Die Ahnen. Gustav Freytag
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Название: Die Ahnen

Автор: Gustav Freytag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ darüber hinweg in das Leere. Als sie unten im Burgringe den Schritt des Gemahls vernahm, wandte sie die Augen nach ihm, ob er zu ihr treten würde. Doch er sprach mit Berthar. Endlich stieg er herauf, und vor sie tretend, begann er: »Der Mantel der Königin flog nach der Tiefe, die Frau wich zornig von unseren Bergen.«

      »Auf dem Felsen lag ich über dem Brunnen, die Angst warf mich zu Boden und die Scham. Da hörte ich Rede und Gegenrede, ich sah, wie mein Hauswirt sich zu dem fremden Weib neigte, und ich hörte, wie sie ihr Recht forderte an seinem Leben.«

      »Dann hast du auch gehört, daß ich widersprach«, versetzte er gutherzig.

      »Die Worte verklangen, denn mein Sohn wimmerte, und ich trug ihn auf das Lager des Vaters, ob er ihm eine Stiefmutter findet.«

      »Irmgard!« rief der Gemahl erschrocken, »was sinnst du?«

      »Meinst du, daß ich liegen will an deinem Wege wie ein Stein, der deinen Fuß von Heldentum und Königskrone scheidet? Ich höre, meine Volksgenossen sagen, daß ich dir nicht vermählt bin zu rechter Ehe, und schmachvoll war der Gruß, den die Königin mir bot. Wenn du die Dirne heimwärts sendest, wird die Königin dir wieder hold, wie sie zuvor war.«

      »Du bist gekränkt und hart schneiden deine Worte,« versetzte Ingo, »ich aber meine, nicht du sollst daran denken, das Tuch zwischen uns zu zerschneiden, denn eine andere sinnt darauf mit argen Gedanken. Sie will den Gemahl von dir lösen; doch nicht, wie du wähnst, um ihm ein Königslager zu bereiten. Denn auf eine andere Ruhestätte denken sie für den landfremden Ingo, und sie wälzen dort unten im Tal die Steine, um ihn zu bergen in der lichtlosen Kammer.«

      Irmgard fuhr wild auf, wie von einer Schlange gestochen. Er aber zog die Widerwillige an sich und sprach ihr zärtlich zu: »Mühselig war meine Fahrt über die Männererde, ich war noch ein Knabe, da mußte ich wie ein Raubtier durch die Täler traben, mir Beute zu holen, die mein Leben fristete, während die Jäger auf meiner Fährte schlichen. Mehrmals war mir der Tag verleidet, wenn ich demütig die Knöchlein an fremdem Tisch begehrte und den kalten Blick des Gastfreundes sah. Dennoch meine ich, nicht ganz unrühmlich bin ich durch die Schlachtreihen der Feinde gedrungen, und ehrlich habe ich geworben, daß mir dereinst ein Freudensitz werde in der Halle der Helden. Damals erschien mir der letzte Sprung in die Schar der Feinde als das beste Glück; und wenn der Schlachtgesang summte, dann hörte ich, daß die Unsterblichen ihren Enkel hinaufriefen in ihr Gefolge. Erst seit ich dich sah und du mir lieber wurdest als mein eigenes Leben, fand ich viele Freude in dieser Welt, und behaglich schien mir‘s oft, im Sonnenschein über den Tälern zu sitzen und zu lachen, wenn die Böcklein in unserem Hofe gegeneinander sprangen und meine Kampfgesellen in der Butte die wilden Waben heimbrachten. Aber da die Götter mir solches Glück gewährten, teilten sie mir auch zu, daß es dauerlos sein sollte und leidvoll für dich, die mir lieb ist. Durch frechen Hofraub mußte ich dich gewinnen. Ärmer bist du als mein Weib, denn daheim. Niemand rief dir Heil als meine wilden Genossen und die Siedler, welche sich mir zugeschworen haben, weil sie daheim schlechtes Glück fanden. Ich habe es oft gewußt, wenn du neben dem Gebannten deine Tränen verbargst und die Seufzer nach der Heimat. Heut haben die Überirdischen mich gemahnt, als der Mantel fiel. Wohl ist es möglich, mein Weib, daß sie mich zu sich laden wollen, darum sorge ich jetzt, daß die Ausfahrt ruhmvoll sei und schädlich den Feinden.«

      »Reite aus dem Holzring«, rief Irmgard, »und baue dir in der Fremde ein neues Heimwesen.«

      »Das Wildtier schlüpft aus seinem Lager, wenn die Meute rennt, nicht der Wirt eines Volkes.«

      »Du lebtest verborgen ein seliges Jahr, deinen Knaben hobst du im Schilde und dein Weib hing an deinem Hals. Denke auch daran, Ingo, bevor du wählst.« Angstvoll starrte sie ihm ins Gesicht.

      Ingo trat noch einmal zu den kleinen Lichtöffnungen und spähte nach allen Seiten in die dämmrige Landschaft. Wie rotes Gold leuchtete der Himmel, und unten im Tale stieg der Nebel aus dem Bach. Er sah auf die geschwungenen Hügel, die dunklen Wälder, die fruchtbare Flur; dann wandte er sich zu seinem Weibe und umfing sie: »Als der Sänger in der Halle sang und du vor allen den Fremdling ehrtest, da war ich dir lieb, weil ich den Helden voranschritt auf dem Todespfade. Was hat deinen Sinn gewandelt, Vandalenfrau?«

      »Die Angst, die ich fühlte, dich zu verlieren«, antwortete Irmgard leise und barg ihr Gesicht an seiner Brust.

      Ingo hielt sie fest umschlungen: »Mein Haupt trug ich hoch als Heimatloser, fröhlich genoß ich das Glück des Tages, weil ich das Leben für wenig hielt gegen ruhmvollen Tod, stolz war ich, treu zu sein jedem, dem ich mich gelobt, und furchtbar meinen Feinden. Wer diesen Stolz mir demütigen will, den töte ich, oder er trifft mich. Stolzer aber als sonst bereite ich diesmal den Kampf. Denn gewaltig naht der Feinde Drang, wie nie zuvor, und du, Geliebte, sollst mit deinen Augen schauen, ob der Sänger den Helden dir wahrhaft gerühmt hat. Rüste dich, Fürstin, zum Ehrentage deines Gemahls, denn bald hörst du um dein Brautgemach das wilde Lied deiner Schwäne und über den Wolken schaust du die Himmelsbrücke, auf welcher die Helden sich aufwärts heben.«

      Dunkler wurden die Schatten der Nacht, das Notfeuer flammte und warf rotes Licht und Rußwolken über den Hof, auf dem die Männer sich zur Abwehr rüsteten. Sie räumten die Hofstätte von Karren und Gerät, trugen die Wurfspeere und häuften die Steine; auch die Mägde halfen, sie holten in vielen Trachten das Wasser aus dem Quell und füllten die Fässer und Bottiche an der Halle. Boten der Dorfleute rannten in den Hof, reisige Männer sprengten ab und zu, und Befehlsworte der Führer klangen in dem umhegten Raum.

      Irmgard stieg mit Frida aus der hohen Kammer herab. Niedergerungen war ihr Zweifel, und wie getragen durch einer Göttin Kraft schritt sie über den Hof. Berthar lachte vergnügt, da sie ihm nahte. Er erhob sich schnell vom Boden, wo er an einer großen Wurfschleuder hämmerte, und grüßte sie, wie ein Krieger seinen Häuptling. »So freut mich‘s, die Königin geschmückt zu sehen, das Licht des Antlitzes freut mich und der Goldschmuck auf der Brust. Das Hochfest rühme ich, wo die Braut in so reichem Schmucke wandelt. Denn lustiger fechten wir Knaben, wenn wir die Herrin schauen, die sich wie eine Schlachtenjungfrau über den Krieger beugt. Du aber höre noch vertrauliche Rede des Alten. Eine gute Herrin warst du den wilden Knaben in friedlicher Zeit, du hast gesorgt für alle und warst stolz gegen jeden, wie einer klugen Wirtin ziemt, auf daß nicht ein dreister Blick und ein unziemlicher Scherz der Mettrunkenen sich zu dir hinaufwage. Jetzt aber, wenn dir‘s gefällt, zeige den Männern freundlichen Sinn, sprich gütig zu jedem und teile reichlich den Vorrat, den du in Keller und Scheuer behütest. Denn ich sorge nicht, daß uns Speise und Trank noch mangeln wird, solange wir fechten; und mancher schlägt grimmiger und wirft stärker die Waffen, wenn er unter seinen Genossen durch Met und ansehnliche Zukost geehrt wird. Bisher haben wir nur auf die Räuber der Burgunden gelauert, diesmal gibt‘s Arbeit, von der auch spätere Geschlechter erzählen.«

      Irmgard reichte die Hand, die der Alte ehrfurchtsvoll faßte: »Für mich ist alles gekommen, wie ich es immer ersehnte,« fuhr er fort, »kurzes Feld und heißer Kampf, und ich an der Schulter meines Herrn. Nur daß der Haufe so klein ist, der mit ihm über die Walstatt schreitet, das macht mir Sorge. Denn lieber zählt der Kriegsgott auf seiner Flur die Schocke der gemähten Männer, als die einzelnen Halme.«

      »Komm heran, Wolf,« rief Berthar dem jungen Thüring zu, »du hast eine gute Art, mit den Weibern zu verkehren, und sie rühmen dich als Reigentänzer. Darum sollst du als Frauenvogt wachen. Führe die Weiber an, wenn sie die Steine vom Felsen rollen und wenn sie die Eimer schwingen gegen einen Brandpfeil auf dem Giebeldach. Hebe die Felle der Rinder und Hirsche, die wir gesammelt, aus der Grube und breite das genetzte Leder über das Holzdach, denn als bester Schutz gegen Wurffeuer dient uns nächst dem Baumlaub das nasse Fell.«

      »Näher dem Herrn meinte ich zu stehen«, versetzte Wolf unzufrieden.

      »Niemand wird dir wehren, zur rechten Zeit deinen Sprung zu tun,« tröstete der Alte, »aber rühmlicher als du СКАЧАТЬ