Durchs wilde Kurdistan. Karl May
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Название: Durchs wilde Kurdistan

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ und Füße haben mich erfreut, wie der Tropfen, der den Durstigen labt. Nimm dieses Bazihn[40], und denke meiner, wenn du dich damit schmückest!«

      Sie errötete vor Freude und Verlegenheit und wußte nicht, was sie antworten sollte.

      »Az khorbane ta, Hodia – ich bin dein eigen[41], o Gebieter,« lispelte sie endlich.

      Dies ist ein gebräuchlicher Gruß der kurdischen Frauen und Mädchen, einem vornehmen Manne gegenüber. Auch der Dorfälteste war so erfreut über die seiner Tochter gewordene Auszeichnung, daß er sogar die orientalische Zurückhaltung ganz vergaß und sich das Geschenk reichen ließ, um es zu betrachten.

      »O wie herrlich, wie kostbar!« rief er aus und ließ das Armband ringsum von Hand zu Hand gehen. »Das ist Bernstein, so guter, prächtiger Bernstein, wie ihn der Sultan nicht köstlicher an seiner Pfeife trägt! Meine Tochter, dein Vater kann dir keine solche Hochzeitsgabe schenken, wie sie dir dieser Emir gegeben hat. Aus seinem Munde ertönt die Stimme der Weisheit, und von den Haaren seines Schnurrbartes träufelt die Güte. Frage ihn, ob er es dir erlaubt, ihm so zu danken, wie eine Tochter ihrem Vater dankt!«

      Sie errötete noch mehr als vorhin; aber sie fragte dennoch:

      »Erlaubst du es, Herr?«

      »Ich erlaube es.«

      Da bog sie sich zu mir, der ich auf dem Boden saß, hernieder und küßte mich auf den Mund und auf die beiden Wangen; dann aber eilte sie schnell davon.

      Ich war über diese Art, seine Dankbarkeit zu beweisen, nicht erstaunt; denn ich wußte, daß es den Mädchen der Kurden erlaubt ist, Bekannte auch mit einem Kusse zu begrüßen. Einem höher Stehenden gegenüber würde eine solche Vertraulichkeit eine Beleidigung sein, und daher hatte ich eigentlich meine Güte verdoppelt, indem ich den Kuß gestattete. Dies sprach der Vorsteher auch sofort aus.

      »Emir, deine Gnade erleuchtet mein Haus, wie das Licht der Sonne die Erde erwärmt. Du hast meine Tochter begnadigt, damit sie sich deiner erinnern möge; erlaube, daß auch ich dir ein Andenken verehre, damit du Spandareh nicht vergessen mögest!«

      Er bog sich über die Kante des Daches vor und rief das Wort »Dojan«[42] in den Hof hinab. Sogleich ertönte ein freudiges Gebell; eine Türe wurde geöffnet, und ich bemerkte, daß die unten Stehenden einem Hunde Platz machten, damit er über die Treppe herauf zu uns kommen könne. Nur einen Augenblick später stand derselbe vor dem Aeltesten und liebkosete ihn. Es war einer jener kostbaren gelbgrauen und außergewöhnlich großen und starken Windhunde, die in Indien, Persien und Turkestan bis nach Sibirien hinein Slogi genannt werden. Bei den Kurden wird diese seltene Rasse Tazi genannt. Sie ereilen die flüchtigste Gazelle; sie holen oft selbst den wilden Esel und das windschnelle Tschiggetai ein und fürchten sich vor keinem Panther und vor keinem Bären. Ich muß gestehen, daß mich der Anblick dieses Tieres mit lebhafter Bewunderung erfüllte. Er war als Hund ebenso kostbar, wie mein Rappe dieses Prädikat als Pferd verdiente.

      »Emir,« meinte der Vorsteher, »die Hunde der Missurikurden sind berühmt weit über unsere Berge hinaus. Ich habe manchen Tazi erzogen, auf den ich stolz sein konnte; keiner aber hat diesem hier geglichen. Er sei dein!«

      »Nezanum, diese Gabe ist so wertvoll, daß ich sie nicht annehmen kann,« antwortete ich ihm.

      »Willst du mich beleidigen?« fragte er sehr ernst.

      »Nein, das will ich nicht,« lenkte ich ein. »Ich wollte nur sagen, daß deine Güte größer ist als die meinige. Erlaube, daß ich den Tazi annehme, aber gestatte mir auch, dir dieses Fläschlein zu geben!«

      »Was ist es? Ein Wohlgeruch aus Persien?«

      »Nein. Es ist von mir gekauft worden beim Beith Allah in der heiligen Stadt Mekka und enthält das Wasser vom Brunnen Zem-Zem.«

      Ich machte es vom Halse los und reichte es ihm. Er war so gewaltig erstaunt, daß er vergaß, zuzugreifen. Ich legte es in seinen Schoß.

      »O Emir, was tust du!« rief er endlich entzückt. »Du bringst in mein Haus die herrlichste Gabe, welche Allah der Erde verliehen hat. Ist es dein Ernst, daß du sie mir schenkest?«

      »Nimm sie hin; ich gebe sie dir sehr gern!«

      »Gesegnet sei deine Hand, und stets weile das Glück auf deinem Pfade! Kommt her, ihr Männer, und befühlt diese Flasche, damit die Güte des großen Emir auch euch beglücken möge!«

      Die Flasche ging von Hand zu Hand. Ich hatte mit ihr die größte Freude gestiftet, die es nur geben kann. Als sich das Entzücken des Vorstehers einigermaßen gelegt hatte, wandte er sich wieder zu mir:

      »Herr, dieser Hund ist nun dein. Spucke ihm dreimal in das Maul, und nimm ihn heut unter deinen Mantel, wenn du schlafen gehest, so wird er dich nie wieder verlassen!«

      Der Engländer hatte das alles mit angesehen, ohne den Vorgang recht zu verstehen. Er fragte mich:

      »Zem-Zem verschenkt, Master?«

      »Ja.«

      »Well! Immer fort damit! Wasser ist Wasser!«

      »Wißt Ihr, was ich dafür bekommen habe?«

      »Was?«

      »Diesen Hund.«

      »Wie? Was? Nicht möglich!«

      »Warum nicht?«

      »Zu kostbar. Kenne die Hunde! Dieser ist fünfzig Pfund wert!«

      »Noch mehr. Aber dennoch gehört er mir.«

      »Warum?«

      »Weil ich der Tochter des Ortsvorstehers das Armband geschenkt habe.«

      »Schrecklicher Kerl! Kolossales Glück! Erst Pferd von Mohammed Emin, gar nichts zu bezahlen, und nun auch Windhund! Ich Pech dagegen. Nicht einen einzigen Fowling-bull gefunden. Schauderhaft!«

      Auch Mohammed bewunderte den Hund, und ich glaube gern, daß er ein klein wenig eifersüchtig auf mich war. Ich muß gestehen, ich hatte Glück.

      Kurz bevor ich mich zur Ruhe begab, ging ich noch einmal zu den Pferden. Der Vorsteher traf mich dort.

      »Emir,« fragte er halb laut, »darf ich eine Frage aussprechen?«

      »Sprich!«

      »Du willst nach Amadijah?«

      »Ja.«

      »Und noch weiter?«

      »Das weiß ich noch nicht.«

      »Es ist ein Geheimnis dabei?«

      »Das vermutest du?«

      »Ich vermute es.«

      »Warum?«

      »Du hast einen Araber bei dir, der nicht vorsichtig ist. Er schlug den Aermel seines Gewandes zurück, und dabei habe ich die Tätowierung seines Armes gesehen. Er ist ein Feind der Kurden und auch ein Feind des Mutessarif; er ist ein Haddedihn. Habe ich richtig gesehen?«

      »Er ist ein Feind des Mutessarif, СКАЧАТЬ



<p>40</p>

Armband.

<p>41</p>

Eigentlich wörtlich: »Dein Opfer«.

<p>42</p>

Falke.