Old Surehand III. Karl May
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Old Surehand III - Karl May страница 16

Название: Old Surehand III

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ gestern abend gefangen nahm! Er hat uns die Botschaft gebracht, über die wir uns grad so sehr gefreut haben, wie sie Euch ungelegen kommen muß.«

      »Es ist dennoch Lüge, daß er gefangen ist!«

      »Ich schwöre es Euch mit hundert Eiden zu!«

      »Pshaw! Old Wabbles Eide gelten bei mir weniger als nichts! Aber sagt, ist die Gefangennahme Apanatschkas etwa die Karte, die ich nicht übertrumpfen kann?«

      »Natürlich!«

      »So ahne ich, was Ihr meint. Ihr seid der Ansicht, daß wir Euch gegen ihn auslösen werden?«

      »Seht, wie klug Ihr werdet, wenn man Euch mit der Nase an die richtige Stelle stößt! Ihr habt es allerdings erraten.«

      »So thut es mir um Euretwillen leid, daß es eine Stelle giebt, an welche ich nun Eure Nase stoßen muß.«

      »Was für eine denn?«

      »Der Busch, da rechts von Euch. Seid so gut, Eure Nase einmal dorthin zu richten!«

      Er wendete den Kopf nach der angegebenen Seite. Apanatschka hatte jedes unserer Worte gehört und verstanden; er schob das Gezweig mit den Armen zur Seite und trat zu uns heraus. Wenn ein Blitz vor ihnen niedergefahren wäre, hätten Schahko Matto und Old Wabble nicht mehr erschrecken können, als sie jetzt beim Anblicke des Komantschenhäuptlings erschraken.

      »Nun?« fragte ich. »Wer hat den größten Trumpf?«

      Keiner antwortete. Da ertönte die Stimme eines, der nur dann zu sprechen pflegte, wenn sein Busenfreund Dick Hammerdull ihn fragte, nämlich die Stimme des langen Pitt Holbers:

      »Heigh-day, ist das ein Gaudium! Niemand wird ein- und ausgelöst; Old Wabble hat verspielt!«

      Der, dessen Name da genannt wurde, knirschte mit den Zähnen, daß wir es alle hörten, stieß einen gräßlichen Fluch aus und schrie mit vor Wut überschnappender Stimme zu mir herüber:

      »Hund, tausendmal verfluchter, du stehst mit der Hölle und allen ihren Teufeln im Bunde! Du mußt ihr dein Leben und deine Seele verschrieben haben, sonst könnte dir nicht alles so nach Wunsch gelingen! Ich speie vor dir aus! Ich hasse dich mit einem Hasse, wie ihn noch nie ein Mensch empfunden hat, dich, hörst du, dich, verdammter Dutchman, du!«

      »Und dich bedaure ich aus vollstem, tiefstem Herzen,« antwortete ich ruhig. »Ich habe viele, viele beklagenswerte Menschen kennen gelernt, der beklagenswerteste von allen diesen der bist du! Du ahnest und begreifst gar nicht, wie unbeschreiblich groß das Mitleid ist, welches du erwecken mußt. Möge Gott dereinst nur einen kleinen, kleinen Teil des Mitleids, des Erbarmens für dich haben, welches ich jetzt für dich hege! Das ist die Antwort, die ich dir auf deinen Fluch erteile, weil ein Fluch aus deinem Munde für jeden, gegen den du ihn richtest, zum Segen werden muß! Nun bin ich mit dir fertig. Du bist ein so armseliges Menschenkind, daß jedes Auge schmerzt, welches gezwungen ist, dich anzusehen. Mach dich aus dem Staube!«

      Ich ging zu ihm hin, zerschnitt seine Fesseln und wendete mich ab. Wenn ich geglaubt hätte, daß er nun schnell aufspringen und davonlaufen werden, so wäre ich von einem Irrtume ergriffen gewesen; ich hörte nämlich, daß er sich langsam und gemächlich erhob; dann fühlte ich seine Hand auf meiner Schulter, und er sagte im Tone hellen Spottes:

      »Also das Auge thut dir wehe, wenn du mich ansehen mußt? Darum giebst du mich frei? Bilde dir ja nur nicht ein, moralisch so unendlich hoch über mir zu stehen! Wenn der Gott wirklich lebt, an welchen du dich rühmst, so fest zu glauben, so stehe ich in seinen Augen ebenso hoch wie du, sonst wäre er ein noch schlechterer Kerl als so einer, für welchen du mich hältst! Er hat mich und dich geschaffen und in die Welt gesetzt, und wenn ich anders geraten bin als du, so bin nicht ich, sondern er ist schuld daran. An ihn hast du dich also mit deiner Entrüstung zu wenden, nicht an mich, und wenn es in Wirklichkeit ein ewiges Leben und ein jüngstes Gericht gäbe, über das ich aber lache, so hat, weil er mich mit meinen sogenannten Fehlern und Sünden ausstattete, nicht er über mich, sondern ich über ihn den Stab zu brechen. Du wirst also wohl endlich einsehen, was eure Frömmigkeit und Gottesfurcht für kindische, belachenswerte Dummheiten sind! Du glaubst wohl freilich, aus Güte zu handeln; im Grunde genommen aber treibt dich nichts als die Erkenntnis, die auch ich hege, nämlich daß kein Mensch gut und keiner böse ist, weil Gott, der Erfinder der Erbsünde, allein schuld daran wäre. Leb‘ also wohl, du Mann der Liebe und der Barmherzigkeit! Ich bin trotz deiner Albernheit heut wieder einmal sehr zufrieden mit dir. Aber denke deshalb ja nicht, daß ich, falls wir uns wiedersehen, anders als durch eine Kugel zu dir reden werde! Wir haben hier auf der Savanne nicht neben einander Platz; einer muß fort, und da du so große Scheu und Angst vor Menschenblut hast, so werde ich dir bei unserm nächsten Wiedersehen die Adern öffnen. Den andern gilt dasselbe Wort. Mesch‘schurs, lebt wohl für nächste Tage! Ihr werdet bald von mir zu hören bekommen!«

      Es waren den Gefangenen natürlich ihre Waffen abgenommen worden. Die Flinte Old Wabbles hing am Sattel seines Pferdes, und sein Messer hatte sich Dick Hammerdull in den Gürtel gesteckt. Der alte Cowboy trat zu dem Dicken und streckte die Hand aus, um sein Messer zu nehmen; dieser aber bog sich ab und fragte: »Was wollt Ihr da? In meinem Gürtel habt Ihr nichts zu suchen!«

      »Ich will mein Messer haben.« erklärte Old Wabble trotzig.

      »Das gehört jetzt uns, aber nicht mehr euch!«

      »Oho! Ich habe es also mit Spitzbuben, mit Dieben zu thun?«

      »Nimm dein loses Maul in acht, sonst springe ich dir ins Gesicht, alter Gauner! Du kennst die Gesetze der Prairie und weißt also, wem die Waffen eines Gefangenen gehören!«

      »Ich bin jetzt nicht mehr Gefangener, sondern frei!«

      »Ob frei oder nicht, das geht mich gar nichts an. Wenn Old Shatterhand dir die Freiheit wiedergegeben hat, so ist damit noch nicht gesagt, daß du auch deine Waffen wiederbekommen mußt.«

      »Behalte es, und sei verdammt, dicker Mops! Ich werde bei den Osagen ein anderes bekommen!«

      Er ging zu seinem Pferde, nahm das Gewehr vom Sattel, hing es sich über und wollte aufsteigen. Da stand Winnetou auf, streckte die Hand gegen ihn aus und befahl:

      »Halt! Das Gewehr wieder hin!«

      Es lag in der Haltung und dem Gesichte des Apatschen etwas so Unwiderstehliches, daß Old Wabble, seinem sonstigen Wesen ganz entgegen, gehorchte. Er hing die Rifle wieder an den Sattel, wendete sich dann aber zu mir um und protestierte:

      »Was soll das heißen? Pferd und Gewehr gehören doch mir!«

      »Nein,« entgegnete Winnetou. »Indem mein Bruder Shatterhand dir die Freiheit wiedergab, hat er dir nur den Ekel zeigen wollen, den jeder Mensch vor dir empfinden muß. Wir stimmen ihm alle bei, denn es graut uns, dich mit der Hand, dem Messer oder einer Kugel zu berühren. Wir überlassen dich nicht unserer Rache, sondern der Gerechtigkeit des großen Manitou. Du würdest auch dein Pferd und deine Waffen erhalten, aber da du gedroht hast, uns zur Ader lassen zu wollen, so bekommst du nichts als nur die Freiheit wieder. Du wirst jetzt augenblicklich gehen; bist du aber nach zehn Minuten noch hier in der Nähe zu sehen, so wird ein Riemen dir um den Hals und dann um den Ast eines dieser Bäume gelegt. Ich habe gesprochen. Howgh! Nun augenblicklich fort!«

      Old Wabble lachte laut auf, verbeugte sich tief und antwortete:

      »Ganz wie ein König gesprochen; nur schade, daß es in meinen Ohren wie Hundebellen klingt! Ich gehe; wir sehen uns aber wieder!«

      Er drehte sich um, stieg den an dieser Stelle eingefallenen СКАЧАТЬ