Der Letzte vom "Admiral". Franz Treller
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Название: Der Letzte vom "Admiral"

Автор: Franz Treller

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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      »Kommen Sie, Ihre Not hat geendet.«

      »So? Na, det is sehr anjenehm, denn een Pläsierverjnügen is et nich, det kann ick Ihnen sagen.«

      Der starke Arm des Steuermanns half dem, wie es schien, gänzlich geschwächten und blaß und elend aussehenden Menschen auf die Beine; er mußte ihn halten, da er umzusinken drohte.

      »Haben Sie nich een Tröppken Wasser – Herr – ick habe so 'n Durst –«

      »Dann rasch an Bord – dieser Not kann abgeholfen werden. Befindet sich noch etwas hier, was Sie mitzunehmen wünschen?«

      »Nee, Männeken, ick bin froh, wenn ick von die Jondel ab bin – det kluckst da drin«, er deutete auf Deck, »als wenn eener 'n Schlucken hat, un –«

      Findling, aufmerksam gemacht, vernahm jetzt das Geräusch, auf welches der Berliner anspielte, und im Augenblick wurde ihm klar, daß nur die unter Deck zusammengepreßte Luft den Rumpf über Wasser hielt, daß diese Luft aber langsam entwich. Da er nicht länger, als nötig war, auf diesem dem Untergang geweihten Fahrzeug weilen wollte – jeder Augenblick, das Bersten einer Planke, konnte die Katastrophe herbeiführen – nahm er den jungen Menschen wie ein Kind auf den Arm, trug ihn zum Boot und die Matrosen setzten ihn nahe dem Steuer auf eine Bank. Findling und Henrik stiegen ein. »Los! Legt euch in die Riemen!« kommandierte der Obersteuermann, und von schnellen Schlägen getrieben, stand das Boot bald hundert Faden vom Wrack ab.

      Eine dumpfe Explosion ließ sich von dorther vernehmen – das Deck war augenscheinlich gesprengt, die eingepreßte Luft entwich und der Rumpf versank in die Tiefe.

      »Wir kamen und gingen zur rechten Zeit«, sagte aufatmend Findling.

      In wenigen Minuten erreichten sie den »Roland«, der auf einer leichten Boleine abgehalten hatte und unweit stand. Der Berliner war ohnmächtig geworden und mußte an Deck gehoben werden, von wo aus der Kapitän das, was auf dem Wrack geschah, verfolgt hatte.

      »Wasser!« rief Findling. Der Koch brachte schnell ein Gefäß voll und der Steuermann flößte dem Bewußtlosen einige Schluck ein. Der atmete tief auf und ein glückliches Lächeln erschien auf seinem bleichen Gesicht.

      »Mehr!«

      »Man nich tau veel«, sagte der Kapitän, der den magern, fast verschmachteten Burschen teilnahmsvoll betrachtete. Doch Findling goß ihm noch einige Löffel voll ein.

      Der junge Mensch öffnete die Augen und sagte mit einem Seufzer inniger Befriedigung: »Schmeckt besser als die feinste Weiße. Jeben Sie mich noch eenen Schluck.«

      »Nee, min Jong, teuf man. Du sollst noch genug Water hewwen, aber teuf man. Hast du denn Hunger, Kind?«

      »Nee, bloß man jroßen Durst, den ick von meinem Onkel jeerbt habe, det eenzige, wat er mir hinterlassen hat.«

      Wunderbar war die Wirkung der kleinen Menge Wasser, die man dem Schiffbrüchigen eingeflößt hatte. Neues Leben schien seine Glieder zu durchströmen, die Augen wurden lebendiger und der Ausdruck des Leidens verschwand nach und nach aus dem Gesicht.

      Nach einiger Zeit gab man ihm wieder zu trinken und mehr als vorher.

      »Unser Zimmerherr, der Doktor von de Philosophie, hat et immer jesagt, Wasser wär' det Beste – jetzt weeß ick, det er recht hatte!«

      Der Kapitän und die Matrosen standen um den Geretteten und freuten sich des zurückkehrenden Lebens.

      »Ein Seemann bist du wohl nicht, Junge?« fragte Jansen. Die zarten Hände, welche niemals rauhe Arbeit verrichtet zu haben schienen, rechtfertigten diese Frage.

      »Nich de Bohne, ick bin Zuschneider.«

      Herzlich lachte der Kapitän bei der nicht ohne Selbstgefühl gegebenen Antwort.

      »Na, recht, mein Junge, es muß auch Schneider geben. Wie befindest du dich denn?«

      »Een bißken dösig, sonst janz jut. Bitte noch um een Schluck.«

      Wieder gab man ihm etwas Wasser.

      »Kannst du mir sagen, wie dein Schiff hieß?« fragte der Kapitän, der begierig war, dies zu erfahren.

      »Allemal. Et war der Rostocker Schoner ›Goliath‹, Kapitän Merks, von Sidney nach Hongkong, und von da sollte et weiterjehn. Denn kam der jroße Wind mit det Wellenjebrause, und die langen Mastenstangen knickten man so wie Haselruten. Die Herrn Seematrosen setzten sich, als et zu doll wurde und det Wasser schonst von unten rauf buddelte, in zwee Jondeln und dampften ab, und mir ließen se mitten mang det Wellenbad janz alleene.«

      Der Bursche sagte dies mit einem Humor, der etwas bitter Schmerzliches an sich hatte; die Nachwirkung der ausgestandenen Todesangst und die Leichtlebigkeit der Berliner Natur kämpften hier miteinander.

      »Was bist du denn für ein Landsmann?«

      »Icke?« fragte er ganz erstaunt. »Een Berliner, klar. Fritze Fischer, Reezenjasse Numero siebenundzwanzig, vierte Stiege in't zweete Hinterhaus.«

      »Es freut mich, Fritz Fischer, daß wir dich noch zeitig genug übergeholt haben. Nun geh hinunter, laß dir zu essen geben und schlafe dich aus. Später wollen wir mehr darüber reden.«

      Mit großer Sorgfalt vom Koch bewirtet, kroch er dann nach vollendetem Mahle in die ihm angewiesene Koje und schlief mit den Worten: »Der liebe Jott verläßt keenen Berliner nich,« alsbald ein.

      Die Entdeckung des Wracks und die Rettung des jungen Mannes wurden auf Deck noch lebhaft besprochen, während der »Roland« seinen Kurs wieder aufnahm, um die Insel, welche höher und höher aus dem Wasser stieg, links seines Weges liegen zu lassen. Der Wind, welcher aus West stand, frischte etwas auf, und das Schiff machte gute Fahrt. Der Kapitän, der das Auffinden des Wracks mit der ihm allein bekannten Länge und Breite und den von dem Schneider angegebenen Namen des Schiffes ins Logbuch eingetragen hatte, erschien wieder an Deck.

      Kapitän Jansen hatte, wie bereits berichtet, in Neuhannover einen Eingeborenen an Bord genommen, einen hochgewachsenen, kräftigen Mann, der den ganzen Tag still an Deck saß und seine Pfeife rauchte. Der braune, stark tätowierte Geselle hatte das Interesse Henriks erregt, und da er auch einigermaßen mit dem Englischen vertraut war, hatte er sich wiederholt mit dem Insulaner zu unterhalten versucht, was bei der Wortkargheit Aturas – so nannte er sich – indessen sehr schwierig war.

      Als der Kapitän durch das Glas eine neuauftauchende Insel betrachtet hatte, rief er Atura an, machte ihn auf das Land aufmerksam und unterhielt sich leise mit ihm. Die Antworten des Mannes schienen ihn zu befriedigen. Das Schiff blieb auf Südkurs und passierte nach einigen Stunden auch diese Insel, welche stattliche dicht bewaldete Berge zeigte. Und wiederum sprach der Matrose, der in den Vortopgeschickt war, Land an. Nach einigen Stunden war es deutlich, daß man hier eine Insel von beträchtlichem Umfang und hoch emporragenden Gebirgszügen vor sich hatte. Das Land lag über Backbord und erstreckte sich weithin von Nordwest nach Südost. Wenn man den Kurs beibehielt, mußte man in wenigen Stunden darauf laufen. Findling betrachtete die noch ferne Küste durch das Glas und rief dann dem Mann im Vortopzu, scharf nach weißem Wasser auszulugen.

      Als Findling nach dem Achterdeck kam, wo Kapitän Jansen, eine Zigarre rauchend, auf und ab ging, fragte dieser, was er dem Mann zugerufen habe. Der Obersteuermann sagte es ihm.

      »Nichts zu besorgen, Findling. СКАЧАТЬ