In den Schluchten des Balkan. Karl May
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Название: In den Schluchten des Balkan

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ nicht, mein Kind.«

      »Aber durstig?«

      »Es ist warm. Würdest du mir einen Schluck Wasser geben, du Tochter der Holdseligkeit?«

      Da griff sie nach einer der Milchschüsseln, von deren Inhalt sie mit ihren zarten Zeigefingern das »Dicke« vorhin >abgehäutet< hatte. Sie hielt mir die Schüssel vor und sagte:

      »Hier hast du Kuhmilch. Sie ist frisch und wird dir schmecken. Oder ist dir vielleicht Ziegenmilch noch lieber als diese?«

      »Ist von der letzteren auch bereits die Milchhaut abgenommen?«

      »Ja, ich habe es selbst getan.«

      »So gib mir Wasser. Ich trinke nur dann Milch, wenn sie ihre Haut noch hat.«

      Sie ging hinaus und brachte mir einen tönernen Becher voll Wasser, welches genau so roch und so aussah, als ob ein alter Tabaksbeutel oder ein schmutziger Pudelhund darin gewaschen worden sei.

      »Wo hast du dieses Wasser geschöpft?« fragte ich.

      »Ich habe es aus dem Backtrog genommen,« antwortete sie.

      »Hast du kein anderes Wasser?«

      »Ja, wir haben nicht weit vom Hause ein fließendes Wasser.«

      »Kannst du mir nicht von diesem bringen?«

      »Ich könnte es; aber du wirst es nicht trinken.«

      »Warum nicht?«

      »Es sind Frösche und Kröten darin, so groß wie ein Schäferhund oder ein Igel, wenn er recht fett geworden ist.«

      »Habt ihr denn keinen Brunnen in der Nähe?«

      »Ja; aber es sind Eidechsen darin, so lang und so stark wie ein Aal.«

      »O wehe! Da will ich lieber nicht trinken.«

      »Herr, einen guten Most könnte ich dir geben.«

      »Ist er wirklich gut?«

      »Er ist so süß wie Zucker und Honig.«

      »So bitte ich dich, mir davon zu geben!«

      Sie entfernte sich abermals. Als sie zurückkehrte, brachte sie mir einen ausgehöhlten halben Kürbis, in welchem sich eine Flüssigkeit befand, deren Aussehen ein geradezu lebensgefährliches war. Ich roch daran und wurde dadurch nur in dem Vorsatze bestärkt, mich äußerst reserviert zu verhalten.

      »Aus welchen Früchten ist der Most gepreßt?« erkundigte ich mich.

      »Aus Maulbeeren, Beeren der Eberesche und Zitronen. Er ist mit gelben Pilzen gewürzt und mit Sirup gesüßt. Er wird dich erquicken und stärken, wie ein Strom des Paradieses.«

      Also Maulbeeren, welche an und für sich einen eklen Geschmack besitzen, Ebereschenbeeren, welche ein Futter für Gimpel und andere Vögel bilden, und saure Zitronen! Mit Gelbschwämmen gewürzt und mit Zucker süß gemacht. Der Geschmack ließ sich denken und die Wirkung ahnen. Ein Leibschneiden oder ähnliches mußte die unvermeidliche Folge sein. Aber ich hatte wirklich Durst und setzte darum den Kürbis an die Lippen, machte die Augen zu und tat einige Züge. Da aber hatte mich das Mädchen schnell beim Arme.

      »Dur, dur – halt, halt!« rief sie. »Salt bir itschimi, salt bir itschimi – nur einen Schluck, nur einen Schluck!«

      »Warum?« fragte ich.

      Und indem ich das Gefäß absetzte, bemerkte ich erst den widerlichen Geschmack des hinterlistigen Getränkes.

      »Sandschy, korkulu sandschy – Bauchgrimmen, fürchterliches Bauchgrimmen!« antwortete sie.

      »Warum aber gibst du mir das Zeug?«

      »O, der Most ist sehr gut; aber man darf nur einen einzigen Schluck nehmen. Paß auf! So!«

      Und sie nahm mir den Kürbis aus der Hand, um einen langen, langsamen, schlürfenden Zug zu tun. Dabei machte sie ein Gesicht, als ob sie den Extrakt des himmlischen Nektars trinke.

      Es kam mir dabei der Gedanke an den entsetzlichen Kumis, den ich in der Kirgisensteppe getrunken hatte. Bei den ersten Versuchen hätte ich in Ohnmacht fallen mögen. Man riet mir, beim Trinken die Nase zuzuhalten, und in der Befolgung dieses guten Rates war es mir wirklich gelungen, diesen mephitischen Trank später ohne Abscheu zu genießen.

      Dieser Most hier in Dschnibaschlü war jedenfalls ein weit schlimmeres Kunstprodukt; da ich mich aber stets eines ausgezeichneten Magens erfreut habe, blieb der Mordversuch der schönen Bäckers- und Färberstochter ohne alle Folgen.

      Als sie nun den Kürbis zur Erde setzte, kam ein alter, dreifarbiger Kater, welcher bisher in einer Ecke gelegen hatte, herbei, tauchte rekognoszierend den Schnurrbart in den Most, schüttelte bedenklich den Kopf, begann aber doch zu lecken, erst leise und mißtrauisch, dann aber mit sichtbarem Behagen.

      »Kätschük kedi-im itsch; aschyk-üm, tatlylyk-üm, benim, dschanymlyk, itsch, itsch, itsch – trink, mein Kätzchen; sauf, sauf, sauf, meine Süße, meine Teure!« sagte die Türkin, indem sie das Tier streichelte.

      »Halt, halt!« rief ich, und zwar so laut, daß sie ganz erschrocken emporfuhr.

      »Was ist‘s? Warum rufst du so?« fragte sie.

      »Laß deinen Liebling doch nicht von diesem Most trinken!«

      »Warum nicht?«

      »Er wird das Bauchgrimmen bekommen, vor welchem du mich gewarnt hast!«

      »O nein! Er ist den Most gewöhnt.«

      »Ah, er trinkt den Most öfters?«

      »Ja.«

      »Aus diesem Kürbis?«

      »Ja. Er trinkt ihn sehr gern; er hat erst vorhin daraus getrunken, der Gute, der Liebe.«

      Also auch das noch! Erst hatte der »Liebling« getrunken, dann ich, dann sie! Und dazu die unübertreffliche Unbefangenheit, mit welcher sie mir das sagte! O Ikbala, wie wenig bist du doch von den guten Sitten des westlicheren Europa übertüncht!

      Ich hätte recht zornig werden mögen, brachte aber im Gegenteile, aller Rachsucht bar, das Gespräch auf den Gegenstand, welcher ihr jedenfalls der allerliebste war:

      »Trinkt Ali, der Sahaf, auch zuweilen von dem Most?«

      Als ich diese Frage in aller Gleichmütigkeit aussprach, blickte sie mich überrascht an.

      »Herr, kennst du den Sahaf?« fragte sie.

      »Ja, ich kenne ihn.«

      »Wo hast du ihn kennen gelernt?«

      »Auf dem Wege von Koschikawak hierher, und zwar heute, vor ungefähr zwei Stunden.«

      »Hat er von mir gesprochen?«

      »Ja. Ich soll dir einen Gruß von ihm sagen.«

      »So hat er dir gesagt, daß er mich liebt?«

      »Das СКАЧАТЬ