Die Nilbraut. Georg Ebers
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Читать онлайн книгу Die Nilbraut - Georg Ebers страница 34

Название: Die Nilbraut

Автор: Georg Ebers

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Schwelle eines neuen Lebens gelangt. Paula, die sich noch vor kurzem für ein vom Schicksal verfolgtes Wesen gehalten, atmete auf in dem Gedanken, daß sie auch Glück bringen könne. Heiter und mit wahrer Zärtlichkeit sah sie Mandane in das mehr als hübsche Gesicht, schob sie die Binde, welche sich etwas verschoben, sorgsam über ihre verstümmelten Ohren, hauchte sie einen leisen Kuß auf ihre langen, seidenen Wimpern.

      Der verständigen Nonne begann die Damascenerin mehr und mehr zu gefallen, und als die Stunde des Gebets für sie wiederkehrte, schloß sie Paula, die Waise im fremden Hause, die durch Gottes unerforschlichen Ratschluß außerhalb ihres selig machenden Glaubens geborene Griechin, mit darin ein.

      Endlich kehrte Philippus zurück, freute sich des heiteren Aussehens seiner neuen Freundin und bestätigte, daß Mandane unter ihrer Hand die erste, schwerste Gefahr bestanden und alle Anwartschaft habe, langsam, aber hoffentlich ganz zu genesen.

      Nachdem Paula den Umschlag erneuert hatte, wobei er ihr geflissentlich freie Hand ließ, sagte er heiter: »Wie schnell Du Deine Sache gelernt hast! Da schläft das Mädchen schon wieder; die Schwester wacht, und wir können unserer Patientin augenblicklich nicht dienen; denn Schlummer ist für sie die allerbeste Kost. Bei uns beiden, wenigstens bei mir, steht es anders. Auf die große Mahlzeit haben wir noch zwei Stunden zu warten, mein Frühstück steht da drüben noch unberührt, und mit dem Deinen ist es wohl ähnlich gegangen; so sei denn mein Gast. Sie schicken immer so viel, daß man sechs Schiffszieher damit sättigen könnte.«

      Dieser Vorschlag war Paula genehm; denn der Hunger hatte sich schon längst bei ihr gemeldet. Die Nonne ward beauftragt, schnell noch einige Teller zu holen, an Pokalen fehlte es ohnehin nicht, und so saßen die neuen Freunde denn bald speisend einander gegenüber, jeder an seinem Tischchen.

      Er zerschnitt die Ente und die gebratenen Wachteln, legte ihr den Salat und die dampfenden Artischocken vor, welche die Nonne auf Wunsch des Koches, dem der Arzt sein einziges Knäblein gerettet, mit heraufgebracht hatte, wies auf die kleinen Pastetchen, die Früchte und Kuchen, welche sonst noch da waren, spielte den Mundschenk, und während sie sich’s wacker schmecken ließen, verwickelten sie sich in ein lebhaftes Gespräch.

      Paula erkundigte sich heut zum erstenmal nach der Jugendzeit des Philippus, und er begann mit einer Darstellung seines jetzigen Lebens, das er mit dem alten wunderlichen Isisdiener und Forscher Horus Apollo teilte, schilderte seine angestrengte Thätigkeit bei Tage und sein stilles Studium bei Nacht, und wußte das alles so ergötzlich auszuschmücken, daß sie oft hell auflachen mußte. Aber bald wurde er wehmütig und teilte ihr mit, wie früh er Vater und Mutter verloren und ganz auf sich und ein winziges ererbtes Vermögen gestellt, ohne Verwandte — denn sein Vater war ein aus Athen nach Alexandria berufener Grammatiker gewesen — der Notwendigkeit gegenüber gestanden habe, sich den Weg durchs Leben zu bahnen, das sich ihm wie ein verwachsenes Papyrus- und Schilfrohrdickicht entgegengestellt habe. Jede Stunde seines Daseins sei ausgefüllt mit Arbeit gewesen, und einem garstigen, aufrichtigen Goliath wie ihm werde es niemals leicht, fördernde Gönner zu finden. Auf den hohen Schulen Alexandrias, Athens und Cäsareas habe er durch Unterrichterteilen und die Bereitung von Medikamenten aus selbstgesuchten Pflanzen, das Dasein mit Wasser statt Wein, mit Brot und Früchten statt mit Wachteln und Pastetchen gefristet und dennoch manchen guten Freund gefunden, aber eine Freundin zu gewinnen, das sei schwer mit einem Gesicht wie dem seinen.

      »So wäre ich also die erste?« fragte Paula, welche tiefe Achtung vor dem Manne empfand, der sich mit eigener Kraft zu der bevorzugten Stellung heraufgerungen hatte, die er längst nicht nur in Memphis, sondern unter allen ägyptischen Heilkünstlern einnahm.

      Er nickte bejahend und mit einem so glückseligen Lächeln, daß es ihr war, als fiele ihr ein Sonnenstrahl gerade in die Seele.

      Er bemerkte es sogleich, hob den Becher, trank ihr zu und rief mit glühenden Wangen: »Was anderen früh zu teil wird, hab’ ich später erworben, aber dafür ist es auch eine Freundin ohnegleichen geworden.«

      »Hoffentlich zeigt sie sich wenigstens nicht ganz so schlimm, wie Du sie vorhin geschildert. Wenn unserem Bündnis nur nicht bald ein jähes Ende bevorsteht!«

      »Oho!« rief der Arzt. »Jeder Blutstropfen in diesen Adern...«

      »Du würdest bereit sein, ihn für mich zu verspritzen,« unterbrach ihn Paula mit einer pathetischen Geste, die sie dem ersten Tragödienspieler aus dem Theater zu Damaskus abgesehen hatte; »aber sei unbesorgt: um Tod und Leben wird sich’s nicht handeln, höchstens vertreiben sie mich aus diesem Hause und Memphis.«

      »Dich?« fuhr Philippus erschrocken auf. »Wer dürfte das wagen?«

      »Diejenigen, denen ich so wunderbar fremd blieb; Du hast’s ja vorhin treffend geschildert. Und ist ihnen der Wille gethan, dann, mein lieber, neuer Freund, wird es uns gehen wie dem gelehrten Dionys von Kyrene.«

      »Von Kyrene?«

      »Ja wohl! Ich hab’ das Geschichtchen von meinem Vater. Als dieser Dionys seinen Sohn nach Athen auf die hohe Schule schickte, setzte er sich hin und begann für ihn ein Buch über alles zu schreiben, was ein Student auf der Universität thun und lassen soll. Er widmete sich dieser Arbeit mit allem Eifer, und als er nach vier Jahren das: ›So wäre denn dies Buch glücklich zu Ende,‹ unter das letzte Blatt der Rolle setzte, kehrte der Jüngling, dessen Studium das Werk zu leiten bestimmt war, als fertiger Gelehrter nach Kyrene zurück.«

      »Und so hätten wir unsere Freundschaft geschlossen...«

      »Und alles für ein künftiges Bündnis schön vorbereitet, um sehr bald auseinander zu gehen.«

      Da schlug Philipp heftig auf das Tischchen vor seinem Lager und rief: »Das werd’ ich zu verhindern wissen! Doch vertraue mir nun, was es zwischen Dir und denen da unten wieder gegeben?«

      »Du erfährst es zeitig genug.«

      »Und wer da denkt, daß man Dir mir nichts dir nichts den Stuhl vor die Thür setzen darf und daß damit auch zwischen uns alles vorbei ist, der könnte sich irren!« rief der Arzt, und seine Augen begannen zornig zu funkeln. »Ich habe hier im Haus auch ein Wort mitzureden, und so weit sind wir noch lange nicht, so weit darf es überhaupt niemals kommen. Verlassen sollst Du sie, ja! Aber nur freiwillig und mit hoch erhobenem Haupte...«

      Hier wurde die Thür des ersten Krankenzimmers schnell geöffnet, und im nächsten Augenblick stand Orion in dem Nebensaale, blickte die beiden, welche das Mahl vor kurzem beendet, erstaunt und befremdet an und sagte finster: »Ich seh’, daß ich störe.«

      »Durchaus nicht,« versetzte der Arzt; der Jüngling aber empfand, daß es geschmacklos und wenig am Platze sein würde, seinem eifersüchtigen Mißbehagen Ausdruck zu geben, und erwiderte lächelnd: »Wem es gestattet gewesen wäre, dies Symposion als dritter mitzugenießen!«

      »Wir genügten einander vollkommen,« entgegnete der Arzt.

      »Dem wäre die Seligkeit gewiß, der an alle Lehren der Kirche so leicht zu glauben vermöchte wie an diese Behauptung,« lachte Orion. »Ich bin sonst kein Spaßverderber, meine Verehrten, aber diesmal, es thut mir aufrichtig leid, muß ich dennoch den Störenfried spielen. Es handelt sich,« und nun war es ihm wieder vergönnt, von dem scherzhaften Tone zu lassen, der seiner Stimmung nur zu übel entsprach — »es handelt sich um eine wichtige Sache. Sie betrifft zunächst Deinen Freigelassenen, meine schöne Feindin.«

      »Ist Hiram zurück?« fragte Paula und fühlte dabei, daß sie bleich ward.

      »Sie brachten ihn ein,« versetzte Orion. »Der Vater hat die Richter sogleich zusammenrufen lassen. Bei uns hat die Justiz hurtige Beine. Der Mann thut mir leid, doch ich СКАЧАТЬ