Die Ahnen. Gustav Freytag
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Название: Die Ahnen

Автор: Gustav Freytag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ versetzte Berthar grimmig.

      »Töricht handelst du, den Diener zu schelten, der getan hat, was seinem Herrn nützt.«

      »Nachtschächer!« brummte Berthar wieder, »deine Treue brachst du für des Königs Bier, seitdem ist der Trunk verdorben, den du bietest.«

      »Wer hochmütig verschmäht, beim Zapfen Bescheid zu tun, der wahre sich, daß nicht sein Blut gezapft wird auf grüner Heide.«

      »Auf grüner Heide und im finsteren Wald, wie hier in der Herberge bist du blutiger Schläge sicher, sobald dich nicht der Königsfrieden schützt; damit begnüge dich, Held!«

      Lange währte die Zwiesprache der Herren, endlich rief der König: »Bringe den Becher, Schenk, Minne zu trinken, bevor Held Ingo scheidet.« Willig regten sich die Mannen auf den Stufen, der Schenk lief und trug einen großen Becher Met herzu, die Könige taten über dem Becher und auf dem Haupt des Knaben einander das Gelöbnis. »Und jetzt scheiden wir, Ingo,« sagte der König, »leid tut mir‘s, daß du ein fahrender Held und nicht von meinem Geschlecht bist, und doch, wärst du von meinem Stamme, du wärst mir vielleicht weniger vertraulich.«

      »Denke mein im Guten, o Herr«, dankte Ingo, und fröhlich rief er dem Alten zu: »Rüste den Aufbruch, wir reiten.«

      »Bei Sonnenlicht kamen wir,« versetzte Berthar, »mein Herr und seine Helden entweichen nicht wie Nachtdiebe. Will der Häuptling, daß wir aufbrechen, bevor der Hahn singt, so flehe ich, König Bisino, daß deine Knaben uns mit den Fackeln leuchten, die sie am Abend sorglich um dieses Haus getragen haben, damit wir bei unserer Abfahrt den hellen Schein nicht missen.«

      Der König sah zuerst zornig auf den Kühnen, aber er sprach: »Ich lobe dich, du verstehst für deinen Herrn mit Schlägen und mit Worten zu streiten. Besteigt die Rosse, ihr stolzen Gäste, ihr Mannen aber entzündet die Brände, denn der König selbst gibt das Geleit zum Tor.«

      Auf der Brücke schied Ingo von dem König und seinem Sohn, und alle erstaunten, als der König nach dem Abschied noch einmal über die Bretter zu Ingo eilte, ihn mit den Armen umfing und küßte. Lachend sah Berthar auf die finsteren Mienen der leuchtenden Königsknaben. »Reitet im Schritt,« gebot er vor dem Tor den Vandalen, »damit sie nicht wähnen, daß wir ihren Gruß im Rücken fürchten.« Und nach einer Weile rief er: »Nimm die Spitze, Wolf, und laß die Rosse springen, frisch bläst die Nachtluft, und wohl gelang uns die Reise nach der Königsburg.«

      Als sich das Tor hinter den Gästen geschlossen hatte, befahl der König seinen Knaben: »Wer etwa morgen oder später von dieser Nacht schwatzt, oder wer noch mit dem Römer beim Trunke raunt, wie heut mancher getan, dem zerschellt die Axt des Königs das Tor seiner Worte.«

      Darauf nahm er das schlafende Kind in die Arme und trug es zu seiner eigenen Kammer. Als er beim Turme vorüberkam, blickte er finster nach dem Gemach der Königin. Dort drinnen lag ein trostloses Weib mit dem Haupt an der Fenstermauer und hörte auf den Schall der Stimmen und auf den Hufschlag, welcher in der Ferne verklang. Der König aber dachte: Wenn sie nicht so erlaucht wäre von Geschlecht, wäre es besser für mich und sie. Denn gern möchte ich ihr Schläge geben und sie dann wieder liebhaben. Sie aber wollte das Tuch zerschneiden zwischen sich und mir, und sie hat gerungen gegen mein Schwert; ob sie meint, daß ich ihr das vergesse? – Was aber den Römer betrifft, so ist mir‘s im Herzen lieb, daß ihm nicht sein Wille geschieht, denn nichtswürdig war die Forderung, und herrisch war der Bote. Jetzt will auch ich ihm Silber statt dem Gold bieten, das er sich begehrt. Und am anderen Morgen lud der König den erstaunten Harietto und sprach: »Um des großen Cäsars willen habe ich alles getan und ausgeführt, was die Königsehre mir gestattet und nicht mehr. Dem Gebannten habe ich das Gastrecht aufgekündigt und ihn ohne Geleit entlassen, damit er aus meinem Lande weiche. Und er trabt jetzt wohl schon weit von hier über die Heide.« Als der König wieder in sein Schatzhaus ging und sein Angesicht in der Schüssel betrachtete, da sprach er seufzend zu sich selbst: »Eine Sorge wich, aber eine größere kam; nur eines ist mir lieb, es ist ein ehrliches Gesicht, das ich schaue.«

      9. Zur Idisburg

      Auch in den jungen Männern der Walddörfer regte sich die Reiselust, als die Reiser der Bäume vom Safte schwollen und das junge Laub aus den Knospen brach. Es war ein heimliches Summen in den Höfen, und frische Gesellen hielten im Waldversteck stillen Rat; denn nicht die Alten und Weisen des Gaues hatten den Auszug geboten, und nicht die heiligen Opfer des Gaues sollten ihn weihen, nur Unzufriedene lösten sich von der lieben Heimat, willkürlich und auf eigene Gefahr, weil ihnen der Sinn nach besseren Landlosen stand. Anfangs waren nur wenige entschlossen, ihr Glück in der Fremde zu suchen, vor ihnen Baldhard und Bruno, Söhne des Bero; bald aber ergriff die Sehnsucht auch andere, jüngere Söhne ehrbarer Wirte, neben ihnen wilde Gesellen und Waldläufer, die sich lieber rauften als bauten, auch manchen Hausvater, dem seine Nachbarn gehässig waren. Manchen hatte auch ein Mädchen, welches ihm lieb war, heimlich gemahnt, vor der Reise warb er um sie, und wo der Töchter mehre im Hause waren, wagte der Vater sein Kind an die ferne Hoffnung. Diesmal war es kein Zug in unbekannte Ferne, auf dem der Mond und die Sterne führen, der wehende Wind oder der fliegende Rabe; denn die neuen Siedelstätten lagen nur wenige Tagereisen von der Gaugrenze, und die Reise ging durch Wälder und Marken von Landgenossen, die in früheren Geschlechtern denselben Weg gezogen waren. Deshalb sorgten die Fahrenden wenig um Waffengefahr auf dem Wege und nicht sehr um Nahrung und Viehfutter. Auch da, wo sie bauen wollten, durften sie freundlichen Gruß hoffen, denn ein kluger Wirt hatte im voraus sorglich um ihre Reise gehandelt und mit dem Volke, dem sie zuzogen, Vertrag geschlossen. Und doch rüsteten die Wanderlustigen ihre Abfahrt noch heimlicher, als sonst Brauch war; denn nicht alle Häupter des Gaues freuten sich der Reise, durch welche die Zahl ihrer jungen Krieger gemindert wurde, nicht Fürst Answald und nicht das Geschlecht des Sintram, und diese suchten dem Drange zu wehren, soweit ihre Macht reichte. Auch den Eifer des Königs hatten die Fahrenden zu fürchten, denn er mochte ihnen die Besiedelung stören, bevor sie auf dem neuen Grunde festgewurzelt waren. Darum hatten sich die Wanderlustigen in nächtlichem Rate zusammengeschworen und die Söhne des Bero zu Führern gewählt, in den letzten Monaten hatten sie für die Fahrt gerüstet, Beisteuer in ihrer Freundschaft erbeten, Wagen und Ackergerät gezimmert und um Vieh gehandelt, soweit sie vermochten. Und sie wollten einzeln und mit wenig Geräusch aufbrechen, um sich jenseit der Gaugrenze zu geordnetem Zuge zu sammeln.

      Im ersten Morgenlicht standen die Wagen mit Saatkorn und Hausrat bepackt. Über dem festen Bohlengefüge spannte sich die Decke von Leder, die gejochten Rinder brüllten, Frauen und Kinder trieben das Herdenvieh hinter dem Wagen zusammen, und große Hunde, die treuen Begleiter der Fahrt, umbellten das Fuhrwerk. Die Geschlechtsgenossen und Nachbarn trugen zum Abschied herzu, was als Reisekost diente oder ein Andenken an die Heimat sein konnte. Durchaus nicht fröhlich war der Abschied, auch dem mutigen Mann bangte heimlich vor der Zukunft. War das neue Land auch nicht endlos weit, fast allen war es unbekannt, und unsicher war, ob die Götter der Heimat auch dort Schutz gewährten und ob nicht schädliche Würmer und Elbe Vieh und Saat zerstören wollten oder feindliche Männer die Höfe abbrennen. Auch die Kinder fühlten das Grauen, sie saßen still auf den Säcken, und die Kleinen weinten, obgleich die Eltern ihnen Haupt und Hals mit heilkräftigem Kraut umkränzt hatten, das den Göttern lieb ist. Mit der aufgehenden Sonne erhoben sich die Fahrenden, der älteste ihres Geschlechts oder eine weise Mutter sprach ihnen den Reisesegen, und alle flehten murmelnd um gutes Glück und bannten durch Zauberspruch die schädlichen Waldtiere und schweifende Räuber. Die anderen Dorfleute aber, welche daheim blieben, blickten scheu auf die Wanderer wie auf verlorene Menschen, unheimlich dünkten ihnen die Frevler, welche sich von dem Segen der Heimat lösten. Denn immer zog es die Landgenossen mächtig nach der Ferne, und doch graute ihnen immer vor einem Leben fern von den Heiligtümern, von Sitte und Recht der Heimat.

      Die Wagen bewegten sich knarrend zu den Bergen, von der Höhe sahen die Wanderer noch einmal nach dem Dorf ihrer Väter zurück und neigten sich grüßend gegen die unsichtbaren Gewalten der Flur; mancher unzufriedene Gesell warf СКАЧАТЬ