Der Oelprinz. Karl May
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Название: Der Oelprinz

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ ein fröhliches Lächeln, als er antwortete:

      »Sagen wir im neunten.«

      »Schön! Und wollen Sie ihn in Dur oder in Moll über die Bühne schleppen?«

      »In Moll.«

      »Gut; da werde ich C-moll wählen, denn dies hat den Dominantsextaccord von G und ist im ersten Grade mit dem herrlichen Es-dur verwandt. Und als Taktart wählen wir nicht Dreiviertel- oder Sechsachtel, – sondern den Viervierteltakt, weil das Pferd, auf welchem Sie auf der Bühne erscheinen werden, gerade vier Beine hat. Sie sehen, daß alles stimmen wird. Ich werde mir das alles gleich notieren.«

      Er zog sein Merkbuch aus der Tasche. Da erklang hinter ihm eine Stimme:

      »Ich habe Ihnen auch etwas zu notieren, Herr Kantor.«

      Er drehte sich um und sah Sam vor sich stehen. In höflichem Tone antwortete er:

      »Bitte, bitte, Kantor emeritus! Es ist nur der Vollständigkeit halber. Da ich nicht mehr im Amte bin —«

      »So treiben Sie sich da draußen vordem Lager herum!« unterbrach ihn Sam. »Wer hat Ihnen denn geheißen, das Lager zu verlassen?«

      »Geheißen? Die Kunstbegeisterung trieb mich hinaus, erst lento, dann vivace und endlich gar allegrissimo. Sie wissen, wenn die Muse befiehlt, dann muß ihr jünger gehorchen.«

      »Da bitte ich Sie, Ihrer Muse den Abschied zu geben, denn sie meint es nichts weniger als gut mit Ihnen.«

      »Wieso?«

      »Weil sie Sie auf Wege treibt, wo Sie leicht verunglücken können.«

      »Daß ich nicht wüßte, werter Herr. Ich brauchte für meine Oper einen Doppeltriller; da ich denselben nicht hier im Lager finden konnte, so verließ ich dasselbe, um mir draußen in der Einsamkeit, wo mich niemand stört, einen auszusinnen.«

      »Da setzten Sie sich auf die Erde nieder?«

      »Ja.«

      »Und warteten, ob der Triller kommen würde? Aber statt seiner kam ein fremder Mann, der Sie nicht sah, und stolperte über Sie weg!«

      »O, er stolperte nicht nur, sondern er stürzte wirklich hin, lang über mich hinweg. Im nächsten Augenblicke hatte er mich beim Halse, gerade so, wie man eine Violine bei dem Halse faßt.«

      »Dann gab es ein Duett!«

      »Eigentlich kein Duett; wir sprachen nur ein wenig mit einander.«

      »Sie deutsch, er englisch, und keiner verstand den andern!«

      »Das ist kein Wunder. Wer mich verstehen will, darf mir doch nicht den Hals zusammenpressen. Das konnte er sich denken! Uebrigens benutzte ich die Gelegenheit, als er mich einmal locker ließ, ihn und den Ort zu verlassen.«

      »Wohl auch allegro oder allegrissimo?«

      »Es war schon mehr con fretta, denn ich hatte ihn in dem Verdachte, mich abermals fesseln zu wollen.«

      »Das wollte er allerdings, und noch viel mehr als das! Wissen Sie, wer er war?«

      »Nein; es gab im Laufe der kurzen Unterredung keine Gelegenheit, uns einander vorzustellen.«

      »Das glaube ich wohl. Es war überhaupt nicht auf solche Höflichkeiten, sondern auf Ihr Leben abgesehen.«

      »Auf mein Leben?« fragte der Kantor sehr erstaunt.

      »Allerdings. Der Mann, welcher über Sie hinwegtrillerte, gehörte zu den Finders, welche uns überfallen und ermorden wollen.«

      »Sollte man dies glauben!«

      »Viel leichter zu glauben, als zu bezweifeln. Sie wußten, daß die Feinde sich da drüben befinden und liefen trotzdem hinaus und nach dieser Richtung hin. Sie scheinen nicht recht bei Sinnen gewesen zu sein, wenn ich mich nicht irre. Welcher vernünftige Mensch begibt sich in eine so offen drohende Gefahr!«

      »Gefahr? Sie irren. Ich hatte schon wiederholt das Vergnügen, Ihnen zu erklären, daß es für einen Sohn der Musen keine Gefahr gibt außer der einzigen, daß seine Werke nicht anerkannt werden. Andre Fährlichkeiten existieren nicht.«

      »Also, wenn ein offenbarer Mörder geradezu über Sie wegstolpert und Sie bei der Gurgel faßt, um Sie zu erdrosseln, so ist das keine Gefahr für Sie?«

      »Nein. Sie haben ja den Beweis, lieber Herr; er hat mich gehen lassen und ist auch selbst gegangen. Ueber mir schwebt eben ein Genius, welcher über mich wacht und mich vor jedem Unglücke bewahrt.«

      »Wenn dieser Glaube Sie glücklich macht, so mögen Sie ihn meinetwegen behalten, bis Sie einmal erschossen, erschlagen, erstochen und skalpiert werden. Aber aus Rücksicht auf uns sollten Sie vorsichtig sein. Ihre sehnsüchtige Erwartung eines Trillers hat auch uns in Gefahr gebracht. Wir werden in Zukunft nicht nur Ihr Pferd anbinden dürfen.«

      »Etwa mich auch?«

      »Allerdings.«

      »Herr, dagegen muß ich protestieren! Das Genie kennt keine Banden, und wenn man es dennoch schnürt, zerreißt es alle Fesseln. Wie wollen Sie die Töne einer Trompete unterdrücken, wenn sie einmal am Munde sitzt?«

      »Indem ich sie einfach vom Munde wegnehme, wenn ich mich nicht irre. Für jetzt nun verlange ich, daß Sie sich unbedingt ruhig verhalten und da bleiben, wohin ich Sie stelle. Es hängt unser aller Leben davon ab, daß niemand einen Fehler macht.«

      »Wenn dies der Fall ist, werde ich Ihren Anordnungen folgen; Sie können sich darauf verlassen. Sollte es aber doch zum Kampfe kommen und jemand dabei sterben, so bin ich gern erbötig, für ihn schnell eine Missa pro defunctis auf beliebigem Text zu komponieren. Ich werde augenblicklich über ein schönes und ergreifendes Thema dazu nachdenken.«

      Das Feuer war bis jetzt noch immer hoch geschürt worden. Nun sollte das Lager verlassen werden. Sam bestimmte, daß nur er, Stone, Parker und die Soldaten sich bei der Ueberrumpelung der Finders zu beteiligen hätten; die andern sollten der dabei doch drohenden Gefahr nicht ausgesetzt werden. Schmidt, Strauch, Ebersbach und Uhlmann waren damit einverstanden. Frau Rosalie aber erklärte beherzt:

      »Was, ich soll die Hände in den Schoß legen, wenn andre für mich ihr Leben wagen? Das kann ich nich zugeben, ganz gewiß nich. Wenn keene Flinte für mich übrig is, da nehme ich eene Hacke oder Schaufel, und wehe dem Urian, der mir zu nahe kommt! In dem Herrn Emeritus seiner Heldenoper müssen doch ooch Damen ufftreten, und ich will die erschte sein, die erscheint. Also sagt mir nur den Ort, wo ich mich hinzuschtellen hab’. Ich werde meine Sache machen; ausreißen thu ich sicher nich!«

      Es kostete nicht wenig Mühe, ihr begreiflich zu machen, daß ihre Beteiligung nicht nur nichts nützen, sondern sogar nur schaden könne, und sie ergab sich nur ungern darein, sich den Unthätigen zugesellen zu müssen. Die vier deutschen Auswanderer zogen mit ihren Frauen, Kindern und Zugtieren nach der Stelle, an welcher die Soldaten warteten. Der Kantor war natürlich auch bei ihnen, und Sam schärfte ihnen ein, ja streng acht auf ihn zu geben, damit es ihm nicht möglich sei, sich zu entfernen und Unheil anzustiften. Die Pferde wurden auch dorthin in Sicherheit gebracht. Eigentlich sollten Schi-So und Adolf Wolf, da sie noch so jung waren, auch von der Beteiligung ausgeschlossen sein; aber der erstere erklärte so bestimmt, daß dies eine große Beleidigung für ihn sei, daß Sam ihm seinen Wunsch erfüllte und infolgedessen auch Adolf nicht mehr zurückweisen СКАЧАТЬ