Das Halsband. Hedwig Courths-Mahler
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Название: Das Halsband

Автор: Hedwig Courths-Mahler

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783754181959

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СКАЧАТЬ Wahrheit, Herr Doktor, die Wahrheit!«

      Lallend rangen sich die Worte von ihren Lippen.

      »Er lebt,« sagte der Arzt mit heiserer Stimme. Was er zu sagen hatte, wurde ihm schwer den leidvollen Mutteraugen gegenüber.

      »Und — und? —«

      Der Arzt zögerte noch immer.

      »Die Wahrheit — ich will die Wahrheit,« sagte sie noch einmal und krampfte die Hände um die Sessellehne.

      Da trat der Arzt an ihre Seite, um sie zu stützen.

      »Beten Sie — Frau Gräfin — beten Sie — daß er nicht am Leben bleibt.«

      Da fiel das Haupt der alten Dame wie leblos zurück.

      Aber mit übermenschlicher Anstrengung zwang sie sich wieder empor.

      »Tot — oder ein Krüppel. Nicht wahr?« sagte sie leise mit den blassen Lippen kaum verständlich die Worte formend.

      Der Arzt nickte nur. Da erhob sie sich langsam und wollte wieder hinüber.

      Er hielt sie zurück.

      »Legen Sie erst dieses Kleid ab, Frau Gräfin — er wird vielleicht bald zum Bewußtsein kommen. Ich gehe inzwischen hinüber und lasse Sie sofort rufen, wenn er zu sich kommt.«

      Grill hatte schon ein anderes Gewand für ihre Herrin zurechtgelegt. Mit bebenden Händen half sie ihr beim Umkleiden. Gräfin Thea ließ sich kaum Zeit, das Haar festzustecken. Dann eilte sie wieder hinüber.

      Graf Joachim lag bleich mit geschlossenen Augen auf seinem Lager. Mühsam hob sich die Brust in schweren Atemzügen und zuweilen stöhnte er auf.

      Seine Mutter setzte sich an sein Bette und wandte die Augen nicht von den geliebten Zügen. Der Arzt beugte sich zu ihr herab.

      »Ich habe ein Telegramm an Gräfin Susanne aufgeben lassen,« flüsterte er.

      Sie sah zu ihm auf. »Sie fürchten — schon so bald? —«

      Der Arzt sah ernst und voll Mitleid in ihren vergehenden Blick.

      »Es könnte — ein schnelles Ende ist hier nicht ausgeschlossen.«

      Sie preßte die Hände an das Herz, um den Schmerzensschrei zu ersticken. Ihr Gesicht schien versteinert in Schmerz und Leid.

      Dann heftete sie ihren Blick wieder auf ihres Sohnes Antlitz. Keine Träne brachte ihr Linderung. Das tiefste Leid ist tränenlos. Aber eine Zaubermacht lag in den Mutteraugen. Sie riefen den Todwunden noch einmal ins Leben zurück.

      Joachim schlug plötzlich die Augen auf. Sein Blick irrte fieberhaft und suchend umher und traf dann den der Gräfin. Jede Mutter ist wohl in solchen Augenblicken eine Heldin. Auch Gräfin Thea brachte es über sich, ihrem Sohne zuzulächeln. Aber er erkannte trotzdem die Verzweiflung, die sich hinter diesem Lächeln verbarg.

      »Mutter — meine Mutter,« sagte er matt.

      Sie beugte sich über ihn, die Lippen lächelten noch immer — aber die Augen brannten vor Leid.

      »Mein Joachim — mein geliebter Sohn — sprich nicht — liege ganz still.«

      Er sann eine Weile nach, mußte sich erst besinnen, was geschehen war. Ein Gefühl, als sei sein Geist nicht im Zusammenhange mit seinem Körper, beherrschte ihn. Aber trotzdem erkannte er mit unheimlicher Schärfe seinen Zustand. »Ah — jetzt weiß ich — der Baum — ich konnte nicht mehr ausweichen — Fafner scheute — wie steht es mit Fafner?« Die Sorge um sein Pferd schien ihn zu bedrücken.

      »Er ist wohl und munter — im Stalle,« sagte die Gräfin — lächelnd. Es war eine jener frommen Lügen, die Wohltaten bergen.

      »Das ist gut — ah und da — Herr Doktor — bitte.«

      Er sah den Doktor mit großen Augen an, als dieser sich über ihn beugte.

      »Wie lange noch — Doktor?« fragte er fest und klar.

      »Herr Graf —«

      Joachims Augen zuckten unruhig.

      »Ehrlich, Doktor — ich bin kein altes Weib.«

      Der Arzt atmete gepreßt. »Wo Leben ist — ist Hoffnung,« sagte er leise.

      Joachims Blick erhielt etwas Starres. Aber dann lächelte er wehmütig.

      »Also das Ende — arme Mutter.«

      Er lag eine Weile mit geschlossenen Augen. Gräfin Thea saß mit zusammengepreßten Händen wie leblos da und sah ihn an.

      Gleich darauf hob der Verwundete wieder den Blick.

      »Doktor — ich habe noch etwas zu regeln — es ist notwendig. Haben Sie etwas — nur eine Stunde noch Kraft und Klarheit — dann geben Sie es mir — bitte.«

      Der Arzt verstand ihn. Er entnahm seinem Besteck ein Fläschchen und zählte einige Tropfen in einen Löffel. Die reichte er dem Kranken. Dieser dankte mit einem Blicke.

      »Nun lassen Sie mich, bitte, allein — mit meiner Mutter.«

      »Ich bleibe in der Nähe, wenn Sie mich brauchen — in einer Stunde kann ich Ihnen diese Tropfen noch einmal geben,« sagte der Arzt und ging hinaus.

      Nun waren sie allein — Mutter und Sohn.

      Joachim sah seine Mutter eine Weile stumm an. Dann bat er leise:

      »Nicht lächeln, Mutter — dein Lächeln tut mir weh.«

      Die Gräfin brach in die Knie und küßte ihm die Hand. Dann legte sie einen Augenblick ihr Haupt mit geschlossenen Augen neben das seine. Joachim atmete schwer.

      »Fasse dich, meine Mutter — sei stark — du hast schon soviel für mich getan — nun auch noch das. Ich brauche deine Hilfe, Mutter — du mußt gut machen — was ich verbrochen. — Wolltest immer wissen, was mich verändert hat. — Die Schuld — Mutter — die Schuld — jetzt will ich beichten — du wirst verzeihen — du gute Mutter — du wirst gut machen.«

      Die Gräfin hob den Kopf und sah ihn an.

      »Sprich nicht, wenn es dir Schmerzen macht,« bat sie, fast vergehend.

      »Nein, nein — eine Wohltat — ich muß — sonst ist es zu spät. Versprich mir — daß du gut machen willst, bitte!«

      »Ich verspreche es dir, mein Sohn, bei meiner grenzenlose Liebe zu dir — ich schwöre dir, daß ich alles tun werde, was du von mir verlangst.«

      Ein tiefer Atemzug hob seine Brust. Dann fragte er leise:

      »Wo ist der Rock, den ich trug — in der Brusttasche steckt ein kleiner Schlüssel.«

      »Der Schlüssel liegt schon hier bei den andern СКАЧАТЬ