Der Schatz im Silbersee. Karl May
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Название: Der Schatz im Silbersee

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Ihr kommt!«

      Der Reiter schob, dem Befehle gehorchend, das Rohr zusammen, steckte es in die Kapsel, verschloß dieselbe sorgfältig und langsam, als ob er gar keine Eile habe, deutete dann mit der Hand hinter sich und antwortete: »Von daher!«

      »Das sehe ich, mein alter Boy! Und wo wollt Ihr hin?«

      »Dorthin!« antwortete der Gefragte, indem er mit der Hand nun vorwärts zeigte.

      »Ihr seid wirklich ein köstlicher Junge!« lachte der noch immer unsichtbare Inquirent. »Da Ihr Euch aber nun einmal auf dieser gebenedeiten Prairie befindet, vermute ich, daß Ihr die Gebräuche derselben kennt. Es treibt sich hier so viel fragwürdiges Gesindel umher, daß ein ehrlicher Mann gezwungen ist, jede Begegnung etwas scharf zu nehmen. Zurück könnt Ihr in Gottes Namen reiten, wenn es Euch gefällig ist. Wollt Ihr aber vorwärts, wie es allen Anschein hat, so müßt Ihr uns Rede und Antwort stehen, und zwar der Wahrheit gemäß. Also heraus damit! Woher kommt Ihr?«

      »Von Schloß Castlepool,« antwortete der Mann im Tone eines Schulknaben, welcher sich vordem strengen Gesichte des Lehrers fürchtet.

      »Das kenne ich nicht. Wo ist dieser Ort zu finden?«

      »Auf der Landkarte von Schottland,« erklärte der Reiter, indem sein Gesicht fast noch dümmer wurde als vorher.

      »Gott segne Euren Verstand, Sir! Was geht mich Schottland an. Und wohin reitet Ihr?«

      »Nach Kalkutta.«

      »Mir auch unbekannt. Wo liegt denn dieser schöne Ort?«

      »In Ostindien.«

      »Lack-a-day! So wollt Ihr also an diesem sonnigen Nachmittage von Schottland aus über die Vereinigten Staaten nach Ostindien reiten?«

      »Heute nicht ganz.«

      »So! Würdet es wohl auch nicht leicht machen können. So seid Ihr wohl ein Englishman?«

      »Yes.«

      »Von welcher Profession?«

      »Lord.«

      »Alle Wetter! Ein englischer Lord mit einer runden Hutschachtel auf dem Kopfe! Euch muß man sich genauer besehen. Komm, Uncle, der Mann wird uns wohl nicht beißen. Ich habe alle Lust, seinen Worten Glauben zu schenken. Entweder ist er übergeschnappt oder wirklich ein englischer Lord mit fünf Meter Spleen und zehn Hektoliter Leberleiden.«

      Jetzt wurden auf der Höhe des nächsten Wellenhügels zwei Gestalten, welche dort im Grase gelegen hatten, sichtbar, eine lange und eine sehr kleine. Beide waren ganz gleich gekleidet, ganz in Leder wie echte, richtige Westmänner, selbst ihre breitkrämpigen Hüte waren von Leder. Die Gestalt des Langen stand steif wie ein Pfahl auf dem Hügel; der Kleine war buckelig und hatte eine Habichtsnase, deren Rücken fast so scharf wie ein Messer war. Auch ihre Gewehre waren von gleicher Konstruktion, alte, sehr lange Rifles. Der kleine Buckelige hatte das seinige mit dem Kolben auf die Erde gesetzt, und doch ragte die Mündung des Laufes noch um einige Zoll über seinen Hut hinaus. Er schien der Sprecher der beiden zu sein, denn während der Lange noch kein Wort gesagt hatte, fuhr er jetzt fort: »Bleibt noch halten, Master, sonst würden wir schießen! Wir sind noch nicht miteinander fertig.«

      »Wollen wir wetten?« fragte der Engländer hinauf.

      »Was?«

      »Zehn Dollar oder fünfzig oder hundert Dollar, ganz wieviel euch beliebt.«

      »Worauf?«

      »Daß Ich euch eher erschieße als ihr mich.«

      »Dann würdet Ihr verlieren.«

      »Meint Ihr? Well, setzen wir also hundert Dollar.«

      Er griff nach hinten an die eine Patronentasche, zog sie nach vorn, öffnete sie und nahm einige Banknoten heraus. Die beiden Obenstehenden sahen einander erstaunt an.

      »Master,« rief der Kleine, »ich glaube, Ihr macht wirklich Ernst!«

      »Was denn sonst?« fragte der Englishman erstaunt. »Das Wetten ist meine Passion, das heißt, ich wette gern und bei jeder Gelegenheit.«

      »Und tragt eine ganze Tasche voll Banknoten in der Prairie herum!«

      »Könnte ich wetten, wenn ich kein Geld bei mir hätte? Also hundert Dollar, sagt ihr? Oder wollt ihr noch mehr setzen?«

      »Wir haben kein Geld.«

      »Das thut ja gar nichts; ich schieße es euch einstweilen vor, bis ihr mich bezahlen könnt.«

      Er sagte das mit solchem Ernste, daß der Lange vor Verwunderung tief Atem holte und der Buckelige geradezu betroffen ausrief: »Uns borgen — bis wir bezahlen können? Ihr seid also sicher, zu gewinnen?«

      »Sehr!«

      »Aber, Master, um zu gewinnen, müßtet Ihr uns eher erschießen als wir Euch; als Tote aber könnten wir Euch nicht bezahlen!«

      »Bleibt sich gleich! Ich hätte doch gewonnen und habe so viel, daß ich euer Geld nicht brauche.«

      »Uncle,« meinte der Kleine kopfschüttelnd zu dem Langen, »so einen Boy habe ich weder schon gesehen, noch gehört. Wir müssen hinab zu ihm, um ihn näher zu betrachten.«

      Er kam mit schnellen Schritten herab, und der Lange folgte ihm steif und in kerzengerader Haltung, als ob er eine Bohnenstange im Körper habe.

      Unten im Wellenthale angekommen, sagte der Bucklige: »Steckt Euer Geld wieder ein; aus der Wette kann nichts werden. Und nehmt den Rat von mir an: Laßt diese Banknotentasche niemand sehen; Ihr könntet es zu bereuen haben oder gar mit dem Leben büßen. Ich weiß wirklich nicht, was ich von Euch denken und aus Euch machen soll. Es scheint nicht ganz richtig in Eurem Kopfe zu sein. Wir wollen Euch einmal auf den Zahn fühlen. Kommt also mit, nur wenige Schritte weiter.«

      Er streckte die Hand aus, um das Pferd des Engländers am Zügel zu fassen, da glänzten in den beiden Händen desselben zwei Revolver und er rief in kurzem, strengem Tone. »Hand weg, oder ich schieße!«

      Der Kleine fuhr erschrocken zurück und wollte sein Gewehr heben.

      »Unten lassen. Keine Bewegung, sonst drücke ich los.«

      Die Haltung und das Gesicht des Engländers hatte sich plötzlich außerordentlich verändert. Das waren nicht die dummen Züge von vorher, und aus den Augen blitzte eine Intelligenz, eine Energie, welche den beiden andern die Worte benahm.

      »Meint ihr wirklich, daß ich verrückt bin?« fuhr er fort. »Und haltet ihr mich wirklich für einen Menschen, vor welchem ihr euch gebärden könnt, als ob die Prairie nur euer Eigentum sei? Da irrt ihr euch. Bisher habt ihr mich gefragt, und ich antwortete euch. Nun aber will auch ich wissen, wen ich vor mir habe. Wie heißt ihr, und was seid ihr?«

      Diese Fragen waren an den Kleinen gerichtet; er sah in die scharf forschenden Augen des Fremden, die einen ganz eigenartigen Eindruck auf ihn machten, und antwortete halb ärgerlich und halb verlegen: »Ihr seid hier fremd; darum wißt Ihr es nicht; aber man kennt uns vom Mississippi an bis hinüber nach Frisco als ehrliche Jäger und Fallensteller. Wir sind jetzt unterwegs nach den Bergen, um eine Gesellschaft von Bibermännern СКАЧАТЬ