Der Letzte vom "Admiral". Franz Treller
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Letzte vom "Admiral" - Franz Treller страница 9

Название: Der Letzte vom "Admiral"

Автор: Franz Treller

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ Bekenntnis. »Sie stehen mir, Henrik«, fuhr der Steuermann fort, »durch Bildung und Lebensanschauung am nächsten hier an Bord, und Sie müssen ja wohl auch gefühlt haben, daß ich mehr als gewöhnliches Interesse für Sie habe.«

      »Ja, Herr Findling, das habe ich längst empfunden und bin Ihnen dankbar dafür.«

      »Als Sie vorher Ihrer lieben Mutter gedachten, war die ganze Sehnsucht eines einsam in die Welt Geschleuderten in mir rege, ein einziges Mal in meinem Leben an einem liebenden Mutterherzen zu ruhen.«

      Als der bewegte Jüngling nicht antwortete, fuhr er fort: »Mich hat das Meer ausgeschleudert wie Sie. In einem einsam im Ozean treibenden Boot wurde ich als kleines Kind an der Brust einer toten Malaiin aufgefunden. Man erhielt mich am Leben, brachte mich nach Hamburg, und dort im Waisenhaus ward ich mir mit den fortschreitenden Jahren dieses Daseins bewußt. Vergebens waren alle Nachforschungen nach dem Schiff, nach meinen Eltern, ich war Jan Findling und wuchs als solcher auf. Ich hatte von früh auf Sehnsucht nach dem Meer, vielleicht bin ich auf dessen Rücken geboren. Meinem Wunsche entsprechend wurde ich mit vierzehn Jahren einem Schiffer als Junge mitgegeben. Dieser Mann, Kapitän Baggesen – gesegnet sei sein Angedenken – nahm sich in väterlicher Weise des armen Waisenjungen, des Findlings, an. In müßigen Stunden unterwies er mich und mehrte meine Kenntnisse, ohne daß mir an rauher Schiffsarbeit etwas erspart ward. Des ›Kapitäns Puppe‹ nannten mich die Leute. In wenigen Jahren war ich Vollmatrose und verstand ein Schiff von oben bis unten zu takeln. An Land wohnte ich bei Kapitän Baggesen und benutzte die Zeit der Ruhe, Englisch, Französisch und Mathematik zu treiben. Mit seiner Hilfe besuchte ich die Navigationsschule und machte mit meinem Wohltäter, mit dem ich im ganzen sieben Jahre die Ozeane durchfuhr, noch eine Fahrt als Steuermann, dann legte er sich nieder und starb, und mit ihm schied der einzige Mensch, der mir wirkliche Herzensteilnahme gezeigt hatte. Selbst den Tod überlebte seine Liebe zu mir, denn er hinterließ mir eine Summe, groß genug, um sorgenlos die Studien und das Examen für große Fahrt machen zu können. Mit vierundzwanzig Jahren war ich Obersteuermann mit glänzendem Zeugnis. In kurzer Zeit werde ich auch ein Schiff haben. Der Lebenslauf des Findlings ist also selten glücklich gewesen; nur eins fehlt meinem Leben – und wie sehne ich mich danach – mir fehlen eine Mutter, eine Heimat.«

      Henrik Horsa war von der einfachen, schlichten Erzählung des Steuermanns, die auf ein tiefes Fühlen schließen ließ, bewegt, doch fand er dem Mann, dem Vorgesetzten gegenüber, der ihn durch diesen Herzenserguß so hoch ehrte, nicht die passenden Worte für seine innige Teilnahme. Findling schien auch keine Äußerung von ihm zu erwarten und sah still und nachdenklich in die Nacht hinein; dann sagte er wieder: »Die Art, wie ich in dieses Land abgetrieben bin, mein einfacher Lebensgang sind ja kein Geheimnis; aber daß ich Ihnen Mitteilung davon machte, sollen Sie als Beweis ansehen, daß ich Sie schätze. Ihre innige Liebe zu Ihrer Mutter rief mir die Sehnsucht wach, schloß mir das Herz auf.«

      »Sie haben mir einen Beweis von Vertrauen gegeben, auf den ich stolz bin.«

      »Still!« gebot Findling plötzlich.

      Sie standen beide auf dem Vorderkastell; jetzt vernahm auch Henrik ein leises Klirren der Ankerkette.

      Geräuschlos hob der Steuermann eine der Handspeichen des Gangspills auf, neben welchem sie standen, und trat ebenso leise an die Bordwand, wo durch die Klüse die Ankerkette auslief. Henrik folgte ihm und zog den Revolver aus der Tasche. Die Laterne vom Großmast sandte nur schwachen Schein hierher. Den Atem anhaltend, lauschten beide. Ein leises Geräusch erreichte ihr Ohr; schattenhaft erhob sich über das Vollwerk ein dunkler Kopf, auf den alsbald die Speiche in Findlings Hand niedersauste. Der Kopf verschwand, und das Wasser rauschte auf, wie wenn etwas Schweres hinabgefallen wäre.

      »Klar zum Gefecht!« dröhnte des Steuermanns Kommandostimme durch die Nacht. »Alle Mann an Deck! Ruft den Kapitän auf!«

      Es war fast gegen Mitternacht, als dies geschah. Die Wache lag schläfrig oder schlafend mittschiffs. Alle sprangen auf und ergriffen die Gewehre. Aus dem Mannschaftslogis, in welches der Ruf Findlings gedrungen war, eilten die Matrosen hervor, halb angekleidet, und faßten ebenfalls die für sie bereitgestellten Waffen.

      »Steuerbordwache hierher! Die andern jeder an seinen Mast. Fertig zum Feuern!« hallten die mächtig, aber gemessen gegebenen Kommandos des Steuermanns über das Deck.

      Mit dem schnellen, schweigenden Gehorsam, der die Seeleute in der Stunde der Gefahr auszeichnet, wurden die Befehle ausgeführt, und die Steuerbordwache eilte mit dem Insulaner nach vorn.

      »Henrik, nimm aus meiner Kajüte die Magnesiumfackel, rasch in den Toppund zünde sie an, damit wir das Wasser übersehen können. Halte dich aber gedeckt, die Pfeile der Wilden fliegen weit.«

      Henrik eilte davon.

      Schon kam der Kapitän, aufgeschreckt und auch nur halb bekleidet, von achtern.

      »Was gibt's?«

      Findling stattete Bericht ab.

      »Ein Überfall?« Der Kapitän schien ungläubig. »Haben Sie sich auch nicht geirrt, Findling?«

      »Mein Auge und meine Handspeiche irren nicht, Herr Kapitän. Es wurde der Versuch gemacht, über die Ankerkette her das Deck zu erklettern. Die tiefe Dunkelheit verhinderte mich, zu erkennen, was auf dem Wasser vorging. Der aber, der die Speiche auf den Schädel bekam, wird an keinen Irrtum glauben.«

      Vom Toppdes Großmastes flammte die Magnesiumfackel auf und beleuchtete weithin die Wasserfläche. Aller Augen hielten Ausguck, aber still und ruhig lagen das dunkle Meer und die dichten Wälder da; nichts Lebendes war zu schauen, keine Bewegung irgendeiner Art zu gewahren.

      »Was meinst du, Atura«, fragte der Kapitän den Insulaner, »wollten die Leute uns überfallen?«

      »Denke nicht«, entgegnete der braune Mann ruhig. »Denken Dieb, kommen stehlen in Nacht, nichts tun weißem Mann, erst Kopra verkaufen, dann Kopf abschneiden.«

      »Na, und davor wollen wir uns möglichst schützen«, brummte der Kapitän vor sich hin.

      Schlaftrunken tauchte jetzt Fritz Fischer aus dem Mannschaftslogis auf. »Nanu? Jeht et wieder los? Was gibt's? Lassen Sie mir man in diese Jondel nich ooch sitzen?«

      »Hal di de Düwel, Sneffter!« schnauzte ihn der Kapitän unwirsch an.

      Fritze sah erstaunt auf die halbbekleideten, mit Waffen in der Hand dastehenden Matrosen und dann empor zu dem Mast, von dem helles Licht ausging, das kurz darauf verschwand; bald war alles wieder in tiefes Dunkel eingehüllt.

      »Es wird so sein, wie du sagst, Atura«, sagte der Kapitän dann beifällig nickend, »einer von den Burschen hat stehlen wollen. Na, dem ist die Sache, immer vorausgesetzt, Herr Findling hat sich nicht geirrt, nicht gut bekommen.«

      »Acht Glasen!« (Mitternacht) meldete jetzt der vom Mars herabgestiegene Henrik mit lauter Stimme dem Obersteuermann.

      »Na, Marholm«, wandte sich dieser, ohne die Bemerkung des Kapitäns über einen möglichen Irrtum seinerseits zu beachten, an den Zweiten Steuermann, »so übergebe ich Ihnen das Kommando. Mittelwache auf! Steuerbordwache zur Back!«

      Die Leute wechselten im Nachtdienst. Leise sagte Findling dann zu Marholm: »Stellen Sie eine Ankerwache aus und, ich rate Ihnen, halten Sie die Augen offen.«

      Dieser nickte.

      Dem Kapitän schien der ganze Vorfall unangenehm zu sein; er mochte wohl befürchten, daß das erhoffte Geschäft dadurch beeinträchtigt würde, und übelgelaunt ging er СКАЧАТЬ