Die Ahnen. Gustav Freytag
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Название: Die Ahnen

Автор: Gustav Freytag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ König sah mit querem Blick auf sie: »Heftig stürmen deine Gedanken, Frau Gisela, ich meine, sie verfehlen das Ziel.«

      »Wer darf mehr für des Königs Ehre eifern als die Königin?« antwortete das Weib nach Fassung ringend. »Getraust du dich nicht, ihn vor den Römern zu bewahren, so entlaß ihn von deinem Hofe. Besser ist es, sich schwach zu erweisen als treulos.«

      »Damit er nach der Kränkung lebe als mein Feind«, sprach der König.

      »So binde ihn durch hohen Schwur; er ist, wie ich meine, von denen, die ihr Gelübde halten.«

      »Will die Königin ihn dazu überreden, daß er der Kränkung niemals gedenke?« fragte der Burgherr lauernd.

      »Ich will,« versetzte Frau Gisela tonlos, »wenn es dem Könige nützt.« Beide standen einander mit finstern Gedanken gegenüber, endlich begann der König: »In der Not dient schnelle Tat, versuche dein Heil, Gisela, sende ihm heute abend Botschaft, daß er in deinen Turm steige zu geheimer Unterredung, vielleicht hilfst du ihm dort zu einer guten Ausfahrt.«

      Die Königin sah vor sich nieder, erblichen war ihr Antlitz, als sie antwortete: »Ich will ihn zur Ausfahrt mahnen, da du es gebietest.« Sie wandte dem König schnell den Rücken. Er sah ihr finster nach.

      Am Abend harrte die Königin in ihrem Turmgemach, die Nachtvögel saßen auf der Mauer und klagten über das Unheil, welches drinnen einem bereitet werden sollte, in den scharfen Stößen der Luft, die durch das offene Fenster drang, flackerte die Wachsfackel und trieb den Schatten des schönen Weibes an den Wänden hin und her. Frau Gisela stand inmitten des Raumes, im Festgewande, die rote Königsbinde über der Stirn, das bleiche Haupt vorgebeugt, die Hände fest geschlossen wie zu gewaltsamer Tat. »Scheidest du von hier, Ingo, mir ist es Qual, ärger als Tod, und weilest du, dann ist von dreien, welche leben, einer zu viel.« Sie fuhr zusammen und horchte wieder, aus der Tiefe erklang Gemurr von Stimmen und leises Waffengeklirr. Da riß sie die Fackel von dem hohen Leuchter und hielt sie zum Fenster hinaus, daß der Rauch und die lodernde Flamme an die Turmzinne wehte und die Eulen erschreckt aufflogen. Aus der Ferne antwortete nach wenigen Augenblicken ein einzelner Jagdruf, die Königin hob die Leuchte zurück und schob den Teppich vor die Fensteröffnung.

      Auf der Steintreppe klang ein Männertritt. »Er ist es«, sprach sie leise. Aber als sich die Tür öffnete, fuhr sie zurück, denn König Bisino trat ein, düster war sein Antlitz, der vierschrötige Leib gedeckt mit einem Panzerhemd, das Haupt mit dem Stahlhut; am Griff seines Schwertes schimmerte im Lichte ein blutroter Stein. »Die Königin ist geschmückt wie zu einem Hochzeitsfest«, sagte er zornig.

      »Du hast es gewollt.«

      »Ich will auch unsichtbar ein Zeuge sein deiner Unterredung mit ihm, und damit du alles sprichst wie ich geboten, so höre die Warnung: am Fuße des Turmes harren zwei meiner Knaben mit harten Händen, steigt er hinab ohne mich, er überschreitet nicht lebend die Schwelle.«

      »Gut sorgte der König«, antwortete Frau Gisela starr. Da fiel ihr Blick auf das Schwert des Königs und sie schrie: »Blutig glänzt der Stein an dem Messer des Königs, die Todeswaffe deiner Ahnen ist‘s«, und ihr Entsetzen mühsam bändigend fuhr sie fort: »Vom Gemach der Königin bleibt sonst das Schwert der Männer ausgeschlossen. Warum kränkt der König mein Recht?«

      »Es ist nur Vorsicht, Gisela«, versetzte der König grimmig. Er schritt nach dem Hintergrund des Zimmers, öffnete eine kleine Seitentür und verschwand dahinter.

      Wieder stand die Königin allein, und in wilder Empörung flogen ihre Gedanken. »Gewalttat sinnt der lauschende König, und ich soll helfen bei nichtswürdiger Tat.«

      Da klang draußen der Tritt des anderen und Ingo trat ein, ungerüstet und schwertlos. »Ich danke dir, Base Gisela,« begann er herzlich, »daß du mir heut deinen Turm öffnest.« Er sah in den geschmückten Raum, auf gestickte Teppiche an der Wand und kostbares Gerät aus fremdem Lande. »Seit ich die Mutter verlor, habe ich niemals wieder das Prunkgemach einer Königin betreten. Was stehst du so feierlich, Base?« fuhr er traurig fort, »verzeihe mir, wenn ich mich nicht, wie ich sollte, der Ehre freue, daß du den armen Ingo im Königsschmucke empfängst.« Er ergriff ihre Hand, trotz der Angst flog ein rosiger Schein über ihr bleiches Antlitz, als sie die Hand zurückzog. »Leichter ist der Aufgang zum Gemach der Königin als der Sprung aus der Turmtür«, sprach sie leise.

      »Ich sah lauernde Knaben des Königs,« antwortete Ingo, »und mich verwundert das nicht, denn ich weiß, Harietto hat den Sinn des Königs, der mir sonst gütig war, gegen mich empört, darum flehe ich, sorge du, so weit du vermagst, daß mir nicht Schmach widerfahre. Müde bin ich, Königin, meines Erdenloses, verleidet bin ich jedem Gastfreund, elend überall, gleich einem tollen Wolf gehetzt von Hof zu Hof, verächtlich wird mir solches Leben, denn eines besseren Schicksals fühle ich mich wert, und selbst denke ich zu sorgen, daß ich nicht als Lebender durch Römerfesseln gebunden werde. Wenn du aber mein Geschick nicht zu wenden vermagst, dann, flehe ich, rette meine Blutgenossen, den irrenden Schwarm, vor ruhmlosem Tode. Gern werden sie kämpfen, gegen wen es auch sei, aber sie fürchten ein Verderben, das sich ihnen unsichtbar nahen mag, denn fest eingehegt stehen wir zwischen Steinmauern.«

      Lautlos starrte die Königin nach der verborgenen Tür, plötzlich stieß sie einen heiseren Schrei aus, denn der König trat hervor und rief: »Eingehegt bist du selbst zur letzten Wunde.« Mit gehobenem Schwert fuhr der König gegen Ingo, aber wie eine Löwin sprang Frau Gisela dem Herrn entgegen und wand ihm den Arm, daß das Schwert klirrend zu Boden fiel. Ingo ergriff die Waffe vom Boden und rief, sie schwingend: »Ich halte deinen Tod in der Hand, König Bisino, wenig wird dir deine Rüstung frommen, wenn ich die Tat üben wollte, die du mir zugedacht. Danke dem Gotte, dem du vertraust, daß der Gastschwur mir heiliger ist als dir.« Und er warf die Waffe dem König vor die Füße. Ein leiser Ton wie das Stöhnen eines Weibes zitterte durch den Raum.

      Der König sah wild um sich: »Du sprichst als ein Mann: wohlan, hebe dein Schwert von der Treppe, wir fechten.«

      »Ich habe dir Friede geschworen«, antwortete Ingo unbeweglich.

      »Und ich dir,« versetzte der König, »gebrochen ist der Eid, du bist frei, hebe die Waffe.«

      »Gegen dich kämpfe ich nicht um mein Leben,« versetzte Ingo, »ehrwürdig ist mir dein Königshaupt, wenn du mir auch zuweilen Übles gedacht hast. Und nimmer will ich helfen, daß der Ruf deines Gemahls entehrt werde durch dein oder mein Blut, das vor ihrem Lager vergossen wird. Muß ich vertilgt werden, dann klage ich nicht, wenn du selbst es tust, dann stoß zu, König, und sei bedankt für das Gastgeschenk.«

      Der König beugte sich, das Schwert zu erheben, da klang von unten Geschrei und Kriegsruf, Ingo schnellte empor. »Fluch mir, vergessen habe ich in der eigenen Not die Notgenossen. Den Sang meiner Schwäne höre ich, ich komme. Du wahre dich, König, ich finde, was dich zwingt.« Mit Sturmeseile brach er aus der Tür, der König raunte heiser: »Erbarmen kennen die nicht, die unten seiner harren«, und er eilte ihm mit geschwungenem Schwerte nach.

      Aber Ingo sprang nur wenige Stufen hinab, wo sein Schwert lehnte und unter dem Gemach der Königin der junge Sohn neben dem Helden Valda schlief. Er raffte den Knaben vom Lager, drückte ihn an sich und flüsterte ihm zu: »Hilf mir, Hermin, mir droht das Verderben. Ich tue dir kein Leid, wenn nicht von dem König meinen Genossen ein Übles geschieht.« Der Knabe hing schlaftrunken in seinem Arm und faßte ihn um den Hals. »Gern helfe ich dir, Vetter«, sagte er ahnungslos. Bevor der alte Krieger sich vom Lager erhob, trug Ingo den Knaben hinauf an die Tür der Königin, wo der König mit dem Schwerte ihm entgegensprang. Aber Bisino fuhr entsetzt zurück, als er sein Kind unter dem Messer Ingos erblickte. »Geh voran, König Bisino,« rief Ingo befehlend, »bereite mir den Weg, ich halte, was dich zwingt. Das Leben deines Knaben sei Bürge für die Häupter der Meinen. Lebe wohl, Frau Gisela, flehe zu den СКАЧАТЬ