Das Halsband. Hedwig Courths-Mahler
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Название: Das Halsband

Автор: Hedwig Courths-Mahler

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783754181959

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      »Es ist gut, Grill.«

      Gräfin Thea ging in ihr Wohnzimmer. Es war ein ziemlich großer Raum im Stile Ludwigs XIV. Prachtvolle Damastbezüge und Vorhänge in goldgelber Farbe gaben dem Raume ein vornehmes Gepräge. Ueber dem Kamine hing ein kostbarer Gobelin. Mitten im Zimmer stand auf einem weichen, in grauen Tönen gehaltenen Teppich ein Tisch mit schwarzer Marmorplatte, deren Mitte ein Blumenkorb mit dunkelroten Rosen zierte. Am Fenster stand ein Schreibtisch, darüber hing das lebensgroße Porträt ihres Sohnes. Er trug noch die Uniform seines Regiments und mochte höchstens dreiundzwanzig Jahre gezählt haben, als das Bild gemalt wurde.

      Gräfin Thea stellte sich an das Fenster. Ihr Blick wandte sich in das Zimmer zurück auf das Bild ihres Sohnes. Ja. — Damals — da war er noch froh und glücklich gewesen. Gerade in jener Zeit hatte es wie Sonnenglanz auf seinen Zügen gelegen.

      In Gedanken stand sie da und grübelte, wie so oft, über sein verändertes Wesen nach. Da schreckte sie plötzlich zusammen, ein greller Blitz leuchtete auf, dann ein furchtbarer Donnerschlag, der die Fenster klirren machte. Es war, als sei dies ein Signal gewesen, das alle Elemente entfesselte. Ein orkanartiger Sturm brach mit plötzlicher Gewalt los. Die Baumriesen im Parke wurden wie schwache Rohre hin- und hergebogen. Es krachte und knatterte unaufhörlich, als sei alles, was sich dem Sturm entgegenstellte, dem Untergange geweiht. Und dann wieder in kurzer Folge Blitz und Donner, dazwischen das Heulen des Sturmes und endlich ein wolkenbruchartiger, mit Hagelschauern vermischter Regen.

      Gräfin Thea war entsetzt in das Zimmer zurückgewichen und in einen Sessel gesunken. Schreckensbleich starrte sie vor sich hin und faltete die Hände. Wo mochte Joachim sein in diesem furchtbaren Unwetter? Kehrte er noch nicht heim?

      Wieder krachte ein knatternder Donnerschlag hernieder.

      »Vater im Himmel — schütze meinen Sohn,« flüsterte sie mit bebenden Lippen.

      Aber während dies Gebet zum Himmel stieg, lag Graf Joachim Wildenfels bereits blutüberströmt unter seinem Pferde auf der Chaussee. Ein durch den Sturm entwurzelter Baum hatte Pferd und Reiter unter sich begraben. Das Pferd war tot und Graf Joachim lag schwer verwundet und bewußtlos unter dem schweren Tierkörper.

      3.

      Das Unwetter hatte ausgetobt. So schnell und furchtbar es gekommen, so schnell war es vorübergegangen. Der Mond schien bereits wieder friedlich zwischen den zerrissenen Wolkenfetzen hervor. Gräfin Thea hatte in angstvoller Unruhe auf die Rückkehr ihres Sohnes gewartet. Die Unruhe steigerte sich von Minute zu Minute.

      Noch hoffte sie, daß er im Dorfe Unterschlupf gefunden hatte. Daß er aber dann sofort nach dem Gewitter heimkehren würde, um sie zu beruhigen, galt ihr sicher.

      Aber er kam nicht!

      Nun hielt es die geängstigte Mutter nicht länger. Sie eilte hinaus in das Vorzimmer. Da stand auch Grill mit blassem Gesicht und horchte hinaus.

      »Grill — rufe mir die Leute zusammen — es muß meinem Sohne ein Unfall zugestoßen sein, sonst wäre er daheim,« stieß Gräfin Thea atemlos vor Erregung hervor.

      Wenige Minuten später waren alle Dienstboten in der großen Halle versammelt. Gräfin Thea gab dem Hausmeister mit bebender Stimme Befehl, die Leute mit Fackeln und Windlichtern auszurüsten und die Umgegend absuchen zu lassen. So schnell es anging, wurde der Befehl ausgeführt. Der Hausmeister führte selbst den Zug an und verteilte draußen die Leute in mehrere Gruppen.

      Es dauerte nicht lange, da hatte man den Verwundeten gefunden. Laute Rufe schallten durch die Nacht. Die Leute stießen wieder zusammen. Es kostete viele Mühe, den Baum und das tote Pferd soweit beiseite zu räumen, um den Grafen zu befreien. Ein leises Stöhnen zeigte dem niederknieenden Hausmeister, daß sein Herr noch lebte. Zum Glücke war es nicht weit vom Schlosse. Der Hausmeister schickte einige Leute zurück. Einer sollte die Gräfin Thea vorbereiten, ein anderer sollte sofort zum Arzt fahren. Die übrigen bekamen den Auftrag, eine Tragbahre herbeizuschaffen, denn ohne eine solche konnte man den Verwundeten nicht fortschaffen.

      Gräfin Theas Unruhe war auf das Unerträglichste gesteigert worden, als die Schreckensbotschaft eintraf. Einen Moment wankte die alte Dame und Grill sprang erschrocken heran, um sie zu stützen. Aber nur einen Augenblick währte diese Schwäche, dann lief die unglückliche Mutter, wie sie ging und stand, in die Nacht hinaus. Grill folgte ihr wie ein treuer Schatten.

      Gräfin Theas Morgenrock schleifte auf dem nassen Boden — sie achtete nicht darauf. Ihre grauen Flechten hatten sich gelöst, lose Haarsträhnen fielen über ihr entsetzensstarres Gesicht. Atemlos hastete sie vorwärts und als sie bei der stumm und erschüttert dastehenden Gruppe der Leute anlangte, machte man ihr ehrfurchtsvoll Platz.

      Schweigend, wie zerbrochen, sank sie neben dem leblosen Körper ihres Sohnes in die Knie und dann stöhnte sie auf — ein einziges Mal nur — aber der ganze furchtbare Schmerz ihres gemarterten Herzens kam in diesem qualvollen Laute zum Ausdruck.

      Die ausgesandten Leute kamen mit der improvisierten Tragbahre herbei. Die Zähne fest zusammengebissen, ein Bild versteinerten Jammers, half Gräfin Thea selbst mit, ihren Sohn darauf niederzulegen. Sie schritt dicht neben ihm, als sich der Zug in Bewegung setzte und auf dem kurzen Wege bis zum Schlosse litt sie tausendfältig die Schmerzen ihres Sohnes mit. Ihr Kleid war mit Blut besudelt, sie hatte nicht darauf geachtet, daß sie in eine Blutlache getreten war, als sie neben ihrem Sohne niedersank. Es war ein trauriger Zug, der sich schweigend dem Schlosse nahte.

      Im Schlafzimmer des Grafen war inzwischen alles zur Aufnahme des Verwundeten vorbereitet worden. Man legte ihn sorgsam auf das Bett. Die Leute schlichen stumm und betreten hinaus, nur Grill und der Hausmeister blieben im Zimmer. Eigenhändig wusch Gräfin Thea mit zarter Sorgfalt das Blut von dem Antlitz ihres Sohnes. Sie vergaß sich selbst und ihren Jammer im Bestreben, ihm wohlzutun, ihm etwas Liebe zu erweisen.

      Bange, martervolle Minuten, die sich zu Ewigkeiten dehnten, vergingen, bis der herbeigeholte Arzt eintraf.

      Dann gab es ein geschäftiges Treiben. Der Arzt waltete seines Amtes. Grill war halb ohnmächtig und nicht imstande, zu helfen, so gern sie es getan hätte. Aber die Gräfin hielt sich wie eine Heldin. Sie wich nicht aus dem Zimmer und verrichtete mit zusammengebissenen Zähnen alle die kleinen Dienste, die der Arzt verlangte. Mit ihrer und des Hausmeisters Hilfe wurde der Verwundete untersucht und verbunden.

      Sie sprach kein Wort, fragte nicht und weinte nicht, aber ihre Augen forschten voll brennender Unruhe in dem ernsten Gesicht des Arztes. Und als dessen Miene immer düsterer wurde, ahnte sie, daß ihr das Schlimmste noch bevorstand.

      Grill hatte, ehe sie hinausging, gefragt, ob sie Lothar wecken und herbeirufen sollte. Schaudernd hatte Gräfin Thea den Kopf geschüttelt. Diesen gräßlichen Anblick wollte sie ihrem Enkel ersparen, wenn es möglich war.

      Bis zum Schlusse hielt die arme Mutter tapfer aus, aber als dann die Untersuchung zu Ende und die Verbände angelegt waren, und als ein leises Stöhnen sich über die Lippen ihres Sohnes rang, da brach sie kraftlos in einem Sessel neben dem Bette zusammen.

      Der Arzt flößte ihr ein Glas Wein ein und sie erholte sich schnell. Dann bot er ihr den Arm und führte sie in das Nebenzimmer mit einem bezeichnenden Blick auf den Kranken. Er gab dem Haushofmeister СКАЧАТЬ