Название: Winnetou Band 2
Автор: Karl May
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783742772039
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von den Rowdies eingenommen, welche wir gestern kennen gelernt hatten. Der laute Schreier von
gestern, welcher überhaupt ihren Anführer zu machen schien, hatte uns mit dieser neuen Beleidigung
empfangen. Ich richtete mich nach Old Death. Da er die Worte ruhig über sich ergehen ließ, tat auch ich
so, als ob ich sie gar nicht vernommen hätte. Wir nahmen den Kerlen gegenüber Platz und schoben die
Sättel unter unsere Sitze.
Der Alte machte es sich bequem, zog seinen Revolver hervor, spannte ihn und legte ihn neben sich hin;
ich folgte seinem Beispiele und legte den meinen auch bereit. Die Kerls steckten die Köpfe zusammen
und zischelten unter sich, wagten es aber nicht, wieder eine laute Beleidigung hören zu lassen. Ihre
Hunde, von denen nun freilich einer fehlte, hatten sie auch heute bei sich. Der Sprecher betrachtete uns
mit ganz besonders feindseligen Blicken. Seine Haltung war gebeugt, jedenfalls infolge des Fluges durch
das Fenster und der nachfolgenden nicht eben sanften Behandlung durch Winnetou. Sein Gesicht zeigte
die noch frischen Spuren der Fensterscheiben.
Als der Conductor kam, uns zu fragen, wie weit wir mitfahren wollten, gab Old Death den Ort Kolumbus
an, bis wohin wir bezahlten. Wir konnten ja dort weitere Passage nehmen. Er war der Ansicht, daß
Gibson nicht ganz bis Austin gefahren sei.
Die Glocke hatte bereits das zweite Zeichen gegeben, als ein neuer Passagier kam -Winnetou. Er ritt
einen auf indianische Weise gezäumten Rapphengst, ein prachtvolles Tier, stieg erst an Bord aus dem
Sattel und führte sein Pferd nach dem Vorderteile des Deckes, wo für etwa mitzunehmende Pferde ein
schulterhoher Bretterverschlag angebracht worden war. Dann setzte er, scheinbar ohne jemand zu
beachten, sich daneben auf die Brüstung des Schiffgeländers. Die Rowdies nahmen ihn scharf in die
Augen. Sie räusperten sich und husteten laut, um seine Blicke auf sich zu lenken, doch vergebens. Er saß,
sich auf die Mündung seiner Silberbüchse stützend, halb abgewendet von ihnen und schien kein Ohr für
sie zu haben.
jetzt läutete es zum letzenmal; noch einige Augenblicke des Wartens, ob vielleicht noch ein Reisender
kommen werde; dann drehten sich die Räder, und das Schiff begann die Fahrt.
Unsere Reise schien ganz gut verlaufen zu wollen. Es herrschte vollständige Ruhe an Bord bis Wharton,
wo ein einziger Mann ausstieg, dafür aber zahlreiche Passagiere an Bord kamen. Old Death ging für
einige Minuten an das Ufer, wo der Commissioner stand, um sich bei demselben nach Gibson zu
erkundigen. Er erfuhr, daß zwei Männer, auf welche seine Beschreibung paßte, hier nicht ausgestiegen
seien. Dasselbe negative Resultat hatte seine Erkundigung auch in Kolumbus, weshalb wir dort bis La
Grange weiter bezahlten. Von Matagorda bis Kolumbus hat das Schiff einen Weg von vielleicht fünfzig
Gehstunden zurückzulegen. Es war also nicht mehr zeitig am Nachmittage, als wir uns am letzteren Orte
befanden. Während dieser langen Zeit hatte Winnetou seinen Platz nur ein einziges Mal verlassen, um
seinem Pferde Wasser zu schöpfen und ihm Maiskörner zu geben.
Die Rowdies schienen ihren gegen ihn und uns gerichteten Ärger vergessen zu haben. Sie hatten sich,
sobald neue Passagiere anlangten, mit diesen beschäftigt, waren aber meist abweisend behandelt worden.
Sie brüsteten sich mit ihrer antiabolitionistischen Gesinnung, fragten einen jeden nach der seinigen und
schimpften auf alle, die nicht ihrer Meinung waren. Ausdrücke wie ›verdammter Republikaner‹,
›Niggeronkel‹, ›Yankeediener‹ und andere noch schlimmere flossen nur so von ihren Lippen, und so kam
es, daß man sich von ihnen zurückzog und nichts von ihnen wissen wollte. Das war jedenfalls auch der
Grund, daß sie es unterließen, mit uns anzubinden. Sie durften nicht hoffen, von andern gegen uns
unterstützt zu werden. Hätten sich jedoch mehr Sezessionisten an Bord befunden, so wäre es ganz gewiß
um den Schiffsfrieden geschehen gewesen.
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In Kolumbus nun stiegen viele von den friedlich gesinnten Leuten aus, und es kamen dafür andere an
Bord, welche das gerade Gegenteil zu denken schienen. Unter anderen taumelte eine Bande von vielleicht
fünfzehn bis zwanzig Betrunkenen über die Planke, welche nichts Gutes ahnen ließen und von den
Rowdies mit stürmischer Freude bewillkommnet wurden. Andere der neu Eingestiegenen schlossen sich
ihnen an, und bald konnte man sehen, daß das unruhige Element sich jetzt in der Übermacht befand. Die
Unholde flegelten sich auf die Sitze, ohne zu fragen, ob sie andern unbequem wurden oder nicht, stießen
sich zwischen den ruhigen Passagieren hin und her und taten alles, um zu zeigen, daß sie sich als Herren
des Platzes fühlten. Der Kapitän ließ sie ruhig rumoren; er mochte meinen, daß es das Beste sei, sie nicht
zu beachten. So lange sie ihn nicht in der Leitung des Schiffes störten, überließ er es den Reisenden, sich
gegen Übergriffe selbst zu schützen. Er hatte keinen einzigen Yankeezug im Gesichte. Seine Gestalt war
voll, wie man es beim Amerikaner selten sieht, und über sein rotwangiges Gesicht breitete sich ein
immerwährendes gutmütiges Lächeln, welches, ich hätte darauf wetten wollen, echt germanischer
Abstammung sein mußte.
Die meisten Sezessionisten waren nach der Schiffsrestauration gegangen. Von dort her erscholl wüstes
Gejohle. Flaschen wurden in Scherben geschlagen, und dann kam ein Neger schreiend gerannt, jedenfalls
der Kellner, kletterte zum Kapitän hinauf und jammerte ihm seine uns fast unverständlichen Klagen vor.
Nur so viel hörte ich, daß er mit der Peitsche geschlagen worden sei und später am Rauchschlot