Название: Französische Sprachwissenschaft
Автор: Elissa Pustka
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: narr studienbücher
isbn: 9783823303343
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Tab. 1.4:
Französische Abkürzungen.
Zu diesen Abkürzungen für das Mitschreiben kommen in der digitalen Kommunikation Abkürzungen in anderen Wortschatzbereichen hinzu. Dazu gehören insbesondere die Kommunikationssituation am Handy oder Computer (z. B. OCP für occupé) sowie der Ausdruck von Emotionen (z. B. dsl für désolé). Die Kürzungen von Wortanfängen und -enden, die man im langage texto findet, sind dagegen nichts Neues: aprem, ptit dèj etc. gab es schon vor der Verbreitung der computervermittelten Kommunikation.
Eine spezielle Form der Abkürzung ist die Siglenbildung, bei der aus den ersten Buchstaben der Wörter einer Konstruktion ein neues Wort gebildet wird. In SMS finden sich LOL (laughing out loud) und seine französische Entsprechung mdr (mort de rire). Sehr viel häufiger sind Siglen im Instant Messanger-Dienst Discord, in dem man beim Computerspielen chattet. Dort finden sich sowohl für diese Kommunikationssituation spezifische Ausdrücke (z. B. AFK für away from keyboard, GG für good game) als auch Flüche, Beleidigungen und Beschimpfungen – die sich durch die Emotionalität der Situation erklären lassen (z. B. BLC für je m’en bats les couilles !, FDP für fils de pute, TG für Ta gueule !).
Eine entgegengesetzte Versprachlichungsstrategie zu Abkürzungen sind expressive Längungen durch die Wiederholung von Buchstaben wie <ke jeu taimmmmmmeu> für que je t’aime. Diese haben keinerlei Entsprechung in der Phonie. Alternativ werden zur Unterstreichung der Relevanz des Gesagten sowie zur Imitation hoher Lautstärke auch Großbuchstaben eingesetzt, z. B. <JT ADOOOR> für je t’adore (Beispiele aus FAIRON/KLEIN/PAUMIER 2006: 40).
Platz einsparen lässt sich auch durch das Rebus-Prinzip. Hierbei stehen Ziffern und Buchstaben für die Lautkette, die ihnen beim Zählen und Buchstabieren entspricht, etwa <1> (un) für [ɛ̃] (z. B. in a2m1 für À demain !) und <C> für [se] (z. B. in C pa grav für Ce n’est pas grave !). Da die Aussprache des französischen Schwas [ə] (vgl. Kapitel 6.2.2) dem [ø] sehr ähnelt, wird <2> (deux) gerne für <de(-)> eingesetzt (z. B. in a2m1). Zur Sprachökonomie kommt hier aber auch ein spielerischer Effekt beim Lösen der Rebus-Rätsel. Auch dieses Prinzip existierte schon lange vor der computervermittelten Kommunikation.
À vous !
Entschlüsseln Sie den folgenden Rebus-Briefwechsel zwischen Friedrich dem Großen und Voltaire:
Tab. 1.5 liefert einige klassische Beispiele für das Rebus-Prinzip im langage texto. Ein neuerer Ausdruck ist OKLM [o.kalm]/[o.ka.ɛl.ɛm] für au calme, der durch den Rapper Booba popularisiert wurde.
Langage texto | Orthographie | Phonetische Transkription |
<koi29> | Quoi de neuf ? | [kwadənœf] |
<a2m1> | À demain ! | [adəmɛ̃] |
<a12c4> | À un de ces quatre ! | [aɛ̃dəsekatʁ] |
<C> | c’est | [sɛ]/[se]1 |
<CT> | c’était | [setɛ]/[sete] |
<G> | j’ai | [ʒɛ]/[ʒe] |
<je t’M> | je t’aime | [ʒətɛm] |
<NRV> | énervé | [enɛʁve] |
<A+> | À plus tard ! | [aplytaʁ] |
Tab. 1.5:
Das Rebus-Prinzip im langage texto (Beispiele aus SABATIER 2014).
Auch hier lässt sich ein technikbedingter Wandel beobachten. Während Zahlen auf klassischen Handys am einfachsten einzutippen waren, ist es auf dem Smartphone umständlich, von der Buchstaben- auf die Zahlentastatur umzuschalten. Entsprechend nehmen diese Rebus-Typen ab.
Bei den pseudo-phonetischen ‘Transkriptionen’ geht es ebenfalls sowohl um Sprachökonomie als auch um Expressivität. <mwa> für moi spart beispielsweise kein einziges Zeichen ein, sieht aber witzig aus, da es gerade nicht der üblichen französischen Rechtschreibung entspricht. Besonders verbreitet ist das Fehlen stummer Buchstaben (übrigens auch ein häufiger Rechtschreibfehler): z. B. das <s> in <mé> (mais) und das <e> am Ende von <malad> (malade; vgl. Tab. 1.6). Auch der Buchstabe <k> für [k] in <keske> (qu’est-ce que) ist zwar kürzer als <qu>, v. a. aber auffällig, da er ansonsten im Französischen (fast) nicht existiert (nur in Lehnwörtern wie ketchup). Schreibungen wie <chuis> und <chépa> (vgl. Kapitel 1.1.1) haben ebenfalls eine solche ‘Schockwirkung’, während die assimilierten Formen [ʃɥi] und [ʃepa] im phonischen Medium unbemerkt bleiben. Fehlende Abstände zwischen den Wörtern (z. B. <jveu> für je veux) entsprechen schließlich der typisch französischen Aussprache von Wortgruppen als sogenanntes mot phonétique ([ʒvø]) ohne Pausen oder andere Grenzsignale dazwischen. Auch die Liaison zwischen den Wörtern findet sich im langage texto wieder: z. B. <lé zétud> für les études [lezetyd] (vgl. Kapitel 6.2.2).
Langage texto | Orthographie | Phonetische Transkription |
<keske> | qu‘est-ce que | [kɛskə] |
<koi>/<koua>/<qwa> | quoi | [kwa] |
<malad> | malade | [malad] |
<mé> | mais | [mɛ]/[me] |