Название: Der Pferdestricker
Автор: Thomas Hölscher
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783750219397
isbn:
29.4.2002
Georg war am Wochenende in Bochum, und ich weiß jetzt, dass er mehr als nur neugierig auf mich ist. Er sagt zwar, dass er verheiratet ist, aber das glaube ich nicht. Dass er Ingenieur ist, das glaube ich schon eher: Er hat anscheinend ziemlich viel Geld.
Natürlich konnte ich ihn nicht in meine Wohnung nehmen. Es reicht, wenn er mich Jonas nennt; ich will nicht, dass er weiß, wo ich wohne. Ich will ihn loswerden können, wenn ich es will. Also haben wir die Nacht in seinem Hotelzimmer verbracht.
Es war heiß!
Georg will mit mir nach Mallorca. Ich habe erst an einen Scherz geglaubt, dann hat er erzählt, dass er erst vor ein paar Wochen dort war. In Can Picafort im Norden der Insel. (Ich musste erst einmal im Internet nachsehen, wo das ist.) Er hat gesagt, dass er da mit Gäulen schon sehr viel Spaß hatte und es dort ein Kinderspiel sei, jeden Gaul zu bekommen, den man haben wolle. Irgendwie bin ich schon neugierig.
5.5.2002
Georg hat tatsächlich einen einwöchigen Urlaub auf Mallorca gebucht. Ich bin einfach mal gespannt.
Aber es gibt ein Problem: Ich hoffe, dass wir am Flughafen oder sonst wo nicht unsere Ausweise vorlegen müssen. Ich will nicht, dass Georg meinen Namen erfährt. Im Reisebüro hat er mich schließlich als Jonas Zimmermann angemeldet und dann steht dieser Name doch wohl auch auf dem Flugticket. Hoffentlich gibt es keine Probleme. Eher lasse ich alles sausen!
Es kann einen verrückt machen, wenn man sieht, mit welchen Kinkerlitzchen diese Scheißwelt die wirklich wichtigen Dinge behindert und zu vereiteln sucht.
10.5.2002
Ich habe heute Lars an der Uni den Reisepass gestohlen. Er wird es, wenn überhaupt, erst später merken, so dass es wohl keine Probleme geben wird. Am Flughafen schauen sie schließlich nur kurz in den Pass, und die Behörden führen schon lange keine Passkontrollen mehr durch. Wie gut übrigens, dass Lars mit Nachnamen Zimmermann heißt. Jonas ist ja ohnehin nur der Rufname!
Ich habe sofort Georg in München angerufen und ihm alles erklärt, damit er beim Reisebüro die Sache mit dem Vornamen noch in Ordnung bringt.
Jetzt darf Lars nur nicht sofort den Verlust seines Passes bemerken und bei der Polizei melden!
27.5.2002
Wir sind auf Mallorca und Georg hat nicht zu viel versprochen! Can Picafort ist zwar ein typischer Touristenort, und es würde mich eigentlich gar nichts hierhin ziehen; aber gleich am ersten Tag sind wir ein Stück rausgefahren.
Wenn man von Can Picafort in Richtung Osten fährt, kommt man durch eine Gegend, die aussieht wie eine Dünenlandschaft an der Nord- oder Ostsee. Sobald man aus dem Wagen steigt und in einen der nach links und rechts abzweigenden Wege geht, ist man mutterseelenallein und kann tun und lassen, was man will.
Etwa einen Kilometer hinter dem Ort steht auf der rechten Seite ein Junge, der ein paar Gäule vermietet. Georg hat mir erzählt, dass man mit dem Kerl machen kann, was man will, weil er keine Konzession hat und es somit illegal ist, was er tut.
Mich interessiert nur ein Tier: ein weißes, ziemlich unterernährtes Ding, bei dem man sich eigentlich wegen seines Gesamtzustandes schon weigert, die Frage zu beantworten, ob es ein Pferd oder ein Pony ist.
Natürlich ist es ein Pony. Wenn ich daneben stehe und ihm erwartungsvoll über den Rücken streiche, reicht es mir bis knapp über den Hosenbund.
Bei den Verhandlungen mit diesem Typen halte ich mich aber völlig im Hintergrund, Georg spricht ein paar Brocken spanisch und tut genau das, was ich ihm vorher gesagt habe.
Ich habe meinerseits lediglich gleich am ersten Abend Jonas angerufen und ihn gebeten, ebenfalls nach Mallorca zu kommen; mit Georg allein wird mir die ganze Sache auf Dauer zu langweilig. Ich hatte natürlich selber kaum daran glauben wollen, aber bereits am nächsten Nachmittag haben wir Jonas hier begrüßen können.
Georg ist natürlich ganz hin- und hergerissen von Jonas; manchmal habe ich das Gefühl, er glaubt, ich sei neidisch oder sogar eifersüchtig auf Jonas, aber natürlich ist das alles großer Unsinn. Georg hat mich schließlich von Anfang an kaum interessiert und auch ich bin mehr als froh, dass Jonas hierher gekommen ist.
Noch am gleichen Nachmittag bin ich mit Jonas in ein Sportgeschäft hier im Ort gegangen und wir haben mehrere Sporthosen für ihn gekauft. Ganz offensichtlich ist Jonas so fasziniert von der Wirkung, die er auf Georg hat, dass er bei der Auswahl der Kleidung sehr wählerisch war und sich außerdem auf mein Urteil verlassen hat. Er hat mich dann übrigens noch im Geschäft wissen lassen, worauf er beim Kauf der Turnhosen achtet: Knapp müssen sie sitzen, keinen Innenslip haben und durchsichtig werden, wenn sie nass sind. Ich bin gespannt, was Jonas vorhat!
28.5.2002
Es war grandios! Georg hat dem Kerl ganz kaltschnäuzig das weiße Pony abgeschwatzt, wir waren damit den ganzen Tag unterwegs in den Dünen und am Strand und Jonas war völlig in seinem Element. Der Kerl ist wirklich eine geile Sau! Er weiß auf dem armseligen Gaul die Vorzüge seines Körpers in Szene zu setzen wie kein anderer!
Aber gleich beim ersten Mal hat es sich auch wieder gezeigt, dass Jonas ebenfalls ein durch und durch oberflächlicher Mensch ist. Zum Hamlet wirklich so geeignet wie eine Kuh zum Klavierspielen. Nicht, dass ich eifersüchtig bin – keine Spur davon, und doch glaube ich manchmal, er ist ein ziemlich von sich überzeugter Tölpel, den es unglaublich anmacht, wenn er mit seinen bewusst gewählten Sprüchen und seinem Gehabe bei Georg seine Wirkung nicht verfehlt. Manchmal habe ich sogar die Befürchtung, der Kerl ist lediglich ein kleiner Sadist, dem es Spaß macht, das Tier zu quälen, und sonst gar nichts, und das würde mich stören, wäre mir auf keinen Fall genug. Heute Abend kann sie wieder zu ihren Kumpels, hat er gesagt, als wir am Morgen schon mit dem Vieh losgezogen und durch die Dünen gegangen sind; aber jetzt gehört sie mir. Aber jetzt gehört sie mir! Und das war auch so!
Und außerdem zeigt er völlig ungeniert, wie sehr er es genießt, wenn Georg fast die Augen aus dem Kopf fallen, weil er seine Blicke nicht mehr von Jonas Hintern und Schwanz abwenden kann, wenn die Hose immer transparenter wird, je weiter er das Vieh ins Meer treibt.
Ich bin nicht eifersüchtig, auf Georg schon gar nicht und auf Jonas auch nicht; aber wo ich bei dem ganzen Spiel bleiben soll, das weiß ich noch nicht.
29.5.2002
Es ist hier wirklich wie im Paradies! An dem menschenleeren Strand ist Jonas heute praktisch den ganzen Tag durch das seichte Wasser geritten. Ob die Hose transparent wird oder nicht, spielt keine Rolle mehr: er zieht sie gar nicht mehr an. Das Bild haut einen wirklich um, vor allem wenn wir am Abend im Hotelzimmer die Videoaufnahmen betrachten.
(Manchmal wird mir fast angst und bange, wenn ich sehe, mit welcher Brutalität Jonas zu Werke geht. Dann schäme ich mich fast, dass ich so etwas geil finde.)
Aber das ist es.
Ich will jetzt hier keine weiteren Aufzeichnungen mehr für das Tagebuch machen; ich habe ohnehin keine andere Chance als jede Sekunde mit Jonas zu genießen. Ich freue mich schon auf den Höhepunkt!
Jonas hat ihn schon angekündigt, und ich will ihn auch nicht mehr beeinflussen. Morgen Abend kommt die Ärmste nicht mehr zurück zu ihren Kumpels zurück, hat er nur gesagt. Ich will nur noch der Beobachter СКАЧАТЬ