Название: Ingenieure - Status und Perspektiven
Автор: Armin Odoleg
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783741833304
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Diese in diesem Buch getätigten Betrachtungen werden nicht dem Anspruch genügen, die „Wahrheit“ darzustellen. Dies kann auch nicht funktionieren, denn diese bedient eine komplexe Wissenschaft, die Philosophie. Außerdem kann man nicht für jeden Sachverhalt beliebig genaues Detailwissen besitzen. Und die Systeme werden mittlerweile beliebig komplex. Die Darstellungen in diesem Buch können somit auch nicht 100 % neutral sein, denn zum einen kann der Autor nicht alle Details wissen und zum anderen ist niemand völlig neutral.
Dieser Text soll eine Anregung geben, Dinge, die immer als selbstverständlich behandelt werden, aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Im Kantschen Sinne der Aufklärung: Gesicherte Erkenntnis ist der erste Schritt. Denn ohne diese kann der schwierigere Schritt, die Mündigkeit, nicht folgen.
Die Funktionsweise von Menschen
Der Ingenieur spricht von „Funktion“- man möge mir verzeihen – ich weiß, Menschen sind keine Maschinen. Dieses Kapitel zeigt die „Grundlagen“ auf, auf denen menschliche Verhaltensweisen basieren. In der Mathematik werden sie als „Randbedingungen“ bezeichnet. Lösungen in der Mathematik müssen diese Randbedingungen erfüllen, sonst sind sie nicht korrekt.
Und um zu verstehen, warum die Wirtschaft und die Personen, die sie lenken (und auch alle andere Menschen), so funktionieren, wie sie es momentan tun und auch auch schon immer getan haben, bringe ich hier psychologische Aspekte ins Spiel. Obwohl man denkt, dass dies im Bereich des Ingenieurwesens keine Rolle spielen kann. Das dachte ich auch lange, bis ich irgendwann von der (meiner) Wirklichkeit eingeholt wurde.
Hierzu ist zu bemerken, dass nicht ganz unwichtige Philosophen unserer Zeit wie beispielsweise Ludwig Wittgenstein („Tractatus logico-philosophicus“) oder Rudolf Steiner (Anthroposophie, Waldorfschulen) ebenfalls Ingenieure waren, bevor sie sich der Philosophie zuwandten. Paul Watzlawick war Philosoph und Psychologe. Reines Ingenieurwesen und -wissen erweist sich somit als nicht ausreichend, um gute Produkte zu schaffen. Eine gute Grundlage stellt es aber dennoch dar.
Die Wahrnehmung und ihre Folgen
Die Grundlage für die „persönliche Daseinsgestaltung“ aller Menschen bildet deren eigene Wahrnehmung. Betrachtet man etwa das Beispiel einer Herbstwanderung im Gebirge: Der Naturliebhaber erfreut sich der unterschiedlich gefärbten Blätter, der Chemiker macht sich Gedanken über das Chlorophyll und die verschiedenen Farben der Blätter, der Techniker überlegt sich, warum seine Wanderschuhe auf dem nassen Boden leicht rutschen und der Feinschmecker sammelt viele schmackhafte Pilze. Jeder geht spezifischen Interessen nach, deren Ursachen irgendwo liegen. Wo, ist nicht von Belang. Wichtig ist, dass jede dieser Personen alles unterschiedlich wahrnimmt. Darauf basieren für alle Dinge unterschiedliche Schlussfolgerungen. Dies bedeutet, dass sich jeder seine Welt nach seinen Denk- und Erfahrungsmustern konstruiert.
Die Schwierigkeit liegt darin, dass die verschiedenartige Wahrnehmung auch für komplexe Sachverhalte zutrifft, wobei mit der Komplexität derselben auch die Differenziertheit der Wahrnehmung und mit dieser zusätzlich die Anzahl der Möglichkeiten der Interpretation derselben steigt.
Ein Vertreter dieser Interpretation unseres „Ichs“ war der Philosoph Paul Watzlawick, er nannte die Konstruktion der persönlichen Wirklichkeit „Radikalen Konstruktivismus“. Nach dem Studium der Philosophie hatte er sich der Psychoanalyse zugewandt. Dies, als er feststellte, dass Menschen ein psychisches Problem bekommen, wenn ihre „Konstruktionen“ im Gehirn, also ihre persönlichen Wahrheiten, mit Fakten kollidieren.
Die Natur hat es deshalb so „eingerichtet“, dass sie versucht, Kollisionen im Gehirn zu vermeiden. Dies auch, damit der Mensch psychisch gesund bleibt.
Wichtig ist, dass auch Randbedingungen existieren, wie etwa Naturgesetze, nach denen sich die Konstruktionen im Gehirn richten müssen bzw. müssten. Diese lassen sich nicht konstruieren, da sie definitiv nicht veränderbar sind. Die Größe der Lichtgeschwindigkeit ist beispielsweise ein Naturgesetz, das besagt, dass sie von massebehafteten Teilchen nicht erreicht werden kann. In wie weit Naturgesetze bei technischen Entscheidungen gelten? Wir werden sehen.
Für die weitere Erkenntnis erscheint mir wichtig, dass aus diesen (subjektiven) Wahrnehmungen heraus Schlussfolgerungen resultieren; und aus diesen Schlussfolgerungen werden final Entscheidungen getroffen – nach bestem Wissen und Gewissen. Dies beispielsweise bei einer Wahl an der Urne. Wobei natürlich auch so gewählt wird, dass sich ein persönlicher Vorteil ergibt. Bei dieser Beurteilung denkt nahezu jede(r) von sich, er/sie hätte die beste Wahrnehmung bzw. Urteilsvermögen und sieht alles aus seiner persönlichen Sicht.
Die „Grundkette“ besteht also aus:
Wahrnehmung → Schlussfolgerung/Reflektion/Vergleich mit Erfahrungswerten → Entscheidung.
Das bedeutet nicht, dass die alleinige Ursache von Entscheidungen die Schlussfolgerungen sind. Bei Entscheidungen spielen neben den in Gehirn getroffenen Schlussfolgerungen auch andere Faktoren eine wesentliche Rolle: Beispielsweise die Risikofreudigkeit von Personen. Und diese hängt wiederum von Hormonen ab - Dopamin und Testosteron beispielsweise. Um hier einen Praxisbezug zu bieten: Manager, die in die neuere Deutsche Geschichte nachträglich gesehen nicht sehr ruhmreich eingingen, legten laut Presse „Rambo-Methoden“ an den Tag.
Dass jeder seine Umwelt individuell wahrnimmt, war für die Evolution lebensnotwendig. Wenn jeder gleich denken und handeln würde, so könnte man dies nicht als Evolution bezeichnen. Weiterhin würde sich dann jeder dem Gleichen widmen. Ein Naturereignis wie beispielsweise die Explosion einer nahen Supernova würde die komplette Spezies ausrotten. Da aber ein Teil der Spezies in Zelten und der andere in Höhlen wohnte, in denen dieser vor gefährlichen Strahlen bzw. Teilchen geschützt war, überlebten die Höhlenbewohner.
Ein einfaches Beispiel für eine verfälschte Wahrnehmung der Realität stellt eine Fata Morgana dar, die einem vorgaukelt, dass Gebäude oder Städte sehr viel näher sind als in der Realität. Die Ursache dieser falsch interpretierten Sinneswahrnehmung sind Spiegeleffekte an atmosphärischen Schichten. Wobei in diesem Falle die Wahrnehmung eigentlich sogar physikalisch korrekt ist. Hier wird das Gehirn darüber betrogen, dass die Natur dort Spiegel aufstellt, wo normalerweise keine vorhanden sind.
Ein klassisches Beispiel für sinnliche Konstruktionen im Gehirn sind Verschwörungstheorien: Hier wird etwas „konstruiert“. Beispielsweise, dass die Mondlandung nie stattgefunden hätte und alle Filme, in denen die Astronauten auf dem Mond spazierten, auf der Erde gedreht sind. Dabei werden die absurdesten Argumente angeführt. Diese basieren meist darauf, dass ein Hintergrundwissen fehlt. Die Argumente können alle von Wissenschaftlern leicht widerlegt werden, was aber ignoriert wird4 .
Was den Autor dieser Schrift irritiert: Man kann tatsächlich nachweisen, dass die Mondlandungen stattgefunden haben: Dies ist daran sichtbar, dass in den Filmen die Sandteilchen des Mondmobils einer niedrigeren Schwerkraft ausgesetzt sind und somit in einem größeren Bogen als auf der Erde fliegen. Gleichzeitig fliegen sie in einer idealen Parabel, da der Luftwiderstand fehlt. Es hat nämlich noch niemand geschafft, die Schwerkraft zu reduzieren, um solche Kameraaufnahmen auf der Erde zu machen und zudem so große Volumina leerzupumpen, da die Sandteilchen durch die Luft abgebremst würden. Wer die Schwerkraft reduzieren kann, für den wäre eine Mondlandung ein Klacks5 . Scheinbar wird nie versucht, mit dieser Methode die Verschwörungstheoretiker auszuhebeln. Statt dessen wird mühsam versucht, die Argumente der Verschwörungstheoretiker zu widerlegen. Zurück zum Thema:
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