Old Surehand III. Karl May
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Название: Old Surehand III

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ fordere ich sie auf, auch heut gerecht zu sein!«

      Weil er jetzt eine Pause eintreten ließ und mich ansah, als ob er eine Antwort von mir erwarte, erklärte ich ihm:

      »Der Häuptling der Osagen täuscht sich nicht in uns; er hat keine Ungerechtigkeit von uns zu erwarten. Ich mache ihn vor allen Dingen darauf aufmerksam, daß wir nicht Feinde der Osagen sind. Wir wünschen, mit allen roten und allen weißen Menschen in Frieden zu leben; wenn uns aber jemand in den Weg tritt, uns wohl gar nach dem Leben trachtet, sollen wir uns da nicht wehren? Und wenn wir dies thun und ihn besiegen, hat dieser Mann dann das Recht, zu behaupten, daß wir seine Feinde seien?«

      »Mit diesem Manne hat Old Shatterhand wahrscheinlich mich gemeint. Wer aber ist es, der mit Recht von sich sagen kann, er sei angegriffen worden? Schahko Matto, der Häuptling der Osagen, möchte fragen, wozu die Bleichgesichter Richter und Gerichte haben?«

      »Kurz gesagt, um Recht zu sprechen, um Gerechtigkeit zu üben.«

      »Wird dieses Recht gesprochen, diese Gerechtigkeit geübt?«

      »Ja.«

      »Glaubt Old Shatterhand, was er da sagt?«

      »Ja. Zwar sind die Richter auch nur Menschen, welche sich irren können, und darum – — —«

      »Uff, uff!« fiel er mir schnell in die Rede – — »darum irren sich diese Richter stets dann, wenn es sich darum handelt, gegen die roten Männer gerecht zu sein! Old Shatterhand und Winnetou haben an tausend Lagerfeuern gesessen und zehnmal tausendmal die Klagen gehört, welche der rote gegen den weißen Mann zu erheben hat; ich will weder eine einzige dieser Klagen wiederholen, noch ihnen eine neue hinzufügen; aber ich bin der Häuptling meines Stammes und darf also davon sprechen, was das Volk der Osagen gelitten und auch jetzt wieder von neuem erfahren hat. Wie oft schon sind wir von den Bleichgesichtern betrogen worden, ohne einen Richter zu finden, der sich unsers guten Rechts erbarmte! Vor jetzt kaum einem Mond ist wieder ein großer Betrug an uns begangen worden, und als wir Gerechtigkeit verlangten, wurden wir verlacht. Was thut der weiße Mann, wenn ihm ein Richter die Hilfe versagt? Er wendet sich an ein höheres Gericht. Und wenn ihn auch dieses im Stiche läßt, so macht er seinen eigenen Richter, indem er seinen Gegner lyncht oder Vereinigungen von Leuten gründet, Komitees genannt, welche heimlich und gegen die Gesetze Hilfe schaffen, wenn öffentlich und durch die Gesetze keine zu finden ist. Warum soll nicht auch der rote Mann thun dürfen, was der weiße thut? Ihr sagt Lynch, wir sagen Rache; ihr sagt Komitee, wir sagen Beratung der Alten; es ist ganz dasselbe. Aber wenn ihr euch dann selbst geholfen habt, so nennt ihr das erzwungene Gerechtigkeit, und wenn wir uns selbst geholfen haben, so wird es von euch Raub und Plünderung genannt. Die richtige Wahrheit lautet folgendermaßen: Der Weiße ist der Ehrenmann, welcher den Roten unaufhörlich betrügt und bestiehlt, und der Rote ist der Dieb, der Räuber, welchem von dem Weißen stets das Fell über die Ohren gezogen wird. Dabei sprecht ihr ohne Unterlaß von Glaube und von Frömmigkeit, von Liebe und von Güte! Man hat uns kürzlich wieder um das Fleisch, das Pulver und um vieles andere betrogen, was wir zu bekommen hatten. Als wir zum Agenten kamen, ihn um seine Hilfe zu bitten, fanden wir nur höhnisch lachende Gesichter und drohend auf uns gerichtete Flintenläufe. Da holten wir uns Fleisch, Pulver und Blei, wo wir es fanden, denn wir brauchen es, wir können ohne es nicht leben. Man verfolgte uns und tötete viele unserer Krieger. Wenn wir nun jetzt ausgezogen sind, den Tod dieser Krieger zu rächen, wer ist schuld daran? Wer ist der Betrogene und wer der Betrüger? Wer ist der Beraubte und wer der Räuber? Wer ist der Angegriffene und wer der Feind? Old Shatterhand mag mir auf diese Fragen die richtige Antwort geben!«

      Er richtete den Blick erwartungsvoll auf mich. Was sollte und was konnte ich ihm antworten, nämlich als ehrlicher Mann antworten? Winnetou entzog mich dieser heiklen Lage, indem er, der bis jetzt Schweigsame, das Wort ergriff:

      »Winnetou ist der oberste Häuptling sämtlicher Stämme der Apatschen. Keinem Häuptlinge kann das Wohl seiner Leute mehr am Herzen liegen als mir das Glück meines Volkes. Was Schahko Matto jetzt sagte, ist mir nichts Neues; ich habe es selbst schon viele, viele Male gegen die Bleichgesichter vorgebracht – — ohne allen und jeden Erfolg! Aber muß denn jeder Fisch eines Gewässers, in dem es viele Raubfische giebt, vom Fleische anderer Fische leben? Muß jedes Tier eines Waldes, eines Gehölzes, in welchem Skunks hausen, notwendig auch ein Stinktier sein? Warum macht der Häuptling der Osagen keinen Unterschied? Er verlangt Gerechtigkeit und handelt doch selbst höchst ungerecht, indem er Personen befeindet, welche nicht die mindeste Schuld an der Ungerechtigkeit tragen, die an ihm und den Seinen verübt worden ist! Kann er uns nur einen Fall, einen einzigen Fall sagen, daß Old Shatterhand und ich die Gegner eines Menschen gewesen sind, ohne daß wir vorher von ihm angegriffen wurden? Hat er nicht im Gegenteile oft und oft erfahren und gehört, daß wir selbst unsere ärgsten Feinde so sehr und so viel schonen, wie uns irgend möglich ist? Und wenn er das bis heut noch nicht gewußt hätte, so wäre es ihm vorhin vor seinen Augen und Ohren gesagt und bewiesen worden, als mein Freund und Bruder Shatterhand für ihn sprach, obgleich er ihm nach dem Leben getrachtet hatte! Was uns der Häuptling der Osagen mitteilen will, das wissen wir schon längst und so gut, daß er kein Wort darüber zu verlieren braucht; aber was wir ihm zu sagen haben, das scheint er noch nicht zu wissen und noch nie gehört zu haben, nämlich daß man nicht Ungerechtigkeit geben darf, wenn man Gerechtigkeit haben will! Er hatte uns für den Marterpfahl bestimmt, und er weiß, daß wir ihm jetzt den Skalp und das Leben nehmen könnten; er soll beides behalten; er wird sogar seine Freiheit wiederbekommen, wenn auch nicht gleich am heutigen Tag. Wir werden seine Feindschaft mit Güte, seinen Blutdurst mit Schonung vergelten, und wenn er dann noch behauptet, daß wir Feinde der Osagen seien, so ist er nicht wert, daß sein Name von einem roten oder weißen Krieger jemals wieder auf die Lippen genommen wird. Schahko Matto hat vorhin eine lange Rede gehalten, und ich bin seinem Beispiele gefolgt, obgleich weder seine noch meine Worte nötig waren. Nun habe ich gesprochen. Howgh!«

      Als er geendet hatte, trat eine lange, tiefe Stille ein. Nicht seine Rede allein, sondern noch vielmehr seine Person und seine Sprech- und Ausdrucksweise war es, welche diese Wirkung hervorbrachte. Ich war außer ihm wohl der einzige, welcher wußte, daß er nicht bloß zu dem Osagen gesprochen hatte. Seine Worte waren auch an die andern, besonders an Treskow gerichtet gewesen. Schahko Matto lag mit unbewegten Mienen da; ihm war nicht anzusehen, ob die Entgegnung des Apatschen überhaupt einen Eindruck auf ihn gemacht hatte. Treskow hielt die Augen niedergeschlagen und den Blick wie in Verlegenheit zur Seite gerichtet. Endlich hob er ihn zu mir empor und sagte:

      »Es ist eine ganz eigene Sache um Euch und Winnetou, Mr. Shatterhand. Man mag wollen oder nicht, so muß man schließlich doch so denken, wie Ihr denkt. Wenn Ihr den Häuptling der Osagen mit seinen beiden Kerls jetzt ebenso laufen lassen wollt, wie Ihr Old Wabble freigegeben habt, so bin ich jetzt derjenige, der nichts dagegen hat! Ich befürchte nur, daß er uns dann mit seinem Volke nachgeritten kommt, um uns, falls er Glück hat, schließlich doch noch festzunehmen.«

      »Warten wir das ab! Wenn ich Euch recht verstehe, so haltet Ihr eine Beratung jetzt nicht mehr für notwendig?« fragte ich.

      »Ist nicht nötig. Thut, was Ihr wollt!«

      »Welk so mache ich es kurz! Hört also, was ich im Einvernehmen mit Winnetou bestimme! Schahko Matto reitet mit uns, bis wir annehmen, ihn freigeben zu dürfen; er wird zwar gefesselt sein, doch mit der Rücksicht behandelt werden, welcher jeder brave Westmann dem Häuptlinge eines tapfern Volkes schuldig ist. Seine beiden Krieger sind frei; sie mögen nach dem Wara-tu zurückkehren, um den Osagen zu erzählen, was geschehen ist. Sie mögen dort sagen, daß die Bleichgesichter gewarnt worden sind und daß, wenn der Ueberfall der Farmen trotzdem versucht werden sollte, der Häuptling von uns erschossen wird. Macht ihnen die Riemen auf!«

      Diese Aufforderung war an Hammerdull und Holbers gerichtet, welche ihr bereitwillig nachkamen. Als die beiden Osagen sich frei fühlten, sprangen sie auf und wollten schnell zu ihren Pferden; dem aber wehrte ich ebenso schnell ab:

      »Halt! СКАЧАТЬ