Das Halsband. Hedwig Courths-Mahler
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Название: Das Halsband

Автор: Hedwig Courths-Mahler

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783754181959

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СКАЧАТЬ wenig Astronomie und suchten mit dem Fernglase den Himmel ab, der noch nicht von Wolken verhüllt war. Graf Joachim rauchte eine Zigarette nach der andern und seine Mutter betrachtete ihn in sorgender Schweigsamkeit.

      Um neun Uhr zog sich der Kandidat zurück und auch Lothar sagte Vater und Großmama fröhlich Gute Nacht.

      Kaum war er verschwunden, da sprang Joachim auf und klingelte.

      »Mein Pferd,« rief er dem herbeieilenden Diener zu. Gräfin Thea sah erschrocken auf.

      »Du willst noch ausreiten, Joachim?«

      Er sah an ihr vorbei, hinaus in den schweigenden Park.

      »Mutter — das tue ich doch so oft.«

      Sie seufzte. Diese späten Ritte ihres Sohnes, die sich oft bis Mitternacht ausdehnten und von denen er sein Pferd immer abgehetzt und schaumbedeckt nach Hause brachte, waren ihr schon lange eine schwere Sorge. Sie hatte ihre Schwiegertochter heimlich gebeten, Joachim von diesen wilden Ritten abzuhalten. Aber Susanne hatte sie ausgelacht.

      »Ich bitte dich, Mama, diese Ritte sind das einzige, womit Joachim noch einigermaßen Schneid verrät. Wie kannst du dich darum sorgen? Er ist doch Kavallerist. Willst du ihn denn ganz und gar nur noch in Schlafrock und Pantoffeln sehen? Er kann wirklich ein wenig Schneid brauchen. Ich werde mich hüten, ihn davon abzuhalten.« Das war ihre Antwort gewesen. Aber Gräfin Theas Sorge war damit nicht gemildert.

      »Leider reitest du immer so spät aus. Aber heute solltest du es wirklich nicht tun, Joachim — es ist heute ein Gewitter im Anzuge,« sagte sie jetzt bittend.

      Joachim starrte düster vor sich hin.

      »Es hat noch lange Zeit — bis es losbricht, bin ich wohl wieder daheim.«

      Gräfin Thea blickte unruhig zum Himmel empor; eine dunkle Wolkenwand erhob sich über den Bäumen des Parkes wie ein starres, felsiges Gebirge. Dann wandte sie die Augen wieder ihrem Sohne zu. Seine Züge waren schlaff und die Augen blickten matt und düster. Um den Mund zuckte es nervös, als sei es ihm schwer, sich zur Ruhe zu zwingen.

      Er warf den Rest seiner Zigarette fort und trat zu seiner Mutter.

      »Gute Nacht, Mama — du bist wohl zur Ruhe gegangen, wenn ich heimkomme.«

      Sie faßte ängstlich seine Hand.

      »Bleib doch heute zu Hause, Joachim,« bat sie eindringlich.

      Er lachte, aber dieses Lachen kam nicht aus dem Herzen. Es klang leer und unnatürlich.

      »Aber Mama — sei doch nicht so ängstlich. Ich brauche den Ritt wie einen Schlaftrunk. Gute Nacht.«

      Er küßte ihr die Hand und ging eilig davon.

      Seine Mutter erhob sich und trat an die Terrassenbrüstung. Wieder flog ihr Blick sorgend zum Himmel empor. Es war unheimlich still und schwül. »Ruhe vor dem Sturme,« mußte sie denken.

      Und da führte ein Reitknecht bereits Joachims Pferd vorüber. Es hob den Kopf und sog mit den Nüstern wie prüfend die Luft ein.

      Gleich darauf sah sie ihren Sohn über den Rasenplaz reiten. Sie starrte ihm nach. Was war es nur, das ihn so ruhelos und freudlos gemacht hatte?

      Der Reitknecht schritt wieder mit ehrfurchtsvollem Gruße an ihr vorüber nach den Ställen hinüber, die hinter dem Gebäude lagen, das an den westlichen Flügel des Schlosses angebaut war. In diesem Gebäude waren die Verwaltungsräume untergebracht. Im Erdgeschosse lag das Rentamt. Man konnte es durch den westlichen Schloßflügel betreten. Eine einzige Tür war durch die starken Schloßmauern gebrochen. Sie war von Eisen, eine Doppeltür, zu der nur der Graf von Wildenfels den Schlüssel hatte. Niemand durfte diese Tür benutzen als der Graf und der Rendant, denn sie führte direkt in den Raum, wo in eingebauten eisernen Wandschränken die Kasse, die Wirtschaftsbücher, aller wertvolle Schmuck und das silberne Tafelgeräte, soweit es nicht täglich gebraucht wurde, untergebracht waren. Hier ruhte wohlverwahrt gegen Feuersgefahr und Diebstahl der Reichtum der Grafen von Wildenfels.

      Im ersten Stocke des Gebäudes befand sich die Wohnung des Rendanten und seiner Familie, im zweiten Stocke wohnten die beiden ledigen Verwalter. Die sonstigen Wirtschaftsgebäude lagen hinter dem Park am See.

      Gräfin Thea war hinaufgegangen in ihre Zimmer. Als sie ihr Vorzimmer betrat, erhob sich eine etwa fünfzigjährige Frau in schwarzem Kleide, weißem Häubchen und weißer Schürze. Sie hatte am Fenster gesessen und vor Eintritt der Dämmerung wohl in dem Buche gelesen, das auf ihrem Schoße gelegen. Ihr frisches, rundes Gesicht wandte sich der Gräfin mit sorgendem Ausdruck zu.

      »Heute hätten Frau Gräfin nicht zulassen sollen, daß der gnädige Herr Graf ausreiten. Es gibt ein schweres Wetter,« sagte sie fast vorwurfsvoll. Es war Frau Friederike Grill, Gräfin Theas langjährige Kammerfrau. Als junges Zöfchen hatte sie vor dreißig Jahren ihren Einzug in Schloß Wildenfels gehalten. Später war sie die Frau des Kammerdieners des Grafen, Heinrich Grill, geworden, ohne deshalb ihren Dienst bei der Gräfin Thea aufzugeben. Sie wurde einfach zur Kammerfrau erhoben und blieb auf ihrem Posten, als ihr Mann vor etwa zehn Jahren starb. Gräfin Thea hielt große Stücke auf die ihr treu ergebene Person und sprach wohl auch ein vertrauliches Wort mit ihr. Gelegentlich ließ sie sich sogar ein wenig von ihr tyrannisieren.

      Jetzt blickte sie kummervoll in das treubesorgte Gesicht.

      »Grill — du weißt doch — er läßt sich nicht halten,« sagte sie leise.

      Grill — sie wurde seit ihrer Verheiratung nur so von der Gräfin genannt — nickte mit dem Kopfe.

      »Na ja — na ja — aber heute hätte der gnädige Herr Graf man doch lieber zu Hause bleiben sollen.«

      Gräfin Thea seufzte.

      »Hast du mal nach Lothar gesehen, Grill?«

      Die nickte lächelnd.

      »Na — das lasse ich mir doch nicht nehmen. Erst hat er noch sein Späßchen mit mir gemacht, dann ist er mit einem Purzelbaum quer durchs Zimmer, nun liegt er und schläft — so fest und ruhig — den weckt kein Gewitter auf, bis er ausgeschlafen hat.«

      »Leg mir einen bequemen Morgenrock zurecht. Ich will erst noch zu ihm hinüber, dann hilfst du mir beim Umkleiden. Zu Bette will ich gar nicht erst gehen, das Wetter treibt mich doch wieder heraus.«

      Sie ging nach Lothars Schlafzimmer. Liebevoll sah sie auf den Schläfer herab und freute sich an seinen ruhigen tiefen Atemzügen. Ein heißes Gebet für sein Wohl stieg aus ihrem Herzen empor. Dann ging sie leise hinaus.

      Grill kleidete ihre Herrin flink und gewandt in ihren weichen Morgenrock und löste aus den noch recht ansehnlichen grauen Flechten die Nadeln. Während sie das Haar bürstete und für die Nacht in einen Zopf einflocht, plauderte sie von den Ereignissen des Tages, um ihre Herrin zu zerstreuen. Aber dabei lauschten doch beide immer wieder hinaus. Ein heftiger Wind hatte sich erhoben. Grill mußte die Fenster schließen. Dabei sah sie, daß die Wolkenwand gespensterisch und unheimlich näherzog. Gräfin Thea hatte sich erhoben und trat neben sie.

      »Das sieht böse aus, Grill. — Ich gehe hinüber in mein Wohnzimmer. Wenn du willst, kannst du zu Bette gehen.«

      »Aber nein, Frau Gräfin können СКАЧАТЬ