In den Schluchten des Balkan. Karl May
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Название: In den Schluchten des Balkan

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ gesehen?«

      »Ja. Es sind lauter Teppiche.«

      »Wirklich, wirklich, du weißt es! Wer hat dir diesen Ort verraten?«

      »Kein Mensch. Wo sind die Teppiche her?«

      »Sie sind mit dem Schiffe über das Meer gekommen. In Makri werden sie gelandet, und von da haben sie unsere Träger nach Gümürdschina und zu uns gebracht.«

      »Und wohin sind sie bestimmt?«

      »Sie sollen nach Sofia gehen und von da aus immer weiter; ich weiß nicht, wohin.«

      »Ist der Schut bei dieser Pascherei beteiligt?«

      »Nein. Der Hauptanführer ist ein Silahdschi in Ismilan.«

      »Ah, so! Dieser Mann hat auch ein Kahwehane?«

      »Ja.«

      »Er wohnt in der Gasse, welche nach dem Dorfe Tschatak führt?«

      »Effendi, du kennst ihn?«

      »Ich habe von ihm gehört. Ist dir sein Name bekannt?«

      »Er heißt Deselim.«

      »War er zuweilen bei euch?«

      »Sehr oft. Er wird auch heute oder morgen kommen.«

      »Wohl wegen der Teppiche, welche sich da draußen im Felde befinden?«

      »Ja. Sie müssen fortgeschafft werden.«

      »Bringt er die Träger mit?«

      »Einige; die andern wohnen hier in der Nähe.«

      »In Dschnibaschlü?«

      »Hier und in den nächsten Orten.«

      »Wer ruft sie zusammen?«

      »Mein Vater.«

      »Er selbst doch aber nicht?«

      »Nein, sondern er sendet unsern Gesellen, der sie alle kennt.«

      »Das ist der Mensch, welcher deiner Mutter vom Maulesel hilft?«

      »Ja. Er hat alle Farben im Gesicht. Er ist ein sehr schlauer und auch ein sehr mutiger Mensch. Horch! Es kommt jemand!«

      Draußen unter dem Eingange ließ sich ein eigentümliches Schnaufen und Stöhnen vernehmen.

      »A buh! A buh!« erklang es ächzend.

      »Das ist mein Vater,« sagte sie. »Laß ihn ja nicht merken, daß ich mit dir gesprochen habe!«

      Im nächsten Augenblick war sie verschwunden, dahin, wohin auch ihre Mutter gegangen war.

      Ich befand mich also ganz allein im Zimmer, den Kater abgerechnet, welcher sich wieder in seine Ecke zurückgezogen hatte. Das war mir unlieb, konnte aber nicht geändert werden. Ich hörte einige schwere, schlürfende Schritte, einige wiederholte »A buh«, und dann trat er ein.

      Ich erschrak beinahe, als ich den Mann sah. Er war fast so dick wie hoch und mußte sich förmlich zur Türöffnung hereindrängen. Er trug sich vollständig bulgarisch. Seine Hose, seine Tunika, sein kurzer Aermelmantel waren von Wollenstoff, während der Osmane für die Sommerszeit einen faltenreichen, leichten, leinenen oder baumwollenen Stoff anzulegen pflegt. Die Beine des Bäckers waren auch nach bulgarischer Manier mit dicken Bändern umwickelt, die auch den Fuß umhüllten. Der Altbulgare, ein zum Slawentum übergetretener Tatar, liebt andere Fußbekleidungen nicht.

      Es versteht sich ganz von selbst, daß diese Tracht den Bäcker noch mehr entstellte. Der kurze Mantel, die umwickelten Beine, der anderthalb Fuß breite Gürtel, welchen er um den Leib trug, machten ihn noch viel dicker und unförmlicher, als er eigentlich war. Dazu kam, daß er den Kopf rasiert hatte. Nur oben auf der Mitte des Schädels befand sich ein langer Haarbüschel, der, in zwei Zöpfe geflochten, hinten hinunterhing. Ein Fez oder irgend eine andere Kopfbedeckung trug er nicht. In der Hand hatte er ein mit den Knoten zusammengebundenes Tuch, in welchem sich einige Düten befanden.

      Würde man mich fragen, welche Farbe sein Anzug gehabt habe, so könnte ich das unmöglich sagen. Ursprünglich war jedenfalls eine Farbe dagewesen. Ueber diese hinweg aber gab es Striche von allen möglichen Farben, so daß der eigentliche Grund gar nicht mehr zu erkennen war. Man sah nur, daß der Mann seine Finger, mochten sie nun beim Backen mit Teig oder beim Färben mit Farbe beschmiert gewesen sein, ganz einfach an seiner Kleidung abgewischt hatte.

      Seine Hände hatten das Aussehen, als ob er einen Farbenkasten zerstampft, das Pulver in Oel gerieben und sich dann damit die Finger angepinselt hätte. Die Arme konnte ich nicht sehen; jedenfalls aber glichen sie ganz genau denjenigen seiner holden »Erdbeere«, deren Farbüberzug ich ja erst für Handschuhe gehalten hatte.

      Und nun gar das Gesicht! Das war grandios zu nennen. Jedenfalls hatte er zwei Angewohnheiten oder auch drei, welche sich bei seinem Geschäfte nicht vertrugen: er schnupfte; er liebte es, sich die Augen zu reiben, und er pflegte sich wohl auch gern hinter den Ohren zu kratzen, denn sowohl die Nase, wie die Umgebung der Augen und Ohren schienen mit schwarzer Tinte, Pflaumenmus, Eigelb, Himbeersaft und geschlemmter Kreide eingerieben worden zu sein.

      Wenn eine Orientalin die Augenwimper mit Khol färbt, so giebt dies dem Blick eine eigenartige, melancholische, interessante Schärfe. Der Bäcker schien der Ansicht zu sein, daß seine Physiognomie durch die erwähnte Farbenschicht auch an Schönheit gewinne. Wohl aus diesem Grunde oder aus Bequemlichkeit hatte er es seit langer Zeit unterlassen, sein Gesicht mit einem Tropfen Wasser zu beleidigen. So etwas kann im Abendlande wohl kaum vorkommen. Da wäre die Polizei gezwungen, sich ins Mittel zu schlagen, weil ein solcher Mensch öffentliches Aergernis erregen würde.

      Es war wirklich spaßhaft, mit welchem Erstaunen er mich, der ich ruhig neben der Türe sitzen blieb, betrachtete. Seine Stirn zog sich empor; sein Mund öffnete sich weit, und seine Ohren schienen sich nach hinten retirieren zu wollen.

      »Oelüm jyldyrym – Tod und Blitz!«

      Mehr brachte er nicht hervor. Er mußte schnaufen, ob aus Atemnot oder aus Ueberraschung, das weiß ich nicht.

      »Sabahiniz chajir ola – guten Morgen!« grüßte ich ihn, indem ich langsam aufstand.

      »Ne is ter sen bunda? Ne ararsen bunda – was willst du hier? Was suchst du hier?«

      »Seni – dich,« antwortete ich kurz.

      »Beni – mich?« fragte er kopfschüttelnd.

      »Ewwet, seni – ja, dich.«

      »Du verkennst mich!«

      »Schwerlich. Dich erkennt man sofort.«

      Er schien die Beleidigung, welche in den letzten Worten lag, gar nicht zu fühlen. Er sagte, noch immer kopfschüttelnd:

      »Du bist in einem falschen Hause.«

      »Nein; ich bin im richtigen.«

      »Aber ich kenne dich nicht!«

      »Du wirst mich kennen lernen.«

      »Zu wem willst du denn?«

      »Zu СКАЧАТЬ