Der Schatz im Silbersee. Karl May
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Название: Der Schatz im Silbersee

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ eigentlichen Namen können Euch nichts nützen. Mich nennt man den Humply-Bill, weil ich leider buckelig bin, worüber ich aber noch lange nicht Lust habe, vor Gram zu sterben, und mein Kamerad hier ist nur als Gunstick-Uncle bekannt, weil er stets so steif in der Welt herumläuft, als ob er einen Ladstock verschluckt hätte. So, nun kennt Ihr uns und werdet uns auch über Euch die Wahrheit sagen, ohne dumme Witze zu machen.«

      Der Engländer betrachtete sie mit einem durchdringenden Blicke, als ob er ihnen bis tief in das Herz zu sehen wünsche; dann nahmen seine Züge einen freundlichen Ausdruck an; er nahm ein Papier aus der Banknotentasche, faltete es auseinander, reichte es den beiden hin und antwortete: »Ich habe nicht gescherzt. Da ich euch für brave und ehrliche Leute halte, so sollt ihr diesen Paß ansehen.«

      Die beiden sahen und lasen, blickten einander an, dann riß der Lange die Augen und den Mund möglichst weit auf, und der Kleine sagte, diesmal in einem sehr höflichen Tone: »Wirklich ein Lord, Lord Castlepool. Aber, Mylord, was wollt Ihr in der Prairie? Das Leben steht Euch — —«

      »Pshaw!« unterbrach ihn der Lord. »Was ich will? Die Prairie und das Felsengebirge kennen lernen und dann nach Frisco gehen. War schon überall in der Welt, nur in den Vereinigten Staaten noch nicht. Doch, jetzt sind wir einander vorgestellt und brauchen nicht mehr fremd zu thun. Kommt also zu euren Pferden! Ich meine nämlich, daß ihr Pferde habt, obgleich ich sie noch nicht gesehen habe.«

      »Freilich haben wir welche; sie stehen da hinter dem Hügel, wo wir anhielten, um auszuruhen.«

      »So folgt mir hin!«

      Seinem Tone nach war er jetzt derjenige, welcher ihnen, anstatt sie ihm, Vorschriften zu machen hatte. Er stieg vom Pferde und schritt ihnen voran, in dem Wellenthale weiter, bis hinter den Wellenberg, wo zwei Pferde grasten, welche zu derjenigen Sorte zu gehören schienen, welche im Vulgärdeutsch Klepper, Ziegenbock oder gar Kracke genannt zu werden pflegen. Sein Pferd war ihm dabei wie ein Hund nachgelaufen. Die beiden Pferde kamen auf dasselbe zu; es wieherte aber zornig und schlug gegen sie aus, um sie von sich zu treiben.

      »Eine giftige Kröte!« meinte Humply-Bill dazu. »Scheint ungesellig zu sein.«

      »O nein,« antwortete der Lord. »Es weiß bloß, daß ich noch nicht nahe verwandt mit euch bin und will also mit euren Pferden einstweilen auch fremd bleiben.«

      »Wäre es wirklich so klug? Man sieht es ihm nicht an. Scheint ein Ackerpferd gewesen zu sein.«

      »Oho! Es ist ein echter kurdischer Husahn, wenn ihr gütigst erlaubt.«

      »So! Wo liegt denn dieses Land?«

      »Zwischen Persien und der Türkei. Habe ihn selbst dort gekauft und mit nach Hause genommen.«

      Er sagte das in einem so gleichgültigen Tone, als ob es ebenso leicht sei, ein Pferd aus Kurdistan nach England und von da wieder hinüber nach den Vereinigten Staaten zu transportieren, wie einen Kanarienvogel von dem Harze nach dem Thüringer Walde zu bringen. Die beiden Jäger warfen einander verstohlenen Blicke zu. Er aber setzte sich ganz ungeniert in das Gras, wo sie vorher gesessen hatten. Dort lag eine angeschnittene, gestern gebratene Rehkeule. Er zog sein Messer, schnitt ein tüchtiges Stück herunter und begann zu essen, als ob das Fleisch nicht den andern, sondern ihm gehöre.

      »So ist‘s recht!« meinte der Buckelige. »Nur keine Umstände machen in der Prairie.«

      »Mache sie auch nicht,« antwortete er. »Habt gestern ihr Fleisch geschossen, so schieße heute oder morgen ich welches, natürlich auch für euch mit.«

      »So? Meint Ihr denn, Mylord, daß wir morgen noch beisammen sein werden?«

      »Morgen und noch viel länger. Wollen wir wetten? Ich setze zehn Dollar und auch mehr, wenn ihr wollt.«

      Er griff nach der Geldtasche.

      »Laßt Eure Banknoten hinten,« antwortete Humply. »Wir wetten nicht mit.«

      »So setzt euch her zu mir! Will es euch erklären.«

      Sie ließen sich ihm gegenüber nieder. Er musterte sie nochmals mit einem scharfen Blicke und sagte dann: »Bin den Arkansas heraufgekommen und in Mulvane ausgestiegen. Wollte dort einen Führer engagieren oder zwei; fand aber keinen, der mir gefiel. War lauter Schund, die Kerls. Bin also fortgeritten, weil ich mir sagte, daß echte Prairiemänner wohl nur in der Prairie zu finden sind. Treffe jetzt euch, und ihr gefallt mir. Wollt ihr mit?«

      »Wohin denn?«

      »Nach Frisco hinüber.«

      »Das sagt Ihr so ruhig, als ob es nur ein Tagesritt sei?«

      »Es ist ein Ritt. Ob er einen Tag oder ein Jahr dauert, das bleibt sich gleich.«

      »Hm, ja. Aber habt Ihr eine Ahnung von dem, was einem unterwegs begegnen kann?«

      »Habe noch nicht daran gedacht, hoffe aber, es zu erfahren.«

      »Wünscht Euch nicht zu viel. Übrigens können wir nicht mit. Wir sind nicht so reich, wie Ihr zu sein scheint; wir leben von der Jagd und können also keinen monatelangen Abstecher nach Frisco machen.«

      »Ich bezahle euch!«

      »So? Na, dann würde sich über die Sache sprechen lassen.«

      »Könnt ihr schießen?«

      Es war ein fast mitleidiger Blick, den der Buckelige auf den Lord warf, als er antwortete: »Ein Prairiejäger und schießen! Das ist fast noch schlimmer, als ob Ihr fragt, ob ein Bär fressen könne. Beides ist genau so selbstverständlich wie mein Buckel.«

      »Möchte aber doch eine Probe sehen. Könnt ihr die Geier von da oben herunterholen?«

      Humply maß die Höhe, in welcher sich die beiden Vögel wiegten, mit den Augen und antwortete. »Warum nicht? Ihr freilich würdet es uns mit Euren beiden Sonntagsflinten nicht nachmachen.«

      Er deutete auf das Pferd des Lords. Die Gewehre hingen noch an den Bügelriemen; sie waren blank geputzt, so daß sie ganz wie neu aussahen, was dem Westmann ein Greuel ist.

      »So schießt!« gebot der Lord, ohne auf die letzte Behauptung des Buckeligen zu achten.

      Dieser stand auf, legte sein Gewehr an, zielte kurz und drückte ab. Man sah, daß der eine der Geier einen Stoß erhielt; er schlug flatternd die Flügel, suchte sich zu halten, doch vergebens; er mußte nieder, erst langsam, dann schneller; endlich zog er die Flügel an den Leib und fiel wie ein schwerer Klumpen senkrecht zur Erde nieder.

      »Nun, Mylord, was sagt Ihr dazu?« fragte der kleine Schütze.

      »Nicht übel,« lautete die kalte Antwort.

      »Was? Nicht übel nur? Bedenkt diese Höhe, und daß die Kugel den Vogel gerade ins Leben traf, denn er war schon in der Luft tot! Jeder Kenner hätte das einen Meisterschuß genannt.«

      »Well, der zweite!« nickte der Lord dem langen Jäger zu, ohne auf den Vorwurf des Kleinen einzugehen.

      Gunstick-Uncle erhob sich steif vom Boden, stützte sich mit der Linken auf seine lange Rifle, erhob die Rechte wie ein Deklamierender, wendete das Auge gen Himmel zu dem zweiten Geier und sprach in pathetischem Tone: »Wandelt der Aar in Gefilden der Lüfte — blickt er herab auf die СКАЧАТЬ