Die Ahnen. Gustav Freytag
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Название: Die Ahnen

Автор: Gustav Freytag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Vater, es wird ein heißer Tag für manchen von uns.«

      »Für manchen von ihnen, so ziemt sich zu reden«, versetzte Berthar. »Sorge nur darum, daß du als schmucker Knabe den hohen Schicksalsfrauen gefällst.«

      »Nicht an mich dachte ich«, antwortete Wolf und blickte über die Schultern nach dem Hause.

      »Sieh nicht rückwärts, ist Gesetz im Männerkampf. Alles, was hinter dir wandelt, mag für sich selbst sorgen, nur die vor dir sind, darfst du sehen.«

      Als Wolf die Bündel der nassen Felle mit einem Seile auf das Dach ziehen wollte, stellte sich Frida zu ihm und begann spöttisch: »Zu rühmlichem Dienst bist du erkoren, übel riechen die Teppiche, welche du über uns breitest. Wirst du der Kämmerer, der uns Frauen beschützt, so bleiben die Feinde uns willig zehn Schritt vom Leibe und heben die Nase abwärts mit Grauen.«

      »Wäre ich Häuptling,« versetzte Wolf ärgerlich, »ich stellte dich über das Tor vor allem Heere, auf daß du den Feinden durch scharfe Worte das Herz verwundest. Hilf mir die Leiter im Innern des Saales zu der Dachluke heben und halte die Seile, damit ich oben die Felle löse.« Willig folgte Frida seinem Rat, und als er alles gebreitet hatte und von der Höhe herabkam, sah er sich in dem leeren Raume um und gab ihr schnell einen Kuß. Frida sträubte sich nicht, sondern zog plötzlich ein Band hervor und sprach: »Halte den Arm, Wolf, daß ich mich dir verbinde. Schauen wir morgen den Abend, so will ich dir angehören als dein Weib. Oft war ich widerwärtig gegen dich, heut sage ich dir, daß du mir lieb bist und kein anderer.« Sie band ihm den Arm, er aber rief: »Den Zorn der Königin will ich rühmen, der meiner Distel den Stachel nahm.« Sie küßte ihn herzlich, dann riß sie sich los und sprang zu den Mägden.

      Unter der Mondsichel trieben wieder die Wolken dahin, wilde Gestalten, Menschenleib und Pferdegebein, bald von gelbem Lichte umsäumt, bald kohlschwarz in grauer Dämmerung. Aus dem Idisbach wand und ballte sich der Nebel und stieg aufwärts gegen den Ringwall und die Burg. Tiergeschrei und Menschenstimmen schallten um das Burgtor, auf den Pfaden aus der Tiefe führten die Dorfleute Rosse und Rinder und die braunwolligen Schafe. Mit dem Lindenschild schritten die Männer und trieben mit dem Speer die Herden zur Eile, hochbepackt mit Hausrat eilten die Weiber und Kinder. Gramvoll war ihnen der Weg zur Höhe, denn wer sich rückwärts wandte, der sorgte, ob er auch in den Hof, den er sich jüngst gebaut, lebend zurückkehren, oder ob der Hof selbst in Flammen lodern werde. An der Sperre des unteren Ringwalls drängten sich die Flüchtigen, und der Vandale, welcher dort den Zugang hütete, mußte anweisen und schreien, daß sie in dem Dunkel nicht vom Pfade wichen, der zum Tor führte. Auf dem Gipfel füllte sich der Burgraum mit Menschen und Herdenvieh. Die Rinder brüllten, die Rosse fuhren wild umher, und die Weiber drückten sich mit ihren Bündeln an den Holzwall. Aber Berthar mahnte die Männer, die Hoftiere in Reihen zu stellen, die Schafe mit einem Pferch zu umschließen. In der Mitte des Raumes flammte ein Feuer, dort brodelten die Töpfe für die Darbenden, und der Schenk zapfte den Durstigen Bier, das sie reichlich begehrten. Berthar schritt von einem der Männer zum anderen, bot ihnen würdig wie in friedlicher Zeit den Gruß, fragte nach der Meinung und prüfte dabei verständig ihre Zahl und den Mut. »Was säumen die Nachbarn vom anderen Ufer des Bachs, wo sind die armfesten Bauern vom Ahornwald und dem Finkenquell?« rief er dem Thüring Baldhard zu. »Hat den Marvingen der weiße Nebel den Sinn geblendet, daß sie den Schrei des Türmers nicht hörten und den Feuerschein nicht sahen?«

      »Langsam regen sich ihre Glieder,« versetzte Baldhard bekümmert, »Herdenvieh und Karren sah ich abwärts treiben zu ihren Heiligtümern im Walde, sie werden nicht eilig sein, Rosse und Kinder zu verlassen. Dennoch wäre ihnen Eile ratsam, denn im letzten Zwielicht zog eine Schar vom Norden her den Bach entlang, Schilde glänzten und Eisenkappen. Und ich argwöhne, es sind die wilden Knaben der Königin, welche in den Höfen jenseits ein Nachtlager suchen.«

      Auf dem Pfad aus der Tiefe sprengte ein Reiter heran, wild fuhr er auf schaumbedecktem Roß durch das Tor und winkte im Jagen dem Alten zu. »Radgais!« rief dieser und eilte ihm nach zu dem Saal, wo Ingo mit den ältesten der Dorfgenossen die Meldung der Krieger empfing. Der Bote sprang grüßend ab. »In hellem Haufen drangen die Königsknaben durch unsere Mark, es ist ihr ganzer Schwarm, dazu Mannen des Theodulf. Mühsam entrann ich über die Berge, nachdem ich das Strohfeuer entzündet. Sie aber halten sich hinter den Bäumen im Tale, denn schwerlich sind ihrer mehr als hundert Schilde.«

      »Sahst du die Königin?«

      »Außer Theodulf nur den alten Räuber Hadubald.«

      »Warf Frau Gisela keine größere Schar in die Sättel,« sprach Berthar verächtlich, »so mögen wenige ihrer Treuen den heimischen Trinkkrug wiederschauen.«

      »Dort naht einer vom Main, der andere Gäste meldet«, versetzte Ingo. Walbrand, der Vandale, stob heran.

      »Als ich, mein König, gen Süden durch den Kieferwald kam, um über die Landesmark zu spähen, da hörte ich auf dem Saumpfad Klappern der Schilde. Ich barg mein Roß und wand mich zu Fuß durch das Dickicht; in langem Zuge kam‘s heran, ein Heer der Burgunden, aus drei Haufen geschart, Fußvolk und Reiter. Neben dem Führer ritt ein fremder Gesell, ein Römer war‘s von der Leibwache des Cäsars, die man Protektoren nennt, ich erkannte den Helm und die Rüstung und hörte sein Lachen und römische Worte. Sorglos wateten sie heran im Sande, ohne Vortrab und Späher, ganz sicher des Sieges. Mit wenig Begleitern hätte ich ihnen Grauen erregt. Aus dem Dickicht brüllte ich gegen sie wie der Nachtrabe brüllt, da hielten sie erschreckt an und sahen durch die Bäume nach den Wolken. Ich aber warf hinter den Stämmen hervor meine Waffe gegen den Römer. Der Held fiel in den Sand und stöhnte, sie aber schrien laut auf, und ich entsprang in das Dunkel. Ich hoffe, ein übles Vorzeichen wird es ihnen.«

      »Wir rühmen die Sorge der Königin,« sprach Ingo, »daß sie ein fremdes Heer gegen meine Mannen in Harnisch ruft. Traute sie dem guten Willen der Thüringe so wenig, daß sie ihr Heimatvolk zum Schwerttanze lud? Wo scheuchtest du ihre Helden durch den Sang des Vogels?«

      »Auf halbem Wege zwischen hier und dem Main,« antwortete Walbrand, »ich sah noch, wie sie zur Nacht lagerten. Spät erwachen die Burgunden; wenn sie sich auch eilen, stehen sie doch nicht, bevor der Morgen warm wird, im Tale. Pferdetritte merkte ich unten im Nebel jenseit des Baches.«

      Ingo winkte ihm Entlassung und sprach zu Berthar: »Sorge, mein Vater, daß alle schlafen außer den Wächtern, denn morgen werden sie Augen brauchen, welche fest in ihren Köpfen stehen, und geruhte Glieder. Halte gute Wache am Tor, damit nicht unter dem flüchtigen Anzug ein Feind zuschleiche. Im Morgenlicht sammeln wir die Bauern und zählen die Häupter. Die Schar wird klein für den Ring. Wir aber kämpfen um das Leben, und jene dort um karge Beute. Zum letztenmal, bevor wir uns dem Kampfzorn weihen, sei in Frieden gegrüßt, mein Vater. Daß sie uns flüchtige Männer großer Volksrüstung wert achten, darüber lachen wir heut, und dafür danke ich dir, du Treuer.«

      Der Morgen graute, die Wolken trugen blutroten Saum und bargen die Sonne. In der Ringburg erhoben sich die Schläfer von der Erde. Die Männer rüsteten sich zum Dienst für den Kriegsgott, den Erbarmungslosen, sie salbten und sträubten ihr Haar, daß es rötlich starrte, sie legten um Arme und Hals die Ringe von Bronze und Gold, sie zogen den Gürtel am Leibe fest, daß der Schritt behender sei und der Schwung der Glieder gewaltiger. Mancher legte sein Hemd an von Hirschleder, mit Eisenschuppen bedeckt, mancher auch warf die braune Wolljacke von sich und öffnete das Hemd, damit man die ruhmvollen Narben auf der Brust schaue. Finster war der Blick der Krieger, wild ihr Mut und schweigsam ihr Tun. Denn unziemlich war im Dienste des Schlachtengottes unnütze Rede.

      Berthar sprach zu Wolf, der sich neben ihm wappnete, einen dicken Goldring darbietend: »Lange habe ich das Prachtstück bewahrt, das ich einst als Königsgabe gewann. Nimm du es heut als Geschenk von deinem Gesellen, nicht ungeehrt sollst du den Speer schwingen an unserer Seite, damit die Feinde nicht sagen: Sehet, nur kärglichen Lohn erwarb der Thüring an der Bank des Fremden.« Wolf streifte СКАЧАТЬ