Euch künd ichs an, damit ihrs alle wisset!
Der Streit ist abgeschlossen zwischen mir
Und dem geliebten Bruder! Den erklär ich
Für meinen Todfeind und Beleidiger,
Und werd ihn hassen wie der Hölle Pforten,
Der den erloschnen Funken unsers Streits
Aufbläst zu neuen Flammen – Hoffe keiner
Mir zu gefallen oder Dank zu ernten,
Der von dem Bruder Böses mir berichtet,
Mit falscher Dienstbegier den bittern Pfeil
Des raschen Worts geschäftig weitersendet.
– Nicht Wurzeln auf der Lippe schlägt das Wort,
Das unbedacht dem schnellen Zorn entflohen,
Doch von dem Ohr des Argwohns aufgefangen,
Kriecht es wie Schlingkraut endlos treibend fort,
Und hängt ans Herz sich an mit tausend Ästen,
So trennen endlich in Verworrenheit
Unheilbar sich die Guten und die Besten!
Er umarmt den Bruder noch einmal und geht ab, von dem zweiten Chore begleitet.
Don Manuel und der erste Chor.
CHOR.
Verwundrungsvoll, o Herr, betracht ich dich,
Und fast muß ich dich heute ganz verkennen.
Mit karger Rede kaum erwiderst du
Des Bruders Liebesworte, der gutmeinend
Mit offnem Herzen dir entgegenkommt.
Versunken in dich selber stehst du da
Gleich einem Träumenden, als wäre nur
Dein Leib zugegen und die Seele fern.
Wer so dich sähe, möchte leicht der Kälte
Dich zeihn und stolz unfreundlichen Gemüts,
Ich aber will dich drum nicht fühllos schelten,
Denn heiter blickst du wie ein Glücklicher
Um dich und Lächeln spielt um deine Wangen.
DON MANUEL.
Was soll ich sagen? Was erwidern? Mag
Der Bruder Worte finden! Ihn ergreift
Ein überraschend neu Gefühl, er sieht
Den alten Haß aus seinem Busen schwinden,
Und wundernd fühlt er sein verwandelt Herz.
Ich – habe keinen Haß mehr mitgebracht,
Kaum weiß ich noch, warum wir blutig stritten.
Denn über allen irdschen Dingen hoch
Schwebt mir auf Freudenfittichen die Seele,
Und in dem Glanzesmeer, das mich umfängt,
Sind alle Wolken mir und finstre Falten
Des Lebens ausgeglättet und verschwunden.
– Ich sehe diese Hallen, diese Säle
Und denke mir das freudige Erschrecken
Der überraschten, hocherstaunten Braut,
Wenn ich als Fürstin sie und Herrscherin
Durch dieses Hauses Pforten führen werde.
– Noch liebt sie nur den Liebenden! Dem Fremdling,
Dem Namenlosen hat sie sich gegeben.
Nicht ahnet sie, daß es Don Manuel,
Messinas Fürst ist, der die goldne Binde
Ihr um die schöne Stirne flechten wird.
Wie süß ists, das Geliebte zu beglücken
Mit ungehoffter Größe Glanz und Schein!
Längst spart ich mir dies höchste der Entzücken,
Wohl bleibt es stets sein höchster Schmuck allein,
Doch auch die Hoheit darf das Schöne schmücken,
Der goldne Reif erhebt den Edelstein.
CHOR.
Ich höre dich, o Herr, vom langen Schweigen
Zum erstenmal den stummen Mund entsiegeln.
Mit Späheraugen folgt ich dir schon längst,
Ein seltsam wunderbar Geheimnis ahnend,
Doch nicht erkühnt ich mich, was du vor mir
In tiefes Dunkel hüllst, dir abzufragen.
Dich reizt nicht mehr der Jagden muntre Lust,
Der Rosse Wettlauf und des Falken Sieg.
Aus der Gefährten Aug verschwindest du,
Sooft die Sonne sinkt zum Himmelsrande,
Und keiner unsers Chors, die wir dich sonst
In jeder Kriegs- und Jagdgefahr begleiten,
Mag deines stillen Pfads Gefährte sein.
Warum verschleierst du bis diesen Tag
Dein Liebesglück mit dieser neidschen Hülle?
Was zwingt den Mächtigen, daß er verhehle?
Denn Furcht ist fern von deiner großen Seele.
DON MANUEL.
Geflügelt ist das Glück und schwer zu binden,
Nur in verschloßner Lade wirds bewahrt,
Das Schweigen ist zum Hüter ihm gesetzt,
Und rasch entfliegt es, wenn Geschwätzigkeit
Voreilig wagt, die Decke zu erheben.
Doch jetzt, dem Ziel so nahe, darf ich wohl
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