Der Ruf aus Kanada. Rudolf Obrea
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Название: Der Ruf aus Kanada

Автор: Rudolf Obrea

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

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isbn: 9783847620402

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СКАЧАТЬ er danach gegangen war, fügte Klaus Weinlein, der Chef, noch erklärend hinzu: „Peter steht gewissermaßen unter Hausarrest. Seine Frau hat als Mexikanerin ohne ausreichende Sprachkenntnisse hier nur wenige Freundinnen und wartet deshalb nach Feierabend auf ihren Mann, den wir, wenn überhaupt, aus diesem Grund kaum privat erleben.Der in dieser Gegend stark vertretenen spanischen Minderheit will sie sich nicht anschließen. Die Spanier kamen in großer Zahl zu Beginn der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts als Gastarbeiter zu Mercedes nach Zuffenhausen, sind in der zweiten Generation aber kaum noch Spanier und entsprechen sicher nicht dem Lebensstil von Isabella Martinez, Peters stolzer Mexikanerin.“ Sven wusste zunächst nicht, ob diese Aussage eine versteckte Kritik an Peters Verhalten zum Ausdruck brachte oder nur etwas ironisch , sogar mit etwas Neid durchsetzt, zu verstehen war. Momentan ließ er sich zu keinem Kommentar verleiten, sondern fragte nur: „Was soll erst passieren, wenn wir für längere Zeit unser Dasein in der Einsamkeit Kanadas verbringen müssen?“

      Lachend erhielt er die Antwort: „Dann wird die Dame sicher auch dabei sein und damit euer Problem. Du musst vor Allem darauf achten, dass sie dir Peter nicht nach Mexiko entführt. Noch steht er mit dem Erfolg seiner Arbeit auf eigenen Füßen. Er wäre jedoch nicht der erste, den wir auf diese Art verlieren, weil die Frauen anderer Länder oft attraktiver erscheinen und dies, obwohl wir schon seit der Antike wissen, dass Sirenengesänge die griechischen Seefahrer ins Verderben gezogen haben.“ Für Sven war damit klar, dass Klaus Weinleins anfängliche Bemerkung zu Peters Verhalten weder ironisch gemeint war, noch dass er eifer- süchtig auf Peters hübsche Mexikanerin schielte. Er hatte lediglich seine Erfahrung zum Ausdruck gebracht, wobei Ausländerinnen mit ihrer andersartigen Erscheinung häufig die Monteure komplett in ihren Bann zogen. Sie verloren dadurch ihre Eigenständigkeit, die sie besonders auszeichnete und die sie sich bei ihren Familien und in der Firma oft mühsam erworben hatten. Erstaunlich, dass sie sich dieser neuen Abhängigkeit auslieferten, die zusätzlich meist noch ungewisse, dafür umso schillerndere Zukunftsaussichten begleiteten.

      Trotz dieser Bedenken verlief das Treffen am Abend in ausgesprochen harmonischer Atmosphäre. Ihr Ziel, das Wirtshaus in der Altstadt von Esslingen, besaß gemütliche Sitzecken, die in einen nicht sehr großen, holzgetäfelten Raum eingebaut waren und deren Tische mit ihren dicken, hellgescheuerten Ahornplatten althergebrachte Tradition vermittelten. Klaus und Peter wurden von der Wirtin, einer untersetzten, älteren Dame, als alte Bekannte begrüßt. Ihr genügte Svens Wunsch nach Wein, um ihnen kurze Zeit später drei Gläser mit der von den beiden Stammgästen bevorzugten Weinsorte zu servieren.

      Klaus seine Überlegung, Peters immer noch deutlich erkennbare Zurückhaltung durch die heimatliche Umgebung aufzulockern, zeigte langsam den gewünschten Erfolg. Obwohl er sicher viel von seinen jahrelangen Erlebnissen im Ausland hätte berichten können, erzählte Peter mit zunehmender Begeisterung von seinen hiesigen Jugendstreichen, unter anderem an Klaus gewandt, die folgende, typische Episode:„ Erinnerst du dich noch an den freien Schultag, den wir uns dadurch verschafften, indem wir frühmorgens alle Schlösser der Schultüren zugegipst haben. Der Hausmeister konnte nicht raus und wir nicht rein. Wie immer, waren die Schuldigen bekannt und sollten sich freiwillig melden, wurden aber nie gefunden.“ Die beiden Übeltäter waren von diesem gelungenen Streich noch immer begeistert und fragten Sven nach dessen Jugendsünden, die dieser natürlich auch zu erzählen wusste und sich damit die entsprechende Anerkennung verschaffte. Obwohl sie heute mit unterschiedlichen Alltagserlebnissen konfrontiert waren, entstand auf diese Weise, ganz nebenbei und ungewollt, die Basis einer gemeinsamen Verständigung, die nicht nur ausbaufähig war, sondern auch ihre gegenseitige Unterstützung bei den Widrigkeiten der bevorstehenden kanadischen Herausforderung absicherte.

      2.3

      Die Verzögerung auf der kanadischen Baustelle erlaubten Sven am Ende seines Aufenthaltes bei der Firma Wegener in Esslingen noch einmal, wie geplant, für die Dauer seines Jahres- urlaubes zu seinen Eltern nach Hamburg zu fahren. Als der Zug bei der Einfahrt zum Hamburger Hauptbahnhof mit reduzierter Geschwindigkeit über die alte Brücke der Norderelbe fuhr und unser Heimkehrer zwischen den Eisenstreben der Brücke die Hafen-becken samt der dahinter aufragende Silhouette der Innenstadt mit den Türmen der Michels-,Nikolai- und Petrikirche sowie des Rathauses sah, merkte er, dass er trotz der aufregenden und zweifellos interessanten Ereignisse der letzten Zeit, noch immer ein besonderes Verhältnis zu dieser Stadt hatte. Vielleicht verursachte aber auch gerade dieser Blick im Vergleich mit der Fremde die unterbewusste Sehnsucht nach der alten Heimat. Er verstärkte auf alle Fälle seine freudige Erwartungshaltung auf das bevorstehende Wiedersehen mit den alten Freunden und Bekannten, im Besonderen zunächst mit den Eltern, die ihn in Bergedorf am Bahnhof abholen wollten.

      Als er sie auf dem Bahnsteig erkannte. auf sie zulief und herzlich begrüßt wurde, erwiderte er natürlich ihre Umarmungen. Gleichzeitig beschlich ihn das unbewusste Gefühl, im Gegensatz zur vertrauten Umgebung nicht mehr im alten Gleichklang mit ihnen zu sein. An ihrer äußeren Erscheinung konnte es kaum liegen. Der Vater kam gerade vom Büro und trug noch, wie gewohnt, seinen mausgrauen Anzug mit der dazu passenden, hellblauen Krawatte. Voller Stolz blickte er seinen Sohn mit den graublauen, ovalrunden, von einem blassen, hageren Gesicht eingerahmten Augen in prüfender Erwartung an.. Die Mutter dagegen strahlte voller Freude mit ihrem rundlichen Gesicht, den glitzernden braunen Augen und den leicht nach oben gezogenen Mundwinkeln, die ihm als Zeichen uneingeschränkter Zuneigung vertraut waren. Ihr dunkelgrünes Kostüm mit der dazugehörigen weißen Bluse kleideten sie gut, zeigten aber gleichzeitig eine gewisse konservative Zurückhaltung, die wiederum zum Erscheinungsbild ihres Mannes passte.

      Sven musste sich eingestehen, dass im Gegensatz zu seiner früheren Rückkehr von Reisen nicht seine Eltern sondern er selbst durch die Erlebnisse und Eindrücke in Kanada eine neue Ausrichtung erfahren hatte, die er jedoch noch nicht genau definieren konnte und deshalb beim Besuch seiner Eltern noch als unbestimmtes Gefühl verbergen und zurückdrängen musste. Während ihrer Fahrt nach Hause interessierte sich der Vater in erster Linie für die Berufsaussichten seines Sohnes. Dieser erzählte von seinen Begegnungen in Esslingen, dem guten Verhältnis zu seinen neuen Kollegen und schloss mit dem Satz: „Die Schwaben sind ein besonderes Völkchen, aber auf ihre eigene zielstrebige Art auch sehr weltoffen. Durchaus risikofreudig, spüren sie überall die sich ergebenden Gelegenheiten auf und nutzen sie, um ihre oft eigenwilligen Vorstellungen beharrlich zum Erfolg zu führen.“´Der Vater, dem althergebrachten Beziehungsgeflecht der Hamburger Kaufleute verhaftet, schwieg zunächst und antwortete schließlich nachdenklich, ohne seinen Sohn dabei anzusehen: „Deine Beschreibung der spontanen, von der jeweils gegebenen Situation geprägten, unkonventionellen Vorgehensweise deines neuen Arbeitgebers passt zu dir. Ich merke deine Begeisterung, mit der du bei den gleichgesinnten Kollegen ein geeignetes Umfeld erkennst, um damit deine oft eigenwilligen Entscheidungen besser durchzusetzen .“Sven gab zu: „Du hast recht! Gerade das reizt mich, um mich so zu verwirklichen.“

      Die Mutter schwieg bei dieser Unterhaltung, weil sie nicht recht wusste, wie sie sich verhalten sollte. Einerseits freute sie sich, dass ihrem Sohn die neue Stelle gefiel. Andererseits fühlte sie, dass dessen schon immer spürbares Eigenleben durch die Selbstbestimmung in der Fremde die altgewohnte Bindung an die Familie noch mehr ersetzte. Sie hatte damit eigentlich das allgemein anerkannte Ziel der elterlichen Erziehung erreicht. Trotzdem überkam sie dieses Eingeständnis zu plötzlich und verursachte ihr eine momentane Sprach- und Ratlosigkeit, die sie schließlich mit der ihr vertrauten, mütterlichen Fürsorge überwand, indem sie ihn ebenfalls prüfend anblickte und fragte: „Du bist schlank geworden. Bekommst du nicht genügend zu essen?“ Sven entgegnete lachend: „Doch, doch! Nur nicht mehr so regelmäßig und nicht immer so gut wie bei dir.“ Unwillkürlich löste diese kleine Randbemerkung die Spannung und als sie zu Hause ankamen, freuten sich wiederum alle und erwarteten voller Neugier auf die Erzählung ihrer jeweiligen Erlebnisse.

      Zum Essen komplettierte Svens Bruder Paul die Familie. Er kam von der Arbeit und begrüßte den Heimkehrer ohne die elterliche Erwartungshaltung, wie einen engen Verwandten, den er eine Weile nicht gesehen hatte. СКАЧАТЬ