Название: Der Preller
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783752946215
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Paul fuhr sich mit der schmalen, weißen Hand über sein sorgfältig gelegtes, glänzendes Haar.
»lch zweifle daran«, meinte er, »daß ich mich verbrecherischem Broterwerb zugewandt hätte; aber ich kann dir wenigstens insoweit beistimmen, als ich zugeben muß, daß ich die verdammte tägliche Plackerei ziemlich satt hatte. Was Sandy anbetrifft, nun, bei ihm zweifle ich nicht daran, daß er sich vielleicht einen Revolver gekauft und damit die Bank von England überfallen hätte. Bisher hast du jedenfalls nichts begangen, was mein Gewissen belastet hätte.«
»Und daß es nie geschehen wird, darauf kannst du dich verlassen«, versicherte seih Freund. »Jeder einzelne von denen, die ich erleichtert habe, war ein Mensch, dessen Gemeinheit und Niederträchtigkeit kein anderes Los verdiente.«
»Stimmt.«
»Nun, und was diesen Mr. Mottenstein betrifft, Paul, so fühle ich auch in diesem Fall keinerlei Gewissensbisse. Gewiß, er war schwer heranzuholen, und wie du weißt, ist die Polizei schon seit Jahren vergeblich hinter ihm her. Auch für mich wird es kein Wurstessen sein, wenn ich versuchen werde, ihn ein wenig zur Ader zu lassen.«
»Warum glaubst du das?« erkundigte sich Paul und blickte von seiner Zeitung auf.
»Erstens hat man ihn bereits vor mir gewarnt.«
»Vor dir?«
Sein Freund nickte.
»Seit einer Woche versuche ich bei ihm meine Tricks«, sagte er seufzend, »aber bis jetzt immer vergeblich, weil er mich in Verdacht hat. Du weißt doch, Paul, daß es in London kaum einen Ganoven gibt, der nicht vor mir auf dem Quivive wäre.«
»Möchtest du mir nicht sagen, warum du gerade Mottenstein als passendes Opfer ausgewählt hast, Anthony?«
»Du willst wohl, wenn ich deine Neugierde befriedige, dein Gewissen besänftigen, wie?«
»Stimmt!«
»Zufällig werde ich deine Hilfe in diesem Fall gar nicht brauchen«, beruhigte ihn der Freund. »Die ganze Sache ist einfach genug. Mottenstein ist, wie du vielleicht weißt, ein Freihandelsmakler, der seine Geschäfte durch Inserate einleitet. Er ist einer von denen, die armen, unschuldigen Spekulanten einreden, sie könnten aus hundert Pfund so leicht zweihundert machen, wie man sich einen neuen Hut kauft. Im allgemeinen haben ja die Außenseiterspekulanten mit solchen Leuten wie Mottenstein nur ungern etwas zu tun. Ganz besonders trifft das aber bei unserem künftigen Opfer zu, da eine Finanzzeitung offen vor ihm gewarnt hat. Aber Freund Mottenstein hat die Kunden seiner besten Absichten ihnen gegenüber versichert; er hat ihnen lange Briefe geschrieben, in denen er ihnen mitteilte, daß er ihnen davon abrate, ihr ganzes Vermögen auf einmal einer immerhin zweifelhaften Spekulation auszusetzen. Er ziehe es vor, wenn sie ihm nur kleinere Beträge anvertrauten, da er die Verantwortung für größere Spekulationen nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, könne. Resultat: Jauchzen und ›Seht ihr, was ich euch gesagt habe?‹ bei seinen Kunden. Sie schicken ihm also nur kleinere Beträge, und ihr Vertrauen wird auch nicht mißbraucht. Reingewinne, die zu den Anlagekapitalien in gar keinem Verhältnis stehen, fangen an einzulaufen, und alle fallen auf die Knie und danken Gott, daß er ihnen einen ehrlichen Menschen wie Mottenstein beschert habe.«
»Und dann?« fragte Paul gespannt.
»Nun, dann laufen bei Mottenstein Briefe in Unmengen ein. Die Leute haben am Köder geleckt. Nun wollen sie größere Beträge anlegen, aber was tut er? Er schreibt ihnen zurück, die große Verantwortung würde ihm seinen guten Nachtschlaf rauben, er könne sich nicht mit so vielen Dingen belasten, empfehle ihnen aber die Firma Alexander McDougal, Mackintosh & Glenstuart – ehrliche, wohlbekannte, schottische. Namen –, die gut eingeführte, konservative Makler irgendwo an einer nordenglischen Börse seien.«
Paul nickte verständnisvoll. »Und die Firma ›Alexander und noch etwas‹ ist in Wirklichkeit Mottenstein selbst, nicht wahr?«
»Erraten! Diese konservative Firma hat keine Gewissensskrupel, wie sie angeblich Mr. Mottenstein hat. Sie bitten die nunmehr voll vertrauenden Spekulanten, jeden Pfennig flüssig zu machen, ja, ihre Haare zu verkaufen, wenn ihnen jemand etwas dafür gebe, und mit dem Erlös Waggerfontein-Goldaktien zu kaufen, die innerhalb acht Tagen ihren Börsenwert verzehnfachen würden. Die armen Teufel fallen meist auf diesen Köder herein, der ihnen so schmackhaft zubereitet hingehalten wird. Aber Mottenstein hat noch einen Pfeil im Köcher: Wenn ihn die armen Schäflein um Rat fragen, bittet er sie, um Gottes willen, ja nicht alles auf eine Karte zu setzen und vorsichtig zu sein. Dann bricht das Verhängnis herein. Anstatt daß die Waggerfontein auf neun, zehn, zwölf Pfund hinaufklettern, fallen sie, bis sie auf drei Pence angekommen sind. Tiefdunkle Dämmerung bricht über die geschorenen Lämmlein herein, während sich Mottenstein ein neues Luxusauto anschaffen kann.«
»Und was beabsichtigst du gegen ihn zu unternehmen?« fragte Paul neugierig.
»Ich will meinen Hebel am schwächsten Punkt in Mottensteins Panzer ansetzen. Ich muß ihm wirklich gute Aktien anbieten, die er dann auf seine Opfer abladen kann. Verkaufte er ihnen die Schwindelaktien persönlich, würde er sich natürlich des schweren Betruges schuldig machen, und er hätte für einige Jahre die Gastfreundschaft des Königs in Anspruch zu nehmen. Das muß vermieden werden. Er hat ja keine zu große Auswahl, wenn er Anteile von Schwindelgesellschaften braucht. Diese Waggerfontein zum Beispiel hat er zu zwei Pence gekauft und die zweihunderttausend Anteile, die er sich besorgt hatte, mit acht bis zehn Schilling pro Stück weitervertrieben. Nun, ich habe einen Wink bekommen, daß ›Alexander und so weiter‹ hinter neuen Aktien her sind und ... ich werde sie ihnen besorgen.«
Er stand auf und begab sich zum Schrank. Ihm entnahm er ein Paket wunderbar lithographierter Papiere.
»Das sind zweihunderttausend Aktien der ›Blei- und Schiefer-A. G. Australien‹«, erklärte er. »Es tut mir ja leid, daß ich keine Goldminenaktien auftischen kann, aber ich habe mein möglichstes getan. Sie kosten mich einen Penny pro Aktie, und zwar ist das ein Penny mehr, als sie in Wirklichkeit wert sind. Innerhalb vier Wochen fällt die Mine an ihre ursprünglichen Eigentümer zurück, wenn es der Gesellschaft, die diese Aktien hier ausgegeben hat, nicht gelingt, fündig zu werden. Die Gruben sind mitten in der Wüste gelegen und haben allen ihren bisherigen Eigentümern Geld und Gesundheit gekostet. Ich glaube nicht, daß es dieser Gesellschaft hier um einen Deut besser gehen wird.«
»Wo hast du denn diese Aktien her?« erkundigte sich Paul.
»Ein Australier, ein junger, netter Kerl, hat sie mir gegen ein Darlehen von zwanzig Pfund verkauft. Niemand kennt den genauen Wert dieser Anteile, und ich beabsichtige, sie an die langnamige Firma Mottensteins zu zwei Schilling sechs Pence pro Stück zu verkaufen. Das würde mir insgesamt fünfundzwanzigtausend Pfund einbringen. Daß Mottensteins Schwesterfirma diese Aktien mit Kusshand nehmen wird, steht zweifellos fest, denn an der englischen Börse sind die Papiere absolut unbekannt. Die Kunden werden die Anteile zu Preisen zwischen fünf und zehn Schilling pro Stück angeboten bekommen.«
»Ist das gegen die künftigen Käufer nicht ungerecht gehandelt?« sprach Paul. »Ich möchte mich natürlich nicht in deine Pläne mischen, aber vergiß nicht, daß ich in einem Pfarrhaus aufgezogen worden bin.«
»Beruhige dein zartes Gewissen«, bat ihn Anthony. »Im selben Augenblick, wo ich diese Aktien losgeworden bin, werde ich an alle Finanzzeitungen einen Brief richten und vor Ankauf dieser Papiere warnen. Die Summe, die ich für sie von den Alexanders erziele, werde ich außerdem mit dem jungen Australier teilen, der mir die Aktien verkauft hat.«
»Schön!« СКАЧАТЬ