Die Tigerin. Walter Serner
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Название: Die Tigerin

Автор: Walter Serner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783750203327

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СКАЧАТЬ du etwas?« fragte Bichette verdrossen.

      »Wieso. Ich würds euch doch sagen.«

      Bichette war müde. Fec angetrunken.

      Sie lehnten, gegen einander gesunken, auf der Bank und lächelten unbestimmt. Bichettes Lächeln zerfiel langsam und blieb nur noch um die Augen liegen. Das Fecs zog sich ruckartig über das ganze Gesicht und wurde schließlich häßlich und steif.

      Dann räusperte er sich mehrmals, wobei die Finger seiner rechten Hand wirr in die Luft stachen. »Ha, nur eine Frau, die am offenen Fenster wäscht, wird nie hineinfallen ... vorausgesetzt, daß das nicht ihr Truc ist. Aber auch wenn es nicht ihr Truc ist, kann sie hineinfallen, denn es ist kein übler Truc, keinen zu haben. Du verstehst mich, Bichette ... Ich habe übrigens bemerkt, daß die Langeweile die Leute schärft und daß ein Beefsteak verblödet. Es steckt immer etwas dahinter. Um zu reüssieren, mache man also die Leute vorerst scharf. Sie verblöden hierauf und vollgefressen erwischt man sie. Worauf man sie hat. Indem man sich hinter sie steckt. Denn es steckt nichts dahinter. Oder sollte man sich darüber wundern, daß alle Damen fette süße Speisen lieben und ... und ... Konfekt ...?«

      Bichette spitzte bösartig die Lippen, setzte sich knurrend auf und riß ihre Hand aus der Fecs. »Schnock!«

      »Eh ben.« Fec warf sich auf ihre Hand und zerrte sie zu sich heran.

      »Laß mich los!« Bichette stieß mit den Füßen nach ihm.

      »Dageblieben!«

      Bichette versuchte, in seine Hände zu beißen, und spuckte, als es mißlang, ihm mitten ins Gesicht.

      »Crotte!«

      »Laß mich los!« Bichette machte eine letzte rasende Anstrengung, um sich zu befreien.

      Aber Fec ließ nicht locker. »Aus einem papierenen Lichtschirm ...«

      »So laß mich doch los,« wimmerte Bichette zusammensinkend.

      »Aus einem papierenen Lichtschirm, der an drei Seiten angebrannt war, machte sie sich mit sechzehn Jahren einen Hut, der ihr den ersten reichen Freund verschaffte. Ja, so ist das Verkehrsleben ... Hör, Bichette, das war aber nicht meine süße Wäscherin aus der Rue Nollet. Die hab ich ganz furchtbar geliebt. Wenn ich sage – geliebt, so heißt das ... Sie hatte etwas in den Augen wie du. Crotte alors! Anders. Aber vor ihr ging es mir gut. Ich konnte reden. Reden. Reden. Reden. Fast so wie jetzt. Und wenn ich mit ihr Arm in Arm im Bois spazieren ging, war mir wohl. Crotte! Selbstverständlich war mir nicht wohl. Aber bei ihr fühlte ich wenigstens schon irgendwie, warum mir nicht wohl war und nie wohl sein würde ... Hör, Bichette, ich liebe auch dich nicht. Ich habe nie, nie, nie in meinem ganzen Leben jemanden wirklich geliebt. Warum? Das ist ganz außerordentlich leicht zu begreifen: weil ich sonst ein entsetzliches Rhinozeros gewesen wäre ... Aber du hast recht, Bichette, auch ich halte es einfach nicht mehr so aus. Es muß etwas geschehen. Es muß etwas gemacht werden ... Eh ben, Bichette, ich weiß, was zuerst geschehen muß, was zu allererst gemacht werden muß. Errätst du es? Ja, wir werden uns machen. Du warst ingeni ... ingeniös. Hör, Bichette, wir müssen uns – lieben! Das muß – gemacht werden. Das ist ganz außerordentlich einfach, wenn man so genau und sicher weiß wie wir, daß es durchaus unmöglich ist, einander zu lieben ... Du verstehst mich, Bichette ... du ...«

      Bichette wischte ihm die Lippen mit der Hand trocken. »Fec, ich bitte dich, komm! Gehn wir doch schon!«

      Fec stieß sie unwirsch von sich. Plötzlich packte er ihre Elbogen, preßte sie nach hinten und fauchte ihr ins Gesicht: »Bichette, hörst du, ich liebe dich ... Und du liebst mich ... Abgemacht?« Speichel rann ihm aus den Mundwinkeln.

      Bichettes Kopf fiel müde auf seine Schulter.

      Da schrie Fec ganz leise auf ihren Mund: »Sag mir sofort, daß du mich liebst! Daß du mich immer lieben wirst! Daß du es wollen wirst!«

      Bichettes Kopf sank noch tiefer. Dabei sagte sie langsam und laut: »Ja, Fec, ja, Fec, ich ...« Und mit einem Mal brüllte sie auf: »Abgemacht!«

      Fec gröhlte, ließ sie fahren und soff.

      Der kleine Pimpi, von dem man nicht wußte, wie er in Wirklichkeit hieß, lehnte bereits seit einiger Zeit beobachtend an der Bar und setzte sich nun neben Fec, in der Absicht, beruhigend zu wirken. Er war der einzige gewesen, der Fec weder für harmlos gehalten hatte noch für einen Trottel.

      »Kinder, seht ihr aus wie gesogen aus den Pfoten, jo. Wo hat ihm stattgefunden?« Pimpi lachte in einer überaus angenehmen Art.

      Fec riß eine Grimasse. »Trink! Und tu etwas für deinen Namen!«

      »Warst du in England. Habe ich gezweifelt nicht sehr, verehrtem Meister.«

      »Aber ich.« Fec gurgelte mit Wein. »Man soll nie genau wissen, was einmal los war.«

      »Jo. Bin ich sehr für schlechtem Gedächtnis aus berufswegen.«

      »Pimpi, großer Pimpi, wo ist dein Büchsenfleisch ... wo ist ...«

      Bichette legte sich über den Tisch und beide Hände auf Pimpis Arm. »Hilf mir, ihn fortzubringen.«

      Pimpi, dessen Ohren sich leise bewegten, blickte teilnehmend sachlich. »Wo wohnt ihm?«

      »Kaum zwei Zigaretten weit,« sagte Fec so ruhig, daß beide verwundert schwiegen.

      Da stand mit einem Mal der herkulische Körper des Japaners breitspurig vor dem Tisch. Seine Fäuste waren in den Hüften aufgestemmt, die grünlich schillernden Äuglein unverwandt auf Fec gerichtet.

      Bichette suchte ihr Messer. Sie grinste wütend, als ihr einfiel, daß Fec es eingesteckt hatte.

      Pimpi, der nicht orientiert war, begrüßte den Japaner, den er für besoffen hielt.

      Der versetzte ihm mit gesteifter Hand einen wuchtigen Swing unterhalb des Ohrs auf den Hals, so daß Pimpi ohnmächtig zu Boden sank.

      Bichette fuhr mit einem kleinen durchdringenden Schrei empor und blieb, am ganzen Körper zitternd, stehen.

      Fecs Augäpfel traten weit hervor. Sein Kinn zuckte merkwürdig, während er schnell mit der Linken auf den Tisch wies.

      Als der Japaner, den Kopf ein wenig vorneigend, hinsah, ergriff Fec sein volles Weinglas und goß ihm den Inhalt in die Augen. Fast gleichzeitig warf er den Tisch um, legte sich an die Wand zurück und stieß seinen rechten Fuß mit solcher Gewalt auf den Magen des Japaners, daß dieser stöhnend nach hinten taumelte und besinnungslos über einen Stuhl fiel.

      Fec, der durch die Wucht seines Stoßes zu Boden gestürzt war, sprang auf, rief dem feixend herbeieilenden Jean zu, Pimpi wegzuschaffen, bevor der Japaner zu sich käme, und rannte mit Bichette hinaus.

      Fec hatte die feuchte Morgenluft fast nüchtern gemacht; Bichette, die sich sogleich von ihm losgerissen hatte, eigenartig verbissen. Auf ihre Füße blickend, folgte sie ihm in einem Abstand von drei Schritten.

      Fec nahm ein Zimmer in dem schräg dem Aëro-Hotel gegenüber liegenden Hotel Puget, da er befürchtete, der Japaner würde nicht lange auf sich warten lassen.

      Bichette warf sich totmüde über das Bett.

      Fec СКАЧАТЬ