Der Letzte vom "Admiral". Franz Treller
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Название: Der Letzte vom "Admiral"

Автор: Franz Treller

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Bildung besaß, die er sich größtenteils durch gut gewählte Lektüre erworben hatte. Auch brachte ihm der Obersteuermann fortwährend aufrichtiges Wohlwollen entgegen.

      »Woran denken Sie, Henrik?« fragte er.

      »An meine Mutter, Herr Findling.«

      Nach einer kleinen Weile erst sagte der Steuermann leise: »Wohl dem, den eine Mutter in der Heimat erwartet.« Henrik wagte nicht zu fragen, ob er den Verlust einer Mutter zu beklagen habe, auch fuhr Findling gleich darauf in einem andern Ton fort: »Der Alte muß dem Frieden hier nicht besonders trauen, nach den kriegerischen Maßregeln zu schließen, die er getroffen.«

      »Martin sagt« – Henrik meinte den alten Matrosen, der am Steuer gestanden hatte, als die Buganker klargemacht wurden – »wir könnten jeden Augenblick eines Überfalls gewärtig sein; er ist wiederholt in diesen Meeren gewesen.«

      »Martin ist ein erfahrener und kluger Bursche, wenn es auch mit der Lese- und Schreibkunst nicht gut bei ihm bestellt ist, und er bestätigt nur, was ich bereits erwähnte und worauf die Vorkehrungen des Kapitäns ja auch hindeuten. Jedenfalls heißt es, die Augen offen halten.«

      »Glauben Sie, daß man dem Neuhannoveraner trauen kann?«

      »Ich habe diese Meere noch nicht befahren und bin deshalb unbekannt mit dem Charakter der Eingeborenen, doch stehen die Leute in Neuhannover im Ruf der Treue und Zuverlässigkeit, auch ist der Mann gut empfohlen.« In diesem Augenblick ging Martin hinter ihnen vorbei, und Findling redete ihn an: »Du warst schon in diesen Gewässern, Martin?«

      »Jo, Stürmann.«

      »Weißt du, wo wir uns befinden?«

      »Nu, Stürmann, ostwärts von Neuguinea, so veel weet ick.«

      »Bist du mit den Eingeborenen hier in Berührung gekommen?«

      »Ick weet blot, dat se Menschenfreter sin.«

      »Menschenfresser?« fragte Henrik. »Sollte das wirklich hier noch vorkommen?«

      »Min leiwe Jong, all die Inseln hier ostwärts von de grote Insel sin voll von Menschenfreters. Als ick vor fif Johren hier segelte, war in dieser Gegend een inglische Vark scheitert, un se hewwen Kapitein un Matrosen richtig upfreten. Wir hewwen all de Knoken und Schädels siehn.«

      »Nette Menschenbrüder«, sagte Findling, und Henrik schauderte.

      »Dat sin Spitzbauwen, Stürmann.«

      »Nun, um so wachsamer müssen wir sein.«

      Martin ging und ließ sich am Langboot neben den andern nieder.

      Der an Bord befindliche Insulaner hatte sich, wie bisher, sein Lager in der Nähe des Langboots zurechtgemacht, wo er vor dem Wind geschützt lag. Er saß wie die Matrosen da und rauchte. Findling rief ihn an, und Atura erhob sich und kam zu ihm.

      »Du kennst die Eingeborenen dieser Insel?« fragte er in englischer Sprache.

      »Ich kenne sie.«

      »Sie sollen Menschenfleisch verzehren?«

      »Das tun sie.«

      »Sind sie den Weißen feindlich gesinnt?«

      »Das nicht, sie schlagen sie nur tot, wenn sie können, um ihre Köpfe als Siegeszeichen zu haben und ihr Fleisch zu essen.«

      »Und du bist ein Freund der Eingeborenen hier?«

      Atura spuckte aus, wie um seine Verachtung erkennen zu geben. »Atura Gentleman, nicht wilder Mann. Atura werden er essen zuerst, schmecken ihm besser als Weißer.«

      »Na, das ist doch wenigstens ein Trost«, sagte lächelnd Findling.

      »Aber wenn die Leute hier, wie du sagst, so begierig auf Köpfe und Menschenfleisch sind, fürchtest du nicht, daß sie uns überfallen könnten?«

      Der Insulaner schüttelte den Kopf. »Er große Angst vor Büchse und kleines Gewehr.« Er berührte leicht den Kolben des Revolvers, der aus Findlings Tasche herauslugte. »Er nicht wagen, er nur ganz heimlich schlagen tot.«

      »So sind wir also, deiner Meinung nach, auf dem Wasser ganz in Sicherheit?«

      »Ganz in Sicherheit.«

      »Aber ans Land kann man sich nicht trauen?«

      »Nicht an Land gehen, sehr gefährlich. Geben mit Pfeil, geben mit Lanze furchtbare Wunde. Nicht an Land gehen.«

      Der Insulaner zog sich still auf seinen Platz zurück, und Findling ging mit Henrik langsam an Deck hin und her. Die Nacht war mild, das Meer ruhig, und nur leicht schaukelte sich der »Roland« auf der Ankerkette, die indessen, da sich in der Bucht eine Strömung bemerkbar machte, fest angezogen war. Diese erste Nachtwache, die Steuerbordswache, der durch die Gunst des Kapitäns Henrik zugeteilt worden war, hatte für diesen stets großen Reiz gehabt, wenn Wind und Wetter gut waren. Zu tun gab es dann nichts, und Findling erwies ihm auch gewöhnlich die Ehre, ihn in eine längere Unterhaltung zu verwickeln. Der Obersteuermann war das Urbild eines stattlichen Germanen von hoher Gestalt und ungewöhnlich kräftig; schlank und mit einem edelgeformten, von einem leichten blonden Vollbart umrahmten Gesicht, erinnerte er Henrik oft an einen der verwegenen Seefahrer aus Nordland, welche auf ihren Drachenschiffen die fernsten Meere durchpflügten. Er war ein ebenso geschickter als kühner Seemann, der mit ruhiger Sicherheit das Kommando, auch unter schwierigen Umständen, führte und sich auch in schwerem Wetter noch nach oben traute, wenn die kecksten Matrosen es nicht wagten, aufzuentern. Die Mannschaft hatte ganz gehörigen Respekt vor ihm, und doch waren ihm die wilden Burschen zugetan, denn er war stets bereit, jedem, der in Not war, beizuspringen. Sein Wesen war ernst und schweigsam, und die Matrosen wunderten sich nicht wenig, daß er dem jungen Horsa gegenüber, der freilich aus guter Familie und der Sohn eines trefflichen Seemanns war, oft gesprächig wurde.

      Von allen an Bord kannte ihn seit längerer Zeit und genauer nur Martin, der wiederholt mit ihm gesegelt war; doch der ließ nichts von ihm verlauten, als daß Findling von früher Jugend an auf dem Meer zu Hause und – wie er sagte – der beste Seehund sei, der ihm in seinem Leben vorgekommen.

      Während Findling mit Henrik an Deck hin und her ging und die Matrosen am Langboot sorglos ihr Garn spannen, fragte der Obersteuermann: »Überkommt Sie nicht oft die Sehnsucht nach der Heimat, Henrik?«

      »Ich liebe das Meer, Herr Findling, und jetzt, da ich die Sicherheit habe, daß meine Mutter mich noch unter den Lebenden weiß, bin ich mit voller Seele bei meinem Beruf.«

      »Ja«, sagte Findling, »es liegt etwas Gewaltiges, die Seele Gefangennehmendes in diesem Ringen der Menschenkraft mit den Naturmächten, und ganz glücklich fühle ich mich nur, wenn Luft und Wasser wild einherstürmen und ich ihnen auf gebrechlichem Fahrzeug Trotz bieten kann.« Nach einer Weile fuhr er fort: »Manchmal sehne ich mich auch nach dem stillen Hafen, den der heimatliche Herd bietet« – und in tief schmerzlichem Ton setzte er hinzu: »Aber ich habe keine Heimat!«

      Die einfachen Worte und der Ton, in welchem sie gesagt wurden, bewegten Henrik sehr. »Sie haben Ihre Angehörigen verloren, Herr Findling?«

      »Angehörige? Mein lieber Junge, ich habe keine Angehörigen. Genau wie Sie im Wogengebrause auftauchten, so bin ich von den Wellen des Lebens ausgeworfen worden; ich trage den Namen, den mir ein СКАЧАТЬ