Edgar Wallace - Gesammelte Werke. Edgar Wallace
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Название: Edgar Wallace - Gesammelte Werke

Автор: Edgar Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783746747866

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СКАЧАТЬ umzusinken. Sie suchte nach einer Tür, fand auch eine und öffnete sie. Sie hatte die unklare Empfindung, daß sie einen langen Gang vor sich hätte, an dessen Ende ein Deckenlicht brannte. Sie ging darauf zu und entdeckte in einem kleinen Raum eine Wascheinrichtung, wo sie sich erfrischen konnte. Sie wusch das Gesicht und trank nachher von dem Wasser, indem sie die Hände als Becher benützte. Dann ließ sie sich auf einer Fensterbank nieder und versuchte nachzudenken.

      Mühsam ging sie Schritt für Schritt in ihrer Erinnerung rückwärts, und plötzlich entsann sie sich des Sektes, der so abscheulich geschmeckt hatte ... Dora!

      Sie stand immer noch unter dem Einfluß des Betäubungsmittels, aber allmählich drang doch zu ihrem Bewußtsein durch, warum es so dunkel war. Sämtliche Fenster waren durch schwere Läden verschlossen. Vergeblich suchte sie die fest eingerammten eisernen Riegel zu bewegen. Die Anstrengung erschöpfte nur ihre schwachen Kräfte, und sie sank ohnmächtig' zu Boden.

      Als sie wieder zu sich kam, war sie erfroren und steif, aber die Kopfschmerzen hatten bedeutend nachgelassen. Sie trank noch etwas Wasser und kehrte dann in das Zimmer zurück, in dem sie erwacht war. Nach einigem Suchen gelang es ihr, dort Licht zu machen, und nun sah sie, daß die Einrichtung des Raumes nur aus der Matratze und einem zerbrochenen Stuhl bestand. Unter Aufbietung ihrer ganzen Kraft riß sie eine starke Stange von der Lehne ab, um sie im Notfall als Waffe zu benützen. Dann sank sie erschöpft auf die Matratze nieder und fiel sofort in tiefen Schlaf.

      Nach einer Weile erwachte sie wieder und richtete sich auf, denn sie hatte jemand sprechen hören. Lautlos schlich sie den Gang hinab bis zu der verschlossenen Tür und lauschte. Die Stimme kam von unten, und als sie sie erkannte, wäre sie beinahe in Ohnmacht gefallen.

      Es war Lacy Marshalt! Zitternd kauerte sie sich nieder und schaute durch das Schlüsselloch. Draußen war es hell, und sie bemerkte die Gestalt eines Mannes.

      »Hier irgendwo muß es sein!« sagte Marshalt eben wieder.

      Der Mann draußen schien ebenso angestrengt zu horchen wie sie selbst. Plötzlich drehte er sich um, und sie sah die große Nase, das lange Kinn – Malpas!

      Mit wankenden Knien flüchtete sie in das Zimmer zurück. Ein furchtbares Grauen hatte sie gepackt und raubte ihr fast den Verstand. Nach wenigen Sekunden klopfte es leise an die Flurtür.

      Mit angehaltenem Atem starrte sie auf die Tür. Noch zweimal klopfte es, dann wurde es wieder totenstill. Audrey wagte nicht, sich zu rühren. Endlich knirschte ein Schlüssel, es raschelte, dann fiel die Tür wieder zu. Audreys Herz schlug rasend, als sie sich nach einer Weile auf den Gang hinauswagte. Aber dann wäre sie vor Freude fast in Tränen ausgebrochen. Auf dem Fußboden stand ein Tablett mit heißem Kaffee, Brötchen, Butter und kaltem Fleisch, Nachdem sie gierig gegessen und getrunken hatte, klärten sich ihre Gedanken, und sie begann zu überlegen. Was konnte Dora nur veranlaßt haben, sie hier im Haus von Malpas gefangenzuhalten? Sie drehte alle Lichtschalter an, die sie finden konnte, und öffnete auch den Wasserhahn wieder. Die Helligkeit und das plätschernde Wasser übten eine beruhigende Wirkung auf sie aus. Ab und zu ging sie an die Flurtür, aber draußen herrschte tiefe Stille.

      Erst als sie zum siebtenmal hinaustrat, hörte sie jemand die Treppe herabkommen. Rasch kniete sie nieder und schaute durch das Schlüsselloch. Eine dunkle Gestalt glitt an der Tür vorüber und hielt auf dem breiten Treppenpodest an. Nun sah sie den Mann deutlich. Er trug einen langen Mantel und einen Schlapphut. Jetzt streckte er die Hand aus, und ein Teil der Wand öffnete sich – eine etwa sechs Zoll große Tür, die so gut durch die Tapete verdeckt war, daß nicht einmal Shannons geübtes Auge sie entdeckt hatte. Er griff mit der Hand hinein, eine blaue Flamme zuckte auf, und das Licht im Flur erlosch. Dann kam er auf die Tür zu.

      Audrey sah, wie das Ende des Schlüssels in das Loch fuhr, wandte sich mit einem entsetzten Schrei um, rannte in ihr Zimmer zurück, schlug die Tür fest zu und lehnte sich mit dem Rücken dagegen ... »

      Die Flurtür öffnete sich ...

      Um vier Uhr morgens kehrte Dick nach Hause zurück, nachdem er Marshalt zu seiner Wohnung begleitet und sich an Stanfords Verlegenheit über diese unvermutete Auferstehung ergötzt hatte. In seinem Arbeitszimmer fand er zwei Herren: den übermüdeten, aber ausdauernden Willitt und –

      »Mr. Torrington! Sie sind hier?«

      Der Mann war vollständig verwandelt. Es war nichts mehr von dem leicht spöttischen Ton zu hören, in dem er sonst so gern sprach.

      »Ich warte sehnsüchtig auf Sie, Captain! Meine Tochter ist verschwunden –«

      »Ihre -?«

      »Meine Tochter – Audrey. Ach, Sie wissen wohl nicht, daß sie meine Tochter aus zweiter Ehe ist?«

      Dick starrte ihn entgeistert an.

      »Audrey – verschwunden?«

      »Gestern abend ging sie aus und kam nicht zurück. Ich sagte ihr, sie solle den Abend nach ihrem Belieben verbringen, weil ich eine Verabredung mit Elton hatte.« Er berichtete in kurzen Zügen über die Besprechung, die er mit Martin gehabt hatte, »Natürlich waren mir alle Tatsachen bekannt, und er war noch nicht zu Ende, als ich seine Absicht längst durchschaut hatte. Ich gab Auftrag, Audrey gleich nach ihrer Rückkehr zu mir zu bitten. Um elf war sie noch nicht zurück, und als ich um Mitternacht nach ihr fragen ließ, war sie auch noch nicht da. Nun weiß ich ja, daß junge Mädchen heutzutage bis in die späte Nacht hinein unterwegs sind, und machte mir keine Sorgen, bis es eins und schließlich zwei wurde. Dann rief ich Scotland Yard an, und als sie dort nichts von Ihnen wußten, konnte ich es nicht länger aushalten und kam hierher.«

      »Wohin wollte sie denn gehen?« fragte Dick schnell.

      »Ich weiß es nicht, und im Hotel hat sie auch nichts davon erwähnt.«

      »Wir müssen in ihren Zimmern nachsehen«, erwiderte Dick und fuhr mit Torrington zu dem Ritz- Carlton zurück.

      In Audreys Papierkorb fand er einen zerrissenen Brief, den er wieder zusammensetzte und las.

      »Ich muß zu Elton«, sagte er dann kurz. »Sie brauchen nicht mitzukommen.«

      Es dauerte ziemlich lange, bis Martin herunterkam. Er trug einen Schlafrock, aber Spuren von Zigarrenasche über einem Knopf verrieten, daß er nicht aus dem Bett aufgestanden war.

      »Ist Ihre Frau auf? Ich muß Sie beide sprechen«, sagte Dick in befehlendem Ton.

      Einige Minuten später erschien Dora.

      »Sie wünschen mich zu sprechen, Captain Shannon?«

      »Ich will wissen, wo Audrey Torrington ist.«

      »Das weiß ich nicht –« begann sie.

      »Hören Sie zu, Mrs. Elton. Ihre Schwester kam auf Ihre Einladung hin zu Ihnen. Sie ist gegen sechs hier eingetroffen ...« Er unterbrach sich. »Rufen Sie Ihr Mädchen!«

      Dora machte allerhand Einwendungen, aber Dick war unerbittlich, so daß Martin sich schließlich bequemte, hinaufzugehen und sie zu rufen. Zu seiner Verwunderung kam das Mädchen sofort vollständig angekleidet und in Hut und Mantel heraus.

      »Nanu!« rief er verwundert, faßte sich aber sofort wieder. »Captain Shannon wünscht Sie zu sprechen. Er fragt nach der Schwester meiner Frau. Sie hat ja gestern abend hier gegessen. Sagen Sie ihm doch, daß Sie die ganze Zeit СКАЧАТЬ