Magisches Kompendium - Der Mors Mystica, andere Tode und Initiationen. Frater LYSIR
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СКАЧАТЬ seinen eigenen Weg beschreiten muss, beschreiben will und definitiv und unwiderruflich auch beschreiten wird. Ja, ja, der Idealfall – wie oft kommt dieser aber vor? Selbst magische Menschen, die sich schon des Öfteren in den Abyss gegeben haben, erfüllen im Grunde nie diese Bedingungen. Der Idealfall ist möglich, doch er kommt nicht oft vor. Meist ist es so, dass hier und da doch noch Verankerungen in der Materie existieren, welche dann der „Lohe der Läuterung“ als Nahrung dient. Dies ist eben menschlich und definitiv nicht schlimm, auch wenn es den Prozess des Sterbens verlängert. Der Mensch hat nun einmal ein Ego und dieses gilt es zu kontrollieren, nicht zu vernichten. Das Ego gehört zur Inkarnation, genauso wie die Verdauung und der Umstand, dass man eben Sauerstoff zum Atmen benötigt. Selbst wenn man nichts mehr isst – wie lange man dies auch aushalten will, kommt wieder auf das Ego an, dass man z. B. der Welt zeigen will, wie stark der Wille ist und dennoch nur einem Ego dient – wird man nicht seine Organe abgeben können. Man wird auch nicht einfach mal Methan atmen können, nur weil man es will. Der Mensch ist einigen Regeln unterworfen, und auch wenn es immer wieder magische Meister, Yogis und andere Menschen gibt, die sich beweisen wollen. Ein Beweiszwang hat immer etwas mit dem eigenen Ego zu tun. Wenn ich propagiere, dass ich ohne Sauerstoff Tage unter Wasser bleiben kann, sollte ich erwähnen, dass ich in einem wasserleeren Tank mich meditativ versenke, entsprechend des Inhalts des Tanks einige Tausend Liter Luft zur Verfügung haben (selbst ein Kasten, der 2x2x2 Meter misst, besitzt bei 2 m3 eben 2000 Liter Luft / Atmosphäre, was bedeutet, dass ich 2000 Liter Luft mit 16 % Sauerstoff habe, jedoch beim Atmen nur 4 % benötige) und hierdurch auch unter Wasser „atmen“ kann. Wenn ich wirklich keinen Sauerstoff für meinen Körper brauche und es der Welt beweisen will, lass ich mich an eine x-beliebige Stelle in einem Ozean bringen, lasse mich mit Gewichten beschweren und sinke dann auf den Grund, wo dich ohne Hilfsmittel 2 Stunden bleibe. Wenn ich das dann überlebt habe, nun, dann hat man immer noch ein Egoproblem, da man sich hat bequatschen lassen, einen unsinnigen Test zu absolvieren. Keine Meisterleistung, wenn es darum geht, sein Ego abzuschaffen. Wenn man sein Ego jedoch bewusst kontrolliert und auch kein Problem damit hat, es zuzugeben, dass man ein Ego besitzt, welches ab und zu auch mal spinnen darf, ist man in meinen Augen näher an einer Meisterschaft, als Menschen, die unbedingt beweisen wollen, wie spirituell sie sind.

      Wenn man also sein Ego der Lohe der Läuterung übergibt, kann man nur verlieren, man kann nur aufgeben und genau dies ist die Erfüllung der Aufgabe! Ein großes Feuer hat immer eine größere zerstörende Wirkung, als der kurze Brand eines Scheitholzes (Bewusstsein), dass über einer Wasseroberfläche (Unterbewusstsein) schwebt. Wenn man in den Abyss taucht, gibt es kein Holz mehr, das brennen kann. Nur das eigene Fleisch ist als Brandmaterial vorhanden und genau dies muss man anbieten. Es ist egal, wie man sich verhält und womit man verbunden ist, es ist egal, welche Errungenschaften man hat, mit welchen Wesen man schon zusammengearbeitet hat und ob man die Erzengel, die Malachim und auch das Dreiergestirn in Daath – Choronzon, Charbiel und Tsamael – als Geschwister sieht, die Lohe der Läuterung wird einen erfüllen und umgeben. Dies ist die zweite Läuterung und wieder wurde alles Unnütze, Ausgediente, Fruchtlose und Infertile verbrennen. Alle Lügenkonstrukte des profanen und sogar des magischen Lebens werden hier vernichtet. Erst wenn man man bis auf seine Grundmauern erschüttert wurde und erkennen konnte, wo das eigene Fundament wahrlich fest steht, wird man neu werden.

      Man muss verstehen, wie das eigene Fundament beschaffen ist, man muss die Hammer- und Axtschläge erdulden, man muss schauen, wo man auf tönernen Füßen gebaut hat, ob man auf Stahlfüßen steht, welche sich vielleicht nur etwas verbiegen und ausdehne, im Grunde aber stabil stehen, oder ob man ein Fundament hat, das die Flammen aufnimmt und selbst transformiert, ein Fundament, das wie das Innere eines Sterns ist und gleichzeitig so strukturiert wie ein Diamant. Wenn man ein solches Fundament erreichen kann – welches ab und zu doch etwas Holz sammelt, damit der nächste Mors Mystica nicht zu langweilig wird – wird man die ganzen Feuer-Metaphern verstehen. Man wird sich als neuer Mensch, wie Phönix aus der Asche, erheben. Dies ist der Mors Mystica, der mystische Tod, das Erwecken eines „Phönix-Menschen“, der sein Fundament nun erkannt hat und beginnen kann, es zu perfektionieren. Wie gesagt, es ist menschlich, dass man doch hin und wieder ein paar kleinere „unnütze Dinge“ ins Fundament einbringt, sodass der Mors Mystica ein zyklischer Prozess ist, der immer dann greift, wenn man beginnt, seinen „wahren Pfad“ zu verlassen und gegen sein „wahres Selbst“ zu handeln. Doch es wäre eine langweilige Inkarnation, wenn man nicht manchmal Prüfungen erleben kann, deren einzige Erfüllung ein echtes Scheitern ist.

      Gut, diese brachialen Bilder entstammen der neuen Zeit – vor allem da auch der Kosmos selbst immer mal wieder Phasen der Läuterung und des Mors Mystica durchläuft – denn die mittelalterliche Mystik sah den „mystischen Tod“ eher als eine Selbsterkenntnis und ein Verstehen an, dass man erkennt, wer und was man ist. Auch hier ist die bildhafte Beschreibung des Einswerdens von Erkenntnissubjekt und Erkenntnisgrund korrekt und auch hier findet zurecht eine Zusammenballung zwischen MENSCH und dem göttlichen SEIN statt, doch muss man auch immer die Lebensumstände berücksichtigen. Hierbei muss jede Wertung fortgelassen werden, denn der Mors Mystica „ist immer“ eine Vorstellung des „Absterbens“, welches ein Individuum durchleben / durchleiden muss. Was jedoch der eine Mensch als „unmenschlich“ und „nicht zu schaffen“ deklariert, sieht der andere Mensch als Alltag an. Ein Absterben der persönlichen Wünsche, Plänen und Affektbeziehungen sind nie schön, egal, ob es den Menschen im Mittelalter oder in der aktuellen Zeit traf. Doch die Erkenntnismöglichkeiten haben sich verändert, genauso wie das Leben und der Alltag des Menschen. Selbst neue „kosmische Spieler“ sind vorhanden, sodass der heutige Mors Mystica anders ist als der mystische Tod des Mittelalters.

      Es bleibt zwar dabei, dass man im mystischen Tod alle möglichen Bilder und Erkenntnisse der spirituellen Ebene verstehen und auch überwinden kann, doch sind die Hürden dieser Erkenntnis anders. In der heutigen Zeit, mit allen therapeutischen Maßnahmen, Krankenscheinen, Burn-Out-Epidemien und der Tatsache, dass man definitiv in Deutschland nicht mehr verhungern kann, wird man andere Herausforderung besitzen, als es im Mittelalter der Fall war. Zwar musste man zu jeder Zeit hinter den Spiegel der Eindeutigkeit schauen, um so wahre Einsicht zu finden, doch sind die aktuellen Spiegel manchmal einfacher zu durchschreiten. Egal, wann man „mystisch gestorben“ ist, man bekommt immer die Möglichkeit völlig neu zu werden, neu auf allen Ebenen. Daher kann es nicht oft genug erwähnt und betont werden, dass alles, was ALT ist, alles, was überholt, alles, was hinderlich ist, alles, was als Ballast und Gewicht zu deuten ist, getilgt werden wird. Es wird alles verbrennen, im kosmischen Feuer der Läuterung. Das Dumme ist nur, dass die Bewertungen über diesen Ballast, diese Gewichte, diese Hindernisse, diese alten und überholten Dinge und Muster, NICHT vom Ego des Menschen getroffen werden. Wäre dies der Fall, hätte man sicherlich keinen Ballast, man hätte keine hinderlichen Gepäckstücke und man hätte auch keine Hindernisse auf den Weg zu den höheren Ebenen. Nun, zum Glück werden diese Bewertungen nicht vom Ego getroffen, sondern von den eigenen höheren Anteilen, wobei das höhere Selbst im Grunde auch nur ein Fragment diese „Bewertungskommission“ ist.

      Der Atmankörper bildet zusammen mit den kosmischen Anteilen und auch den verschiedenen autarken Energien, die man im Laufe seiner Evolution kontaktiert hat, einen Rat, der hier klare und harte Entscheidungen trifft. Diese Entscheidungen wird man akzeptieren müssen – ob das Ego dies will, oder nicht. Mitleid und Gnade wird es nicht geben, im Gegenteil. Es werden eher die menschlichen Verfehlungen beleuchtet und dem Ego wird das „Was-wäre-wenn-Spiel“ aufgedrückt, sodass man sich immer wieder und wieder die verschiedensten Entscheidungen aus der Vergangenheit vor Augen hält. Man wird seine Entscheidungen hassen, man wird sich selbst einen Narren schelten, man wird schreien, kreischen, jammern und klagen – und dies alles wird nichts bringen. Absolut nichts, denn man muss in diesem Zusammenhang akzeptieren, dass diese Bewertungskommissionsenergien, natürlich zum eigenen Selbst gehören und definitiv keinen Wert auf „menschliche Betrachtungsweisen“ legen.

      Was für die magisch-mystische Evolution hinderlich ist, kann für den Menschen mit seinem Ego sehr bequem sein, was für die magisch-mystische Evolution förderlich ist, kann für den Menschen mit seinem Ego sehr schmerzlich sein! Dies sind die ersten Prozesse des Mors Mystica, die ersten Schritte СКАЧАТЬ