Der Oelprinz. Karl May
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Название: Der Oelprinz

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ weiß! Und ich versichere Ihnen, daß es bei mir nur aus Vergeßlichkeit geschah.«

      Sam zog einen Riemen aus der Satteltasche und band mit demselben den Gaul des Kantors hinten an den Wagen an. So war für den guten, ununterbrochenen Fortgang sowohl des Pferdes als auch der Oper gesorgt, und der geniale Komponist brauchte nicht immerwährend beaufsichtigt und im Auge behalten zu werden.

      In langsamem Ochsenschritte ging die Fahrt die ganze Nacht hindurch vor sich, und so kam es, daß die Reisenden erst zwei Stunden nach Tagesanbruch die Stadt vor sich liegen sahen, obgleich die Entfernung zwischen San Xavier del Bac und Tucson eine so kurze ist.

      Der Anblick dieser Hauptstadt war ein wenig erfreulicher. Obgleich es noch so früh am Tage war, strahlte die Sonne doch schon mit einer fast unerträglichen Glut auf die kahlen Schlammhütten und Mauertrümmer herab. Aeußerst häßliche Koyotehunde bellten und heulten dem Zuge entgegen, und ausgedörrte, in bunte Fetzen gehüllte Menschengestalten lungerten vor den Thüren und an den Ecken herum und verzerrten grinsend ihre sonnverbrannten Gesichter, als der letzte Wagen an ihnen vorüberknarrte und sie den Herrn Emeritus auf dem hinten angebundenen Pferde erblickten. Er nickte ihnen, ohne ihr Lachen übelzunehmen, freundlich zu; mochten sie seine Situation für lächerlich halten, ihm war es ganz recht, daß er das Tier nicht mehr zu lenken brauchte.

      Auf Sams Anweisung wurde auf einem freien oder vielmehr vollständig kahlen Platze angehalten, wo sich bald eine Menge von kläffenden Hunden, schreienden Kindern und neugierigen Tagedieben einfanden, welche die Wagen umlungerten und ihre Aufmerksamkeit besonders auf Sam Hawkens und den Kantor richteten, wohl wegen der sonderbaren Persönlichkeit des ersteren und auch infolge der ungewöhnlichen Weise, in welcher beide gekleidet waren.

      Da die deutschen Auswanderer während ihrer Reise nur wenig Englisch gelernt und vom Spanischen sich gar nur einige Brocken angeeignet hatten und sich also der hiesigen Bevölkerung gegenüber nicht verständlich machen konnten, übernahm es Sam Hawkens, sich zu erkundigen, ob man hier Futter für das Vieh und Wasser bekommen könne. Ja, Heu und Wasser war zu haben, aber beides in sehr schlechtem Zustande und zu hohen Preisen, und zehn, zwanzig und noch mehr Faulenzer zeigten sich bereit, es herbeizuholen, um sich durch diese Arbeit, welche eigentlich keine Arbeit war, einige Centavos zu verdienen.

      Als dies besorgt war, begab sich der Kleine zum Kommandanten, um demselben sein Anliegen vorzutragen. Er vernahm, daß dieser Offizier mit zahlreicher Begleitung nach Prescott gereist und fast die ganze Besatzung nach der Gegend des Guadalupepasses aufgebrochen sei, um die dort hausenden aufrührerischen Mimbrenjos zu züchtigen. Er wurde zu einem Kapitän geführt, welcher die Stellvertretung des Kommandanten übernommen hatte. Er saß bei seiner Morgenschokolade und las in einer alten Zeitungsnummer, welche hier in Tucson aber neu genannt werden mußte. Als er den Eintretenden erblickte, zeigte sein Gesicht zunächst den Ausdruck der Ueberraschung; dann erheiterte es sich mehr und mehr; endlich lachte er laut auf, erhob sich von seinem Stuhle und sagte in einem Tone, dessen Impertinenz nicht zu verkennen war:

      »Mensch, wer seid Ihr? Was wollt Ihr? So ein Jack-pudding (* Hanswurst.) ist mir noch niemals vorgekommen!«

      »Mir auch nicht,« antwortete Sam in einer Weise und mit einer Handbewegung, welche ahnen ließen, daß er den Offizier meinte.

      »Euch auch nicht? Was wollt Ihr damit sagen?« fuhr ihn dieser in ganz anderm Tone an. »Wollt Ihr mich etwa beleidigen!«

      »Ist es eine Beleidigung, wenn ich Euch beistimme?« fragte Sam sehr ernst und sehr ruhig,

      »Ach so! Dann lobe ich Eure edle Selbsterkenntnis. Ich wiederhole Euch, daß ich noch keinem solchen Harlekin begegnet bin, wie Ihr zu sein scheint. Ihr kommt wohl, um die Erlaubnis zu bitten, hier eine lustige Vorstellung geben zu dürfen?«

      »Ja, das ist’s,« lachte Sam. »Ihr habt’s erraten, Sir, und sollt mir dabei helfen, wenn ich mich nicht irre.«

      »Helfen? Ich? Haltet Ihr den Stellvertreter des Kommandanten, einen Vereinigtenstaatenoffizier für einen ebensolchen Lustigmacher, wie Ihr seid?«

      »In diesem Fall, ja,« antwortete Sam, indem er sich kaltblütig einen Stuhl herbeizog und sich auf denselben setzte.

      »Mensch, noch ein solches Wort und ich lasse Euch einsperren und durchpeitschen!« drohte der Offizier, indem er einige Schritte auf den Kleinen zutrat. »Wie könnt Ihr Euch ohne meine Erlaubnis setzen! Ihr befindet Euch bei dem Höchstgebietenden der Stadt und habt vor ihm zu stehen. Also auf mit Euch, und zwar augenblicklich!«

      Er griff bei diesen Worten mit der Hand nach einem Nagel, an welchem eine Reitpeitsche hing. Auf Sam aber machte diese Bewegung nicht den geringsten Eindruck. Er sagte in einem sehr gelassenen Tone:

      »Ich befinde mich bei dem Höchstgebietenden? Meinetwegen, ja; habe nichts dagegen; bin ja ein Kamerad von ihm.«

      »Ein Kamerad? Von mir?« dehnte der andre. »Ihr wäret ein Offizier, Ihr, Ihr?«

      Bei dieser Frage ließ er einen Blick unendlicher Geringschätzung über die Gestalt des Kleinen gleiten.

      »Well, Offizier!« nickte dieser freundlich. »Habt Ihr vielleicht einmal etwas von dem bekannten Leaf of trefoil gehört?«

      »Kleeblatt? Welches Kleeblatt meint Ihr da?«

      »Die drei Prairiejäger, wenn ich mich nicht irre.«

      »Ja, dieses Kleeblatt kenne ich. Es besteht aus Dick Stone, Will Parker und Sam Hawkens, von dem man sich erzählt, daß —«

      »Schön, Sir, schön!« unterbrach ihn der Westmann. »Habt also von diesen dreien gehört. Freut mich, freut mich sehr! Werden da bald mit unsrer lustigen Vorstellung im reinen sein und dabei erfahren, wer den Bajazzo macht. Wißt Ihr vielleicht auch, daß Sam Hawkens im letzten Kriege Scout (* Führer, Pfadfinder.) gewesen ist?«

      »Ja, unter General Grant. Er hat es infolge seiner großen dabei geleisteten Dienste, durch seine List und Kühnheit bis zum Kapitän gebracht. Aber was hat das mit Euch zu thun?«

      »Viel, sehr viel, Sir; jedenfalls mehr als mit Euch, denn ich schätze, daß Ihr damals noch gar nicht in der Uniform gesteckt habt. Das Kleeblatt befindet sich nämlich gegenwärtig hier.«

      »Hier? In Tucson?«

      »Yes, Sir. Und Sam Hawkens, der verdiente Vereinigtenstaatenkapitän, befindet sich Euch sogar noch näher; er sitzt in diesem Augenblicke hier in Eurer Stube.«

      »Hier? In meinem Zimmer?« rief der Stellvertreter betroffen und indem seine Augen sich erweiterten. »Es ist ja außer mir kein andrer Mensch da als Ihr?«

      »Well, stimmt genau, Sir!«

      »Dann – dann – wäret Ihr – Ihr, Ihr dieser Hawkens!«

      »Yes, bin ich auch, wenn ich mich nicht irre.«

      »Thunder-storm! Ihr wäret Sam Hawkens? Ihr?«

      »Denke es. Warum sollte ich es nicht sein?«

      »Weil – weil – weil,« stotterte der Kapitän verlegen, »weil Ihr keineswegs darnach ausseht. Ein Offizier kann sich doch unmöglich in solche Kleider stecken!«

      »Wüßte nicht, warum er es nicht thun sollte! Warum sollte sich gerade ein Offizier nicht nach seinem Geschmacke kleiden, Sir? Und dies ist nun einmal mein Geschmack, der Geschmack von Sam Hawkens, und wer denselben für geschmacklos halten sollte, der mag dies thun; ich habe nichts dagegen, so lange er schweigt. Wenn er es aber СКАЧАТЬ