Die Ahnen. Gustav Freytag
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Читать онлайн книгу Die Ahnen - Gustav Freytag страница 39

Название: Die Ahnen

Автор: Gustav Freytag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ König und mich selbst anvertraue; einen Helden begehre ich, der dem Volksheer vorschreitet in der Schlacht, und der meinen Sohn lehrt, wie man Ruhm gewinnt. Zu solcher Hoheit habe ich dich erkoren, und dich für die Königsburg zu werben bin ich hier.«

      Ingo stand überrascht, heftig wirbelten ihm die Gedanken durch das Haupt. Vor sich sah er das schöne Weib in der Königskrone, die Hand hielt sie ihm entgegen, was die Sehnsucht und Glück des stolzesten Helden war, das trug sie ihm bittend zu.

      »Du warst ein Knabe,« fuhr Frau Gisela in tiefer Bewegung fort, »da legten die Väter meine Hand in die deine, du wurdest ein Held, gerühmt von den Völkern, und ich ein unzufriedenes Weib in der Königsburg, da strichst du wieder mit deinem Finger schmeichelnd über meine Hand. Was dich von der Königin trennte, ist seitdem auf dem Scheiterhaufen dahingelodert. Jetzt komme ich und lade mir den erlauchtesten aller Helden in diesen Ländern. Beide flehen wir zu demselben hohen Gott, die Enkel zum Ahnen, denn aus dem Geschlecht der Götter stammen wir beide, hoch dürfen wir das Haupt erheben über alles Volk der Menschenerde, du und ich, wir sind durch die Unsichtbaren selbst geweiht zu Herrschern des Volkes.« Als Ingo von den Lippen der anderen dieselben Worte vernahm, die er selbst gesprochen hatte, da sah er wie betäubt auf die Herrin, die, einer Göttin gleich, über sein Schicksal sann. – Von der Höhe rauschte es, der Mantel der Königin fiel herab, in der Ferne verklang das leise Wimmern eines Kindes.

      »Dies ist der Schmuck, der geliebten Helden gebührt«, rief die Königin und rührte mit der Hand seine Schulter. Ingo hob das Haupt.

      »Eine leise Stimme höre ich in meiner Not,« sagte er vor sich hin, »meinen kleinen Sohn höre ich über mich klagen, und wie ein Mann, der aus dem Traume erwacht, stehe ich vor der Königin. An eine bin ich gebunden, die mir teurer ist als mein Leben. Alles hat sie für mich verlassen, im Ringe der Blutgenossen habe ich ihr gelobt, daß ich um sie sorgen will wie ihr Vater, und mit ihr allein das Lager teilen als ihr echter Gemahl. Wie darf ich sie meiden und zur Königsburg ziehen?«

      »Nicht weiter, Ingo,« rief Frau Gisela und ihr Antlitz flammte, »gedenke, daß du auch mir die Hand gereicht, denke jener Nacht, wo ich das Schwert des toten Königs gehalten. Damals, wo ich dir dein Leben bewahrte, haben die Unsichtbaren mein Schicksal an deines gebunden. Mir gehörst du an, mir allein, und teuren Preis habe ich für dich gezahlt.«

      »Hochherzig und als Heldin hast du dich mir erwiesen,« versetzte Ingo, »und dankbar bleibe ich dir, solange ich atme.«

      »Pfui über den kalten Gruß,« rief die Königin außer sich, »und pfui über den Helden, der mit höflichen Worten dankbar ist, daß ein Weib sich für ihn mit dem Fluch der Todesgötter belastet. Verstehst du so wenig, was ich getan, da ich dem eigenen Eheherrn das Schwert band? Die bösen Gewalten habe ich heraufbeschworen gegen mein eigenes Leben, Argwohn und den lauernden Haß; Galle war seitdem mein Trank und der eines anderen, verdächtig jedes Wort und ruhelos jede Nacht. Ob ich noch ferner im Licht atmen würde, wenn der andere fortfuhr mit seinen wilden Knaben zu zechen, das war meine Sorge, herznagende Sorge bei Tag und Nacht.«

      »Hast du Todesnot ertragen um meinetwegen,« sprach Ingo bewegt, »so rufe mich, wenn dich Gefahr bedrängt, und willig werde ich mit meinem Blut zahlen, was ich von deiner Last zu tragen habe.«

      Die Königin hörte kaum seine Worte, sie trat nahe zu ihm und flüsterte mit heiserer Stimme: »Bist du so willig, Trauter? wohl möglich, daß der andere nicht gestorben wäre, hättest du nicht in jener Nacht in meinem Gemach gestanden.«

      Der Held fuhr zurück, seine Wange erblich, aber kalt war sein Blick, als er antwortete: »Meinst du, Königin, daß du meinem Herzen lieber wurdest, wenn du um meinetwillen schwere Tat auf dein Leben nahmst?«

      »Was starrst du mich an, wie von Stein«, schrie Frau Gisela, sie faßte seinen Arm und schüttelte ihn: »Nicht dürfen wir zwei, du und ich, nebeneinander noch auf der Männererde dauern, wenn du mir nicht folgst.«

      Zornig löste sich der Held von ihrer Hand. »Hast du durch heimliches Nachtwerk auch auf mein Haupt den Zorn der Rachegötter gesammelt: ich bin bereit, die Buße zu zahlen, aber frei von dir, nicht als Knecht an dein Leben gebunden.«

      Die Königin sah scharf in sein Angesicht, langsam hob sich ihr Arm, und die Hand ballte sich drohend. »Geworfen sind die Stäbe, in welche die Schicksalsfrau deine und meine Zukunft ritzte. Du hast gewählt, Ingo, und das Zeichen, das du gefunden, bedeutet Not.« Sie wandte sich ab, krampfig hob sich der Leib, aber tränenlos blieb das Auge und steinern war ihr Antlitz, als sie auf die untergehende Sonne weisend halblaut sagte: »Auf morgen.« Eilig schritt sie zu den Rossen. Ingo schleuderte den Königsmantel mit dem Fuße den Berg hinab und sprang auf dem Wege, den Irmgard gegangen, seinem Hofe zu.

      11. Der Wetterschlag

      Durch die enge Pforte, welche vom Quell in den Burghof führte, eilte Ingo zum Tor. Er fand das verschlossene mit seinen Mannen besetzt, auf dem Turmgerüst rief ihm Berthar entgegen: »Sieh abwärts, mein König, dort im Tale reitet die Frau mit ihren Gesellen der Landmark zu. So flüchtig stiebt keiner dahin, der sorglosen Mutes ist.«

      »Sie schied im Zorn, Vater.«

      Berthar erkannte in der umwölkten Miene des Häuptlings, was dieser nicht aussprach. »Scheucht der Hirt einen männlichen Wolf aus dem Pferch, so meidet der Gehetzte die Wiederkehr drei Tage lang, die hungrige Wölfin aber wagt in der nächsten Nacht neuen Einbruch. Hirt der Marvinge, wann erwartest du den Sprung gegen deine Hürden?«

      »Zu morgen«, versetzte Ingo.

      Der Alte nickte. »Nicht geheuer ist‘s dort im Norden. Auf der Warte, die wir an deiner Landesmark zimmerten, steht Radgais, er ist einer der Klügsten, und ich meine nicht, daß er schläft, denn er hat den Sänger Volkmar angerufen und weiß, daß der Löffel einer Königin den Thüringen neuen Brei einrührt. Dennoch stieg kein Rauch von seiner Höhe, hell ist der Tag und klar die Luft, ich fürchte, Herr, nicht freiwillig schloß er die Augen.«

      »Die Königin ritt auf Waldwegen, die Warte zu meiden«, versetzte Ingo. In dem Augenblick aber, wo er ausspähte, hob sich nordwärts am goldenen Abendhimmel ein weißer Dampf, höher stieg die Rauchsäule und färbte sich schwärzer.

      »Wir verstehen die Warnung,« rief Berthar, »die Knaben der Königin brechen über die Grenze. Herzlich wünsche ich, daß ihnen der Wächter entrinnt.«

      »Schaue auch nach Süden, Berthar, dort hebt sich gegen uns der alte Feind. Zum drittenmal wirbt der Cäsar um unseren Leib, diesmal fordert er von den Burgunden, daß sie uns austilgen. Die Königin drohte mit den Waffen ihres Bruders Gundomar.«

      Wieder sah der Alte in das Angesicht des Häuptlings und merkte an der harten Miene, daß der andere an schweren Kampf dachte. Da zog er seinen Leibgurt fester und sprach mit wildem Lächeln: »Die Frist ist kurz, für zwei Könige den Hof zu schmücken. Doch behend sind deine Knaben, längst waren wir solcher Ehre gewärtig, und wer ungeladen in unserem Ringe schmausen will, der wird wohl selbst ein Schmaus für Rabe und Aar. Befiehl, mein König, deine Knaben sind bereit zu fechten.«

      »Entzünde das Notfeuer,« gebot Ingo, »sende Späher nach der Südmark und warne in den Dörfern der altsässigen Bauern, daß sie ihr wehrloses Volk und die Herden in ihrem Waldringe bergen und uns von Bewaffneten senden, was sie vermögen.«

      Da rief Berthar mit mächtiger Stimme den Kriegsgesang der Vandalen über den Hof: »Wohlauf, ihr Schwanensöhne, in die Waffen, tragt das Eisenbecken und entzündet die Harzflamme; ruhmreicheren Tanz beginnt ihr heute nacht als um brennende Klötze.«

      Gleich darauf loderte von der Höhe ein mächtiges Feuer, und gewappnete Männer jagten zu Roß den Berg hinab.

      Irmgard СКАЧАТЬ