Blind und sinnlos durchs wüste Leben.
ISABELLA zu Don Cesar.
Du, der das Schwert auf seinen Bruder zückt,
Sieh dich umher in dieser ganzen Schar,
Wo ist ein edler Bild als deines Bruders?
Zu Don Manuel.
Wer unter diesen, die du Freunde nennst,
Darf deinem Bruder sich zur Seite stellen?
Ein jeder ist ein Muster seines Alters,
Und keiner gleicht und keiner weicht dem andern.
Wagt es, euch in das Angesicht zu sehn!
O Raserei der Eifersucht, des Neides!
Ihn würdest du aus Tausenden heraus
Zum Freunde dir gewählt, ihn an dein Herz
Geschlossen haben als den einzigen,
Und jetzt, da ihn die heilige Natur
Dir gab, dir in der Wiege schon ihn schenkte,
Trittst du, ein Frevler an dem eignen Blut,
Mit stolzer Willkür ihr Geschenk mit Füßen,
Dich wegzuwerfen an den schlechtern Mann,
Dich an den Feind und Fremdling anzuschließen!
DON MANUEL.
Höre mich, Mutter!
DON CESAR.
Mutter, höre mich!
ISABELLA.
Nicht Worte sinds, die diesen traurgen Streit
Erledigen – Hier ist das Mein und Dein,
Die Rache von der Schuld nicht mehr zu sondern.
– Wer möchte noch das alte Bette finden
Des Schwefelstroms, der glühend sich ergoß?
Des unterirdschen Feuers schreckliche
Geburt ist alles, eine Lavarinde
Liegt aufgeschichtet über dem Gesunden,
Und jeder Fußtritt wandelt auf Zerstörung.
– Nur dieses eine leg ich euch ans Herz.
Das Böse, das der Mann, der mündige,
Dem Manne zufügt, das, ich will es glauben,
Vergibt sich und versöhnt sich schwer. Der Mann
Will seinen Haß, und keine Zeit verändert
Den Ratschluß, den er wohlbesonnen faßt.
Doch eures Haders Ursprung steigt hinauf
In unverständger Kindheit frühe Zeit,
Sein Alter ists, was ihn entwaffnen sollte.
Fraget zurück, was euch zuerst entzweite,
Ihr wißt es nicht, ja, fändet ihrs auch aus,
Ihr würdet euch des kindschen Haders schämen.
Und dennoch ists der erste Kinderstreit,
Der fortgezeugt in unglückselger Kette,
Die neuste Unbill dieses Tags geboren.
Denn alle schweren Taten, die bis jetzt geschahn,
Sind nur des Argwohns und der Rache Kinder.
– Und jene Knabenfehde wolltet ihr
Noch jetzt fortkämpfen, da ihr Männer seid?
Beider Hände fassend.
O meine Söhne! Kommt, entschließet euch,
Die Rechnung gegenseitig zu vertilgen,
Denn gleich auf beiden Seiten ist das Unrecht.
Seid edel, und großherzig schenkt einander
Die unabtragbar ungeheure Schuld.
Der Siege göttlichster ist das Vergeben!
In eures Vaters Gruft werft ihn hinab
Den alten Haß der frühen Kinderzeit!
Der schönen Liebe sei das neue Leben,
Der Eintracht, der Versöhnung seis geweiht.
Sie tritt einen Schritt zwischen beiden zurück, als wollte sie ihnen Raum geben, sich einander zu nähern. Beide blicken zur Erde, ohne einander anzusehen.
CHOR.
Höret der Mutter vermahnende Rede,
Wahrlich, sie spricht ein gewichtiges Wort!
Laßt es genug sein und endet die Fehde,
Oder gefällts euch, so setzet sie fort.
Was euch genehm ist, das ist mir gerecht,
Ihr seid die Herrscher und ich bin der Knecht.
ISABELLA nachdem sie einige Zeit innegehalten und vergebens eine Äußerung der Brüder erwartet, mit unterdrücktem Schmerz.
Jetzt weiß ich nichts mehr. Ausgeleert hab ich
Der Worte Köcher und erschöpft der Bitten Kraft.
Im Grabe ruht, der euch gewaltsam bändigte,
Und machtlos steht die Mutter zwischen euch.
– Vollendet! Ihr habt freie Macht! Gehorcht
Dem Dämon, der euch sinnlos wütend treibt,
Ehrt nicht des Hausgotts heiligen Altar,
Laßt diese Halle selbst, die euch geboren,
Den Schauplatz werden eures Wechselmords.
Vor eurer Mutter Aug zerstöret euch
Mit euren eignen, nicht durch fremde Hände.
Leib gegen Leib, wie das thebanische Paar,
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