Ich und der Fisch, der Fisch und ich. Dorothea Doris Tangel
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Название: Ich und der Fisch, der Fisch und ich

Автор: Dorothea Doris Tangel

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783738004403

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СКАЧАТЬ Beruf?“ Als ich brav und auch stolz geantwortet hatte: „Drucker und Krankenschwester“, reichte ihm das schon und ich war auf der Stelle durchgefallen. Ich verschwieg dass mein Vater ungelernt war und meine Mutter auch keine Ausbildung hatte. Sie holte das später, als sie 40 wurde nach.

      Es kam zu einem riesen Krach weil alle Lehrer mich nehmen wollten, er aber unnachgiebig blieb. Eine Lehrerin hielt immer wieder eines meiner Gemälde oder eine Zeichnung hoch, während er mich mehrmals fragte: „Wie wollen sie das Studium finanzieren?“ „Irgendwie“ sagte ich immer wieder, „ich werde das schon hinkriegen“. Ich hatte immer irgendwelche Fahrerjobs und sang in Bands, damit konnte ich mich ganz gut über Wasser halten. Wo lag das Problem?

      Aber er ließ sich nicht erweichen. Zum Schluss meinte er, ich sei viel zu jung zum studieren. Ich war zwar gerade 18 geworden, aber ich sah immer noch aus wie 14. Mit 26 ließ man mich ein Türsteher noch nicht einmal in die Disko, weil er meinte ich sei noch keine 16. Erst als ich meinen Ausweis zeigte ließ er mich rein. Wir Frauen mögen das, aber bei dieser Bewerbung war es eine Katastrophe.

      Nach dieser Absage lief ich heulend am Main entlang nach Hause. Ich hatte eine extra große Stofftasche genäht, um die Ölschinken auf meinem Fahrrad transportieren zu können, die mir jetzt zwischen den Beinen baumelten. Alle Träume zerstört. Mein Leben war zu Ende und ich war wieder Mal gescheitert. Wie immer. Gab es denn keinen Platz in der Welt, wo ich hingehörte? Aber das Malen ließ ich mir dadurch nicht vermiesen, es hat mich nicht eine Minute davon abgehalten!

      Heute bin ich stolz darauf von diesem Direktor abgelehnt worden zu sein, denn zu einer guten Biographie eines richtigen und saftigen Künstlerlebens gehört das eben dazu. Es ist sogar eher hinderlich der Norm zu entsprechen. Schließlich erschafft man als schöpferischer Mensch vollkommen neue Dinge, die erst in der Zukunft verstanden werden können, von den Kleingeistern jedenfalls, da es das vorher noch nicht gab und weil man mit nichts zu vergleichen ist, was solche Idioten ja immer brauchen weil sie Angst vor einer eigenen Meinung haben.

      Das gehört dazu wenn man die Zeit repräsentiert, in der man lebt. Ich war diesem Verein sowieso nicht gewachsen. Sie hätten mich nur zerquetscht, selbstmordgefährdet wie ich immer war. Ich hätte dort womöglich nur den Glauben an mich selbst und an die Kunst verloren. So aber konnte mich meine Kunst heilen.

      Als ich in späteren Jahren etliche Städlschüler kennenlernte, war mir klar warum die höhere Macht nicht wollte dass mich dieser Laden in ihre Fänge kriegte, um mich nach ihren leeren Maßstäben zu verkorksen und so zu verbiegen bis ich kein Rückgrat mehr gehabt hätte. Sie waren alle so orientierungslos und keiner von denen getraute sich etwas Eigenes zu machen. Aber sie konnten von ihrer Kunst leben, im Gegensatz zu mir, denn sie hatten die richtigen Kontakte. Ihre Namen habe ich aber sofort vergessen, nachdem ich ihre Werke angesehen hatte. Sie produzierten eher Tapetenmuster und Dekoration, die zur Farbe eines Sofas des Käufers passte und sie wollten es vermeiden mit ihrer Arbeit etwas auszusagen.

      Oje, der Größenwahn tröpfelt mal wieder massiv von der Decke. Na ja, irgendwie muss man ja überleben, wenn man schon keine Geld für seine Arbeit bekommt. Wahrscheinlich kann ich einfach nichts, aber das wollen wir hier jetzt nicht zugeben…

      All das ist natürlich eitel und keiner ist schuld an meinem Schicksal, denn es war meine Bestimmung, mir die Dinge selber beizubringen, und dazu ging es bei mir auch überwiegend um Dinge, die man sowieso nicht auf einer Uni erkaufen kann. Ich sollte meinen eigenen Stil entwickeln, meinen eigenen Ausdruck finden und mutiger werden. Ich war so abhängig von der Meinung anderer und viel zu leicht beeinflussbar, dass ich mich lange nicht getraute Leuten direkt in die Augen zu sehen. Was wenn sie sähen, was ich wirklich denke?

      Ich machte immer wieder dieselben Fehler, Leben für Leben, Inkarnation für Inkarnation und steckte schon länger, als dieses heutige Leben in einer Endlosablehnungsschleife der Ausweglosigkeit fest. Ich war wie ein Baum in einer Schachtel. Ich muss Klarheit erlangen, bevor es in meiner Entwicklung weitergehen kann. Ich musste meinen eigenen Weg finden und mich auf die Reise machen. Ich musste gehen lernen, ohne dass mir dafür einer ein Zertifikat in die Hand drückte.

      Als ich nach Jahren als professionelle Rocksängerin endlich einen Platz am Konservatorium ergattern konnte und ihn mit Fahrerjobs finanzierte, war ich schon längst fertig gebacken, ohne dass mir das bewusst war. Die Klavierlehrerin verabscheute mich weil ich nicht nach Noten spielen konnte, aber ständig eigene Stücke anbrachte. Ich hatte mir alles selber beigebracht und schrieb ganz wunderbare Musik, die das Publikum verzauberte, was sie aber auf die Palme brachte, weil meine Sachen nicht in irgendeinem ihrer Bücher abgedruckt waren. In Wahrheit war sie die Unselbstständige. Sie traute sich noch nicht einmal selbstständig zu denken!

      Was ich dort lernte war die tägliche Disziplin, denn in meinem Leben gab es keine Regelmäßigkeit, schließlich war ich Rocksängerin. Ich trat auf großen Bühnen auf und reiste durch ganz Deutschland, machte die Nächte durch, wie sich das gehörte, nahm Drogen, trank zu viel, aß zu wenig, hatte nie einen festen Freund oder eine feste Wohnung und war wenn, nur unglücklich verliebt, ohne je zurückgeliebt zu werden. Ich hab´ s überlebt, fraaach mich nett wie, aber nun war es an der Zeit meine Konzentration zu entwickeln und vor allem zu lernen alleine arbeiten zu können und das tat ich dann auch. Ich übte jahrelang jeden Tag über 4 Stunden Klavier…

      Und nur darum ging es. Nicht darum dass mich diese Lehrerin akzeptierte, was sie bis zum Schluss nie tat, sondern, ich sollte in der Lage sein mich alleine zu motivieren. Jeden Tag auf s Neue, egal wie sehr ich auch immer wieder zweifelte. An mir, an dem Sinn meines Lebens. Etwas aus dem Nichts heraus erschaffen, zu mir zu stehen, auch wenn andere nicht d´ accord sind.

      Ich musste den Kontakt zu meinem inneren Wissen herstellen und mich befreien vom konventionellen Denken und von althergebrachten Maßstäben. Auch wenn ich durch und durch ein Freigeist bin, war ich doch eine Gefangene meiner eigenen alten, zu enggewordenen Schuhen und mitgebrachten Ansichten. Ein Künstlerleben ist immer die Chance, die Ebene des Massengeistes zu verlassen und sich in neue Höhen aufzuschwingen, aber dafür braucht es Mut und Durchhaltevermögen. Beides hatte ich nicht!

      Ich musste mich von vorgegebenen Denkmustern lösen und begreifen, dass man alles, jederzeit erlernen kann, auch das Glücklichsein. Wenn man das geschnallt hat, kann man alles erreichen, egal wo man ist und ob man es „finanzieren“ kann und man braucht auch keine Lehrer, Schulen und Fürsprecher mehr. Man lebt aus sich selbst heraus und findet seinen Frieden, weil man tut was man tun muss.

      Ich kann manchmal spüren, wie ich mit einer unsichtbaren universellen Energie verbunden bin, mit der jeder verbunden ist, 24 Stunden am Tag, die mich immer wieder aufrichten kann, wenn ich strauchle. Ich hatte verlernt sie wahrzunehmen, anzuzapfen und vergessen dass sie nur aus einem Grund da ist, damit wir sie nutzen. Ist ein „bewusst Werden“ vielleicht nur ein sich Erinnern? Ist all das Wissen, das wir suchen schon immer in uns, jederzeit verfügbar und sind wir oft nur so vernebelt dass wir nichts erkennen können, weil wir uns nur besser konzentrieren müssen?

      Es ist zwar wirklich ziemlich langwierig ein Instrument so zu erlernen, ohne vorgegebenes Übungsmaterial und ganz alleine und als ich endlich Klavierunterricht hatte, merkte ich wie anders das ist. Vorher war mir manchmal wochenlang keine neue Übung eingefallen und ich verfluchte meine Langsamkeit. Bei anderen ging das doch auch schneller. Aber irgendwann kam dann doch immer wieder etwas Neues und es ging weiter.

      Es ging nicht darum, in 2 Jahren die beste Klavierspielerin der Welt zu werden, mit 27 war ich sowieso schon zu alt für die Uni, ich konnte ja noch nicht einmal das Stück spielen dass Mozart mit 5 geschrieben hatte. Es ging nur darum, mir das zu gönnen wovon ich träumte. Ich musste auch üben, Hilfe anzunehmen. Ich was so daran gewöhnt, immer alleine vor mich hinzuwurschteln dass wir natürlich sofort massive Konflikte bekamen, die Klavierlehrerin und ich. Sie sah den Sinn meiner Bemühungen nicht, da ich keine Aufnahmeprüfung an einer Uni auch nur im Ansatz bestehen könnte, СКАЧАТЬ