Название: 34 Kurz-Krimis
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783847650256
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Joe Martinez wohnte in einer schäbigen Absteige, in der man sich nicht sonderlich um Identität und Herkunft der Gäste kümmerte, solange im Voraus bezahlt wurde. Gestern abend war er in die Stadt gekommen und morgen früh würde er sie auch schon wieder verlassen. Bis zum nächsten Auftrag vielleicht. Die erste Hälfte seines Honorars hatte man ihm bereits im Voraus bezahlt, die zweite würde wohl irgendwann in den nächsten Tagen auf seinem Züricher Bankkonto eingehen. Alles war glattgegangen. Leicht verdientes Geld! dachte Martinez, bis er am nächsten Morgen eine böse Überraschung erlebte, als er die Morgenzeitung aufschlug. Über das Attentat auf den Kronzeugen Gordon Smith wurde groß berichtet. Und Martinez glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er da lesen mußte, daß Smith noch lebte! Smith lag schwerverletzt im Städtischen Krankenhaus und war bis auf weiteres nicht vernehmungsfähig. Martinez ballte grimmig die Rechte zur Faust. Er würde noch einmal in Aktion treten müssen! Schließlich war er Profi und hatte immerhin einen exzellenten Ruf zu verlieren. Und diesmal vielleicht sogar noch mehr! durchzuckte es ihn fröstelnd. Denn es mochte gut sein, daß seine Auftraggeber es ihm nicht verzeihen würden, wenn er versagte... Schließlich ging es ja auch für sie um die Existenz. Martinez würde die Sache also zu Ende bringen müssen. Um jeden Preis!
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Joe Martinez besorgte sich in einem einschlägigen Fachgeschäft einen weißen Kittel. Natürlich konnte er sich bei seiner Anmeldung nicht einfach danach erkundigen, in welchem Zimmer man Gordon Smith untergebracht hatte. Das hätte nur Verdacht erregt. Und wahrscheinlich führte man den Kronzeugen sogar unter falschem Namen. So mußte er also suchen. Flur um Flur ging Martinez durch, bis er schließlich fündig wurde. Vor einem Krankenhauszimmer hatte ein uniformierter Beamter Posten bezogen. Das mußte es sein! Martinez versuchte wie selbstverständlich an dem Wachmann vorbeizugehen, aber dieser trat ihm in den Weg.
"Wer sind Sie?"
"Dr. Morton, Facharzt für Neurologie. Der Patient hat eine schlimme Kopfverletzung. Und da vielleicht das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen ist, meinte der Chef, ich sollte ihn mir mal ansehen!"
"Der Chef? Sie meinen Dr. Miller!"
"Ja, genau den!" Der Wachmann trat zur Seite. "Gehen Sie hinein!" meinte er. Und Martinez dachte: Jetzt ist es so gut wie geschafft!
Er würde eintreten, die Tür hinter sich schließen, dann die Schalldämpferpistole unter dem Kittel hervorziehen und abdrücken. Eine Sekundensache.
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Mit einem schnellen Schritt war Martinez im Krankenzimmer und seine Rechte hatte bereits nach der Waffe unter dem Kittel gegriffen, da erstarrte er mitten in der Bewegung. Er blickte direkt in die Mündungen einiger Revolver. Jemand hielt ihm eine Polizeimarke unter die Nase. "Wir wußten, daß es ein Profi sein mußte, der es auf Smith abgesehen hatte", erklärte einer der Kriminalbeamten, während Martinez ein anderer die Waffe abnahm und ihm Handschellen anlegte.
Martinez fluchte.
"Ich begreife nicht...", murmelte er.
"Wir brauchten nur warten", fuhr der Beamte fort. "Ein Profi gibt schließlich nicht auf, stimmt's?" Er grinste. "Ich schätze, wir haben irgendwo ein schönes Foto von Ihnen in unseren Karteien..."
"Und wo ist Smith?" knurrte Martinez.
"An einem sicheren Ort, wo er sich vermutlich besser von seiner Schußverletzung erholen wird als hier!" war die trockene Antwort.
DAS LINKE BEIN
Ralph Jakobs bemerkte nicht, wie drei Augenpaare ihn beobachteten, während er sein Glas austrank, bezahlte und gemessenen Schrittes das Lokal verließ. "Seht mal, wen haben wir denn da: Unseren hochverehrten Herrn Bankdirektor!" murmelte Larbach, einer der Beobachter mit deutlich ironischem Unterton. Sein Mund verzog sich spöttisch, als er noch hinzusetzte: "Ist er nicht ein feiner Herr, unser Herr Jakobs?"
"Er ist schlicht und einfach ein Schwein!" brummte Bronner, der neben ihm saß, den Blick ins Glas gerichtet. "Allerdings habe ich eine ganze Weile gebraucht, um das zu merken!" setzte er noch naserümpfend hinzu. "Jahrzehntelang war er mein bester Freund. Und dann hat er mich ruiniert. Einfach so, ohne mit der Wimper zu zucken. Er zertrat meine Karriere - mein ganzes Leben - mit einer Gleichgültigkeit, mit der man für gewöhnlich ein störendes Insekt erschlägt." Tief empfundene Bitterkeit lag in Bronners Tonfall.
"Wie kam das?" fragte Neubauer, der dritte am Tisch.
"Die Geschichte ist schon Jahre her", berichtete Bronner zögernd. "Jakobs und ich waren beide in der hiesigen Bankfiliale beschäftigt." "... deren Direktor Jakobs jetzt ist", vervollständigte Larbach, der Bronners Geschichte kannte. "Genau! Nun, um es kurz zu machen: Ich hatte mich damals finanziell etwas übernommen - Familie gegründet, ein Haus gekauft und so weiter und so fort. Andererseits war ich nicht bereit, Abstriche an meinem Lebensstandard zu machen. Wofür legt man sich schließlich krumm, frage ich Sie! Jedenfalls nicht, damit alles von Raten, Tilgung und Zinsen aufgefressen wird und einem nichts bleibt, um sch zu amüsieren!"
"Das kann ich verstehen!" meinte Neubauer.
"Nun, ich ließ mich dazu hinreißen, meine Probleme auf illegalem Weg - zumindest vorrübergehend - zu lösen. Ich sah damals keinen anderen Ausweg, als mir bei der Bank, bei der ich beschäftigt war, Geld zu beschaffen. Hier eine kleine Manipulation am Computer, dort eine weitere... Die Wahrscheinlichkeit, daß das Ganze auffliegen würde, war eins zu tausend, und ich beabsichtigte ja auch, zum Schluß alles wieder in Ordnung zu bringen. Ein zinsloses Darlehen, so könnte man es ausdrücken, das war alles. Mehr wollte ich gar nicht und wahrscheinlich wäre die Sache auch längst vergessen, wenn Jakobs mir nicht auf die Schliche gekommen wäre."
"Wie hat Jakobs reagiert?" fragte Neubauer und nahm einen Schluck aus seinem Glas. "Lassen Sie mich raten: Er hat Sie verpfiffen!"
Bronner nickte mit versteinertem Gesicht. "Ja, das hat er. Wir waren Freunde - seit der Schulzeit, verstehen Sie? Er hätte nur so zu tun brauchen, als hätte er nichts gesehen und vielleicht eine Woche abwarten müssen. Aber nein, das konnte er für seinen alten Schulfreund nicht tun! Er mußte zum Direktor laufen und mich anschwärzen... Seiner Karriere hat es jedenfalls nicht geschadet: Er sitzt heute selbst auf dem Direktionssessel, während ich rausgeworfen wurde. Natürlich sprach sich die Sache im Bankgewerbe herum und so gelang es mir nicht, dort je wieder Fuß zu fassen. Heute verdiene ich meine Brötchen mit dem Verkauf von Lebensversicherungen..." Er atmete schwer, seine Augenbrauen zogen sich zusammen. "Ein sozialer Abstieg, kann ich Ihnen sagen! Hätte Ralph Jakobs sich damals anders verhalten vielleicht würde ich heute auch eine Filiale leiten, wer weiß?" Seine Augen waren gerötet. "Sie wissen nicht, wie das ist", murmelte er an Neubauer gewandt. "Sie sind selbständiger Konditor, Ihr Geschäft geht gut, Sie können sich nicht vorstellen, wie man sich fühlt, wenn alte Freunde einem aus dem Weg gehen..."
Neubauer legte Bronner eine Hand auf die Schulter. "Vielleicht verstehe ich Sie viel besser, als sie meinen!" erklärte er, woraufhin Bronner ihn ungläubig anstarrte. "Sie kennen sicher Frau Jakobs, nicht wahr?" fragte Neubauer.
"Flüchtig. Sie war zuvor schon einmal verheiratet, soweit ich gehört habe."
"Sie haben richtig gehört", griff Neubauer den Faden auf. "Frau Jakobs war bereits einmal verheiratet. Mit mir."
"Ach", sagte Bronner. "Das ist ja interessant!"
"Eine СКАЧАТЬ