Reizend betrügt sie die glücklichen Jahre,
Die gefällige Tochter des Schaums,
In das Gemeine und Traurigwahre
Webt sie die Bilder des goldenen Traums.
EIN DRITTER.
Bleibe die Blume dem blühenden Lenze,
Scheine das Schöne! Und flechte sich Kränze,
Wem die Locken noch jugendlich grünen,
Aber dem männlichen Alter ziemts,
Einem ernsteren Gott zu dienen.
ERSTER.
Der strengen Diana, der Freundin der Jagden,
Lasset uns folgen ins wilde Gehölz,
Wo die Wälder am dunkelsten nachten,
Und den Springbock stürzen vom Fels.
Denn die Jagd ist ein Gleichnis der Schlachten,
Des ernsten Kriegsgotts lustige Braut –
Man ist auf mit dem Morgenstrahl,
Wenn die schmetternden Hörner laden
Lustig hinaus in das dampfende Tal,
Über Berge, über Klüfte,
Die ermatteten Glieder zu baden
In den erfrischenden Strömen der Lüfte!
ZWEITER.
Oder wollen wir uns der blauen
Göttin, der ewig bewegten, vertrauen,
Die uns mit freundlicher Spiegelhelle
Ladet in ihren unendlichen Schoß?
Bauen wir auf der tanzenden Welle
Uns ein lustig schwimmendes Schloß?
Wer das grüne, kristallene Feld
Pflügt mit des Schiffes eilendem Kiele,
Der vermählt sich das Glück, dem gehört die Welt,
Ohne die Saat erblüht ihm die Ernte!
Denn das Meer ist der Raum der Hoffnung
Und der Zufälle launisch Reich,
Hier wird der Reiche schnell zum Armen
Und der Ärmste dem Fürsten gleich.
Wie der Wind mit Gedankenschnelle
Läuft um die ganze Windesrose,
Wechseln hier des Geschickes Lose,
Dreht das Glück seine Kugel um,
Auf den Wellen ist alles Welle,
Auf dem Meer ist kein Eigentum.
DRITTER.
Aber nicht bloß im Wellenreiche,
Auf der wogenden Meeresflut,
Auch auf der Erde, so fest sie ruht
Auf den ewigen, alten Säulen,
Wanket das Glück und will nicht weilen.
– Sorge gibt mir dieser neue Frieden,
Und nicht fröhlich mag ich ihm vertrauen,
Auf der Lava, die der Berg geschieden,
Möcht ich nimmer meine Hütte bauen.
Denn zu tief schon hat der Haß gefressen
Und zu schwere Taten sind geschehn,
Die sich nie vergeben und vergessen,
Noch hab ich das Ende nicht gesehn,
Und mich schrecken ahnungsvolle Träume!
Nicht Wahrsagung reden soll mein Mund,
Aber sehr mißfällt mir dies Geheime,
Dieser Ehe segenloser Bund,
Diese lichtscheu krummen Liebespfade,
Dieses Klosterraubs verwegne Tat,
Denn das Gute liebt sich das Gerade,
Böse Früchte trägt die böse Saat.
Auch ein Raub wars, wie wir alle wissen,
Der des alten Fürsten ehliches Gemahl
In ein frevelnd Ehebett gerissen,
Denn sie war des Vaters Wahl.
Und der Ahnherr schüttete im Zorne
Grauenvoller Flüche schrecklichen Samen
Auf das sündige Ehebett aus.
Greueltaten ohne Namen,
Schwarze Verbrechen verbirgt dies Haus.
CHOR.
Ja, es hat nicht gut begonnen,
Glaubt mir, und es endet nicht gut,
Denn gebüßt wird unter der Sonnen
Jede Tat der verblendeten Wut.
Es ist kein Zufall und blindes Los,
Daß die Brüder sich wütend selbst zerstören,
Denn verflucht ward der Mutter Schoß,
Sie sollte den Haß und den Streit gebären.
– Aber ich will es schweigend verhüllen,
Denn die Rachgötter schaffen im stillen,
Zeit ists, die Unfälle zu beweinen,
Wenn sie nahen und wirklich erscheinen.
Der Chor geht ab.
Die Szene verwandelt sich in einen Garten, der die Aussicht auf das Meer eröffnet. Aus einem anstoßenden Gartensaal tritt.
BEATRICE geht unruhig auf und nieder, nach allen Seiten umherspähend. Plötzlich steht sie still und horcht.
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