Название: Der Preller
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783752946215
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Burnstid hatte den Fall seinen Teilhabern vorgetragen, ebenfalls zwei wohlbeleibten Herren, die sich nur durch das Rauchen sehr teurer Zigarren von ihrem Berichterstatter unterschieden. Das Rendezvous hatte auf Veranlassung Burnstids in einem Hotel am Genfer See stattgefunden. Mr. Epstein und Mr. Cowan blickten ihren Teilhaber fragend an.
»Nun?« hatte ihn Epstein begrüßt. »Wie sind die Aussichten?«
»Gut«, erwiderte Burnstid. »Ich werde über siebenhunderttausend Rundschreiben hinausgehen lassen, und zwar nicht von hier, sondern von England aus. Ich rechne bestimmt damit, daß wir zum mindesten zweihunderttausend Anträge bekommen werden, genauso wie bei der Cäsarewitsch-Rennlotterie. Ihr seht, daß ich die Wintermonate über nicht untätig war.«
»Schön», nickte ihm Epstein beifällig zu. »Du glaubst also, daß diese Lincoln-Rennlotterie uns Erfolg bringen wird?«
»Glauben?!« wiederholte Burnstid lachend. »Da gibt es nichts zu glauben. Ich bin mir des Erfolges sicher! Es wird leichter sein als Schoten auspellen; hunderttausend schöne runde Pfündchen springen für uns dabei bestimmt heraus.«
»Welche Prämien hast du denn angeboten?« erkundigte sich nun auch Cowan höchlichst interessiert.
Burnstid entnahm seiner Brieftasche einen eng bedruckten Bogen Papier und legte ihn vor sich auf den Tisch.
»Hier steht alles haargenau«, sagte er. »Hauptgewinn: Zwanzigtausend Pfund, zweiter Hauptgewinn zehntausend, dritter fünftausend, vierter eintausend. Dann kommen noch zehn Trostpreise zu je sechshundert Pfund und weitere fünfhundert für jedes Pferd, das auf der Starterliste steht.«
Cowan schien befriedigt. Er nickte beifällig.
»Diese Köder sollten eigentlich genügen, uns eine Menge Vögel ins Garn zu locken«, meinte er. »Würde es nicht noch mehr ziehen, wenn wir den Hauptgewinn auf das gewinnende Pferd auf vierzigtausend erhöhten?«
Burnstid schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.
»Nee, mein Junge, dann bekämen die Idioten es mit der Angst zu tun. Zwanzigtausend genügt als erster Preis. Du mußt bedenken, daß das Publikum von einem anderen Standpunkt ausgeht als wir. Man weiß, oder glaubt zu wissen, daß wir bei Veranstaltung dieser Pferderennlotterie auch etwas verdienen werden. Böten wir als Hauptgewinn vierzigtausend an, dann würden die meisten unserer Vögelchen Lunte riechen. Das Lincoln-Rennen ist nicht so wichtig, um einen so hohen Hauptgewinn, wie du ihn vorschlägst, zu rechtfertigen. Nein, unsere Gewinnchancen müssen Hand und Fuß haben, dürfen nicht zu niedrig, aber auch nicht zu hoch sein. Ich glaube, mein Vorschlag hält den goldenen Mittelweg.«
»Gut«, stimmte auch Epstein bei. »Wer soll denn das Geld für die anfänglichen Spesen aufbringen?«
»Der Spaß wird uns etwa zehntausend kosten«, erklärte Burnstid nach kurzem Nachdenken. »Natürlich sind darin nicht meine persönlichen Ausgaben einbegriffen. Ich für mein Teil will zweitausend Pfund aufbringen, während ihr jeder viertausend aufblättern müßt. Der Reingewinn würde jedoch in drei gleiche Teile gehen.«
Nach kurzem Handeln, das aber vergeblich blieb, stimmten die beiden Teilhaber dem von Burnstid aufgestellten Verteilungsplan der Spesen und des Reingewinns zu.
»Wo willst du denn das notwendige Personal herbekommen?« fragte Epstein endlich.
»Das ist schon alles in Ordnung«, beruhigte ihn Burnstid. »Ich habe auch hierin Glück gehabt; die Räume, die ich brauche, habe ich billig bekommen; es sind einige Zimmer, die während des Krieges vom Kriegsministerium belegt waren. Mein neuer Direktor ist ein intelligenter junger Mensch, auf den wir uns verlassen können.«
Diese Bemerkung schien das Mißtrauen Epsteins zu erregen.
»Ein junger, intelligenter Mensch?« fragte er. »Woher hast du ihn?«
»Er ist ein ehemaliger englischer Feldoffizier aus bester Familie«, gab Burnstid Auskunft. »Er spricht Deutsch und Französisch und macht den Eindruck, als würde er für Geld alles tun, was man von ihm verlangt. Zu den Behörden scheint er die besten Verbindungen zu haben. Ich werde schon die ganze Sache so arrangieren, daß er der Geleimte ist, wenn irgend etwas schiefgehen sollte.«
Epstein lächelte verhalten, Cowan grinste, und Burnstid belachte laut seine eigene Schlauheit.
»Glaubst du, daß er ehrlich ist?« erkundigte sich der vorsichtige Epstein. »Wir können in diesem Geschäftchen keine Ganoven brauchen. Das weißt du doch, Burnie, nicht wahr? Was glaubst du, was er tun wird, wenn er ausfindig macht, daß wir gar nicht die Absicht haben, irgendwelche großen Gewinne auszuzahlen?«
»Die Sorge kannst du ruhig mir überlassen«, erklärte Burnstid mit sichtbarem Selbstvertrauen. »Ich weiß, daß er für tausend Pfund, für uns durchs Feuer gehen wird. Und wegen der Ziehung selbst? Na, du wirst mir doch genug Talent zutrauen, daß ich sie so handhaben kann, daß er nichts merkt. Ich habe schon Vorsorge getroffen, um den künftigen Gewinner des Haupttreffers ausfindig zu machen.«
Seine Teilhaber im edlen Spiel glaubten ihm diese Versicherung, auch ohne daß er ihnen nähere Erklärungen gab. Am selben Abend reisten Epstein und Cowan nach Paris und überließen die weitere Ausführung ihrer Pläne dem zurückbleibenden Burnstid. Jener hatte wirklich die vorzüglichen Eigenschaften seines Geschäftsführers nicht übertrieben. Die Bekanntschaft der beiden ging auf eine zufällige Begegnung auf der Dampferfahrt nach Ouchy zurück, und Burnstid, der ein ausgezeichneter Psychologe war, hatte den jungen, intelligent aussehenden Menschen bald als das erkannt, was er wirklich war: als skrupellosen, etwas gesprächigen Glücksritter.
Nachdem er seine Freunde zum Bahnhof begleitet und sich von ihnen verabschiedet hatte, fuhr Burnstid ins Café du Planet zurück, wo er sich mit seinem künftigen Geschäftsführer treffen wollte. Er fand ihn gelangweilt vor einer kaltgewordenen Tasse Kaffee. Beim Anblick seines künftigen Chefs blickte er auf.
»Alles in Butter, Stevens«, beruhigte ihn Burnstid leutselig. »Meine Teilhaber sind mit Ihrem Engagement einverstanden.«
»Das ist wirklich zu nett von Ihnen, Mr. Burnstid«, rief der dankbare junge Mann aus. »Was sind Sie doch für ein prächtiger alter Mann.«
»Na, na, so alt bin ich eigentlich noch gar nicht«, wehrte Burnstid ab, denn in Altersfragen war er ziemlich empfindlich. »Kurz und gut: Sie verstehen doch, daß ich meinen Teilhabern gegenüber mit Ihrem Engagement eine große Verantwortung übernommen habe, nicht wahr? Das Geschäft, das wir in Aussicht haben, ist nämlich nicht ... hm ... was man ein ... hm ... regelmäßiges Geschäft nennen würde.«
»Ich verstehe, ich verstehe«, kam ihm Stevens zu Hilfe. »Ich halte Sie für einen guten Sportsmann, und Sie brauchen sich nicht unnötig den Kopf zu zerbrechen, denn ich bin ziemlich unbelastet von dem, was man als Gewissen bezeichnet.«
In kurzen Worten machte ihn Burnstid mit seinen Pflichten bekannt. Sie schienen darin zu bestehen, daß Stevens den ganzen Tag in einem elegant möblierten Büro zu sitzen und seine scharfen Augen auf die Arbeit vieler junger Männer und Mädchen zu richten hatte, die damit beschäftigt waren, Briefumschläge zu öffnen, die Geld enthielten.
Diese Gelder würden aus England, Schottland und Irland eingesandt werden, von Leuten, die ihr Scherflein zu der großen Rennlotterie, veranstaltet von Burnstid, Epstein und Cowan, beizutragen wünschten.
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