Название: Die Seelenlicht Chroniken
Автор: Katrin Gindele
Издательство: Автор
isbn: 9783946843788
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»Oh.« Ich stieß ein nervöses Lachen aus, fühlte mich schon wieder befangen in seiner Gegenwart und wusste nicht so recht, wie ich reagieren sollte.
Mickal drehte den Kopf zur Seite, um mich anzusehen. »Du magst keine Spaghetti?«
»Doch, ich liebe Spaghetti«, sagte ich schnell. »Ich bin nur überrascht, dass du schon wieder in der Küche stehst und das Essen zubereitest.«
Mickal betrachtete mich aufmerksam, seine blauen Augen funkelten vor Belustigung. »Es gab nichts weiter zu tun. Die Haustür funktioniert wieder einwandfrei, der Wasserhahn ist repariert und das Licht im Bad war ein Klacks, ich musste nur die Glühbirne auswechseln. Beide Steckdosen sind einsatzbereit.« Er legte den Kochlöffel zur Seite. »Der Abfluss in der Dusche war verstopft, darum habe ich mich auch gekümmert. Ich hoffe, das ist in Ordnung.«
Mit offenem Mund starrte ich ihn an.
»Gibt es sonst noch etwas zu reparieren?«, hakte er nach und musterte mich abwartend.
Für einen kurzen Moment war ich versucht, ihm von meinem Kleiderschrank zu erzählen. »Eigentlich nicht«, schob ich meinen letzten Gedanken beiseite. »Ich gehe duschen und ziehe mir etwas Bequemeres an«, sagte ich, während ich die Einkäufe wegräumte. »Eine Freundin kommt nachher vorbei, sie möchte dich kennenlernen.«
Mickal hielt in der Bewegung inne. »Warum?«
Ich richtete mich auf. »Warum sie vorbeikommt?«
Er zog die Augenbrauen zusammen. »Warum will sie mich kennenlernen?«, präzisierte er seine Frage.
Darauf wusste ich im ersten Augenblick nichts zu antworten. »Ähm … weil sie sich Sorgen macht«, erklärte ich, nachdem ich mich entschieden hatte, bei der Wahrheit zu bleiben. »Normalerweise nehme ich keine fremden Männer mit nach Hause. Sie möchte nur sichergehen, dass ich nicht in Gefahr bin.«
Seine strahlend blauen Augen musterten mich eingehend. Ich schluckte unter seinem eindringlichen Blick. Dann nickte er, wirbelte herum und widmete sich wieder dem Essen. Scheinbar hatte Mickal beschlossen, sich seinem Schicksal zu ergeben, statt mit mir darüber zu diskutieren.
Ich betrachtete seinen breiten Rücken, die muskulösen Oberarme, und hatte wieder das Gefühl, ihn zu kennen. Irgendetwas an ihm kam mir vage bekannt vor, auch wenn ich genau wusste, dass so etwas völlig unmöglich war.
»Ich schaue kurz nach Mom und gehe dann duschen«, murmelte ich tief in Gedanken versunken.
Dieser Mann, so fremd er mir auch war, ließ mein Herz ungewollt höher schlagen. Und das war etwas, womit ich definitiv nicht gerechnet hatte.
Mom lag noch genau so im Bett wie am Morgen, als ich sie zum letzten Mal gesehen hatte. Nun waren ihre Augen jedoch geschlossen, ihr Mund leicht geöffnet. Auf leisen Sohlen schlich ich ins Zimmer, nahm die beiden Teller mit dem Frühstücksei vom Nachtschrank und überprüfte mit einem kritischen Blick das Wasserglas. Es fehlte nur sehr wenig. Ich seufzte. Mom hatte kaum etwas getrunken.
Leise tapste ich zur Tür und zog sie hinter mir zu. Schlimm genug, dass Mom nichts essen wollte, aber sie musste unbedingt mehr trinken. Allerdings hatte ich keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte, ich konnte sie ja schlecht dazu zwingen.
Zu meinem Glück war Mickal mit dem Essen beschäftigt, sodass ich mich mitsamt den beiden Tellern voll Ei unbemerkt ins Bad schleichen konnte, um sie im Klo zu entsorgen. Die leeren Teller spülte ich eilig im Waschbecken ab und verstaute sie anschließend in einem kleinen Regal darunter. Darum würde ich mich kümmern, sobald Mickal nicht mehr hier wohnte.
Nach einer ausgiebigen Dusche wickelte ich meinen Körper in ein Handtuch, stellte mich vor das Waschbecken und betrachtete mein Gesicht im Spiegel. Obwohl wir nun schon über zwei Jahre in Italien lebten, hatte ich noch immer keine Farbe bekommen. Mein Gesicht war genauso blass wie eh und je. Zu meinem Leidwesen kamen meine Sommersprossen, die sich während der letzten Monate extrem vermehrt hatten, durch die helle Haut noch mehr zur Geltung. Sie waren praktisch überall, was mich wahnsinnig aufregte, aber leider nicht zu ändern war.
Kritisch beäugte ich meine feuchten kupferroten, überlangen Haare. Schon einige Male hatte ich mit dem Gedanken gespielt, sie abzuschneiden, wenigstens um die Hälfte zu kürzen, weil es hier in Italien so heiß war. Doch ich brachte es nicht übers Herz. Mom liebte meine langen Haare, sie war ganz verrückt danach. Und obwohl ihre Haare den gleichen kupferfarbenen Ton hatten, behauptete sie noch immer steif und fest, meine Haarfarbe wäre so viel schöner als ihre. Dagegen kam ich nicht an.
Als ich in die Wohnküche kam, stand das Essen bereits fertig angerichtet auf der Terrasse.
Ich hatte mich für mein hellgrünes Trägerkleid entschieden, das mit den kleinen weißen Blümchen, das ich besonders gern mochte. Barfuß ging ich nach draußen, wo Mickal bereits auf mich wartete.
»Das sieht lecker aus«, lobte ich und ließ mich leise stöhnend auf den Stuhl plumpsen. Meine Beine schmerzten, sie brannten wie Feuer. Vielleicht sollte ich mir von dem Geld, das ich von Mickal bekommen würde, ein Auto kaufen. Nur ein kleines, damit ich unsere Einkäufe nicht immer den ganzen Weg bis zum Haus schleppen musste.
»Bitte«, holte mich Mickal aus meinen Gedanken und reichte mir ein Glas Wasser.
Dankbar nahm ich einen kleinen Schluck und genoss das Gefühl, als das kühle Nass meine trockene Kehle befeuchtete.
»Wie war dein Tag?«, erkundigte er sich, während er nach seiner Gabel griff.
Nach einem weiteren Schluck antwortete ich: »Sehr ereignisreich. Gleich mein erster Besichtigungstermin wäre um ein Haar eine Hausgeburt geworden.«
Mickal ließ die Gabel sinken und schaute mich perplex an.
Mein Magen hob sich leicht, als sich unsere Blicke trafen. »Die Kundin war hochschwanger«, rückte ich mit den Details heraus. »Dann ist die Fruchtblase geplatzt. Zum Glück kam der Krankenwagen, den ich gerufen habe, noch rechtzeitig.«
Mickal hatte aufmerksam zugehört. Jetzt nahm er seine Gabel wieder in die rechte Hand und schaufelte sich eine unerhört große Portion Spaghetti in den Mund. »Das hört man auch nicht alle Tage«, sagte er, nachdem er hinuntergeschluckt hatte. »Wann möchte deine Freundin kommen?«, wechselte er schlagartig das Thema.
Mickal war davon nicht begeistert, seine angespannte Miene sprach Bände. Er war alles andere als erpicht darauf, meine Freundin kennenzulernen, dennoch bemühte er sich um einen neutralen Tonfall.
»Patrizia«, sagte ich und schluckte ebenfalls hinunter. »Meine Freundin heißt Patrizia, und wie ich sie kenne, kommt sie nicht allein.«
Er antwortete mir mit einem Lächeln, wovon ich ganz weiche Knie bekam, und ich konnte gar nicht anders, als ebenfalls zu lächeln. Mein Puls schoss augenblicklich in die Höhe.
»Ähm …« Händeringend suchte ich nach den richtigen Worten.
Sein Anblick machte mich sprachlos, vor allem dann, wenn er mir so nah war wie in diesem Augenblick. Ungewollt wanderten meine Augen über seine breite Brust, über das schwarze Shirt bis zu seinem Gesicht. Zu den vollen Lippen, die er noch immer zu einem charmanten Lächeln verzogen hatte.
»Unsere Clique besteht aus vier Frauen und drei Männern«, versuchte СКАЧАТЬ