Ich und der Fisch, der Fisch und ich. Dorothea Doris Tangel
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Название: Ich und der Fisch, der Fisch und ich

Автор: Dorothea Doris Tangel

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783738004403

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СКАЧАТЬ Spaß mehr mit so großen Lücken in meinem Gehirn herumzulaufen, wo ich mich doch so gerne mit anderen unterhalte. Auch das was andere sagten wusste ich schon nach einer halben Minute nicht mehr und stellte immer wieder dieselbe Frage, weil ich die Antwort sofort wieder vergessen hatte.

      Wo wohnst Du? Fragte ich manchmal 3 Mal, bis ich mich schämte dass es immer noch nicht bei mir angekommen war. Ich sollte fragen, ob er uns vielleicht mit seinem Auto mitnehmen könnte, wenn er in die gleiche Richtung fuhr.

      Wir stritten uns auch ständig herum, weil sich manche am nächsten Tag noch meinten erinnern zu können, wer was gesagt hatte. „Das hab´ ich nie gesagt!“, hörte man bei unseren Diskussionen immer einen laut ausrufen. Wir konnten deswegen richtig wütend werden, weil jeder recht haben wollte, bis andere auch bestätigten dass es anders gewesen war. Mir war das immer sehr peinlich. Ich war zwar nicht die Intelligenteste, aber dumm wollte ich auch nicht sein.

      *

      Obwohl ich mein High- sein immer zu verbergen suchte und mir nichts anmerken lassen wollte, verblödete ich trotzdem und wurde immer paranoider. Irgendwie wirkte bei mir alles intensiver als bei den anderen. Sie waren nie paranoid und mussten nicht stundenlang nachts nach Hause laufen, weil sie nicht mehr in der Lage waren in eine Straßenbahn einzusteigen, nur weil dort schon ein paar Leute drin saßen. Gut, die meisten hatten auch ein Auto!

      Wenn ich stoned war und auf der Straße an Leuten vorbeilaufen musste, hielt ich immer die Luft an, der Boden unter mir wurde zu Treibsand und ich fing an über meine eigenen Füße zu stolpern. Da wechselte lieber schnell die Straßenseite, wenn mir jemand entgegen kam, obwohl mich keiner beachtete und mir keiner was tat. Ich lief lieber 2 Stunden nach Hause als einen Bus zu nehmen, obwohl ich müde war.

      Ich wollte nicht, dass mich einer so sieht!

      Ich schaffte es einfach nicht, wenn ich Haschisch geraucht oder stärkere Sachen intus hatte, ohne Panik mit Fremden in einem Raum oder auf einer Straßenseite zu sein. Viel später, mit 35 versuchte ich lieber zu verzichten wenn ich mir bei Freunden ein Piece besorgte und das Schillum herumgereicht wurde und schaffte es immer öfter erst zu Hause etwas zu rauchen. Es dauerte 20 Jahre bis ich das mit dem Straßenbahn fahren anders organisieren konnte und in den Griff bekam, meistens wenigstens!

      Heute weiß ich dass das die ersten Anzeichen eines „süchtigen Kindes“ sind, die Sucht hinter sich lassen. Man hat nur noch nicht die Kraft und Wege gefunden, wie das geht. Ich bin vielen Menschen begegnet, die nie auch nur eine Sekunde daran gedacht haben sich von ihrem Bierchen zu verabschieden, obwohl sie täglich so extrem viel konsumiert haben dass sie allabendlich nach Hause beschleppt werden mussten weil sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnten und sonst irgendwo schlafend auf der Straße herumgelegen hätten. Sie wollten es nicht und sie brauchten es anscheinend nicht, aber ich brauchte es!

      Ich erkenne heute die vielen, kleinen unsichtbaren Schritte, die es braucht, um innerlich eine Basis aufzubauen wenn sich einer von der Abhängigkeit lösen und in die Freiheit will und ich weiß endlich auch dass es wirklich zu schaffen ist. Man muss es wollen. Das ist der erste Schritt, egal wie lange es bis zur Ausführung dauert. Man muss dafür seinen Willen erst einmal in eine andere Richtung lenken, auf ein positives Ziel.

      Das mit dem „erst später“ und „nein“ zu sagen fiel mir extrem schwer. Überhaupt fiel es mir schwer, so ganz allgemein im Leben Ablehnung zu zeigen, wenn mir etwas nicht passte oder etwas mir nicht gut tat. Ich konnte mich nur verweigern, weil ich keine Worte für diesen Umstand hatte. Darf ich überhaupt nein sagen? Und wie sage ich es, ohne dass ich eine auf s Maul kriege? Oder muss ich immer tun was andere von mir verlangen?

      Ich musste erst einmal kleine Päckchen packen, um eines Tages vielleicht den ganzen, großen Berg bewältigen zu können. Es beruhigte mich zu wissen dass ich ja abends kiffen „konnte“. An dieser Stelle bekam ich mich zu fassen. Die Verzögerungstaktik war der erste Schritt, zeigte es doch dass ich etwas verändern und kleine Disziplinen aufbringen konnte, auch wenn es nicht für „ewig“ war. Was aber genau die Sache war die mich überforderte und mir eine höllische Angst einjagte. Aber ich erlebte so wenigstens tagsüber schon mal klare Zeiten. Auch die Umgewöhnung an andere Zustände war in kleineren Dosen besser zu verarbeiten.

      Ich war „un- nüchtern“ einfach nicht gesellschaftskompatibel! Irgendwann strengte es mich zu sehr an mit anderen Leuten zu reden wenn ich etwas intus hatte. Ich tat immer so als wäre alles O.K., obwohl ich mit manchen Gestalten wirklich nicht reden wollte und sogar Angst vor ihnen hatte.

      Es war extrem kräftezehrend mir nichts anmerken zu lassen und ich dachte sie dürfen nicht merken dass ich nicht „ d´ accord“ bin! Was n Krampf! Meine Augen taten mir manchmal weh, so sehr verbog ich mich. Ich wollte niemanden verletzen obwohl ich hätte schreien können, so schlimm fand ich einige mit denen ich damals zu tun hatte.

      Bei manchen bekam ich sogar Herzrasen wenn ich sie nur sah, die mich aber sehr mochten, da ich ihnen immer brav zuhörte und nie widersprach. Je mehr Angst ich vor manchen Gesellen hatte desto freundlicher war ich zu ihnen. Nie Drachen den reizen!

      Dafür verabscheute ich mich dann aber nur noch mehr und mein Verhalten baute mein Selbstwertgefühl auch nicht gerade auf. Aber das brauchte ich unbedingt für ein neues Leben. Es sollte 100 Millionen Jahre dauern bis ich es schafft mich von Rassisten und Unterdrücker zu befreien und ihnen die Stirn zu bieten. Komischerweise nahmen die es mir weniger übel als meine eigene Familie, als ich anfing zu zeigen dass ich anderer Meinung war.

      Später war ich dann lieber alleine stoned. Die Heimlichkeit! Der direkte Weg in die Isolation. Auch eine gefährliche Suchtfalle. So verschwindet das peinliche Problem zwar aus dem Blickfeld der anderen, aber man selbst verschwindet auch, da man glaubt nur noch alleine klarkommen zu müssen, bis man sich aufgelöst und ganz verlernt hat zu kommunizieren und nur noch jedem misstraut.

      *

      Ich beschloss eines Tages dass ich anderes zu tun hatte als stundenlang nach Hause zu laufen und das „tagsüber nüchtern Sein“ fing an mir Spaß zu machen. Ich erkannte dass ich wieder alles tun konnte was ich mir vornahm, was vorher sofort unmöglich geworden war wenn ich zu früh am Tag an einem Schillum gezogen hatte und der Rest des Tages gelaufen war. Nun konnte ich wieder überall hingehen, mit jedem reden und es machte mir nichts aus wenn mich einer ansah.

      Ich versuchte das neue Verhalten zu kultivieren und zu meiner neuen Gewohnheit werden zu lassen. Wie man sich etwas angewöhnt hat kann man es sich vielleicht auch wieder abgewöhnen. Es ist ja ein Prozess der seine Zeit dauert. Ich war ja auch von Anfang an nicht gleich Kettenraucher, auch wenn das bei mir ziemlich schnell kam! Meine Tage wurden langsam wieder heller.

      Irgendwann fiel mir auf wieviel Stunden am Tag ich nur damit beschäftigt war Haschisch zu besorgen. Alles drehte sich nur um meine Sucht. Damals wünschte ich mir, man hätte es wie Wein an der Tankstelle kaufen können. Ich wollte, wenn ich gerade keine Auftritte oder keinen Job hatte mir morgens als erstes etwas besorgen, damit ich das erledigt hatte. Ich wollte sicher sein etwas im Haus zu haben, denn bis zum Abend konnte ich ganz gut durchhalten nüchtern zu bleiben, aber nachts nicht. Auch lag mein Problem darin dass ich mir nur kleine Mengen kaufen konnte, da mein Budget stark begrenzt war. Aber das war auch vielleicht mein Glück, da ich sonst noch mehr geraucht hätte. So musste ich es mir immer sehr genau einteilen, bis ich wieder ein paar Mark verdient hatte.

      Das Drogen- besorgen war auch die schwierigste Aufgabe des Tages, weshalb ich das hinter mich bringen wollte, um mich danach beruhigt anderen Dingen zuwenden zu können. Es war mir das Wichtigste, sonst konnte ich mich auf nichts und niemanden konzentrieren weil ich ständig nachdachte wo ich noch was herkriegen konnte und Panik hatte, ich würde meine Freundinnen, die das Haschisch verkauften, wenn ich mich nicht beeilte nicht mehr antreffen.

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