Название: Magisches Kompendium - Der Mors Mystica, andere Tode und Initiationen
Автор: Frater LYSIR
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
Серия: MAGISCHES KOMPENDIUM
isbn: 9783742723574
isbn:
Doch bei allen Forschungen und Ideen, was wirklich im biologischen Tod geschieht, können wir Menschen wohl erst wirklich etwas sagen, wenn wir (wieder einmal) sterben bzw. gestorben sind. Zeit wird dann keine Rolle spielen, genauso wenig wie das Ego und das Bewusstsein, sodass sich die Frage nicht mehr stellt. Etwas anders sieht es aus, wenn der Mensch seinen / einen mystischen Tod erfährt, den Mors Mystica. Auch dies ist ein Tod, auch der Mors Mystica wird vom Prozess des Sterbens eingeleitet und auch dieser Prozess ist schmerzhaft und löst deutliche Überlebenskampfprozesse im menschlichen Körper aus.
Wenn man nun den Mors Mystica einmal ganz allgemein beschreiben will, kann man ohne Weiteres sagen, dass man hier erst einmal einen essenziellen Zentralbegriff der mittelalterlichen Mystik findet – daher wird auch gern die lateinische Bezeichnung des mystischen Todes – Mors Mystica – verwendet. Der Zentralpunkt dieser Mystik bezieht sich auf einen erkenntnistheoretischen Punkt, der eine bildhafte Beschreibung des Einswerdens von Erkenntnissubjekt und Erkenntnisgrund vermittelt, wodurch eine dynamische Zusammenballung zwischen dem menschlichen Ich und dem eigenen, göttlichen Sein, also dem höheren Selbst, vonstattengeht. „Bildhafte Beschreibung“ bedeutet in diesem Fall, dass man in klaren, imaginativen Visionen Kontakte zu seinen höheren Anteilen knüpft. Man sieht, hört, riecht, schmeckt und fühlt diese. Hierbei ist der Mors Mystica eine Spiegelung des aktuellen Lebens und was alles in diesem Leben bzw. im aktuellen Lebensabschnitt überholt und überflüssig ist. Alles, was man als Ballast ansehen kann – und dies wird nicht vom Ego, sondern vom höheren Selbst definiert – wird vernichtet werden. Gleichzeitig wird aber auch eine Spiegelung eines Prozesses erzeugt, den man am einfachsten mit dem Begriff des „Absterbens eines Individuums“ betiteln kann, denn nichts anderes ist es. Primär bezieht sich dieses Absterben auf die persönlichen Wünsche, Plänen und Affektbeziehungen des jeweiligen Egos, sekundär sind hier aber auch energetische Anteile beteiligt, die auch in den Tod gehen.
Dies bedeutet, dass jeder Mensch, der im mystischen Sinne „gestorben“ ist, ohne Weiteres losgelöst von allen Alltags- und Egowünschen sich vollkommen erkennen kann – zumindest für die winzigen Augenblicke, in denen ein echter und authentischer Kontakt zum höheren Selbst besteht. Da Zeit auf den anderen Ebenen anders „verläuft“ bzw. eigentlich nicht existent ist, wird dem menschlichen Bewusstsein, und dem gesamten Selbst, eine Erfahrung zu teil, die die Möglichkeit beinhaltet, Myriaden von Bildern der spirituellen Ebenen zu empfangen, zu erkennen, zu verstehen, zu transformieren und auch anzunehmen, sodass man mit seinem Bewusstsein einen gezielten Blick hinter die Spiegel der Existenz und der Eindeutigkeit der Selbstevolution wagen kann. Man kann sich selbst betrachten, man kann sich anschauen und erkennen, was man ist und welche Aufgabe man in dieser Inkarnation und in seiner Existenz besitzt, wodurch einem ein energetisches Werkzeug offenbart wird, welches wahrlich den Weg zur wahren Einsicht eröffnet. So tilgt der Mors Mystica die Vergangenheit des Egos bzw. des Menschen, die Vergangenheit, welche nicht die Festigkeit eines wahren magischen Fundamentes unterstützt. Dies bedeutet, dass alles, was alt, überholt, überflüssig und hinderlich ist, fortgebrannt, zertrümmert und vernichtet wird.
So wird der Mensch geläutert und geklärt, wobei dies nichts Böses ist, sodass man sich selbst als „Sünder“ oder in anderen „Unsinnigkeiten“ sieht. Nein, der Mensch wird geläutert, er wird transformiert, er wird im energetischen Sinne „auf links gedreht“, das Innerste kommt nach außen und liegt offen dar. Dies alles bewirkt natürlich eine deutliche Stresssteigerung, denn die energetischen Transformationen machen vor nichts Halt. Auf allen Ebenen und in allen unteren Energiekörpern vollzieht sich der Prozess der Läuterung und der Transformation. Die primären Energien kommen jedoch auch von den eigenen Energiekörpern, wobei es dieses Mal natürlich die höheren Energiekörper sind, die sich nicht nur auf eine Inkarnation beziehen und – wenn man so will – der Existenz treu bleiben. Durch die Energien des Spirituellen- bzw. Kausalkörper, durch die Dynamiken des Intuitions- bzw. Buddhikörpers und durch die Macht des Atmankörpers, des wahren Willens, erhält man die stellaren Energien, die man mit den Vokabeln „kosmisches Wissen“ und sogar „universelle Weisheit“ betiteln kann. Hierbei darf man nun nicht das Ego die Wörter „kosmisches Wissen“ und „universelle Weisheit“ lesen lassen, denn sehr schnell entstehen wilde Fantasien, die mit der energetischen Realität nichts zu tun haben. Man kann es sich so vorstellen, dass man „erleuchtet“ wird, man steht im Lichte der Schöpfung, welches ein Licht ist, das selbst Läuterung und Erkenntnis ist. Wenn man sich diesem Licht, dieser Energie, dieser kosmischen Quintessenz hingibt, wenn man diese Läuterung annimmt und seinem wahren Willen folgt bzw. wieder folgt – manchmal entfernt man sich eben doch durch den Alltag und spannenden Egoideen von diesem Weg – wird man direkt und fokussiert (man könnte auch „kurz und schmerzlos“ sagen) den Mors Mystica durchlaufen und in diesem Kontext geläutert sterben. Man wird umgehend neu geboren werden, denn Zeit spielt keine Rolle. Es ist sogar manchmal so, dass das Tagesbewusstsein die erfolgreiche Transformation recht spät erkennt. Der Prozess des Sterbens ist schon lange beendet, der Tod hat seinen Platz eingenommen, genauso wie die magische Wiedergeburt und das „neue Leben“, ohne dass das Ego es in klare Strukturen packen kann. Erst in der Reflexion, im Nachdenken, erkennt man, dass sich etwas verändert hat, dass man seit Stunden oder Tagen sich anders fühlt, dass plötzlich wieder alles läuft, dass die Gedanken nicht mehr umnachtet sind und dass man in sich neue Kräfte und einen wahren Tatendurst spürt. Man wird in diesem Stadium Stück für Stück begreifen, dass man gestorben und wiedergeboren wurde – auf magischer und mystischer Ebene. Doch so einfach, wie man dies schreiben kann, so einfach, wie es klingt, ist es nicht. Wenn man schon des Öfteren „gestorben“ ist – und man stirbt relativ regelmäßig, da es ein zyklischer bzw. spiralförmiger Prozess ist, den man immer wieder in seiner Inkarnation und erst recht in seiner Existenz erleben wird – und sich daran erinnert, wird man erkennen, dass der Prozess des Sterbens alles andere als „leicht“ war. Menschen, die sich an ihren persönlichen und leiblichen Vergangenheiten festhalten (bzw. festkrallen), werden losgerissen werden. Hierbei ist es vollkommen egal, welche Bauteile diese „überholte Vergangenheit“ besitzt. Es kann irgendetwas Materielles sein (Haus, Auto, Geld, Lieblingshemd, Sofa etc.) oder etwas Zwischenmenschliches (Beziehungen, Freundschaften, Familienbanden). Es spielt keine Rolle, was es ist, es ist auch unsinnig hier eine Bewertung vorzunehmen, ob nun ein Haus mehr wert ist, als eine Hose, oder ob eine Familienbande stärker ist, als eine Freundschaft oder eine Beziehung. Dies alles ist irrelevant, relevant ist nur, dass die Materie oder die schon längst tote, zwischenmenschliche Beziehungen getilgt werden wird. Wenn man daran festhält, wenn man sich ankettet, wenn man all die Anhaftungen nicht loslassen will, wenn man sich sogar mit diesen Anhaftungen verschmilzt, wird man sehr qualvoll sterben – und nicht nur einmal. Die Flamme der Läuterung wird erst zu einem Feuer, dann zu einer „Lohe der Läuterung“ und letztlich zu einem Weltenbrand, bis letztlich alles verbrennen wird, was einen hält und hindert. In dieser Analogie passte es wunderbar, dass man sich an etwas kettet, denn Ketten schmelzen auch erst, wenn die Temperatur des Feuers wahrlich heiß ist und die Kette selbst zu glühen beginnt. Doch wenn man selbst (egal ob bewusst oder unbewusst) von diesen Ketten ablässt, wenn man sie fallen lässt, wenn man sie abstreifen kann, da sie nie um einen herum geschlungen waren, wird man seine Freiheit und sein neues Leben erhalten. Man darf nicht den Fehler machen und die Kette, die man in der Hand hält und fest umklammert mit einer Kette verwechseln, die man durch Schellen angelegt bekam. Nein, die meisten Ketten sind offen und werden von uns, von unserem Ego, festgehalten. Nur sehr wenige, stets kosmische Ketten, die ausschließlich mit der eigenen Existenz zutun haben, können via Bindglieder und Schnellen angebracht worden sein.
Wenn man diesen Punkt der Läuterung erreicht hat, kann man ohne Ballast weiterreisen, denn selbstverständlich ist die Reise noch nicht beendet. Man wird zum Abgrund, zum Abyss geführt, zum Eingang der Sphäre Daath, die nicht nur das kosmische Allwissen symbolisiert, sondern auch den Schmelztiegel der Sterne. Hier kann und muss man ohne Ballast hineinspringen, hinein in den Abyss, in den Schmelztiegel des Kosmos. Hier wird man erneut der „Lohe der Läuterung“ begegnen – keine Flamme und kein Feuer, nein, es ist sofort eine Lohe – und hier kann man nur sich anbieten. Man kann es geschehen lassen und sich selbst СКАЧАТЬ