Название: 34 Kurz-Krimis
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783847650256
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"Und was bitte?"
"Er käme hier vorbei, würde mit einem hochroten Kopf bei dir klingeln und dich dann gleich beim Kragen packen."
"Und dann?"
Sie zuckte mit den Schultern.
"Vielleicht - wenn er verhältnismäßig ausgeglichen ist - würde er eine ernste Warnung aussprechen. 'Lassen Sie in Zukunft die Finger von meiner Frau!' oder so ähnlich würde sich das anhören."
Robert verzog das Gesicht.
"Dein Mann ist doch keine Figur aus diesen alten Wildwest-Filmen!"
"Er benimmt sich aber so."
Robert schien das Ganze zu amüsieren.
"Wie ginge es dann weiter?"
"Vielleicht würdest du einen Kinnhaken abbekommen, vielleicht auch eine ausgewachsene Tracht Prügel..."
"Klingt nicht sehr verlockend."
"Was würdest du tun, Robert?" Sie schien auch zunehmend Gefallen an dieser Art der Gedankenspielerei zu entwickeln. "Mein Mann ist über eins neunzig groß und ein ziemlich breiter Schrank."
"Kein Problem, Nadine!"
Robert griff blitzschnell unter sein Jackett und zog eine Pistole hervor. Nadine erschrak.
"Mein Gott, Robert! Das... Das wußte ich bisher nicht!"
"Habe ich dir nicht erzählt, daß ich Sportschütze bin und eine Waffen besitze?"
"Doch, das wohl. Aber ich wußte nicht, daß du sie ständig bei dir trägst!"
Er zuckte mit den Schultern. "Ich habe oft genug die Opfer von Gewalttaten vor Gericht vertreten müssen. Wir leben in einer gefährlichen Zeit und ich möchte nicht eines Tages selbst zu diesen Opfern gehören."
Sie atmete tief durch. "Ja, das verstehe ich. Aber wenn man so etwas sieht, verschlägt es einem im ersten Moment einfach die Sprache..." Dann blitze es in ihren Augen. "Würdest du meinen Mann erschießen, wenn er hier auftauchen würde?"
Er nickte. "Warum nicht? Wären damit nicht alle meine Probleme gelöst? Ich hätte dich endlich für mich gewonnen..."
Sie lächelte freundlich und faßte seine Hand. "Leider ist das wohl kein gangbarer Weg", meinte sie.
"Weshalb nicht?"
"Du scherzt! Aber im Ernst: Weil die meisten Morde irgendwann einmal aufgeklärt werden. Bei Autoeinbrüchen ist das anders, da hat man als Täter eine Chance. Aber nicht als Mörder, Robert."
Sie lachten beide herzhaft. Der Wein hatte sie bereits etwas beschwipst und ihre Zungen gelockert.
"Weißt du, weshalb die meisten am Ende gefaßt werden?" fragte sie und gab auch gleich die Antwort: "Weil sie keinen wirklich guten Ort wissen, an dem man die Leiche verstecken kann!"
"Man könnte meinen, du hättest praktische Erfahrungen auf diesem Gebiet!"
"Nein. Ich habe nur jede Menge Romane gelesen." Um ihre Mundwinkel spielte ein schwer zu deutendes Lächeln. "Angenommen, mein Mann wäre hier aufgetaucht, hätte dich zur Rede gestellt, vielleicht auch angegriffen und du hättest ihn erschossen... Wo hättest du die Leiche versteckt? In den Fluß geworfen? Im Garten vergraben?"
"Bevor wir uns darüber unterhalten, Schatz: Möchtest du zum Schluß noch einen Cappuccino?"
"Oh, ja, gerne."
"Gut, dann gehe ich schnell in die Küche und mach uns einen!"
Sie sah ihm nach und dann fiel ihr Blick auf die restlichen Stücke der Eistorte, die zu schmelzen begonnen hatten. Nein, es wäre doch wirklich zu schade drum gewesen! Die Torte mußte schnellstens wieder eingefroren werden, wenn man sie noch retten wollte! Nadine zögerte nicht lange. Sie kannte sich in Roberts Bungalow gut aus, fast wie zu Hause.
Sie nahm die Torte und lief mit ihr in den Keller, wo sich die Vorratskammer befand. Nadine stand zwei Tiefkühlschränken gegenüber, die vermutlich mit Delikatessen angefüllt waren.
Nadine wußte nicht, in welchen die Torte gehörte.
Sie versuchte es beim rechten Eisschrank und öffnete die Tür. Die Torte fiel ihr vor Schreck aus der Hand, als sie in das ihr wohlbekannte Gesicht ihres Mannes blickte.
TÖDLICHE TROPFEN
Sie trafen sich so oft es ging, ohne daß Anne bei ihrem Mann damit Mißtrauen erregte. Meistens an einem neutralen Ort, in einem Cafe zum Beispiel. Anschließend gingen sie oft noch in seine Wohnung.
Das machte keinerlei Schwierigkeiten. Vor Jahren war er verheiratet gewesen, so hatte er ihr erzählt, aber seit seiner Scheidung lebte er allein.
"Diese Nachmittage gehen so schnell vorbei!" sagte sie seufzend und schaute dabei auf die Uhr. "Robert, ich glaube nicht, daß ich das noch lange aushalte!"
Robert Burger zuckte mit den Schultern.
"Laß dich scheiden, dann bist du wieder frei und kannst tun und lassen, was du willst!"
Anne machte ein ziemlich ratloses Gesicht.
"Haben wir das nicht schon oft genug durchdiskutiert!"
Burger nickte. Ja, das hatten sie. Anne und ihr Mann hatten sich auseinander gelebt, es gab kaum noch Gemeinsamkeiten, jeder lebte sein Leben neben dem des anderen, ohne daß es dabei mehr Berührungspunkte gab, als unbedingt nötig.
Burger verzog das Gesicht und musterte seine Geliebte mit einer Spur von Abschätzigkeit. "Ein goldener Käfig ist dir letztlich doch lieber, als die Freiheit", stellte er mit einer Spur Bitterkeit fest. Als Anne geheiratet hatte, war sie naiv genug gewesen, zu glauben, daß ihre Liebe ewig halten würde. An ein Ende hatte sie nicht einen Gedanken verschwendet und als sie dann Paul Emmerich, den jungen Erben einer gutgehenden Kaufhauskette heiratete, hatte sie gegen eine Gütertrennung nichts einzuwenden gehabt.
Warum auch? Sie war in kleinen Verhältnissen groß geworden und daher überzeugt, jederzeit auch wieder ohne den Luxus auskommen zu können, den sie bei ihrem Mann kennenlernen sollte.
Aber mittlerweile waren über zwanzig Jahre vergangen, und die hatten sie in dieser Hinsicht vielleicht ebenso stark geprägt, wie die Zeit davor.
Sie konnte nicht mehr dorthin zurück, woher sie gekommen war.
Anne schaute noch einmal auf die Uhr.
"Es ist höchste Zeit. Ich muß zu Hause sein, bevor Paul aus dem Büro kommt..."
"Es wird also alles beim Alten bleiben..."
Sie zuckte mit den Schultern. Burger war ein biederer Steuerberater. Selbstständig zwar, aber er würde ihr kaum das bieten können, was sie von Paul gewohnt war.
"Wenn ich mich scheiden lasse, СКАЧАТЬ