe dir bereits gesagt, daß ich ihn hasse.«

      »Und bist doch überzeugt, daß er dein Vater ist?«

      »Man hat ihn stets meinen Vater genannt.«

      »Er selbst auch? Denk genau darüber nach!«

      Er senkte den Kopf, schwieg eine Weile, hob ihn dann mit einer raschen Bewegung und sagte:

      »Uff! Jetzt fällt es mir zum erstenmal auf, daß er mich niemals, kein einziges Mal Schi Yeh genannt hat.«

      »Aber deine Mutter hat Se Tseh zu dir gesagt?«

      »Auch nicht!«

      Die Ausdrücke für »mein Sohn« sind nämlich bei den meisten Indianerstämmen verschieden, je ob sie von dem Vater oder der Mutter angewendet werden. In dem vorliegenden Falle wird Schi Yeh vom Vater, Se Tseh aber von der Mutter gebraucht. Apanatschka fuhr fort:

      »Beide haben stets nur Omi[12] zu mir gesagt, und nur die Mutter nannte mich allerdings zuweilen Se Tseh, aber nur dann, wenn sie mit andern von mir sprach.«

      »Sonderbar, höchst sonderbar! Nun möchte ich nur noch wissen, ob er sie Ivo Uschingwa[13] und sie ihn Iwuete[14] zu nennen pflegt.«

      Er sann wieder eine Weile nach und antwortete dann:

      »Es ist mir, als ob sie, als ich noch jung, noch sehr jung war, sich so genannt hätten; seit jener Zeit aber habe ich diese Worte nicht wieder von ihren Lippen gehört.«

      »So hat sie also seit jener Zeit stets nur die Namen Tibo taka und Tibo wete gebraucht?«

      »Ja.«

      »Und du hältst diese Worte für Medizinausdrücke?«

      »Ja.«

      »Warum?«

      »Weil der Vater stets sagte, daß sie Medizin seien. Sie müssen es auch sein, denn es giebt keinen einzigen roten oder weißen Mann, welcher weiß, was das Wort Tibo zu bedeuten hat. Oder sollte mein Bruder Shatterhand es wissen?«

      Ich wußte es allerdings auch nicht. Zwar mußte ich an die französischen Namen Thibaut und Thibault denken, aber es schien mir doch zu gewagt, das freilich fast gleichklingende Wort Tibo damit in Beziehung zu bringen. Ich wollte eine dieses sagende Antwort geben, kam aber nicht dazu, weil mir, und zwar zu gleicher Zeit und mit gleicher Eile, zwei Personen zuvorkamen, welche dem ersten Teile unseres Zwiegespräches keine Aufmerksamkeit geschenkt hatten, dann aber, sobald sie von mir die Namen Tibo taka und Tibo wete hörten, sich uns mit um so größerem Interesse zuwendeten.

      Es wird noch erinnerlich sein, daß ich damals im Llano estacado Apanatschka versprechen mußte, die geheimnisvollen Worte keinem Menschen mitzuteilen; ich hatte mein Versprechen so treu gehalten, daß ich sogar gegen Winnetou verschwiegen gewesen war. Darum erregte es meine Verwunderung, als er uns jetzt in die Rede fiel:

      »Tibo taka und Tibo wete? Diese Worte kenne ich!«

      Und noch hatte er nicht ganz ausgesprochen, so rief auch der Häuptling der Osagen: »Tibo taka und Tibo wete kenne ich! Sie sind im Lager der Osagen gewesen und haben uns viele Felle und die besten Pferde gestohlen.«

      Apanatschka war natürlich ebenso erstaunt wie ich. Er wendete sich zunächst an Winnetou:

      »Woher kennt der Häuptling der Apatschen diese Worte? Ist er, ohne daß ich es erfahren habe, im Lager der Naiini gewesen?«

      »Nein; aber Intschu tschuna, mein Vater, hat einen Mann und ein Weib getroffen, welche Tibo taka und Tibo wete hießen. Er war ein Bleichgesicht, sie eine Indianerin.«

      »Wo hat er sie getroffen? Wo ist das gewesen?«

      »Am Rande des Estacado. Sie und ihre Pferde waren dem Tode des Verschmachtens nahe, und die Frau hatte einen kleinen Knaben in ihr Tuch gewickelt. Mein Vater, der Häuptling der Apatschen, hat sich ihrer angenommen und sie zum nächsten Wasser geführt, um sie zu speisen und zu tränken, bis sie sich erholten. Dann wollte er sie zur nächsten Ansiedelung der Bleichgesichter bringen; sie aber baten ihn, ihnen lieber zu sagen, wo die Komantschen zu finden seien. Er ritt mit ihnen zwei Tage weit, bis er die Spuren der Komantschen entdeckte. Da diese seine Todfeinde waren, mußte er umkehren, gab ihnen aber Fleisch und einen Kürbis voll Wasser mit und erteilte ihnen eine so genaue Anweisung, daß sie die Komantschen finden mußten.«

      »Wann hat sich das ereignet?«

      »Vor langer Zeit, als ich noch ein kleiner Knabe war.«

      »Was hat mein Bruder sonst noch über diese beiden Personen und ihr Kind erfahren?«

      »Daß die Frau ihre Seele verloren hatte. Ihre Reden sind verworren gewesen, und wo es ein Gebüsch gab, da nahm sie einen Zweig, um ihn sich um den Kopf zu winden.«

      »Weiter weiß Winnetou nichts von ihnen?«

      »Weiter nichts; es ist das alles, was mein Vater mir über diese Begegnung erzählt hat.«

      Der Apatsche bekräftigte durch СКАЧАТЬ



<p>12</p>

»Du«.

<p>13</p>

Meine Squaw.

<p>14</p>

Mein Mann.