Der fahle Ritter. Paul Tobias Dahlmann
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der fahle Ritter - Paul Tobias Dahlmann страница 7

Название: Der fahle Ritter

Автор: Paul Tobias Dahlmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738040326

isbn:

СКАЧАТЬ Höhenwind hätte sie frösteln lassen, hätte sie ihre Ausbildung nicht gelehrt, wie man solche Gefühle unterdrückt.

      Die Bergbewohner hatten sie zurückgelassen; so hofften sie. Doch immer noch hielten sie wachsam Ausschau. Immer noch huschten ihre Augen zwischen den Felsbrocken am Wegesrande hin und her, spähten nach Bewegungen.

      „Sei still!“, sagte Ihlsteg plötzlich, hob warnend die Hand und stoppte sein Pferd, als sie schließlich nur noch eine Wegbiegung von dem offensichtlichen Pass zwischen zwei kleineren Gipfeln entfernt waren. Auch Sejarl hielt an, und lauschte in das Pfeifen des Windes hinein.

      „Hörst du das auch?“, fragte Ihlsteg.

      „Ja, verdammt. Werden wir die denn nie los?“

      Von Zeit zu Zeit war es ihnen beiden so erschienen, als ob sie hinter einer Biegung gestotterte Worte erklungen wären.

      „Und jetzt?“, fragte Ihlsteg weiter.

      Sejarl überlegte einen Moment, dass sein Ordensbruder wohl bald damit beginnen würde, um sich zu schlagen, fände er nur einen Gegner. Er kannte seinen Freund nur zu gut. Doch dieser brauchte seinen Rat so oder so nicht zu beeinflussen: „Jetzt ist die Zeit zum Durchbrechen gekommen“, erklärte Sejarl selbst.

      Beide Ritter lösten ihre langen Lanzen aus den Verankerungen und brachten sie in Anschlag. Dann trieben sie ihre Stahlrösser in einen leichten Galopp und preschten Seite an Seite um die Kurve.

      Die dort wartenden Bergbewohner waren auf ihre Ankunft zwar eingestellt gewesen, nicht jedoch auf die Geschwindigkeit, mit der diese erfolgte.

      Was, bei meiner Zeit, wollt ihr eigentlich von uns?, schoss es Sejarl durch den Kopf, als er da im Halbdunkel Dutzende großer, ungeschlachter Gestalten mit einfachen Waffen sah. Warum könnt ihr uns nicht einfach in Ruhe lassen? Seine Gedanken wurden abermals durch heranfliegende Steine beantwortet.

      Einer traf ihn am Helm. Dieser jedoch war zu gut gepolstert, als das der Ritter für mehr als den Bruchteil eines Atemzuges die Orientierung verloren hätte. Das reichte nicht. Immer weiter preschte er vor, den Bruder an der Seite, die Lanze gesenkt und auf die im Wege stehenden Gegner gerichtet.

      Einer kam ihm zu nahe. Sejarls Lanze erfasste ihn an der Schulter, drang ein in das zähe Fleisch und hindurch. Für einen kurzen Moment bog sich da der Lanzenschaft, und des Ritters Ansturm wurde gebremst. Kurz, den Augenblick eines Lidschlags lang, drohte er, aus dem Sattel gehoben zu werden. In einem knappen Gedanken weigerte er sich, die Lanze einfach loszulassen, und auf sie zu verzichten. Dann bestätigte ihn der Gang der Dinge. Mit einem unnatürlichen Knallen zersprang das Schulterblatt des Bergmenschen und ließ den Ordenskrieger wieder weiter nach vorne schießen.

      Die Gesellen des schwer Verletzten hatten dieses Geschehen mit angesehen und beeilten sich nun, aus der Bahn der Stahllanzen herauszuspringen. Allein am Ende des breiten Passtales wartete noch eine Gruppe der Primitiven, von vorne angeleuchtet durch den Schein der untergehenden Sonne, welche die Ritter im Rücken hatten. Sie waren gezwungen, auf das Bergvolk direkt zuzureiten, denn das Passtal verschmälerte sich an jener Stelle ein letztes Mal.

      Im ersten Augenblick, als er es bemerkte, fasste Sejarl seine Waffen wieder fester. Im zweiten jedoch, als die rasch näher kommende Gruppe deutlicher zu erkennen war, sah er sich genötigt, sein Verhalten wieder rückgängig zu machen, und die Lanzenspitze zu heben.

      Was soll das?, durchzuckte es ihn, denn meinte, bei jenen Wesen starke Größenunterschiede ausgemacht zu haben. Sind da etwa Kinder dabei? Sein Kodex verbot es ihm, gegen Kinder zu kämpfen, was auch immer sie als Erwachsene einmal werden mochten. Wissen diese Wesen von den Eiden der Ritter?, rasten seine Gedanken. Möglich wäre es, nahe genug sind unsere Lande. – Aber Haltmachen dürfen wir dennoch auf keinen Fall; das wäre unser Ende.

      Dann waren die Ritter schon an die Gruppe heran. Aus dem Augenwinkel erkannte Sejarl, dass sein Ordensbruder die gleichen Gedanken gehabt haben musste wie er, denn auch er trieb sein Ross nun zum Äußersten an.

      Beide Ritter planten gleich, beide hielten die Waffen fest und die Zügel noch fester und trieben ihre Pferde an, so schnell zu galoppieren, wie es diesen möglich war. Als sie an die Gruppe der Bergmenschen herangekommen waren, rissen sie an den Zügeln und verlangten von den Pferden den Sprung. Der Weg hatte sich dort, an jener Stelle, bereits wieder zu neigen begonnen. So gelang den schweren Stahlrössern ein viele Mannslängen weiter Satz, der sie über die Köpfe der meisten Gegner hinweg trug, und den Rest von jenen zu allen Seiten fortschleuderte. Wie loses Geäst wurden viele vom Andruck der stählernen Leiber durch die Luft geworfen. Sogleich brach lautes Geschrei und Gekreische unter ihnen aus.

      Die Ritter aber wurden sich nun mit einem Male eines Problemes anderer Art bewusst: Indem sie nämlich die Passhöhe nun hinter sich hatten, so sahen sie vor sich keinerlei Halt mehr. Da war nur noch ein abschüssiger Hang, welcher hier, auf der Abendseite der Berge, gänzlich im Dunkeln lag. Die Pferde waren zu schwer und nicht mehr zu bremsen.

      Alles Reißen an den Zügeln half nichts. Beide Reiter schossen über einen Klippenrand. Unter einem kalten, dunklen Himmel, an dem die ersten Sterne erschienen, stürzten sie auf einen Boden, der nicht zu sehen war. Kalt schlugen die eisernen Hufe auf den abschüssigen Felsen, so dass Sejarl und Ihlsteg gelegentlich in flüchtigem Hinabschauen die Funken fliegen sehen konnten.

      Gewöhnliche Pferde wären bei solchem Ritt, der nun für sie begann, unweigerlich gestrauchelt und hätten sich und ihre Reiter zu Tode gestürzt. Allein die Hufe der Stahlrösser bohrten sich wie Stemmeisen in das feste Felsgestein. Dies vermochte ihre Geschwindigkeit wieder ein wenig zu verringern. Trotzdem hätte ein einziger, loser Gesteinsbrocken auch diese Tiere zum Ausrutschen bringen können, doch dieser einzige kam nicht.

      Die Reiter verkrampften sich und hatten Mühe, sich auf den Rücken der Pferde zu halten, die alleine hier noch eine Vorstellung davon haben mochten, wie der Grund unter ihnen beschaffen war. Festgeklammert hockten sie da, hinter ihnen, unter ihnen und vor ihnen nichts als undurchdringliche Finsternis.

      So ging es hinab, weiter, rasend , den Atem raubend. Es ging so für eine Weile, die im Nachhinein keiner der beiden genau hätte einschätzen können. Als die Pferde schließlich am Ende doch noch langsamer wurden und schließlich anhielten, ließen sich die zu Tode erschöpften Reiter umgehend aus den Sätteln gleiten. Sie fielen dort, wo sie abgestiegen waren, noch an derselben Stelle in einen einer Ohnmacht gleichenden Schlaf.

      Am nächsten Morgen, als die Sonne sie wachkitzelte, fanden sie sich auf einem kleinen, buschbewachsenen Plateau am Rande der Baumgrenze wieder. Der Bergrücken lag, von kleinen Wölkchen umkränzt, in weiter Ferne hinter und über ihnen. In der milden Luft waren die Länder, welche nun zu ihren Füßen lagen, gut auszumachen.

      Direkt am Fuße der Berge lag eine weite Landschaft von kleineren und größeren, silberglänzenden Flüssen und grünen Auen. Die Flüsse dort flossen ständig auseinander und wieder zusammen, so dass sie kleinere und größere Inseln bildeten, und das Ganze von oben wie das Bild eines verwinkelten, wundersamen Gartens wirkte.

      Fern noch hinter jener Gegend lag ein Land, welches in weiten Flächen gelb war von der Farbe des Korns und der Ackerpflanzen. Hier und da waren sogar von der fernen Bergflanke aus noch die Rauchsäulen von den Herdfeuern aus größeren Ortschaften zu erkennen. Allen Berichten nach, die sie gehört hatten, wussten Sejarl und Ihlsteg, was dies dort für ein Land sein musste. Es war das Königreich der Zwerge, genannt Kom.

      In lichten Auen

      Gute СКАЧАТЬ