Zeit der Klarheit. Jens H. Milovan
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Название: Zeit der Klarheit

Автор: Jens H. Milovan

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783752949322

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СКАЧАТЬ Deshalb entschied ich mich für die traditionelle Methode. Der kleine Buchladen etwas abseits der Fußgängerzone mit der belesenen Verkäuferin. In diesem Laden verbrachten meine damalige Freundin und ich so ziemlich jeden zweiten Samstagvormittag.

      »Guten Tag, haben Sie kurz Zeit?«, fragte ich die nette Buchhändlerin, die mich wohl wiedererkannte.

      »Wie kann ich ihnen helfen? Suchen sie ein bestimmtes Buch?« Die schlanke Frau kam einen Schritt näher und schleuderte durch eine kleine ruckartige Bewegung des Kopfes ihren geflochtenen Zopf nach hinten.

      »Nein. Ich suche ein Buch über Meditation. Mit Übungen, ohne große Theorie.«

      »So nach dem Motto, quadratisch, praktisch, gut«, antwortete sie schmunzelnd. »Ja, da weiß ich schon, welches Buch passen könnte.«

      Sie ging zielstrebig den langen Buchreihen entlang und blieb unvermittelt vor einem Regal stehen. Ich hätte sie fast umgerannt, konnte aber gerade noch mit einem Schritt seitwärts ausweichen. Sie war so in Gedanken, dass sie mein Ausweichmanöver gar nicht registrierte. Zielsicher zog sie das gewünschte Buch aus dem Regal.

      »Zum Einstieg bringt ihnen das Buch anschaulich und sehr praktisch das Thema Meditation näher«, sagte sie und übergab mir das unscheinbare Werk.

      Und tatsächlich. Nach nur wenigen Seiten Theorie, stellten massenhaft Übungen und praktische Hinweise den Hauptteil dar.

      »Vielen Dank für ihre Empfehlung«, bedankte ich mich bei der Buchhändlerin an der Kasse, kaufte genau dieses Buch und trat gut gelaunt den Heimweg an.

      Da stand sie. Rehbraune Augen. Ich könnte mich darin verlieren, eine Ewigkeit hineinschauen. Ihre braunen, schulterlangen Haare waren etwas gewellt und eine Strähne fiel locker in ihr ebenmäßiges Gesicht. Ihr Lächeln war magisch und steckte alle in ihrer Umgebung an. Ihr positives Wesen erfüllte den Raum, niemand konnte sich dem entziehen. Die schmale Taille unterstrich ihre weibliche Figur. Wenngleich sie nicht zur Size-Zero-Generation gehörte, erkannte man am Top und am knielangen Rock ihren sportlichen, wohlgeformten Körper. Der Standard des Taille-Hüfte-Index wurde mit Sicherheit ausgehend von dieser Frau definiert. Die dezenten, abgestimmten Farben ihrer Kleidung, ihre Mimik, jedes Wort und jede Bewegung waren Ausdruck vollkommener Harmonie. Würde man ein Beispiel für ›perfekt‹ suchen, hätte man es in dieser Frau gefunden. »Hey, passen Sie doch auf«, knurrte mich der Mann an, den ich beinahe über den Haufen gerannt hätte.

      Ich war wieder in der Realität angekommen und schaute mich um. Sie und alle anderen sahen zu uns beiden auf die Empore hoch. Unweigerlich schoss mir das Blut in die Birne und auch ohne Spiegel wusste ich, dass eine Tomate gegen meinen hochroten Kopf vor Neid erblassen würde.

      »Entschuldigung, Herr Schmid-Edermann. Ich habe Sie gar nicht gesehen.«

      »Schon okay, nichts passiert«, antwortete er schmunzelnd. »Tatjana ist schon ein hübsches Ding, oder?«

      »Ja, sicher. Es passt gut, dass ich Sie hier treffe«, wechselte ich schnell das Thema.

      »Wie ist denn der Stand der offenen Punkte aus unserem Gespräch letzter Woche?«

      »Ja, einige sind bereits erledigt und bei einer Position brauche ich noch etwas Input«, meinte er.

      »Perfekt, dann lassen Sie uns heute Nachmittag die Themen in meinem Büro besprechen. Bis 15 Uhr dann«, sagte ich, ging den Gang weiter zu meinem Wirkungsbereich und schloss die Tür.

      Noch voll in Gedanken setzte ich mich vor den Bildschirm und versuchte an meiner Präsentation weiterzuarbeiten. So richtig wollte dies jedoch nicht gelingen. Ich war froh, dass Herr Schmid-Edermann anklopfte und die aktualisierte Version mitbrachte, die eigentlich nur noch den letzten Schliff benötigte.

      »Sehr gut, Herr Schmid-Edermann, das sieht jetzt wirklich positiv aus. Alle Aspekte, die wir diskutiert hatten, sind inkludiert. Die wichtigsten Ziele und die Alternativ-Szenarien mit Chancen-Risiken-Analyse sind deutlich dargestellt. Das Kostenthema ist mit den Wirtschaftlichkeitsberechnungen ebenfalls zur Genüge beleuchtet, sodass Sie nun den Weber-Auftrag weiterbearbeiten könnten.«

      »Okay, bis wann brauchen Sie den?«

      »Der Endtermin ist in 5 Wochen.«

      »Gut, also bis morgen«, Herr Schmid-Edermann stand auf und ging zur Tür.

      »Mmh, kennen Sie eigentlich die Frau von vorhin, wie hieß sie noch gleich?«, fragte ich ihn beiläufig und versuchte so gleichgültig wie möglich zu wirken.

      »Meinen Sie Tatjana Thiel?«

      »Ja, ich glaube schon…«

      »Ja, meine Frau und Tatjana sind im gleichen Yoga-Kurs. Manchmal gehen die beiden danach noch etwas Trinken oder wir gehen alle zusammen essen. Wieso, kennen Sie Tatjana, soll ich ihr etwas ausrichten?«

      Er genoss die Situation und kostete sie voll aus.

      »Nein, nein, vielen Dank. Machen Sie auch Yoga?«, fragte ich ihn, um dem peinlichen Zustand einigermaßen unbeschadet zu entkommen.

      »Ich habe es einmal probiert. Ich bin aber nicht dabeigeblieben.«

      Bevor er noch irgendetwas hinzufügen konnte, verabschiedete ich ihn.

      »Bis morgen dann, einen schönen Abend.«

      »Danke, ich wünsche Ihnen ebenfalls einen schönen Abend.«

      Samstagmittag nach dem Einkaufen nahm ich das Meditationsbuch zur Hand und blätterte darin. Ich überflog gerade das Inhaltsverzeichnis, als das Telefon klingelte, oder genauer gesagt das Intro von ›Wayward Child‹ von Kansas ertönte.

      »Hallo Pascal, schön dich zu hören, wie geht es dir?«

      »Mir geht es gut und bei dir alles im Lot«, antwortete er schnell.

      »Ja, danke. Noch ein bisschen müde, aber sonst alles senkrecht«, war meine ehrliche Antwort.

      »Hey, das passt ja perfekt. Ich bin gerade in der Stadt. Wie sieht’s aus, hast du Lust auf einen Kaffee?«, fragte er.

      »Ja klar. Klasse Idee. Lass uns im Kahwa treffen, da kann man gut draußen sitzen«, antwortete ich.

      Pascal bestätigte mit einem kurzen ›okay‹ und legte auf.

      Im Kahwa angekommen, sah ich ihn schon entspannt mit einer Kaffeetasse in der Hand am Tisch sitzen. Pascal kannte ich bereits aus der Grundschule. Jetzt war er zwar über ein Meter fünfundachtzig, seine Braunhaarfrisur und sein Gesicht sahen jedoch immer noch so aus wie damals.

      »Hallo Pascal. Du siehst richtig erholt aus«, begrüßte ich ihn.

      »Ja danke. Ich war auch die letzten vier Wochen in Neuseeland.«

      »Hey cool. Warst du auf beiden Teilen oder nur auf einer Insel.«

      »Auf beiden. Aber nach einem kurzen Abstecher auf der Nordinsel mit Wellington und Auckland, habe ich die meiste Zeit auf der Südinsel verbracht. Da ist alles viel ursprünglicher und entspannter. Von Christchurch aus bin ich einmal um die Insel herumgefahren.«

      »Cool. Das habe ich damals auch gemacht. Erzähl, СКАЧАТЬ