Название: Der Oelprinz
Автор: Karl May
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
isbn:
isbn:
»Das also, das soll ein Fehler sein! Will Parker, das Greenhorn, untersteht sich Sam Hawkens gute Lehren zu erteilen! Siehst du denn nicht ein, altes Coon, daß ich ihn heut noch nicht fortschicken darf?«
»Nein, das sehe ich nicht ein.«
»O, süßer Will, wie traurig steht’s mit dir! Wirst niemals, nie, ein Westmann werden. Wie blamiert es mich, einen solchen Lehrjungen zu haben, der nichts begreifen kann! Du aber kannst dich glücklich schätzen, daß ich dein Meister bin, denn ohne mich und Dick Stone wärest du längst schon ausgelöscht worden. Weißt du, was dieser sogenannte Scout machen würde, wenn ich ihn schon heut davon jagte?«
»Nun, was?«
»Er würde aus Rache zu den Finders gehen und ihnen unser Vorhaben verraten. Aber dein kleines Gehirn reicht gar nicht zu, diesen großen Gedanken in sich aufzunehmen.«
»Yes,« stimmte Parker sehr ernsthaft zu. »Du hast wirklich recht, alter Sam. Es ist eine wahre Sünde und Schande mit mir, daß keine deiner guten Lehren und Ermahnungen wie ein Tintenklex an mir haften bleibt. Ich begreife gar nicht, wie du es nur so mit mir aushalten kannst.«
»Das ist kein Wunder, da du überhaupt gar nichts begreifen kannst. Der Grund liegt darin, daß ich für dich fühle und empfinde wie eine nachsichtige Mutter, die gerade dasjenige Kind, welches ihr die meisten Sorgen macht, am meisten liebt.«
Jetzt sah man einen Kavalleristen vorüberreiten; der Aufbruch des Militärs hatte also begonnen. Der Wagenzug aber blieb noch lange halten und setzte sich erst um die Mittagszeit wieder in Bewegung.
Man hatte bis zu dem Punkte, an welchem für die Nacht gehalten werden sollte, ungefähr neun englische Meilen zurückzulegen und mußte also selbst bei dem langsamen Ochsenschritte noch vor abend dort ankommen. Die Gegend, durch welche der Zug sich bewegte, war eine mit Kies bedeckte Einöde, auf welcher nur hier und da ein hagerer Kaktus oder ein elender Mesquitestrauch zu sehen war. Was man davon dürr fand, wurde mitgenommen, um heut abend ein großes Feuer unterhalten zu können. Ueberhaupt besteht die ganze zwischen Tucson und dem Gila liegende Strecke aus solchem kiesigen Wüstenlande, wo es Wasser für das Vieh nur in einigen Tümpeln gibt und für die Menschen an zwei oder drei Punkten, wo die frühere Ueberlandpostgesellschaft Brunnen graben ließ, welche noch heut bestehen. Man nennt diese Gegend die Neunzigmeilenwüste. Jedenfalls gibt es außer an den angeführten Stellen auch noch an andern Orten Wasser, doch halten die wilden Indianer derartige Punkte verborgen, indem sie die Löcher mit Häuten bedecken, auf welche sie Kies und Sand streuen, gerade so, wie die Nomaden der Sahara es mit ihren verborgenen Brunnen thun.
Sam Hawkens leitete den Wagenzug; der bisherige Führer ritt nicht mehr voran, sondern hinterdrein. Die Blicke, welche er von Zeit zu Zeit auf den Kleinen warf, waren keine guten. Wenn sie bemerkt worden wären, hätte man aus ihnen ersehen können, daß er auf Rache sann.
Als am Nachmittag nur noch zwei englische Meilen zurückzulegen waren, achtete Sam noch weit mehr als vorher auf den Weg und dessen Umgebung. Von einem gebahnten »Wege« war allerdings keine Rede; aber wer diese Gegend passierte, der hielt, ob zu Pferde oder zu Wagen, dieselbe Richtung ein, und so kommt es, daß man hyperbolisch sogar von Straßen spricht, welche die einzelnen Orte dort verbinden.
Diese letzten zwei Meilen führten über wellenförmiges Land, welches so aussah, als ob eine Schar von Giganten riesenhafte Körbe voll Sand, Kies und Steingetrümmer hier nebeneinander ausgeschüttet hätte. Darum kamen die Wagen nur sehr langsam vorwärts. Einer dieser Giganten hatte seinen Korb mit großen, mannshohen und noch höheren Felsenstücken gefüllt gehabt und dieselben so hingeworfen, daß sie wie eine Brustwehr neben, – zwischen- und übereinander lagen. Wer sich dahinter versteckte, konnte sehr weit sehen, ohne selbst gesehen zu werden.
Sam deutete auf diese Felsen und rief seinen beiden andern »Blättern« zu:
»Das ist der Ort, an welchem die Finders halten werden. Oder willst du vielleicht wetten, Will Parker, daß ich unrecht habe?«
»Fällt mir nicht ein, altes Coon,« antwortete der Genannte. »So klein mein Gehirn nach deiner Meinung ist, es hat doch diese Felsen sofort als mutmaßliche Haltestelle in sich aufgenommen. Schau, da drüben, links, gibt es noch ähnliche hohe Steine. Vielleicht reiten die Kerls dort hinüber.«
»Nein, denn hier siehst du einige hundert Grashalme, welche sie ihren Pferden gönnen werden. Dort drüben wird sich aber auch jemand befinden.«
»Wer?«
»Kannst du das dir nicht denken?«
»Doch, alter Sam.«
»Nun, wer?«
»Du selbst. Du wirst dich dort verstecken, um ihre Ankunft zu beobachten und sie dann zu belauschen.«
Da schlug Sam seine fetten Hände über dem Kopfe zusammen und rief in gut gespielter Verwunderung:
»Ist so etwas denn möglich! Dieses Greenhorn hat auf einmal einen Gedanken, einen wirklichen Gedanken, und zwar einen ganz richtigen und guten! Entweder geht die Welt bald unter, oder bei diesem alten Will Parker ist der Knoten endlich doch gerissen. Ja, edler Will, ich werde, wenn ich unsern Lagerplatz gesehen habe, nach dort drüben zurückkehren und auf die Finders warten.«
»Nimmst du mich mit?«
»Kann es nicht riskieren, Will. Gehören geschickte und erfahrene Leute zu so etwas. Mußt erst noch länger in die Schule gehen.«
»Hm, ist’s nicht etwa so, daß du dich täuschest, alter Sam? Habe einen Jungen gekannt, welcher absolut nichts lernte, obwohl er einen sehr anstelligen Kopf besaß. Die Leute sagten, nicht der junge, sondern der Lehrer, der nichts verstand, sei schuld daran. Ist wahrscheinlich hier bei uns auch der Fall.«
Nachdem man noch einige niedrige Bodenerhebungen überwunden hatte, wurde das Land wieder eben, und eine gute Viertelstunde später verwandelte sich der sterile Kies in eine Erde, welche eine Gruppe von Mesquite- und Ocochillabüschen trug. Da gab es sogar Wasser. Es war hier nämlich einer jener Brunnen, welche von der Ueberlandpostgesellschaft gegraben worden sind. Der Lagerplatz war erreicht, und man hielt an.
Zunächst erquickten sich die Menschen an dem Wasser; dann wurden die Pferde und Ochsen getränkt, welche alsdann den Versuch machten, sich aus dem stacheligen Gebüsch die wenigen grünen Blätter zu holen. Die Wagen waren, wie Sam gestern geraten hatte, so aufgefahren worden, daß sie die Seiten eines zwischen ihnen liegenden Viereckes bildeten.
Natürlich blickte man nach den Soldaten aus. Sie waren nicht zu sehen. Sam nickte befriedigt vor sich hin und sagte:
»Ist kein übler Kopf, dieser Lieutenant. Hat nicht eher hier erscheinen wollen, als bis wir angekommen sind. Wird sich aber nun bald sehen lassen.«
Als ob seine Worte von dem Betreffenden gehört worden seien, tauchte jetzt im Norden ein einzelner Reiter auf, welcher rasch näher kam. Es war der Lieutenant. Als er das Lager erreichte, gab er Sam Hawkens die Hand und sagte:
»Wir befinden uns schon seit Stunden in der Nähe, mieden aber diese Stelle, weil, da man hier Wasser findet, leicht jemand kommen und uns dann den Finders verraten könnte. Nun aber müssen unsre Pferde saufen. Dürfen wir her?«
»Ja, Sir,« antwortete der Kleine. »Aber wenn es dunkel werden will, müßt ihr wieder fort. Es werden Späher kommen, welche euch nicht sehen dürfen. Ihr zieht euch dann so weit zurück, daß ihr dann, wenn wir euch brauchen, schnell geholt werden könnt.«
»Einverstanden. СКАЧАТЬ