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СКАЧАТЬ mit flaschenweise Jim Beam befeuert. Mit der Künstlerin Lisa Germano wollen sie den verwuselten Giant-Sand-Sound vokal fester vertäuen, als es Mr. Gelb gemeinhin zu tun bereit ist. Das Ergebnis: vielschichtiger Wüstenrock mit ausgedörrten Akustikgitarren, kojotenhaft jaulenden Geigen und allem, was so rumlag in der Scheune. Und die Version des Klassikers „Sand“ wird bei Hazelwood/Sinatra nervös die Augenbrauen zucken lassen.

      Paul McCartney

      „Flaming Pie” (1997)

      Als Paul kürzlich zum Internetinterview bat, gingen fast 2,5 Millionen Fragen ein – Folge der unüberbietbaren Popularität der Beatles, die in einer Ära entstand, als einzelne Bands die Popwelt noch auf sagenhafte Weise beherrschen konnten. Auch solo hat McCartney eine beachtliche Karriere hinter sich, und er schreibt Songs noch immer so locker und leicht, wie man es nur kann, wenn alles, was zu beweisen war, bewiesen ist. Also serviert er uns Lieder, die zwischen Zwiebelschälen und -dünsten entstanden und von Jeff Lynne produziert sind, Popsongs mit süffigen Melodien, mit lieblichen und Liebestexten. Und manchmal rockt er sogar, lässt seinen Sohn mitspielen oder gibt sich als Soulcrooner. Passabel, Sir.

      Philip Catherine Quartet

      „Live” (1997)

      Kaum zu glauben, dass unter den Soloalben, die der belgisch-britische Gitarrist Philip Catherine seit 22 Jahren vorlegt, noch nie eine Liveplatte war – bis jetzt. Mit den schlagkräftigen Blaublütern Bert van den Brink (p, keyb), Hein van de Geyn (b) und Hans van Oosterhout (dr) spielte er dieses 73-minütige Konzert im holländischen Laren ein, und noch immer merkt man dem 55-Jährigen an, dass einer seiner frühen Helden Django Reinhardt war. Seine Combo lässt er locker swingen, alles hat einen federleichten Schwung, doch verantwortlich dafür ist nicht der Gitarrero alleine; vor allem van den Brinks Piano trabt über den Parcours, als sei das kompositorisch wie melodisch anspruchsvolle Hindernisrennen ein Klacks. Und das ist es ganz und gar nicht.

      Philip Glass, David Bowie, Brian Eno

      „Heroes Symphony” (1997)

      Mit „Low“ nahm sich der Popfan Glass schon einmal ein Bowie-Werk zur Brust, mit „Heroes“ hat er nun das Schlüsselwerk der 70er bearbeitet. Der Anteil Bowies und Enos ist gering, das ursprüngliche Werk selber verschwindet fast komplett unterm Klangdiktat des Glass’schen Stilwillens und wird zu einer melodischen Ahnung, über der die eitle sinfonische Fantasie des Komponisten thront wie eine Kathedrale. Bowies direkter Reflex auf den Punk und die Prophezeiung von New Wave und Ambient – alles drauf auf seinem „Heroes“-Album – spielen keine Rolle mehr in Glass’ Transformation. Die Euphorie und Trauer eines historischen Moments, die Bowie damals genial einfing, sind dort geblieben, wo „Heroes“ herkam: im Jahr 1977.

      Prince alias T.A.F.K.A.P.

      „Emancipation” (1997)

      Sein Output ist beachtlich. Oder hortete der wegen eines Rechtsstreits mit einer Plattenfirma eingeschnappte und sich deshalb „The Artist Formerly Known As Prince“ nennende Egomane, wirklich seit Jahren Songs? 36 Stücke jedenfalls umfasst sein monströser Erstling für die neue Firma, drei Stunden lang zieht er alle Register, aber erst in der zweiten Hälfte verstehen wir, warum Mr. Nelson mal Superstar war. Vorher serviert er Pop à porter, hübsch verziert mit Funk, Jazz und Kastratenkieksern, perfekt, doch kalt wie Matjes. Natürlich ist es fantastisch, wie er die vielen Klangornamente elegant dem Diktat des Groove anpasst. Doch erst ab Mitte von Platte zwei holt er die Instantgefühle aus der Vakuumtüte. „Dreamin about you“ ist eine zeitlose Kammerballade, „Curious Child“ eine moderne kleine Ballettmusik. Und am Ende, mit Stücken wie „Face down“, entzündet „Prince“ eine furiose House-Party. Dann wissen wir: Irgendwo im Prinzenreich lodern doch noch Flammen. Und zwar echte.

      Ray Charles

      „Genius & Soul – The 50th Anniversary” (1997)

      Zusammen mit Micky Maus und Zappa liefert er eine der klassischen visuellen Ikonografien des Jahrhunderts: die pechschwarze Brille, darunter das eingefrorene Cinemascopegrinsen vorm Pferdegebiss. Doch nicht nur die Gestaltung seines Gesichts, auch die schiere Verweildauer von Ray Charles in der Popkultur macht ihn zum Monument. Fünf CDs zum 50. Bühnenjubiläum sind daher nicht zu viel. Die Plattenfirma hat die Box prächtig ausgestattet – vom Klaviertastendesign über pralle Booklets bis zur chronologischen Songauswahl. Der Miterfinder des Soul, das wird deutlich, blieb anpassungsfähig über Dekaden, ohne zum Trendopfer zu werden. Was er auch vor die Tasten kriegte, er hat es in Charles verwandelt: den Blues, Sinatra, später die Beatles. Und es nähme nicht Wunder, verwandelte Ray irgendwann auch Oasis in Charles. Vielleicht zum 75. Bühnenjubiläum … ?

      Roger Hodgson

      „Rites of Passage” (1997)

      Sänger weg, Gesicht verloren: Supertramp verharrten nach Roger Hodgsons Demission zehn Jahre in Duldungsstarre. Wohl ein Fehler. Denn das neue Album der Band ist ein gutes Album. In seiner Glätte, dem gemütlichen Tempo und den vielfältig glitzernden Sounds erinnert es an Donald Fagens Meisterwerke. Geprägt von Rick Davies’ Wurlitzer-Sound trabt der Supertramp-Pop dahin – gelassener als einst, funkiger, gerader und ziemlich cool. Roger Hodgson aber, der nun schon zum dritten Mal parallel zu den alten Kollegen ein Album vorlegt (honi soit …), klingt nur vokal halbwegs wie früher. Seine Live-CD ist zwar folkig elegant, aber auch etwas langweilig. Er wird von den Kumpels – trotz „Logical song“ – deutlich geschlagen.

      Savage Rose

      „Black Angel” (1997)

      Sie ist ein Rehkitz, das sich in die Dornen verirrte und sich wieder freigekämpft hat: Annisette, die Dänin mit der Babystimme, die den Blues hat. Sie singt Songs von Thomas Koppel, und gemeinsam sind sie Savage Rose, eine fast 30-jährige mythische Band, deren altes Vinyl zu Fantasiepreisen gehandelt wird. Mit dem sensationellen Comeback „Black Angel“ überführt das Duo seinen Blues in die sanften Soulgrooves der 90er. Das klingt nicht wie das bemühte Hipsein alter Säcke: So sind sie eben heute. Und wenn es gar zu smooth zu werden droht, ist da immer noch Annisette, das Rehkitz. Es hat blutige Striemen im Fell.

      Sofa Surfers

      „Transit” (1997)

      Bei den Sofa Surfers rumpeln die Drums hypnotisch wie bei einer Voodooprozession, und wären da nicht die diversen Elektronika und Fuzzgitarren, wir wähnten uns in einer bizarr von Fackeln durchblitzten Nacht auf Haiti. Dabei ist alles ganz harmlos: Die Surfers bestehen aus zwei Wolfgangs und einem Markus und kommen aus Wien, wo zur Zeit die hipsten Elektrosounds gebastelt werden. Doch anders als Kruder/Dorfmeister halten sie Dub und Funk für Yin und Yang und sich selbst einen manischen Drummer, der von jedem Beatloop erst mal bewiesen haben will, dass der ihn schlagen kann. Kann er natürlich nicht. Drum groovt das Album auch so pechschwarz vor sich hin, wie der Drum-&-Bass-Szene vor Augen wird, wenn sie dieses Werk zu Ohren kriegt – ob in Haiti oder Wien.

      Son Volt

      „Straightaways” (1997)

      Ja, in Jay Farrars sehnsuchtsvollem Gesang findet die empfindsame Männlichkeit des Alt.Country zu sich selbst. Die Musik von Son Volt, den Nachfolgern von Uncle Tupelo, hält oft inne; wenn sie den schnellen Countrytakt anstrebt, schafft sie СКАЧАТЬ