Der mündige Trinker. Peter Sadowski
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Название: Der mündige Trinker

Автор: Peter Sadowski

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783844248210

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      1.3.3 Transparenz des intendierten therapeutischen Prozesses

      Eine Besonderheit der Selbstmanagement-Therapie befindet sich in dem „Sieben-Phasen-Modell“ (Kanfer, Reinecker & Schmelzer, 2000). Danach werden zuerst kooperative Arbeitsbeziehungen aufgebaut und die Änderungsmotivation des Patienten gesichtet und stabilisiert. Erst dann findet eine intensive Auseinandersetzung mit der Störung in einer Verhaltensanalyse statt.

      Für die Behandlung von Alkoholabhängigkeit wurde das Sieben-Phasen-Modell an die Bedingungen der stationären Behandlung angepasst. Die Adaption dieses Prozesses ist für jeden einzelnen Patienten jederzeit durchschaubar zu halten. Innerhalb des intendierten therapeutischen Prozesses wird systematisch der jeweilige Entwicklungsstand des einzelnen Patienten erhoben; bei der Festlegung des Entwicklungsstandes sind Patient und Therapeut gemeinsam beteiligt (siehe auch die Kapitel „Die Bezugsgruppe stellt sich vor“ im Kapitel 6.3.5, und „Der Therapieprozess“, Kapitel 6.4). Auf diese Weise kann sich jeder einzelne Patient eine Vorstellung davon machen, wie weit er in dem intendierten therapeutischen Prozess fortgeschritten ist. Er kann sich auch ein eigenes Bild davon machen, ob die noch abzuarbeitenden Teile des Therapieprozesses im vorgesehenen Zeitrahmen zu bewältigen sind.

      1.3.4 Funktionale Diagnostik

      Die Diagnostik im Rahmen der Selbstmanagement-Therapie zielt zuerst darauf ab, Veränderungsbereiche innerhalb eines bio-psycho-sozialen Systems zu identifizieren. Es werden Ist-Zustände erhoben.

      „Die auf der Diagnostik aufbauende Therapie beabsichtigt eine Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Person“ (Kanfer, Reinecker & Schmelzer, 2000, S. 106).

      Die Autoren sehen Unterschiede zur klassischen Diagnostik: Demnach wäre Ziel und Gegenstand der klassischen Diagnostik eine mit Problemen behaftete Person; es ginge um die

       Zuordnung eines Patienten zu einer nosologischen Kategorie und

       aus dieser Zuordnung würden sich die Maßnahmen zur Beseitigung von Ursachen ableiten.

      Die Vorteile einer funktionalen Diagnostik werden darin gesehen, dass der Patient grundsätzlich entpathologisiert wird. Der Zustand des Patienten wird als grundsätzlich veränderungsfähig gesehen.

       Dem einzelnen Patienten wird mindestens implizit Verantwortung für den Veränderungsprozess zugeschrieben;

       ebenso die potenzielle Fähigkeit, an dem Veränderungsprozess mitzuwirken.

      Von Beginn der Behandlung an wird auf diejenigen funktionalen Zusammenhänge zwischen Störungsentwicklung und intrapsychischen Bedingungen geachtet, aus denen sich später die individuellen Therapieziele ergeben.

      1.3.5 Therapeutischer Optimismus

      Auch das ist keine welterschütternde, neue Erkenntnis: Wer psychotherapeutisch tätig ist, sollte selbst daran glauben, dass er gemeinsam mit dem Patienten eine Veränderung zum Besseren bewirken kann. Kanfer, Reinecker und Schmelzer (2000) weisen in den theoretischen Grundlagen der Selbstmanagement-Therapie daraufhin, dass sie die von ihnen propagierten Fähigkeiten zur Selbstregulation5 als nicht angeboren, sondern prinzipiell lernbar ansehen. An diese Feststellung schließt sich das folgende Zitat an:

      In dieser Hinsicht zeigen wir einen vorsichtigen therapeutischen Optimismus: unserer Ansicht nach sind – zumindest minimal – Aussichten auf Verbesserung bei jeder Person in jeder Situation möglich. Unsere unmittelbare praktische Arbeit ist allerdings so angelegt, dass wir keine ungerechtfertigten Utopien bei Klienten schnüren und auch unveränderliche Tatsachen von veränderbaren Problemen differenzieren .... In diesem Sinne könnte man unsere Haltung als realistischen Optimismus bezeichnen (ebd., S.16).

      1.4 Zur Klinik

      Für die Fachklinik für Abhängigkeitsrehabilitation (in der Johanna-Odebrecht-Stiftung in Greifswald) ist das in diesem Manual beschriebene Vorgehen kompatibel mit dem wissenschaftlich begründeten Konzept, das dem federführenden Kostenträger als Grundlage der Genehmigungsfähigkeit vorliegt (im Sinne der Vereinbarung Abhängigkeitserkrankungen, 2001). Der federführende Kostenträger, die Landesversicherungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern, hat die allgemeine Belegungsfähigkeit der Einrichtung schriftlich bestätigt.

      Die Fachklinik für Abhängigkeitsrehabilitation ist zertifiziert nach DIN ISO 9000-2001 (DIN, Deutsches Institut für Normung e.V., 2001). Zertifizierer war die Firma Germanischer Lloyd Certification, bescheinigt wurde die Zertifizierung im Jahr 2004. Im Rahmen der Zertifizierung wird überprüft, ob ein beschriebenes Qualitätsmanagement im Klinikalltag verwirklicht wird. Das beschriebene Vorgehen ist kompatibel mit dem vorgelegten Handbuch zum Qualitäts-Management.

      Mit dem beschriebenen Vorgehen einer Kombitherapie mit einer stationären und einer ambulanten Behandlungsphase soll den eingeschränkten wirtschaftlichen Möglichkeiten der Kostenträger Rechnung getragen werden und vermehrt an die Eigenverantwortung der Patienten appelliert werden.

      Die Behandlung ist damit für alle Patienten mit der Diagnose Alkoholabhängigkeit (ICD-10 F 10.2) zugänglich. Die Behandlung weiterer Diagnosen aus dem Feld der Abhängigkeiten ist grundsätzlich möglich; wenn Doppel- bzw. Mehrfachdiagnosen gestellt wurden, kann in einem Vorgespräch, in Absprache mit dem Vorbehandler, eine fachliche Einschätzung zur Erfolgsaussicht aus der Sicht der Fachklinik erarbeitet werden und in die Antragstellung beim jeweiligen Kostenträger einfließen.

      Der potenzielle Patient sollte grundsätzlich in der Lage sein, am wochenendlichen Realitätstraining teilzunehmen. Er sollte also mindestens eine geordnete Unterkunft haben, sich ein Mindestmaß an sozialer Einbindung erhalten haben und seinen Lebensmittelpunkt auch während der Zeiten des Realitätstrainings erreichen können. Wenn der Lebensmittelpunkt während einer Saisonarbeit oder einer Abordnung (z.B. als Beamter der Bundespolizei oder als Soldat) nur vorübergehend in der Region ist, sollte dieser vorübergehende Lebensmittelpunkt während des Realitätstrainings erreichbar sein.

      Die Leistungsfähigkeit sollte nicht deutlich unterdurchschnittlich sein. Zur groben Einschätzung der Leistungsfähigkeit wird vorgeschlagen, gemeinsam mit dem Patienten abzuschätzen, ob er in einem Lehrberuf arbeiten könnte.

      Sollten das Ausmaß der sozialen Einbindung oder die Leistungsfähigkeit im Einzelfall schwächer entwickelt sein, kann eine besonders gut entwickelte Motivationslage ausgleichend wirken. Der Patient kann seine Motivationslage über seine Bereitschaft verdeutlichen, Anstrengungen zu erbringen (z.B. in einer Probezeit zu Behandlungsbeginn).

      Ein Patient zeigt einerseits Hinweise auf Defizite im Leistungsvermögen, bemüht sich andererseits aber intensiv um eine Bearbeitung der Selbstanalyse und sucht in diesem Zusammenhang häufiger Gespräche

      oder

      ein Patient war in Zusammenhang mit einer Scheidung in einer Notunterkunft vor Wohnungslosigkeit geschützt worden; im Zusammenhang mit seinem Wunsch nach Teilnahme an einer Kombi-Therapie hat er eigene Anstrengungen erbracht, um wieder eine Wohnung zu beziehen.

      Aus dem Therapievertrag (siehe www.der-muendige-trinker.de/zum-buch/zusammenwirken-in-einer-klinik.html) СКАЧАТЬ